Von Mördern und Verrätern

 

 

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Anmerkung von Lilith: Also, hier bin ich echt etwas im Zwiespalt. Ich habe mich schon immer gefragt wie das geht mit den Eulen und in den Büchern erfährt man nicht viel darüber. Falls irgend etwas unlogisch erscheint, verzeiht mir bitte.


Kapitel 25: Des Verrates Spiegelbild

Die Wartezeit bis zum nächsten Neumond zog sich in die Länge wie ein gespanntes Gummiseil und Harry hatte schon so auf diesen Moment vorwärts geschaut, dass er inzwischen ziemlich nervös war. Ron ging es genauso und bloss Hermine stand dem Ganzen zweifelnd gegenüber, nicht sicher, ob sie das Recht hatten ein Leben wissentlich in Gefahr getötet zu werden zu bringen, egal ob es sich um eine Mörder handelte oder nicht. Harry hatte keine solchen Bedenken. Sie würden Voldemort einen seiner Männer nehmen und eine gefährlich gewordene Waffe entschärfen.

Dennoch war der Monat recht beschwerlich. Die Auroren waren überall und es schien ihnen genauso wenig zu gefallen ihre Zeit hier zu verbringen, wie sie die Lehrer und Schüler hier haben wollten. Harry kam sich vor wie in einem Gefängnis und man musste höllisch aufpassen, wenn man mal etwas Privates besprechen wollte.
Sie waren zwar nicht ununterbrochen unter Beobachtung und konnten sich auch relativ frei bewegen, aber die stetige Präsents der Auroren wirkte doch erdrückend.

Dennoch schafften es Ron und Harry relativ leicht, am Tag der vermutlichen Todesserzusammenkunft zur Schuleulerei zu kommen. Obwohl sie sich einredeten, dass Voldemort seine Wut eher an Snape als an der Eule austoben würde, wollten sie beide nicht ihre eigenen Tiere schicken. Abgesehen davon, dass die Möglichkeit bestand, dass Snape eine der beiden Eulen erkennen würde.

Sie suchten sich einen kleinen, flinken Kauz aus und Harry band ihm das Pergament mit kribbligen Fingern ans Bein.

"Bring den Brief zu Professor Severus Snape." Harry besah sich die kleine Eule besorgt. "Und verschwinde sofort wieder, sobald dir der Brief abgenommen wurde, hörst du?"

Die Eule schuhuhte leise und flatterte aus dem grossen Turmfenster.

"Ich wünschte bloss wir könnten dabei sein, wenn Snape den Brief erhält", grinste Ron

***



Der Brief war weg und das Leben ging weiter. Nirgends gab es ein Anzeichen, ob Harrys Plan geklappt hatte. Am nächsten Abend stiegen die Beiden noch mal zur Eulerei hoch und fanden den kleinen Kauz schlafend auf einer Stange. Der Brief war weg. Leider war es unmöglich zu sagen was passiert war. War ihr Plan aufgegangen, oder hatte Snape den Brief in einem einsamen Moment erhalten.

Spät abends im Bett und für die nächsten Tage redeten Ron und Harry über nichts anderes mehr als den Brief und sie fielen wieder in ihr altes Spiel mit den Foltermethoden zurück. Harry hätte gerne gewusst, was wirklich passiert war, aber dies war zumindest etwas.

In der fünften Nacht nach Absenden des Briefes bekam Harry seine Antwort, und es war nicht das, was er sich je vorgestellt hätte, sondern ihn bereuen liess, jemals gewollt zu haben dabei zu sein.

Diesmal hatte die Narbe nicht geschmerzt und Harry war ganz normal eingeschlafen und das einzige was ihm sagte, dass er nicht träumte, war die Klarheit in seinen Gedanken und der selbe Raum, den er schon zweimal gesehen hatte. Wie bei seinem letzten Treffen waren wieder über zehn Todesser anwesend und wieder lag eine Person zitternd und keuchend auf dem Boden, doch diesmal war es ein Mann, der die selben Roben trug, wie die Männer um ihn.

Voldemort stand neben dem röchelnden, noch immer zuckenden Snape und hielt seinen Zauberstab in der einen Hand und ein zerknülltes Stück Pergament in der anderen. Der dunkle Magier bebte förmlich vor Wut und hielt den Zauberstab so fest umschlungen, dass die Finger den dünnen Stab zu zerbrechen drohten.

"Du hast mich einmal zuviel verraten und du verwehrst dir nun selber einen schnellen Tod, weil du dich weigerst mir zu sagen, was ich von dir hören will."

Snape machte keine Anstalten zu antworten und kämpfte sich stattdessen mühsam auf die Ellbogen, das Gesicht noch immer keuchend dem Boden zugewandt.

"Meister", meldete sich nun Malfoy, der bei dem Kreis der anderen Todesser stand. "Macht mir die Ehre und überlasst ihn mir. Ich kriege es schon aus ihm heraus."

