Jenseits von Hogwarts

 

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Kapitel 10

Feindliche Verbündete


"Er ist nicht tot?"
"Nun, so kann man es auch wieder nicht ausdrücken..." Snape zögerte kurz. "Er ist zwar noch hier, aber eher als eine Art von... Geist."
"Aber man könnte ihn zurück holen?", drängte Harry.
"Ja, das... könnte man. Allerdings ist es nicht ganz einfach. Nur wenige könnten es."
"Wer?"
"Nur jemand, der sehr bewandert ist in den Dunklen Künsten. Besser mehrere. Und man braucht zusätzlich eine Person, die eine sehr enge Bindung zu dem... Verstorbenen hat." Harry war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Sirius so bald wie möglich wiederzusehen, in welcher Form auch immer, und einem unangenehmen Gefühl im Magen, welches bei Erwähnung der Dunklen Künste in ihm erwacht war. "Warum nur ein schwarzer Magier?" Er sah Snape misstrauisch an.
"Nun, jemanden aus dem Totenreich zurückzuholen, womöglich noch gegen dessen Willen, ist nichts, was in den Bereich der Alltagszauberei gehört", sagte der Todesser mit einem Anflug von Ironie in der Stimme.
"Aber du hast doch gesagt, dass er noch hier ist? Hinter dem Vorhang in der Mysteriumsabteilung, meine ich?"
Snape schwieg einen Moment lang und schien zu überlegen, wie er etwas ziemlich Kompliziertes möglichst kurz und verständlich erklären konnte. Dann hob er an: "Es gibt verschiedene Arten des Totseins. Wer gezwungen durch diesen Vorhang geht, bleibt zwischen den Welten der Lebenden und der Toten gefangen. Das heißt jedoch nicht, dass er unbedingt zu den Lebenden zurück will, denn er kann in ihrer Welt nur als eine Art von Schatten existieren - wie die Hogwarts-Geister zum Beispiel. Die meisten möchten zwar aus ihrem Schwebezustand befreit werden, aber sie wollen weiter gehen, in die andere Richtung... In den wirklichen Tod."
"Sirius nicht!" Harry war sich absolut sicher, dass sein Pate jede Möglichkeit nutzen würde, mit ihm zusammen zu sein - ob als Mensch oder als Geist, was machte das schon für einen Unterschied? "Was ist so schwierig daran, jemanden zurückzuholen?"
"Man wird leicht mit hinunter gezogen in den Tod, wenn man keinen sehr festen Willen hat. Außerdem ist es schwierig, eine bestimmte Seele herauszufinden aus der Unzahl von Seelen, auf die man dort trifft. Und man kann nicht sicher sein, dass man nicht auch etwas anderes von dort mitbringt, etwas Dunkles und Schreckliches..." Snape unterdrückte nur mühsam ein Schaudern. "Nur wenige wagen es, sich an diesen Ort zu begeben."
Harry sah in unverwandt an, versuchte, im Gegenlicht den Gesichtsausdruck seines ehemaligen Lehrers zu erkennen.
"Würdest du es wagen?", fragte er schließlich leise und eindringlich.
Snape wandte sich ab und sah eine Weile nachdenklich schweigend aus dem blinden Fenster. Als er erneut sprach, hatte seine Stimme wieder den üblichen kalten und spöttischen Klang angenommen. "Bist du dir sicher , dass Black wirklich zurück kommen würde, wenn er könnte? Bist du überzeugt, dass du ihn dazu überreden kannst, seine Seele mir und einem anderen Todesser anzuvertrauen? Und bist auch du selbst bereit, mir und eben diesem anderen Todesser dein Leben und deine Seele anzuvertrauen? Dann würde ich es wagen, ja."
Er drehte sich halb um und sah Harry mit undurchdringlicher Miene an. Harrys Zweifel wuchs und ein flaues Gefühl machte sich in ihm breit. "Und wer...", fragte er zögernd, "sollte dieser zweite Todesser sein?"
Snapes Lippen kräuselten sich zu einem schmalen Lächeln. "Lucius Malfoy", sagte er dann.

