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Kapitel 8
Es vergingen Tage die zu Wochen wurden und schließlich zu einem Monat. Der Mond hatte abgenommen, war zu einer schmalen Sichel geworden und folgte dem ewigen Reigen bis er wieder voll war. 29 Tage, in denen sich die beiden gezankt, angeschrieen, beschimpft, sich sogar fast geprügelt und schließlich angefreundet hatten. Widerwilligen Respekt für den anderen empfindend.
Lupin schlief in seiner Wolfsform friedlich auf dem Teppich vor Dumbledors Kamin und wartete darauf, dass die Nacht endete. Wie ein großer Hund lag Moony da und Severus Trank hatte ihn ganz entspannt werden lassen. Ein großer Bademantel lag auf der Couch für ihn bereit, und es war dieses Mal nicht einmal sehr schmerzhaft gewesen. Das Beruhigungsmittel, auf das Remus bestanden hatte als ihm Albus anbot doch diese Nacht hier zu verbringen, dämpfte auch sein Unwohlsein während der Transformation und so schlief er tief und ruhig. Nach dem Zwischenfall mit dem unliebsamen Besucher von dem er nur Dumbledore erzählt hatte wollte der Direktor sich versichern, dass dieses Mal alles gut ging.
Ein lautes Geräusch schreckte Moony schließlich auf, der Wolf blinzelte. So wie es sich anfühlte musste der Sonnenaufgang nah sein. Sein Körper erhob sich geschmeidig von liegend zu schleichend und seine Pfoten tapsten lautlos zur Tür. Mit der Schnauze schob er sich durch den Spalt und weitete ihn und was er dann roch ließ sein Gehirn für eine Sekunde aussetzen.
Frisches Blut.
Und vieles davon. Ein großer Mensch lag da auf dem Fußboden, böse aussehende Wunden in der Schulter und am Hals. Der sehr lange weiße Bart hatte sich schon vollgesaugt, aber wohl auch einen guten Teil des Angriffs abgedämpft. Der Mensch rührte sich nicht und die halbmondförmigen Brillengläser glitzerten zerbrochen auf dem Boden. 'Albus?' Remus begriff nicht was geschehen war. Wer hatte ~Dumbledore~ so etwas antun können? Der Geruch wurde zu stark und Moonys leerer Magen knurrte laut. 'Nein!', rief er sich selbst entrüstet zurecht. Jemand hatte Dumbledore angegriffen und es roch nicht nach einem anderen Menschen. Ein anderer Jäger, ja. Aber Albus...
Der Wolf stupste ihn mit der Nase an, versuchte nicht den Geruch des Bluts einzuatmen das er an die Schnauze bekam. Sie hatten schon genug Sorgen. Keine Reaktion. 'Poppy!' Der Gedanke an die gutmütige resolute Frau tauchte aus der menschlichen Hälfte seines Verstandes auf. Er musste sie holen. Das Rudel musste Bescheid wissen!
Moony drehte sich um und lief zur Tür. Ungeduldig stieß er sie auf, die steinerne gewundene Treppe herab und kläffte dem granitenen Gargoyle an, dass dieser forthüpfte. Kaum war er auf dem Flur als er eine schwarze große Gestallt näher kommen sah, sie roch familiär vertraut. Ein Teil des Rudels.
Snape starrte das riesige Tier entsetzt an, doch nicht weil er Lupin nicht erkannte. Er schrie irgendetwas das die empfindlichen Ohren nicht so ganz begriffen. Der Mensch im Wolf wurde sich aber sehr bewusst wie es aussehen musste. Er hatte Blut an der Schnauze und kam aus Albus' Quartier gelaufen. Severus Blick richtete sich entsetzt zur geheimen Tür des Schulleiters. "Das kannst du doch nicht getan haben!" Ohne auf seine eigene Sicherheit Rücksicht zu nehmen, rannte er einfach an dem riesigen Wolf vorbei und sprintete die Stufen hoch. Remus spürte wie sein Verstand wieder aussetzte.
