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Kapitel 3
Severus griff sich Remus' Zauberstab vom Kaminsims und kehrte in sein Quartier zurück. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass Eile geboten war. Von unterm Bett holte er einen alten Muggel-Erste-Hilfe-Kasten hervor und stopfte sich den Großteil des Inhalts in die Taschen. Hastig raffte er noch eine Decke zusammen, und schrumpfte sie auf Hosentaschengröße. Dann verließ er seine Wohnung, im Laufen noch rasch seinen Mantel anziehend.
'Verdammt!*'
Wieder zurück, zwei Phiolen einstecken und dann hastig durch die große Eingangshalle. Das Klack-Klack seiner Winterstiefel hallte unnatürlich laut in der nächtlichen Stille, Filch würde garantiert in den nächsten paar Sekunden auftauchen. Und wenn das ganze Schloss aufgewacht war, das interessierte Severus im Moment herzlich wenig.
Irgendwo in seinem Hinterkopf fragte sich eine Stimme ob er nicht lieber Albus informiert hätte, doch dafür war die Zeit zu knapp. Sobald der Mond vollständig verschwunden war machte sich auch Lupins Verwandlung rückgängig und sein warmes Wolfsfell wäre fort. Vollkommen entkräftet würde er schutzlos im Wald daliegen, bis sein Körper tödlich ausgekühlt war.
Der Weg über die Wiese dehnte sich, genauso wie ein Topf, den man beobachtete, niemals zu kochen anfing. Im Weiß immer wieder einsackend stapfte er schließlich erleichtert an Hagrids Haus vorbei, ab hier würden die Äste einen Gutteil der Massen abgehalten haben. Ziemlich außer Puste betrat er den Rand des Verbotenen Waldes, sein Atem bildete klar umrissene Wolken in der schneidend kalten Luft. Der Mond war gerade verschwunden, wie er mit einem Blick über die Schulter feststellte. Keine Zeit sich auszuruhen. Er musste Lupin finden, und zwar schnell. Remus' Zauberstab wurde auf Snapes flache Hand gelegt und mit einem Spruch dazu gebracht, sich in Richtung des Besitzers auszurichten. Der Lupin-Kompass drehte sich ein paar Mal um sich selbst und pendelte sich schließlich nach schräg rechts ein.
Seine Beine setzten sich wieder in Bewegung, mit einem Auge immer die Umgebung beobachtend, mit dem anderen auf die Stabspitze konzentriert. Das sollte er besser nicht längere Zeit machen sonst würde er noch wie Mad?Eye Moody enden.
Nach einer Zeit die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, es waren de facto nicht einmal 10 Minuten, aber Wahrnehmung ist etwas sehr subjektives, fand er ihn.
Lupin lag rechts auf der Seite einfach nackt im Schnee und sah aus als würde er schlafen. Dass er das linke Bein etwas angezogen hatte verstärkte den Eindruck noch. Aber war es der letztendliche Schlaf von dem es kein Erwachen mehr gab?
"Lupin?!" Es durfte noch nicht zu spät sein! Die letzten Meter legte Sev halb fallen zurück. Die Wände der Senke, in der sich der Werwolf befand, waren mit scharfkantigem Eismatsch bedeckt. Welch Überraschung.
Lupin reagierte nicht auf seine Anwesenheit. Seine Lippen waren blau angelaufen und die Hände mit eigenem Blut verkrustet. Der teilweise geschmolzene und wieder knochenhart gefrorene Schnee musste ihm die Pfoten aufgeschnitten haben. An den Rippen prangte noch ein hässlicher Kratzer, es sah aufgerissen aus. Ein weiterer rascher Kontrollblick zeigte ihm, dass sich der weiche Flaum auf Armen und Rücken wegen der Gänsehaut gesträubt hatte. So kurz nach der Transformation waren noch nicht alle Spuren gänzlich verschwunden.
Scheinbar keine Verletzungen die es ihm verboten hätten Lupin zu bewegen.
Schnell packte der Zauberer den Besinnungslosen in die Thermodecke aus dem Erste-Hilfe-Kasten und wickelte die eigene Decke noch darüber. Soweit so gut. Er hatte Lupin und dieser lebte sogar noch.
Als nächstes flößte er Remus noch den Trank ein. Es dauerte vielleicht 10 Sekunden und der Verletzte reagierte.
Die Augen fest zugekniffen packte sich Remus an den Hals, krampfhaft hustend. Große Wärme breitete sich vom Magen aus bis in die Finger, nur seine Kehle fühlte sich an als wäre Lava hindurchgeflossen. Sein Blick war verschleiert, und so erkannte er nur eine Schwarz angezogene Gestalt, die sich die ebenso dunkle Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und sich nun über ihn beugte.
So schnell er konnte drehte sich Lupin um und versuchte seinen Reflexen folgend wegzulaufen. Auf allen Vieren, das Herz seiner Instinkte war noch immer wölfisch.
Das Verwandeln und das nächtliche Herumtoben nahm ihm allerdings jedes Mal einen Gutteil seiner Kraft und so fiel der Fluchtversuch recht kurz aus. (Die Behinderung, die er durch die Decken erfuhr, muß der Fairness halber aber auch erwähnt werden.)
"Remus, he!" Die Stimme des Todessers kam ihm bekannt vor, und plötzlich begriff Lupin. Es war Snape, kein Todesser. Oder naja.. "Severus?" Angestrengtes Blinzeln klärte das Bild, auch wenn es hier unter den Bäumen und lange vor der Dämmerung sehr dunkel war.
"Wer sonst?" Dem Werwolf wurde bewusst wie und wo er ihn gefunden haben musste, betastete irritiert die zwei unterschiedlichen Decken. "Was tust du hier?"