Geheimnisse

 

 

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Kapitel 20: Erinnerungen



Jeder Mann ist ein Löwe in seiner eigenen Sache.

Aus Großbritannien



Snape begann am ganzen Körper zu zittern. Die anfängliche Stärke war aus ihm gewichen. Er hatte versucht kühl und distanziert zu klingen, aber als Peter Moray ihn gegen die Wand gedrückt hatte, war es als ob ein alter Film vor seinem inneren Auge abgespielt wurde. Die gleichen kalten Augen, die gleiche Verachtung, wie er sie damals im Hause der Longbottens gesehen hatte. Fast hatte er geglaubt wieder mit dem Untergrund zu verschmelzen, wieder zu sterben. Jeder Atemzug war schwer geworden, als ob die Flüche von damals ihn erst frisch getroffen hätten und nicht erst vor Jahren. Wie nannten es Muggel? Phantomschmerzen? Pomfrey hatte einmal so etwas gesagt, wie lange lag dieses Gespräch schon zurück? Oder doch die neuen Verletzungen? Er atmete rasselnd und seine Knie wurden weich. Dumbledore verstärkte seinen Griff und dirigierte Sirius leise und sicher zu Snapes Räumen.
Sirius schlich immer voraus und sorgte dafür, dass ihnen keine Schüler oder Lehrer über den Weg liefen. Das würde im Moment einfach zu viele Fragen aufwerfen wenn sie jemand so sah. Endlich, nach einer Zeitspanne, die Snape fast unendlich vorkam, öffnete Sirius mit Dumbledores Zauberstab die versiegelte Tür von Snapes Räumen. Dumbledore hatte ihn die letzten Meter fast getragen, so schwach fühlte er sich und so müde.
"Versuche das Feuer in Gang zu bekommen Sirius", hörte er Dumbledore, die Stimme klang so weit weg.
Immer noch gefangen im Schmerz und in der Erinnerung war es Snape egal ob Sirius in seinen Räumen war. Vor ein Paar Tagen hätte er ihn aus hoch mit einem aufgehalsten Fluch aus seinen Räumen gejagt. Jetzt fühlte er sich noch nicht einmal im Stande seinen Zauberstab zu halten. Die Schwärze der Ohnmacht klopfte an seinen Geist, meldete sich leise an. Dumbledore ließ ihn auf das Bett gleiten und begann ihm die Schuhe und die Robe auszuziehen. Im Hintergrund fluchte Sirius, der mit dem Feuer kämpfte. Als Dumbledore begann ihm das Hemd aufzuknöpfen, wimmerte er leise. Die langen dünnen Finger des Direktors hatten die Narben des Longbottomüberfalls gestreift. Überrascht zog der alte Mann sich sofort zurück um nur kurze Zeit später ihn mit größer Vorsicht aus seinen alten Kleidern zu schälen. Ein warmer Lufthauch streifte ihn, Sirius schien den Kampf mit dem Feuer gewonnen zu haben. Die Schwäche meldete sich wieder, zeigte den Weg in die Dunkelheit. Mühsam öffnete er die Augen, kämpfte dagegen an und sah sich um. Dumbledore saß halb auf dem Bett, mit Magie und Muskelkraft hatte er es geschafft Snape komplett zu entkleiden. Seine Kleidung verschmutzt und zerschlissen, lag achtlos auf einem nahen Stuhl. Schnell griff der alte Mann nach einem dünnen Leinenüberwurf und wahrte so etwas von Snapes Privatsphäre, als Sirius Black den Raum betrat. Dem Todesser wäre selbst dies im Moment egal, wie Black ihn sah. Wenn er nur aus dieser Erinnerung heraus käme.
"Das Feuer dürfte jetzt nicht mehr ausgehen und bald wird es hier wieder warm sein", murmelte der Pate von Harry Potter mit einem leicht grimmigen Gesichtsausdruck.
"Danke Sirius", murmelte Dumbledore, doch die gütigen Augen ruhten auf Snape.
Das alte Gesicht war von Sorgen und auch von Zorn gezeichnet.
Das hatte Severus nicht gewollt. Er wollte es sagen, sich erklären, aber als er den Mund öffnete um etwas zu sagen erklang nur ein heißeres Krächzen.
"Sirius sieh mal in den Schrank dort, da müssten mehrere Salben stehen. Ich brauche die mit...", mehr bekam Severus nicht mehr mit.
Sein Geist, der nach Ruhe schrie, sein Körper, der nicht mehr sehen nicht mehr erfassen wollte, hatten gesiegt.