***


Kaum fünf Minuten später apparierten Harry und Snape in einem weitläufigen und gepflegten Park. Vorher hatte Snape rasch Tonks Erinnerung modifiziert, sobald sie aus ihrer Lähmung erwacht war, würde sie der festen Überzeugung sein, Harry hätte sich ganz normal von ihr verabschiedet und wäre bereits zum Grimmauldplatz disappariert, um Ron und Hermine von ihrem Sieg zu berichten.
Harry sah sich neugierig um. Er wußte zwar, dass die Malfoys nahezu unverschämt reich waren, aber als sie auf das prächtige alte ‚Haus', das eher eine Mischung aus Schloss und Burg war, zueilten, nahm es ihm trotzdem erst einmal fast den Atem. Bewehrt mit Zinnen und Türmchen, thronte das mächtige Gebäude auf dem höchsten Punkt des Geländes. Die Auffahrt war mit weißem Kies bestreut, und ordentlich geschnittene Buchsbaumhecken säumten prächtige Blumenbeete.
Harry hatte sich das Haus des einstmals mächtigen Todessers immer irgendwie düster und ungastlich vorgestellt, aber das war es nicht. Als die Türflügel lautlos vor ihnen aufschwangen, gaben sie den Blick frei auf eine prächtig ausgestattete und keineswegs finstere Empfangshalle. Zahlreiche hohe Fenster ließen das Sonnenlicht durch den Raum fluten. Prächtige Tapisserien und große Wandgemälde, Ritterrüstungen und alte Waffen, Renaissancemöbel und prachtvolle silberne Pokale nahmen den Blick gefangen. Gegen seinen Willen fasziniert von der Atmosphäre des Hauses, nahm Harry die Ankunft einer neuen Person erst wahr, als eine unangenehm vertraute Stimme schnarrend die Stille durchschnitt.
"Potter? Was zum Teufel hast du hier zu suchen?"
Harry drehte sich langsam um und sah Draco Malfoy in einer Seitentür stehen, das Gesicht zur üblichen arroganten Grimasse verzogen, in die sich jetzt unverhohlener Abscheu mischte. Er war in einen Reiseumhang gehüllt und ließ eben einen offenbar ziemlich schweren Koffer zu Boden sinken. Erst jetzt fiel Harry auf, dass Snape nicht mehr bei ihm war. Wo war der plötzlich hin?
Seine Frage beantwortete sich Sekunden später von selbst, als hinter Draco die in schwarze Todesser-Roben gehüllten Gestalten von Severus Snape und Lucius Malfoy auftauchten.
"Mr Potter ist hier als unser Gast , Draco", hallte die gedehnte und höhnische Stimme von Malfoy senior durch den Saal. "Allerdings nicht mehr lange. Die Zeit drängt." Er ging auf seinen Sohn zu und drückte ihm eine Pergamentrolle in die Hand. "Darin steht alles, was du wissen musst. Leb wohl."
Draco ergriff das Schriftstück und nickte widerstrebend. Dann wandte er sich wortlos um, ließ den Koffer aufsteigen und verließ mit seinem Gepäck rasch das Haus, ohne Harry und Snape noch eines Blickes zu würdigen.
Harry stellte überrascht fest, dass Dracos Vater sehr dünn geworden war in Askaban, das Gesicht blass und ausgezehrt, die kalten grauen Augen tief in den Höhlen liegend. Snape hatte Harry knapp darüber informiert, dass Voldemort nach Dumbledores Ermordung alle Todesser aus Askaban hatte befreien lassen, eine Neuigkeit, die das Ministerium wohl aus gutem Grund unterdrückt hatte. Doch abgesehen von seinem schlechten körperlichen Zustand schien die Haft Malfoy nicht verändert zu haben, ihn umgab nach wie vor die Aura unerschütterlicher Arroganz, die Harry von früheren Begegnungen her kannte.
Lucius Malfoy schritt auf Harry zu und deutete lächelnd eine spöttische Verbeugung an. Dann zog er, noch immer mokant lächelnd, mit einer geschmeidigen Bewegung einen silbernen Dolch aus dem Umhang und richtete ihn auf seinen ‚Gast'. Harry wich hastig zurück und das verächtliche Lächeln auf Malfoys Gesicht wurde breiter. "Das hier", sagte er in einem Tonfall, als ob er mit einem etwas zurückgebliebenen Kleinkind sprechen würde, "ist ein Portschlüssel. Er wird uns direkt in die Mysteriumsabteilung des Zaubereiministeriums bringen." Er lachte leise, als Harry ihn ungläubig anstarrte. "Für jeden Schutzzauber gibt es auch einen Gegenzauber, Potter. Oder was glaubst du, wie wir letztes Jahr ins Ministerium gekommen sind?"
Harry schluckte. Vor einem Jahr war Sirius ermordet, waren seine Freunde von den Todessern unter Malfoys Befehl gefoltert und schwer verletzt worden...
Malfoy bemerkte sein Unbehagen und ein merkwürdiges Flackern trat in seine Augen. "Ich habe... nein, hatte, muss ich wohl leider sagen, zwar recht gute Kontakte ins Ministerium. Allerdings war es dann doch noch nicht so weit, das Fudge uns fröhlich die Tür aufgehalten hätte."
Er streckte den Dolch aus und Snape legte seine Hand darauf. "Nun komm schon, Harry", zischte er ärgerlich, "wir haben nicht ewig Zeit."
Mit einem äußerst unguten Gefühl streckte Harry die Finger aus und berührte den Dolch. Zufrieden tippte Malfoy die Waffe mit dem Zauberstab an. "Portus." Der Dolch glühte auf. "Eins... zwei..." ‚Du bist verrückt', meldete sich eine nervöse Stimme in Harrys Kopf. ‚Vollkommen verrückt!' "...drei!"
Harry wurde hinweggerissen, und mit ihm seine Gedanken.