Voldemort zischte wütend und liess das Pergament fallen. "Du kannst ihn haben, wenn ich mit ihm fertig bin, nicht vorher." Den Zauberstab steckte er zurück in seinen Ärmel und dann packte er Snape am Kragen und hob ihm mühelos auf die Füsse. Er hielt den vor Schmerzen schwach stöhnenden Mann vor sich und fesselte ihn mit einem Arm über dessen Brust förmlich an seinen Körper. Snape schien sich kaum allein auf den Beinen halten zu können und er lehnte schwer gegen Voldemort hinter ihm.

Dann, aus dem Nichts, hatte der dunkle Zauberer plötzlich ein geschwungenes Messer mit elfenbeinenem Griff in der Hand und hielt es dem jüngeren Mann gegen die Kehle, ohne jedoch seinen Griff mit dem anderen Arm zu lockern.

Auch jetzt reagierte Snape nicht wirklich und seine Hände hingen schlaff neben seinem Körper herunter.

Erst als Snape wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, seufzte er leise, brachte die Beine unter sich dazu, sein Gewicht zu tragen und hob den Kopf. Er schien die Klinge an seiner Kehle kaum zu bemerken, als sei er sich seiner Situation gar nicht richtig bewusst.

Voldemort schien dies allerdings gar nicht zu gefallen. "Mein Severus", zischte er, seinen Mund knapp hinter Snapes Ohr. "Trotz allem noch so stolz."

Voldemort bewegte die Klinge etwas und ein dünnes, rotes Rinnsal bewegte sich träge von der Klinge über die blasse Haut von Snapes Hals.

"Du hast noch eine Chance für einen würdevollen Tod, Severus. Sag mir, was ich von dir hören will."

Harry sah, wie sich Snapes Lippen bewegten, aber er bekam nicht mit, was er sagte. Jedoch schien es Voldemort umso klarer gehört zu haben, denn er ließ einen hasserfüllten Laut hören und winkelte das Messer an, bevor er die scharfe Klinge quälend langsam von der einen Seite des Halses zur anderen zog. Harry dachte für den Bruchteil einer Sekunde, dass Voldemort sicherlich nur bluffte, doch seine Zweifel hielten nur so lang, bis eine Fontäne von Blut aus Snapes Hals schoss und dieser die Augen im Horror aufriss. Weiteres Blut trat aus der blutigen Masse an Snapes Kehle und ein krankmachendes, nasses Gurgeln war zu hören, als der Mann verzweifelt versuchte zu atmen und nur Blut seine Lungen füllten. Die Hände, die vorher schlaff heruntergehangen hatten, versteiften sich in abstruse Klauen. So sehr verkrampft im Todeskampf, dass sie leicht bebten.

Snape öffnete den Mund, doch alles was er hervorbrachte, war ein weiterer Schwall von Blut, der ihm aus der Nase, dem Mund und in pulsierenden Intervallen aus der Wunde am Hals quoll.

Harry wollte wegsehen, aber er konnte nicht. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, blieb sein Blick auf der schrecklichen Szene vor ihm hängen. Er sah, wie die Panik den Körper Snapes vollkommen im Griff hatte und er vergeblich nach Luft schnappte, seine Augen fast hervorquellend in Schmerz und unmenschlicher Angst. Der Horror in dem blutigen, zu Fratze verzogenen Gesicht erstarb nicht und schien sich stattdessen in den Gesichtszügen einzubrennen, als, nach einer scheinbaren Unendlichkeit, die quälenden Verkrampfungen im Rest des Körpers erstarben und die Augen des Mannes glasig wurden. Die Beine knickten ein und Snape kippte mit seinem ganzen Gewicht gegen Voldemort, der ihn noch immer hielt.

Die Intervalle, in denen das Blut nach außen geschoben wurde, wurden langsamer, bis sie endlich in einen kaum bemerkbaren gleichmäßigen Strom von noch immer fließendem Blut übergingen. Erst dann ließ Voldemort den Körper Snapes zu Boden gleiten. Mitten in eine unmöglich groß erscheinende Lache von Blut.


Dies schien auch Harry aus seiner Starre zu lösen und mit einem entsetzten Schrei fuhr er zurück - nur um sich nach Atem ringend, sitzend in seinem Bett vorzufinden.

Gleich darauf neigte sich auch schon die eine Seite seiner Matratze und er hörte Rons alarmierte Stimme neben sich. "Harry?"

"Harry, was ist los? Wer hat geschrieen?", murmelte eine andere, verschlafene Stimme.

"Ist alles in Ordnung, Neville. Schlaf weiter!", rief Rons Stimme in den Raum zurück.

