Lumos

 

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Kapitel 11: Salz und Zucker



Am nächsten Morgen erwachte Harry wie gerädert. Er hatte nur wenig geschlafen, und die Zeit, in der er geschlafen hatte, hatte er fürchterliche Träume gehabt. In einem wurde er von einem Foto Voldemorts gejagt, ein anderes Mal schrie ein brennendes Foto seiner Mutter um ihr Leben und ein drittes Mal waren alle Fotos - alle seine Freunde, die Lehrer, sogar Hedwig war nur ein Foto gewesen. Er blinzelte gegen die Sonne, die durch einen Spalt in seinen Vorhängen schien und zog sie dann auseinander. Müde streckte er sich, gähnte und schwang dann die Beine aus dem Bett. Auf den kalten Fliesen suchte er nach seinen Hausschuhen, fand sie und tapste in Richtung Waschraum.

Als er zurückkam bemerkte er, dass die Vorhänge von Lumos' Bett zurückgezogen waren, Lumos selbst aber noch darin lag.

"Guhten Morägen", nuschelte Lumos, streckte sich, wollte sich aufsetzen und fiel wieder zurück in die Kissen.

"Morgen..", murmelte Harry zurück, gähnte ebenfalls und ließ sich wieder auf sein Bett fallen.

"Gut geschlafen?", gähnte Lumos zu ihm hinüber.

Harry schüttelte nur den Kopf.

Lumos gähnte schon wieder, fuhr sich durch die verwuschelten Haare und schaute fragend zu Harry.

"Alpträume", erklärte Harry etwas unwillig. Normalerweise machten alle immer einen Riesentrubel um seine Träume, was zwar verständlich war, immerhin waren sie manchmal prophetischer Natur, aber irgendwann wurde auch das sehr nervig.

Lumos zuckte nur die Schultern. "Hab ich auch andauernd. Man gewöhnt sich dran.."

Vom Bett rechts neben Harry hörte man das Geraschel von Bettdecken und ein flammendroter Haarschopf erschien in der Lücke zwischen den Vorhängen. "Woran gewöhnt man sich?"

Harry lachte.

"An deine Neugier", antwortete Lumos trocken.

Ron stutzte, begann aber dann zu lachen und zog seine Vorhänge komplett auf. "Wie wäre es, wenn wir zum Frühstück hinunter gingen? Ich habe einen Bärenhunger.. oder soll ich einen von euch verspeisen?", schlug Ron vor und wühlte sich aus seinen Bettdecken.

Lumos sprang aus dem Bett. "Nimm ihn und verschon mich!" Lachend flitzte er aus dem Zimmer und verschwand in den Waschräumen.

Harry grinste ebenfalls, wühlte sich aus seinem Bett und folgte Lumos. Ferien waren doch etwas herrliches..

Eine halbe Stunde später standen sie angezogen und frisch gewaschen in der Großen Halle vor dem Frühstückstisch. Dumbledore, der wie immer hellwach am Tisch saß, begrüßte sie fröhlich. "Guten Morgen, guten Morgen.. gut geschlafen? Hungrig?"

"Danke Sir, sehr gut geschlafen. Und sehr, sehr hungrig. Nicht wahr, Ron?" Lumos ließ sich auf seinen Platz gegenüber Snape nieder.

Snape selbst war hinter einer Zeitung versteckt, so dass man kaum etwas von ihm sah - nur seine Hände, wenn er nach seiner Kaffeetasse tastete..

Lumos betrachtete ihn nachdenklich, dann stahl sich ein teuflisches Grinsen auf sein Gesicht. Auf dem Tisch stand auch ein Salzstreuer für die Eier, und Harry, der Lumos' Blickrichtung folgte, hatte schon eine Vorahnung, was gleich geschehen würde. Und er sollte Recht behalten. Lumos griff den Salzstreuer, zog so leise wie möglich Snapes Kaffeetasse zu sich und schüttete den gesamten Inhalt des Salzstreuers hinein. Dann stellte er die Tasse wieder zurück und grinste Harry an.

Dumbledore, der diese Aktion ebenfalls mitbekommen hatte, lächelte, schüttelte den Kopf und begann, Hagrid in ein Gespräch über Einhörner zu verwickeln.

Während Harry mit einem Ohr zuhörte, wie Hagrid von seinem Treffen mit einem Einhorn vorherige Woche berichtete, wurde das Grinsen auf Lumos' Gesicht größer, als Snapes Hand hinter der Zeitung auftauchte und nach der Kaffeetasse tastete. Die Tasse verschwand hinter der Zeitung und wurde einige Sekunden später wieder auf den Tisch gesetzt. Ansonsten kam von Snape keine Reaktion.

Lumos 'fiel' das Grinsen sprichwörtlich aus dem Gesicht.

"Schade", flüsterte Harry ihm zu, während er Ron erklärte, was Lumos mit Snapes Kaffee angestellt hatte.

