Von Mördern und Verrätern

 

 

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A/N: Da sind wir wieder. Ich habe mich mit Dinu beraten und wir haben den weiteren Ablauf der Fic besprochen. Wir haben beschlossen, immer wieder mal ein Kapitel hochzuladen, damit ihr nicht allzu lange warten müsst. Dennoch wollen wir vordergründig die Fic erst fertig stellen, bevor wir alles hochladen. Leider hat Dinu gegenwärtig nicht viel Zeit und deshalb könnte es noch etwas dauern. Wir haben noch einiges, was wir hier einbringen wollen/müssen, damit es keine losen Enden gibt. Nun hoffe ich nicht, dass die Leser sich damit langweilen, dass Severus' körperliche Heilung sich noch ein wenig hinzieht, weil es auch mit seiner psychischen Verarbeitung zusammenläuft. Da können wir nicht, nachdem wir auch so detailliert die Folter beschrieben und uns so viel Mühe gegeben haben, dass das realistisch ist, nun schreiben: ‚Zwei Wochen später; Snape ging es besser'. Wir versprechen, dass wir sehr wohl einen Plan verfolgen, der auch damit zusammenhängt, dass die Folter so genau beschrieben war. Wir wollen aber nichts übereilen und dem somit alle Glaubwürdigkeit nehmen. Ich hoffe, dass wir euch damit nicht langweilen, aber egal wie, wir werden unser Tempo beibehalten. (Dafür werden die Kapitel nun etwas länger :-P)




Kapitel 48: Weitere Katastrophen


Sirius wurde durch eine Hand geweckt, die ihn sachte an der Schulter stupste. "Sirius, wach auf."

Der Gryffindor versuchte die aufdringliche Stimme zu verjagen. Er war noch immer zu müde und er dachte nicht daran, jetzt schon die Wärme der weichen Decke, unter der er sich begraben hatte, zu verlassen.

"Lass mich schlafen", murrte er.

Ein leichtes Lachen drang zu ihm. "Zeit aufzustehen, mein Junge. Du musst dich wieder um Severus kümmern.

Irgendwie erreichten diese Worte Sirius' Gehirn und er stöhnte laut auf, während er sich das Kissen über den Kopf zog, um so die Umwelt um sich auszusperren.

"Es nützt ja doch nichts, mein junger Freund. Du kommst von dieser Aufgabe nicht so schnell weg. Komm, steh auf. Ich habe frischen Kaffee aufgesetzt."

Die Stimme des Direktors klang in Sirius' Ohren viel zu vergnügt für eine so frühe Stunde, aber der Gedanke an einen Kaffee gefiel ihm sehr. Er beförderte seinen Kopf unter dem Kissen hervor und starrte den breit grinsenden Dumbledore missmutig an. "Ich nehme mal an, dass das heißt, Snape ist über den Berg."

Dumbledore nickte. "Sein Herz hat sich wieder beruhigt. Er ist zwar noch geschwächt, aber stabil. Kommst du?"

"Muss wohl", murrte Sirius und kämpfte sich gähnend an den Bettrand. Er setzte sich missmutig auf. "Kann wirklich niemand anders...?"

Dumbledore schüttelte den Kopf. "Ich fürchte nicht. Ich werde morgen zum Ministerium gehen, um zu sehen ob ich die Auroren von der Schule bekomme. Erst wenn das passiert, können dich Poppy und wir anderen ablösen."

Sirius seufzte unzufrieden. "Aber zumindest hat Pomfrey ihn gewaschen und neu verbunden, nicht?"

"Ja. Du brauchst nur von Zeit zu Zeit nach ihm zu sehen und seine Vitalfunktionen im Auge zu behalten. Poppy hat ihm starke Medikamente gegeben und er wird wahrscheinlich noch einige Stunden schlafen. Erst wenn er erwacht, brauchst du wieder etwas zu tun. Severus sollte versuchen, ein wenig Nahrung in sich zu bekommen, dass er schneller wieder zu Kräften kommt."

Sirius brauchte eine Sekunde, um dies zu verstehen und sich all das, was mit dieser Arbeit zusammenhing zusammenzureimen. "Ich soll ihn füttern?"

"Er kann seine Hände nicht brauchen, darum... Ja."

Sirius sah Dumbledore geschockt an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Er hatte sich schon so weit erniedrigt, indem er Snape gebadet hatte, aber damals war der Mann wenigstens ohnmächtig gewesen. "Das kannst du nicht von mir verlangen, Albus", flehte er.

Dumbledore seufzte leise und setzte sich neben ihn an den Bettrand. "Bitte Sirius."

Sirius stöhnte innerlich ob dem eindringlichen Blick, den der Direktor auf ihm hielt. Er konnte Dumbledore nicht widersprechen, wenn er diesen bittenden Blick aufgesetzt hatte, aber der Mann hatte keine Ahnung, was er verlangte. Snape würde durchdrehen, wenn er versuchte ihn zu füttern. Oder er würde sein arrogantes Grinsen aufsetzen und sich benehmen, als wäre Sirius sein persönlicher Sklave, der nur dazu da war, ihn zu bemuttern. Ja, Snape würde das Ganze nur dazu ausnutzen, ihn während der ganzen Zeit zu verhöhnen und es später auch jederzeit wieder gegen ihn gebrauchen, wenn das Wissen darum, wie sich Sirius erniedrigt hatte, von Nutzen war um ihn irgendwo schlecht zu machen. Er hatte das ja auch mit Lupin gemacht, als dieser unterrichtete.

Aber mit ihm würde das nicht klappen, beschloss Sirius. Er würde den Spieß umdrehen, bevor Snape sein Spielchen auch nur beginnen konnte.