***


Benommen blickte Harry zum Fuß der Treppe hinab, aus dem sich drohend der alte Steinbogen erhob. Malfoy hatte sie mit dem Portschlüssel direkt in den ‚Todesraum' gebracht. Fast genau ein Jahr war es jetzt her, dass er diesen Raum in der Mysteriumsabteilung das letzte Mal betreten hatte. Damals war Sirius hier gestorben. Der schwarze Vorhang, durch den sein Pate verschwunden war, bewegte sich leise, es sah aus, als ob er atmete. Wenn Harry die Augen schloss, konnte er das Flüstern bis hier oben vernehmen...
"Potter?", riss ihn die schneidend kalte Stimme Snapes aus seinen Gedanken. Widerstrebend löste er sich vom Anblick des Vorhangs und fixierte statt dessen erst Snape, dann Malfoy, die einige Stufen über ihm standen und ihn nun beide abschätzend musterten. Wieder dachte Harry, dass er dabei war, einen schweren und potentiell tödlichen Fehler zu begehen, wenn er sich den beiden Todessern so vollkommen auslieferte. Aber wenn es auch nur die kleinste Chance gab, Sirius zu retten... Er war sich sicher, dass sein Pate nicht gezögert hätte, sein Leben für ihn zu riskieren.
‚Aber wäre er auch so dumm gewesen, sein Leben Snape und Malfoy anzuvertrauen?', fragte die lästige kleine Stimme in seinem Kopf. Ärgerlich wischte er sie beiseite. Er musste es einfach riskieren. Punktum. Es war die einzige Möglichkeit, Sirius zurück zu holen.
"Nun, Potter? Bist du bereit?", fragte Malfoy gedehnt. Sein Mund verzog sich wieder zu einem dünnen Lächeln, aber seine Augen blieben kalt. "Oder hast du etwa... Angst?"
Harry fühlte sich auf unangenehme Weise an Draco erinnert.
"Nein, habe ich nicht!", entgegnete er und versuchte, seiner Stimme einen möglichst festen Klang zu verleihen, was angesichts seiner nur mühsam unterdrückten Wut und, wie er sich eingestehen musste, der nun tatsächlich aufsteigenden Furcht, nicht ganz einfach war.
"Dann komm!"
Snape setze sich abrupt in Bewegung und rauschte an Harry vorbei die Treppen hinab. Malfoy folgte nicht ganz so eilig. Auch jetzt gelang es ihm, das perfekte Bild des gelangweilten und überheblichen Aristokraten zu bieten, als er mit wallender schwarzer Robe gemessenen Schrittes hinunterstieg. Harry hasste Malfoy wirklich aus ganzem Herzen, als er ihm mit weichen Knien folgte.
Vor dem Bogen angekommen, schenkte Snape ihm einen seiner durchbohrenden Blicke und Harry spürte, wie er versuchte, in seine Gedanken einzudringen. Ärgerlich mobilisierte er seine mageren mentalen Abwehrkräfte, um den Eindringling aus seinem Kopf zu vertreiben. "So wird das nicht funktionieren", bemerkte Snape trocken, ohne Harry aus seinem Blick zu entlassen. "Du mußt deinen Geist öffnen, und zwar für uns beide, sonst können wir dich nicht durch den Vorhang mitnehmen."