Weg hier, sie werden uns jagen.
Wofür?
Lauf!!
Und Remus gehorchte dem eindringlichen Befehl Moonys. Sie rannten fort, an Zauberern vorbei die erschrocken zurückwichen wenn sie ihn sahen und die alle zum Büro rannten. Der Wolf lief weg, egal wohin ihn seine Pfoten trugen.
Remus Lupin, Lehrer für VgdK, wurde wieder klar auf einem kalten Steinboden wenngleich ihn die Sonne kitzelte. Der Himmel war voller Sterne die mit weißen Linien verbunden Muster bildeten. Hm.. Das kannte er doch. Hier hatte er sich gestern Abend verwandelt. Seine Sachen lagen da drüben halb versteckt und ordentlich zusammen gelegt. Nur, er hatte doch nicht die ganze Nacht hier verbracht. Was war in den vergangenen Stunden geschehen? Er fühlte sich müde aber nicht schlecht und Wunden schien er auch keine zu haben. Dieses Mal hatte er sich nicht selbst verletzt. Während sich der Werwolf anzog überlegte er was er vergessen hatte. Aus irgend einem Grund hatte er Angst den Turm zu verlassen, und es war doch schon Vormittag. Warum war niemand gekommen um nach ihm zu sehen? Komplett in Robe und allem starrte er zum See hinab. 'Wovor habe ich Angst?'
Sie erwischten ihn so unvorbereitet.
Im einen Moment stand er noch friedlich an der Brüstung des Astronomie-Turms, im nächsten fand er sich schon auf der Erde und blendend weiße Gestalten waren über ihn gebeugt. Sie trugen Kapuzen und Lupin dachte irrationalerweise an Todesser. In der nächsten Sekunde streiften sie ihm etwas über den Kopf und hielten seine Arme fest. Sein Zauberstab wurde ihm fortgenommen, und er auf die Füße gezerrt. Grobe Hände fesselten seine Hände zusammen. Und er wurde vorwärts gestoßen.
Blind stolperte er ein paar Schritte, wollte aufbegehren und protestieren. Was sollte das? Doch dann war der Boden unter seinen Füßen weg und Lupin fiel. Die Steintreppe des Turms war sehr lang und steil und als Lupin schließlich an ihrem Fuß zum Liegen kam, hatte er neben einigen Brüchen auch das Bewusstsein verloren.
In den folgenden Stunden erfuhr er mehr oder weniger nebenbei, dass sie ihm vorhielten, Dumbledore angegriffen zu haben. Der Kopf des Widerstandes war von einem Wolf oder wolfsähnlichen Geschöpf angegriffen worden. Das konnte man anhand der gefundenen Spuren und der Restmagie sicher sagen.
Snape hatte neben Anderen auch ausgesagt, dass er von dort fortgelaufen war und der Tränkemeister hatte als einziger genug Vernunft bewahrt um sich an das Blut um sein Maul zu erinnern. Mehr Beweise brauchten sie nicht. Lupin war allerdings auch der einzige potentielle Täter, den Albus nahe genug an sich heran gelassen hätte.
Sie schlugen ihn brutal und rücksichtslos, wollten wohl aus ihm herausprügeln was sie wissen wollten. Was er doch nicht wusste, aber sie glaubten natürlich kein Wort. Wer ihm den Auftrag gegeben hatte und was das für ein Gift in der Wunde war. Ein Gift das verhinderte, dass sich die Wunden schlossen und sich gleichzeitig die verheerende Wirkung immer weiter im Körper ausbreitete.
Irgendwann, als sie ihn gegen die Schläfe schlugen, verlor er dankbar das Bewusstsein. Ein eiskalter Eimer mit Wasser holte ihn schnell wieder zurück und nun, wo er auf dem Boden lag, traten sie ihn auch noch, doch in Lupin war längst keine Kraft mehr. Er floh erneut in seine selbstgewählte Dunkelheit und dieses Mal bekamen sie ihn nicht wieder wach. Nur sein pfeifender Atem antwortete ihren geschrienen Fragen.