Geheimnisse

 

 

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Kapitel 19: Rückkehr mit Hindernissen



Wo ein Wille da auch ein Weg

Von Unbekannt aber allgemein bekannt



Snape strauchelte hier und da und je näher sie Hogwarts kamen, um so unsicherer und schwerer fühlte er sich. Firenze hielt ihn und bewahrte ihn so vor einigen Stürzen. Allein sein Fehlen war verdächtig und ein voll Schlamm strotzender Lehrer erst recht. Er wagte es nicht, sich nach Sirius Black umzusehen; der Pate von Harry Potter hatte das Schlußlicht übernommen und wirkte sehr nachdenklich. Früher hätte er es nie zugelassen, dass Sirius Black hinter ihm her ging, zu tief war sein Misstrauen gegenüber Black. Aber ohne Zauberstab? Was konnte er ihm da anhaben? Das Einhorn verschwand und bald sah auch der Zentaure sehr ängstlich drein. Severus hob den Kopf und konnte das Schloß durch die Bäume blinzeln sehen. Wie viele Jahre war es ihm schon Zuflucht, Heimat?
Sein Todesser-Instinkt schrie innerlich plötzlich auf und Snape hob warnend die Hand. Hecktisch sah er die Zinnen des Schlosses ab. Das Schloß war doch nicht ganz so friedlich. Firenze duckte sich und Sirius Black, geschädigt durch die jahrelange Flucht, sah sich panisch um.
"Auroren!" flüsterte Snape rau.
"Wo?" Firenze versuchte sich klein zu machen, was bei einem Zentauren irgendwie lächerlich aussah.
"Auf den Zinnen." Snape kniff die Augen zusammen, was würde er nicht für etwas Dunkelheit geben! Doch selbst das nützte mit einem goldgelb schillernden Zentauren reichlich wenig.
"Firenze..." Unsicher sah der Todesser zu dem magischen Wesen auf.
"Ich verschwinde besser", sagte es und drückte ein letztes Mal den Arm von Snape. "Wir sehen uns."
Mit weiten Sprüngen zog sich Firenze tiefer in den Wald zurück. Sirius schloß auf und sah nun gleichfalls auf die Zinnen, nachdem er dem Zentauren nachgesehen hatte. Ihm brauchte Snape nichts zu erklären, Black war, wie er, geschädigt was Auroren anging. Auch wenn sein Herr nie ein Wort über Blacks Flucht oder seine Jahre in Askaban verlor, konnte sich Snape vorstellen, dass es auch für ihn keine leichten Jahren waren. Er warf einen Seitenblick auf Black. Welche seelischen oder körperlichen Narben trug wohl der Pate von Harry Potter? Müde schüttelte er den Kopf, dazu war später Zeit.
"Wie sollen wir da ins Schloß kommen?" fragte Black.
Snape stand immer noch wie zu einer Salzsäule erstarrt da, den Blick leer. Seine Gedanken rasten ihm durch den Kopf. Es gab immer einen Weg in das Schloß, er hatte immer einen gefunden, oder Hagrid. Erschöpft und müde ließ er den Kopf hängen. Was war er schon ohne Hagrid?
Allein!
Die Beine drohten unter ihm wegzuknicken. Aufgeben, einfach aufgeben, das wäre jetzt das Beste.
"HE! Jetzt nicht schlapp machen!" Sirius schüttelte ihn grob an den Schultern.
Verwirrt sah er auf - doch nicht allein. Black sah trotzig zur Burg hoch, in dem immer noch leicht ausgemergelten Gesicht war Leben und diese Willenskraft, die er ausstrahlte. Insgeheim war es das gewesen, was Snape immer bei ihm und James Potter bewundert hatte. Diese Kraft, diese unbändige Willenskraft. Die Kraft, die ihm gefehlt hatte, damals, als Voldemort ihn gefunden hatte und die Kraft, sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen, später, nach Voldemorts Aufnahmeritus, viel später.
"Wir warten einfach die Nacht ab und schleichen uns dann näher an die Burg heran. Am besten am Seegebüsch entlang und dann durch eines der Fenster steigen wir ein", flüsterte Sirius und sah den See entlang.
Snape schüttelte den Kopf, "Das dauert zu lange, man wird mich bereits vermissen, ich muss früher im Schloß sein."
Sirius Black sah zu Snape und bemerkte, dass er ihn immer noch an den Schultern hielt. Sofort schwanden die stützenden Hände und Black sah aus als hätte er sich an ihm verbrannt. Oder etwas ganz Ekeliges angefasst.