Harry brauchte einige Momente um sich einigermassen zu beruhigen, und er versuchte Ron neben sich im Dunkel zu erkennen, aber das Bild von der horrorfüllten Fratze Snapes, als er vergeblich nach Luft rang und den Unmengen von Blut schien sich auf seine Netzhaut eingebrannt zu haben und verbannte für den Moment alles andere. Es spielte in dem Moment keine Rolle, dass er sich das Hinscheiden Snapes in den Monaten seit Sirius' Tod oft vorgestellt und sogar gewünscht hatte. Auch war es nicht von Belang, dass das was er gesehen hatte ein Resultat seines eigenen Planes gewesen war. Er hatte gewusst, dass Snape getötet werden könnte, doch mit einer solchen Brutalität hatte er nicht gerechnet. Obwohl Ron und er noch vor ein paar Stunden ersehnt hatten dabei zu sein, wenn Voldemort den verräterischen Brief abfangen, und Snape bestrafen würde, schien es Ewigkeit her und nun wünschte Harry sich, dass er es nie hätte sehen müssen.

"Harry? Antworte endlich. Du machst mir Angst, was ist los?", drängte Ron und seine Stimme gewann einen Hauch von Furcht.

"Ron", hauchte Harry und fixierte die Stimme neben sich. So langsam verblasste das Bild von Snape mit der durchtrennten Kehle und er sah einen sehr besorgten und verängstigten Ron neben sich sitzen. Erst als Harry endlich antwortete, entspannten sich die Züge des rothaarigen Jungen.

"Hattest du wieder eine Vision?"

Rons Stimme war mitfühlend und Harry zog die Beine an den Körper und umarmte die Knie in einem Versuch, die kalten Schauer zu vertreiben, die ihm bei der Erinnerung an den grässlichen Mord durch den Körper schossen.

"Snape ist tot", flüsterte er nur, und verpasste nicht den Hauch des Lächelns, das über Rons Gesicht schoss, bevor er wieder misstrauisch und besorgt die Augen verengte. "Und wo ist das Problem? Warum hast du geschrieen? War das nicht das, was wir wollten? Sirius ist endlich gerächt."

"Ich weiss", flüsterte Harry zurückhaltend. "Das ist es auch nicht. Es ist nur, dass ich gesehen habe, wie er starb und um nichts auf der Welt will ich jemals wieder so etwas sehen müssen. All das Blut und diese Augen. Man konnte darin die pure Panik sehen und dann das Geräusch als er zu atmen versuchte...." Ein neuer Schauer durchlief Harry als sich das Bild wieder nach vorne drängte und er brauchte seine ganze Willenskraft es zurückzudrängen.

"Was ist genau passiert, Harry?", wollte Ron nun wissen.

"Voldemort hat Snape allem Anschein nach erst mal unter den Cruciatus gestellt, da er zitternd am Boden lag zu Beginn meiner Vision, doch dann hat er ihn hochgehievt und ihm einfach die Kehle durchgeschnitten."

Rons Augen wurden weit und er fasste sich unbewusst an seinen eigenen Hals. "Autsch."

Harrys Stimme klang immer noch etwas schwach in seinen eigenen Ohren, doch so langsam schien sich der Schock abzuschwächen und das Ganze erschien nicht mehr so überwältigend. "Ja genau, autsch."

"Und nun? Der Direktor hat doch gesagt, dass du zu ihm kommen sollst, wenn du eine Vision hast..."

"Vergiss es, Ron", unterbrach ihn Harry scharf. "Du weißt was Dumbledore von Snape hält. Wenn ich ihm erzähle was passiert ist, muss ich ihm auch erzählen wie es dazu gekommen ist. Dumbledore wird nie erfahren, dass Snape tot ist. Er ist einfach verschwunden, fertig Schluss. Sirius ist gerächt, zukünftige Opfer des fettigen Bastards gerettet und Dumbledore kann annehmen, dass sein geliebter Snape geflohen und sicher untergetaucht ist und alle sind glücklich."

Ron nickte ein wenig zweifelnd. "Das ist sicher das Beste. Nur Schade, das wir keine offizielle Feier auf Snapes Ableben gestalten können."

Harry lächelte gegen seinen Willen. "Du bist eindeutig zu viel mit Fred und George zusammen, weißt du? Aber wenn du willst können wir am Wochenende in die ‚drei Besen' gehen und dort auf Sirius' Andenken und Snapes Tod anstossen."

Ron grinste glücklich und ging, nachdem er Harry gute Nacht gewünscht hatte, wieder in sein eigenes Bett zurück.

Harrys Lächeln erstarb und er legte sich auch wieder hin. Er hoffte nur, dass der Schock über das Gesehene bis zum Morgen soweit abgeklungen war, dass er normal funktionieren konnte. Im Moment war er davon nämlich gar nicht überzeugt.


***


T.B.C.




@SHELLEY: *BIGFATKNUDDLE*

 

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