Seinen Geist öffnen? Für sie beide ? Für Malfoy ? Das war fast so, als ob er Voldemort höchstpersönlich eingeladen hätte, in seinen Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen herumzuwühlen. Langsam wandte er seine Augen zu Malfoy, der zwar nur einen Meter neben ihm stand, den er aber bis jetzt zu ignorieren versucht hatte. Der Todesser erwiderte den Blick mit dem Harry allmählich vertrauten spöttischen Lächeln, zu dem diesmal allerdings noch ein böses Blitzen in den eisgrauen Augen trat. Unbehaglich dachte Harry, dass er Malfoy noch nie so merkwürdig fröhlich gesehen hatte. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass die Freude von Voldemorts Fall herrührte.
"Schätze, dass Black bis in alle Ewigkeit zwischen Leben und Tod dahintreiben wird", bemerkte Malfoy vergnügt. "Potter hier wird seinen Hass und sein Misstrauen gegen uns nie so weit in den Griff bekommen, dass wir ihn irgendwo hin mitnehmen könnten. Tut mir wirklich leid für unseren alten Schulfreund Black."
Harry kämpfte heftig mit sich, versuchte, Zorn und Widerwillen niederzuringen. Es ging um Sirius, verdammt noch mal! Er musste sich irgendwie unter Kontrolle kriegen...
"Vielleicht hilft es dir, Potter, wenn ich zunächst erkläre, was genau wir hier eigentlich vorhaben." Die kalte Stimme Snapes hallte durch den leeren Saal. "Dabei kannst du dir dann gleich überlegen, ob Black dir dieses Risiko wirklich wert ist. Im Übrigen ist die Sache, wie ich bereits erwähnte, auch für Lucius und mich nicht ungefährlich. Wenn du dich nicht genau an unsere Anweisungen hältst, könnte das den Tod für uns bedeuten, für uns alle, dich eingeschlossen." Snape zögerte einen Moment. "Du solltest dir also darüber im Klaren sein, dass wir dir unser Leben genauso anvertrauen wie du uns das deine." Malfoy schnaubte abfällig, aber Snape ignorierte ihn. "Um Black zurückzuholen, müssen wir selbst durch den Vorhang gehen. Um zu verhindern, dass die anderen Seelen uns mit sich hinab in die Dunkelheit ziehen, werden wir einen Kreis bilden, in dem wir uns an den Händen fassen und uns auch geistig und seelisch so eng miteinander verbinden wie nur möglich. Diese Verbindung darf auf keinen Fall unterbrochen werden, ehe ich es sage, was auch immer geschehen mag. Das heißt, du darfst unsere Hände nicht loslassen und du darfst deinen Geist und deine Seele unter keinen Umständen auch nur eine Sekunde lang vor uns verschließen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Lucius und mich."
Harry wurde es immer unbehaglicher zu Mute. Eine derartig enge Verbindung würde bedeuten, dass er bei seinen äußerst mangelhaften Fähigkeiten in Okklumentik weder seine Gedanken, noch seine Gefühle oder seine Erinnerungen vor ihnen würde schützen können. Sie würden buchstäblich alles sehen. Er war gerade dabei, sich seinen beiden ehemals, ‚Ehemals?', fragte die misstrauische kleine Stimme in seinem Kopf, größten Feinden (Voldemort nicht eingerechnet) komplett auszuliefern.
"Falls du glaubst, wir könnten uns besser schützen als du: Wir werden keine Okklumentik anwenden können, ohne unser aller Leben zu gefährden. Du wirst also ebensoviel von uns sehen, das wir dir vielleicht nicht unbedingt zeigen möchten, wie wir von dir. Allerdings werden wir hinter dem Vorhang ganz andere Probleme haben, als gegenseitig in unserem Geist herumzuwühlen. Wenn du uns deine Erinnerungen nicht gerade aufdrängst, werden wir sie auch nicht zu Gesicht bekommen."