Albus spürte das letzte Zittern, das durch den Körper ging, und wandte sich schnell um - nur um noch zu sehen wie sich die Augen von Snape nach oben rollten, bis nur noch das weiße zu sehen war und sich dann endlich die Augenlider schlossen. Sirius trat neben ihn mit dem Salbentiegel in der Hand.
"Versteh einer diesen Bastard!" meinte dieser rauh und reichte Albus das Gewünschte.
"Wie meinen?" frage Albus überrascht.
"Vorher fällt er beinahe im Wald um. Dann geht er einfach so ins Schloß, als sei nichts passiert, und jetzt wieder das." Sirius beschrieb mit dem Finger eine Auf- und Abkurve.
"Ich glaube, dass dies hier nichts mit seinen Verletzungen zu tun hatte. Eher mit einer Erinnerung", sagte der Direktor leise und erntete nur einen fragenden Blick von Sirius.
Mit größter Vorsicht begann er die alten Narben mit einer kühlenden und schmerzstillenden Salbe einzustreichen, die neue Verbrennung behandelte er gleich mit. Strich vorher die alte Salbe mit einem Tuch ab und behandelte diese dann neu. Es war sehr still im Raum, Snape atmete, je weiter sich Albus vor arbeitete, ruhiger, Black war neben ihm erstarrt. Jedoch war er sich bewusst, dass Sirius ihn genau beobachtete. Dumbledore wußte worauf es ankam und ahnte auch, dass ein Teil der Schmerzen, an denen Snape litt, aus seiner Vergangenheit herrührten. Er war überrascht gewesen als Snape leise gewimmert hatte, als er auf die alten Narben gestoßen war. Sie hätten ihm nicht so viel Leid zufügen dürfen, sie waren alt und schon lange verheilt.
'Aber vielleicht nur die Äußeren', dachte Albus für sich, 'und die Seelischen sind wieder aufgebrochen.'
Sirius stand still neben ihm und fragte schließlich leise: "Haben Sie das schon öfters gemacht?"
Dumbledore benötige einige Minuten um zu begreifen, dass er angesprochen worden war. Wenn er früher Snape behandelt hatte so war er meist dabei allein gewesen. Etwas überrumpelt von dieser plötzlichen Störung sah er sich nach Sirius um.
"Nun ja", meinte Black verlegten, "wie Sie das machen... Es sieht so aus als ob... Ach vergessen Sie es einfach."
"Nein. Ist schon in Ordnung", beruhigte Dumbledore und überlegte kurz.
"Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn behandle, um ehrlich zu sein habe ich ihn schon in schlimmeren Zuständen gesehen", erklärte Albus vorsichtig - wie weit konnte er sich Black anvertrauen?
"Er scheint Ihnen zu vertrauen", meinte der ehemalige Gefangene von Askaban nachdenklich.
Innerlich lachte Dumbledore, das war mehr als Vertrauen, viel mehr!
Hinter diesem vordergründigen Vertrauen stand absoluter Gehorsam. Doch wie erklärte man das jemandem wie Sirius Black? Einer Person, die so etwas nicht kannte? Fast war es, als ob der Geist von Lilly Potter im Raum war, sie hatte es auch nicht verstanden, nicht richtig.
Doch irgend etwas schien an Black zu nagen. Dumbledore ließ ihm Zeit und wandte sich wieder der Behandlung zu. Mit einem Wink seines Zauberstabs holte er ein Nachthemd aus der Kommode, die an der Wand stand. Sirius, der ahnte was kam, sah plötzlich sehr interessiert auf einen Punkt im anderen Zimmer und wandte sich erst wieder um, als Snape das Nachthemd trug.
Dumbledore breitete die Decke über seinem Schützling aus und betrachtete sein Werk. In all den Jahren hatte er nichts verlernt. Umsichtig räumte er alles wieder auf. Als er den Lappen hochhob, mit dem er die alte Salbe entfernt hatte, sah er Black an. Hatte er etwa?
Der Mann stand immer noch leicht betreten am Bett und flüsterte schließlich: "Ich glaube, dieser Moray hätte ihn liebend gern umgebracht."
Dumbledore warf den alten Lappen in den nächstbesten Mülleimer. "Womöglich. Moray haßt die Todesser, wo her dieser Hass kommt wissen wir nicht."
Black rührte sich immer noch nicht. "Ich hätte helfen sollen, da im Gang."
Der alte Mann lachte leise. "Nein, das wäre nicht gut gewesen. Moray wünscht sich nur einen Zwischenfall mit dem berühmt-berüchtigten Sirius Black. Es wäre die Chance gewesen, Sie wieder in Askaban zu sehen."
So richtig beruhigen tat es Black jedoch nicht, das sah Albus ihm an.
"Ich muss zurück in die Schule", sagte Dumbledore schließlich, seine Stimme klang schwer und sehr unglücklich. "Ich muss hier wieder einen halbwegs normalen Tagesablauf reinbringen und ab Morgen soll der Unterricht wieder beginnen."
"Sehen Sie auch nach Neville Longbottom?" fragte Black schlicht.
"Hm." Dumbledore nickte. "Ja nach ihm auch."
Er sollte jetzt gehen! Es war erst später Vormittag und noch so viel zu erledigen. Aber Snape allein lassen? Er seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durch die langen Haare. Black beobachtete interessiert dieses Zeichen von Schwäche und Hoffungslosigkeit. "Soll ich bleiben?" fragte er vorsichtig, fast kam es Albus vor als ob er sich auf brüchiges Eis wagte.
"Wenn Sie können? Ich meine Sie müssen nicht..."
Sirius unterbrach Albus. "Ich bleibe! Sie gehen! Man braucht Sie jetzt! Mich braucht im Moment niemand, selbst Harry nicht."
Als Albus an der Tür zögerte nickte Sirius Black ihm aufmunternd zu. Was hatte Pomfrey gesagt? Jemand hatte Hagrids Erbe angetreten und es nur noch nicht richtig erkannt? So wie Black ihn ansah, ahnte der Direktor von Hogwarts nur teilweise was in dem Mann vorging. War er sich der Verantwortung bewußt? Konnte er so schnell die Vergangenheit ruhen lassen? Black zog sich nun einen Stuhl an das Bett heran und begann mit seiner Wache. Leise schloß Albus Dumbledore die Tür, die Zeit würde es zeigen. Er bog gerade um eine Ecke als ihm schon eine zornige Minerva McGonagall entgegen kam. Sie schien sich gerade noch zu beherrschen und bevor Albus den Mund öffnen konnte um sie zu begrüßen, begann sie auf schlimmste über die Auroren zu schimpfen. Sirius hatte recht, man brauchte ihn jetzt!
"Meine Liebe!" Beruhigend hob er die Hände. "Eins nach dem anderen."



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