Snape erinnerte sich daran wie er einmal mitten am Tag ins Schloß geschlichen war, mit Horden von Schülern auf dem Gelände, und Schüler waren beinahe so schlimm wie Auroren, wenn nicht schlimmer. Damals war er aber allein gewesen, jetzt war Black bei ihm. Er musste umdenken und da kam ihm ein Gedanke.
"Wir nehmen einen anderen Weg und zwar..." Snape kniff die Augen zusammen, mit der einen Hand griff er nach seinem Zauberstab und murmelte einige Worte. Der schlanke Stab verwandelte sich in ein handliches Fernrohr. Er sah hindurch und beobachtete die Auroren. Genauer gesagt sah er ihnen ins Gesicht.
"Sie machen eine Wachablösung in genau 5 Minuten!" verkündete Snape leise.
Er nahm das Fernrohr ab und es verwandelte sich zurück in den Zauberstab.
"Und woher?" Sirius starrte verdattert zu den Zinnen hoch.
"Ich habe es ihnen von den Lippen abgelesen", sagte Snape ruhig und verstaute seinen Zauberstab in seinen Roben. Der verräterische Todesserumhang lag sicher zusammengerollt im Lager von Firenze.
Black schüttelte den Kopf und murmelte etwas wie: "Verrückt. Total verrückt!"
Severus sah wieder zu den Zinnen hoch. Es war ein kühler Tag und die Auroren sahen teilweise jung aus. Sie würden nicht bis zur letzten Minute Wache stehen. Wie aufs Stichwort gingen die Auroren von der Zinnenbrüstung weg.
Jetzt oder nie!
Er warf die Haare in den Nacken und marschierte geradewegs auf das Gelände vor die Schule. Ruhig, als ob er gerade von einem kleinen Nachmittagsspaziergang gekommen wäre.
Sirius starrte ihm nach. 'Jetzt ist er vollkommen durchgeknallt!'
Black, der nicht Snapes Ruhe hatte, rannte über den Rasen und verschwand fix im Schloß. Die Auroren, die wenig später auf den Zinnen auftauchten, hörten nur noch wie das große Portal geschlossen wurde. Sie alarmierten sofort ihren Chef, das jemand in das Schloß gekommen war.
Sirius wollte sich in seine Räume flüchten als er schnelle Schritte vor sich hörte.
'Ich bin nicht so verrückt', dachte er und suchte hektisch nach einem Versteck. In diesem Moment kam Snape den Gang entlang, er sah das Dilemma in dem Black steckte und wies auf einen alten Wandteppich.
Sirius verzog das Gesicht, ja klar die Beule und die Füße würden ja keinem auffallen. Aber die Schritte kamen näher und da es die einzige Möglichkeit war halbwegs aus dem Sichtfeld zu verschwinden hob er den Teppich an und erkannte eine Nische dahinter.
Woher hatte Snape das gewußt?
Doch viel Zeit zum Rätseln oder gar für Fragen blieb ihm nicht mehr. Er zwängte sich in die Nische und lauschte angestrengt durch den Teppich.
Die Schritte kamen näher und schließlich stoppten sie vor dem Teppich.
"Professor Snape!" ertönte eine unangenehme, herrische Stimme.
"Ja?" Das war Snape, seine Stimme kam näher und stoppte auf der Höhe von Sirius
"Wie kommen Sie in das Schloß?"
"Zu Fuß", kam die kurze knappe, ganz Snape untypische Antwort.
"So. Wo waren Sie?" fragte die Stimme wieder.
Sirius zerbrach sich den Kopf, woher kannte er diese Stimme nur?
"Ich glaube kaum, dass Sie das was angeht. Oder was ich an meinen freien Tagen mache."
Ja das klang schon eher nach Snape.
"Ich glaube sehr wohl, dass es mich etwas angeht Professor Snape!"
Der Fremde hatte das 'Professor' spöttisch betont.
Jetzt klingelte es bei Sirius Black.
Peter Moray.
Der Mann war Peter Moray, der Leiter der Auroren-Gruppe.
Bevor Sirius seinen Gedanken weiter nachhängen konnte, wurde etwas hart gegen ihn geworfen. Das war nicht gut!
"Jetzt hör mir gut zu, Todesser! Dumbledore mag sich zwar für dich ein schönes Alibi ausgedacht und konstruiert haben. Aber ich bekomm dich!" raunte Moray und es klang ungewöhnlich laut durch den Teppich.