Lumos zuckte die Schulter, griff nach seiner Gabel und steckte sich ein Stück seines Omelettes in den Mund. Er kaute einige Sekunden, dann wurden seine Augen groß und er griff hastig nach dem Glas mit Kürbissaft, das auf dem Tisch stand. "Pfui Spinne!" Schnell setzte er das Glas ab, griff nach einem Stück Toast, biss ab - und verzog angewidert das Gesicht. "Igitt, das ist ja alles versalzen!"

Harry runzelte die Stirn, griff nach einem Toast und biss hinein. "Ich schmecke nichts.."

"Ich auch nicht", vermeldete Ron, der sich gerade seinem Omelett widmete. Dumbledore, der natürlich mitbekommen hatte, dass Lumos nur noch Salz schmeckte, unterbrach sein Gespräch mit Hagrid und runzelte die Stirn.

Hagrid lehnte sich über den Tisch. "Vielleicht war hier irgendwo n' Salztroll.. fiese Viecher, diese!"

In dem Moment war es um Dumbledore geschehen. Schallend lachend griff er neben sich und zupfte an Snapes Zeitung. Die Zeitung begann verdächtig zu wackeln und wurde schließlich gesenkt. Hinter ihr kam Snape zum Vorschein, breit grinsend, und ließ seinen Zauberstab verschwinden.

"He, das ist gemein!", rief Lumos, der immer noch einen fürchterlichen Salzgeschmack im Mund hatte, gegen den nichts helfen wollte.

"Ach.. wer hat mir den mindestens fünf Kilo Salz in den Kaffee geschüttet.. na? War es vielleicht.. Potter? Nein. Weasly? Nein. Albus, wie konntest du nur! Ach, du warst es auch nicht? Aber, wer war es denn dann... Vielleicht... LaCroix?"

Snapes Stimmte triefte vor Sarkasmus, aber das breite Grinsen, das er nicht verbergen konnte, verhinderte, dass Ron und Harry unter den Tisch flohen.

Lumos senkte den Kopf. "Ich schäme mich ja schon. Aber bitte, könnte jemand den Spruch rückgängig machen? Ich verdurste!"

Snapes Grinsen wurde noch breiter. Dumbledore kicherte, zückte den Zauberstab und hob den Spruch auf.

"Danke, Sir." Schnell griff Lumos nach seinem Glas und trank es leer.

"Aber Severus.. musste das sein?" Dumbledore versuchte sichtlich, etwas Tadel in seine Stimme zu legen, aber es gelang ihm nicht ganz.

"Irgendjemand muss den Kleinen ja erziehen..", verteidigte Snape sich murmelnd und verschanzte sich wieder hinter seiner Zeitung.

Dumbledore schüttelte den Kopf, lachte und ließ den Salzstreuer mit einem 'Plopp' verschwinden. "Ich denke, wir werden heute kein Salz mehr brauchen.."

Nachdem alle das Frühstück ohne weitere Komplikationen hinter sich gebracht hatten, setzte Dumbledore sich auf und wedelte mit den Händen. "Einen Moment Ruhe, bitte. Ich habe euch eine Ankündigung zu machen. Nachdem der Halloweenball, der bei uns ja mittlerweile eine gerngesehene Tradition ist, leider, leider, dieses Jahr ausfallen musste, möchte ich unsere Traditionen um eine - mittlerweile in Vergessenheit geratene, alte bereichern und die Schüler für den Ausfall des Halloweenballes entschädigen. Es wird dieses Jahr einen Winterball geben. Zu diesem Zweck werden alle Schüler ein Wochenende früher aus den Winterferien zurückkehren. Die Eulen an die Eltern der Schüler sind schon vor Monaten abgeschickt worden, aber ich wollte euch überraschen." Damit war Dumbledores Ansprache beendet.

"Stell dir vor, noch ein Ball.. Wow!" Ron war aufgeregt. "Und dann kannst du ja deinen neuen Umhang anziehen, Lumos!"

Lumos nickte. "Ich bin gespannt, wie das wird."

Harry lachte. "Hoffentlich nicht allzu salzig.."

Schließlich standen die drei Gryffindors auf, um in ihren Gemeinschaftsraum zurückzugehen.

Snape, der anscheinend nur darauf gewartet hatte, stand ebenfalls auf und verließ gemeinsam mit ihnen die Halle. Vor der Halle griff er Lumos am Ärmel. Lumos blieb stehen, drehte sich zu seinen Freunden um. "Wollt ihr schon einmal vorgehen?"

Harry zuckte die Schulter. "Wir können auch warten."

Lumos drehte sich um und schaute fragend zu Snape hoch. Der zog die Augenbraunen hoch und zuckte die Schulter.

"O.K". Harry zog sich mit Ron einige Meter zurück, weit genug, um nicht zu stören, aber nicht so weit, dass sie das Gespräch nicht mehr hören würden.

"Danke für die schönen Geschenke!! Ich habe mich sehr gefreut.." Lumos lächelte zu Snape hoch.