Harry schluckte mühsam. "Wie können wir Sirius überhaupt finden, wenn so viele Seelen hinter dem Vorhang gefangen sind?"
Malfoy schnaubte erneut und Harry blickte rasch zu ihm hinüber.
" Du wirst ihn finden, Potter", zischte der Todesser verächtlich. "Du musst dich ganz darauf konzentrieren, ihn finden zu wollen und wenn er tatsächlich irgendwo da rumschwirrt und den Wunsch hat, zu dir zurückzukehren, wird er kommen. Severus wird ihn dann einsammeln und mit auf unsere Seite des Vorhangs nehmen." Malfoy versuchte, herablassend und gelangweilt zu klingen, aber Harry hörte deutlich Nervosität und, vielleicht, auch einen Hauch von Furcht in seiner Stimme. "Aber es ist gut möglich, dass die anderen uns nicht so einfach gehen lassen. Sie werden versuchen, sich an uns zu hängen, damit wir sie ebenfalls befreien, und wenn wir das nicht tun, werden sie versuchen, uns mit sich zu reißen in ihre ewige Dunkelheit."
Harry sah ein seltsames Flackern in Malfoys Augen und hatte den Eindruck, dass der Todesser seine Hände nur deshalb in seinem Umhang verbarg, damit Harry nicht sah, wie sie zitterten. Irgendetwas stimmte nicht mit Dracos Vater. Hatte er wirklich solche Angst vor dem, was hinter dem Vorhang auf sie wartete? Aber er war doch freiwillig mitgekommen, oder etwa nicht? Malfoys zittrige Nervosität, die hysterische Vergnügtheit und seine ausgemergelte Gestalt mit der wachsbleichen Haut erinnerten ihn irgendwie an Sirius, kurz nach dessen Ausbruch aus Askaban. Aber wieso sah Malfoy so fertig aus? Nachdem die Dementoren die Gefängnisinsel verlassen hatten, konnte es da doch nicht mehr so schlimm sein, oder?
Vorhin hatte Harry noch gedacht, der Todesser sei unverändert arrogant und selbstsicher, aber nun wurde ihm plötzlich klar, dass er eine mühsam aufrecht erhaltene Fassade gesehen hatte, die gerade dabei war, vor seinen Augen zu zerbröckeln. Malfoy schloss einen Moment die Augen, wie um Harrys prüfendem Blick zu entgehen, öffnete sie aber sofort wieder, als Harry zu einer neuen Frage ansetzte. "Aber warum können wir sie nicht ebenfalls rausholen?", fragte er gepresst.
"Ich bin mir ganz sicher, dass du nicht möchtest, dass diese Seelen sich wieder in unserer Welt aufhalten," sagte Snape ruhig.
Harry sah ihn fragend an.
"Der Gang durch den Vorhang war über viele Jahrhunderte eine Art Hinrichtungsmethode für die übelsten Zauberer, die du dir denken kannst. Mörder, Schwarzmagier..."
"Leute wie Severus und ich", unterbrach Malfoy lächelnd. "Und du möchtest hier doch sicher nicht noch mehr von unserer Sorte, oder?", fuhr er in fast fröhlichem Ton fort. Harry biss sich auf die Lippen und sagte lieber nichts mehr.
Eine Weile schwiegen sie alle drei. Dann sagte Harry leise, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: "Ich bin bereit."










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