Er musste sehr nah am Teppich sein. Ein Keuchen, das gehörte eindeutig zu Snape, und so weit Sirius sein Tastsinn nicht im Stich ließ. Hatte dieser Peter Moray Snape am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt? Das Keuchen verwandelte sich zu einem Röcheln. Der Auror war verrückt, er drückte Snape die Luft ab.
Sirius wurde noch weiter in die Nische gequetscht. Sie brauchten hier Hilfe und zwar dringend.
"Mr. Moray!" ertönte eine Stimme.
Der Druck verschwand und Snape japste nach Luft.
"Mr. Moray! Eine dringende Nachricht vom Ministerium", sagte die neue Stimme.
Etwas lehnte nun schwer gegen Sirius und dieser Jemand drohte umzukippen. Instinktiv griff Sirius durch den Teppich und hielt den Jemand fest.
"Peter, alles klar?"
"Ja natürlich, Professor Snape und ich hatten nur eine kleine Unterhaltung." Doch Peter Moray klang dabei kühl und distanziert.
Etwas in Sirius sagte ihm, dass dies noch nicht ausgestanden war.
"Laß uns allein Ben, geh zu den anderen."
"Aber die Nachricht, sie ist dringend! Wir...." Doch Peter unterbrach diesen Ben unwirsch. "GEH ich werde mich später um die Nachricht kümmern!"
Schritte, die sich rasch entfernten. Warum ließ dieser Trottel von Ben Moray mit Snape allein? So schwer wie sich Snape durch seinen Griff anfühlte sah der Todesser bestimmt nicht gut aus. War der blind? Wieder wurde Black in seine Nische gequetscht. Innerlich dankte er seinen Schutzgeistern, dass er noch nicht so viel zugenommen hatte, sonst hätte er jetzt ein Problem.
"So, zurück zu uns!" zischte Moray.
"Mr. MORAY!" donnerte eine Stimme und das Herz wurde Sirius warm.
Dumbledore!
"MR. MORAY! WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN EINEN LEHRER VON HOGWARTS ANZUGREIFEN!" In jeder Silbe schwang so viel Kraft, dass Black sich freiwillig noch weiter in die Nische drückte, nur um der Macht Dumbledores nicht ausgesetzt zu sein.
"GEHEN SIE, SOFORT!"
Der Druck schwand abermals.
Etwas raschelte, als ob ein Pergament entfaltet worden war, und Moray´s Stimme klang gepresst und bebte vor Zorn: "Jetzt können Sie mich wegschicken, Dumbledore. Aber ich werde ihn vor meinen Zauberstab bekommen, und dann werden Sie ihn nicht retten können. Ich habe sie bis jetzt ALLE bekommen, früher oder später!"
Black lauschte weiter, Schritte die sich schnell entfernten. Dennoch wagte er es kaum sich zu bewegen.
Sirius hatte wieder Snape gepackt und bewahrte ihm vor dem Umfallen.
Stille.
Dann:
"Sirius laß ihn los", raunte Dumbledore milde und Black ließ den Todesser los. Vorsichtig schob er den Teppich auf die Seite und sah den Gang hinunter.
"Er ist weg", sagte Albus Dumbledore leise.
Black wandte sich um und sah wie der Direktor Snape leicht stützte. Snape rieb sich seinen Hals und wirkte bleicher als sonst.
Sirius schälte sich komplett hinter dem Teppich hervor und warf wieder einen skeptischen Blick in den Gang.
"Und ich dachte, die Auroren in Askaban seien irre", murmelte Sirius, mit diesen Worten wandte er sich wieder Dumbledore zu.
Der Direktor von Hogwarts lächelte traurig. "Leider ist Peter Moray uns nicht unbekannt. Ich konnte veranlassen, dass er Hogwarts verlässt. Seine Gegenwart ist nicht sehr gesundheitsfördernd, auch erfüllt er nicht unser Sicherheitsbedürfnis."
Snape keuchte weiter und Dumbledore zog den Arm des Zaubertranklehrers um seine Schulter.
"Bringen wir ihn in seine Räume", sagte Dumbledore.
Sirius nickte und folgte Dumbledore. Irgendwie ahnte Black, dass mit "unser Sicherheitsbedürfnis" nicht die Schüler gemeint waren. Seine Gedanken wanderten zu den Pergamentrollen von Hagrid. Die Finger juckten ihm, das nächste Siegel zu brechen um weiter zu lesen. Vielleicht erhielt er dort Antworten auf einige Geheimnisse, die Snape und Dumbledore umgaben.

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