Der lächelte ebenfalls und legte Lumos eine Hand auf die Schulter. "Das freut mich. Dein Geschenk hat mir auch sehr, sehr gut gefallen. Danke."

Freude flog über Lumos' Gesicht. "Es hat dir gefallen? Wirklich?"

Snape nickte. "Hör zu, ich wollte dich etwas fragen. Ich werde über Neujahr, also in zwei Tagen, für einige Tage nach Snape Manor müssen. Das Haus stand jetzt einige Monate leer und ich will dort nach dem Rechten sehen. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Ich würde mich freuen."

Lumos strahlte. "Wir gehen nach Hause? Wirklich?"

Snape nickte wieder. "Ja, nach Hause."

Lumos nickte, dann drehte er sich um und blickte zu Harry und Ron.

Snape folgte seiner Blickrichtung. "Du magst sie, nicht wahr?"

Lumos nickte. "Sie sind meine Freunde. Die ersten, echten Freunde, die ich habe."

Snape fixierte Harry für eine Minute, dem mulmig wurde, und schaute dann wieder zu Lumos. Dann seufzte er. "Sie wissen sowieso schon zuviel. Also gut.. ich werde mit Dumbledore sprechen. Wenn du willst, kannst du sie fragen, ob sie dich begleiten möchten. Groß genug ist das Anwesen ja.." Dann klopfte Snape Lumos noch einmal auf die Schulter und ging.

Lumos stand noch einige Sekunden ungläubig still, drehte sich dann um und ging zu Harry und Ron zurück.

"Darf man fragen, was ihr besprochen habt? Du siehst sehr glücklich aus.."

Lumos nickte. "Du darfst. Ich bin glücklich. Snape geht über Neujahr nach Snape Manor, unserem Zuhause und ich gehe mit."

Harry lächelte, dann wurde sein Gesicht traurig.

Auch Ron schaute etwas düster.

"Schade. Stell dir vor, was wir an Sylvester alles hätten machen können..."

Ron nickte. "Stimmt. Schade. Wir hätte viel Spaß gehabt."

umos legte den Kopf schief. "Wenn ihr wollt.. also.. wenn ihr wollt, könnt ihr mitkommen."

Harry quietschte auf.

"Was? Snape hat dir erlaubt, mich und Harry mit nach Snape Manor zu nehmen?" Ron konnte es nicht fassen.

Harry's Gesicht drückte ebenfalls puren Unglauben aus.

Lumos nickte bestätigend. "Ja, hat er. Das Anwesen ist relativ groß, es gibt genug Platz. Wahrscheinlich würden wir ihn gar nicht zu Gesicht bekommen.. meistens vergräbt er sich in seiner Bibliothek. Wenn ihr wollt.. wir könnte jede Menge erleben. Das Haus liegt zwar in einem Wald, aber es gibt genug Pfade in Dörfer, in denen Zauberer leben - außerdem können wir die Besen nehmen oder reiten. Überlegt es euch.."

"Das klingt nach Abenteuer." Ron schien zustimmen zu wollen. "Ich meine, he, es ist Snape, aber was tut man nicht für einige Tage Spaß? Ich schicke gleich eine Eule, um Mom zu fragen.."

Mittlerweile waren Harry und Ron wieder im Schlafsaal angekommen. Harry warf sich auf sein Bett. "Ich sage Sirius lieber nichts.. er würde mich mit Garantie nicht gehen lassen."

Ron nickte. "Aber, wenn Dumbledore dich gehen lässt.. was soll schon passieren? Allerhöchstens, dass Snape uns frisst. Und das bezweifele ich.."

"Stimmt."

Ron setzte sich an seinen Schreibtisch, schrieb den Brief und lief dann in die Eulerei, um seine Eule loszuschicken.

Während Harry noch an die Decke starrte, betrat Lumos den Schlafsaal. "Und?"

Harry nickte. "Wir kommen mit."

"Wirklich?" Lumos strahlte, und hüpfte in sein Bett, dass die Matratze nur so wimmerte. Dann griff er in seinen Umhang und zog eine Zuckerfeder hervor, die er in den Mund steckte.

"He, wo hast du die denn her? Ich dachte, du hättest alle schon gefuttert.."

Lumos zuckte die Schulter. "War auf einmal in meinem Umhang." Aber man sah ihm an, dass er wusste, wie die Zuckerfeder dahinkam.

Harry grinste. Salz und Zucker - offensichtlich enden nicht alle Tage so schlecht, wie sie anfangen..



--- Author's Notes: Nachdem ich eine lange Schreibpause an "Lumos" eingelegt habe, bin ich doch noch dazugekommen, ein elftes Kapitel zu schreiben.. Ich habe noch viel, viel mit dem armen Lumos vor.. aber noch wird nichts verraten. Ich freue mich wie immer über jedes Review und jede Mail.. Und danke, an denjenigen, der mich auf die Absätze aufmerksam gemacht hat.. Merci, ich hatte das komplett übersehen...


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