***



Das erste Mal seit einer sehr langen Zeit wurde das Erwachen für Severus nicht zu einer schmerzlichen Erfahrung. Auf seinem Körper schien eher eine schwere, betäubende Decke zu liegen, die die Aussicht, sich zu bewegen, zu einem unüberwindbaren Vorhaben verkommen ließ.

Severus zwang seine bleiernen Augenlider einen Spalt auf. Der Raum vor ihm war erst verschwommen, bis er endlich in Fokus kam. Sein Mund war trocken wie Watte und er schluckte schmerzhaft.

Er war alleine im Raum und mehr als dankbar dafür. Das Letzte woran er sich erinnerte, war, dass er von einer Schmerzwelle erfasst worden war, als wäre er unter den Cruciatus gestellt worden. Danach waren nur noch Bilder und Tonfetzen von Poppy, Albus und Black, die ihn festgehalten und auf ihn eingeredet hatten.

Die Tatsache, dass er in einem Nest weicher Kissen lag erschien ihm unreal. Viel von dem, was in der letzten Zeit passiert war, erschien ihm verlöchert und vernebelt, doch an die Folter erinnerte er sich noch sehr gut. Daran, wie die Kinder umgebracht worden waren und daran, dass er schlussendlich vor Malfoy und Voldemort gekauert hatte. Er ekelte sich vor sich selber. Er hatte in seinem Leben so viele Menschen getötet und gequält, warum hatten ihn die Kinder denn so fertig gemacht?

Man hatte ihm gezeigt, wie wertlos und hilflos er war. All die Folter war nur dazu da gewesen, um ihn mürbe und empfänglich für diese eine Lektion zu machen, das wusste er. Der Höhepunkt war gewesen, wie man ihn weggeworfen hatte, wie ein Stück Abfall.

Aber nun war er weg von dort. In Sicherheit. Nur, das Gefühl war noch immer da. Die Angst, Scham und die tiefe Sinnlosigkeit seines Lebens hatte sich nicht abgeschwächt.

Severus hatte sich brechen lassen und er verachtete und hasste sich dafür. Was für ein Witz war er wirklich. Seit seiner Geburt hatte er nie genug Charakter besessen um etwas alleine zu erreichen und war von allen immer nur ausgenutzt worden. Selbst dann, als er geschworen hatte, seinen Stolz mit seinem Leben zu verteidigen.

Die Erinnerungen hielten ihn noch immer in ihrem Bann und vermischten sich immer wieder mit der Gegenwart, und er reagierte selbst auf Blacks Stimme, wenn dieser ähnliche Worte wie Malfoy benutzte. Man hatte ihm seine ganze Kontrolle effizient entrissen.

Und das schlimmste war nun, dass auch noch Black hier war, um sich an seiner Schwäche zu erheitern. Er konnte es nicht ertragen, dass sein Jugendfeind, derjenige vor dem er sich neben Potter Senior am dringendsten hatte beweisen wollen, nun mit ansah, wie pathetisch er wirklich war.

Er wollte nicht, dass sich Black um ihn kümmern musste. Hatte man ihn nicht schon genug erniedrigt?

Severus versuchte seine Arme zu heben und schaffte es sogar, obwohl sie etwa zweimal soviel zu wiegen schienen, wie normal. Mit Missbilligung sah er den Schlauch einer Muggelinfusion, die zu einem Verband an seiner rechten Ellbogeninnenseite führte. Poppy griff manchmal zu solchen Methoden, wenn ein Patient nicht wach genug war Zaubertränke zu schlucken, doch Severus wusste, dass es in seinem Fall eher damit zusammenhing, dass er keine Zaubertränke vertrug. Dafür hatte er ja vor einer Weile schmerzlich den Beweis erhalten. Seine Hände waren dick verbunden und Severus erinnerte sich mit einem Schaudern an die Wunden, die der Verband verdeckte und die Schmerzen, die ihm deren Schaffung und die Zeit danach verursacht hatte. Nun allerdings war auch dieser Schmerz zu einem sanften Pochen verstummt, wie auch seine Schultergelenke, die, seit er hier war, bei jeder Belastung und Bewegung wie Feuer brannten.

Severus sah zu der Tür, die einen Spalt offen stand. Black würde sicher bald wieder auftauchen um sich an seiner Schwäche zu freuen, doch wenn würde er dies verhindern, wenn es irgendwie möglich war.

Vorsichtig schob er seine Beine von dem Kissen, auf dem sie lagen. Er bewegte sie über die Bettkante und ließ sie zu Boden fallen. Auch die Verbrennungen waren nur noch ein unangenehmes Ziehen und mit erneuter Hoffnung versuchte er seinen Oberkörper aufzurichten. Er hatte jedoch kaum den Kopf vom Kissen erhoben, als ihn ein heftiger Schwindel überkam und ihn stöhnend zurücksinken ließ.

Es war, als würde sich das Zimmer rasend schnell um ihn drehen und jemand schien hinter seinen Augen mit einem Hammer auf seinen Schädel einzuschlagen, während kalter Schweiß auf seiner Stirn ausbrach.

Severus bemühte sich, einige tiefe Atemzüge zu nehmen, um die Orientierung wieder zu erlangen. Er legte sich den linken Arm über die Augen, versuchend, den Schwindel so besser zu bekämpfen.

Da war ein komisches Gefühl, versteckt hinter dem Unwohlsein, als ob etwas nicht so war wie es sein sollte. Doch erst als der Raum wieder zum Stillstand kam und die hämmernden Kopfschmerzen zurückgewichen waren, nahm er sich die Mühe, herauszufinden, was genau nicht stimmte. Er ließ den Arm wieder sinken. Sein Kopf fühlte sich noch immer irgendwie komisch, fast zu leicht an und erst als ein kühler Luftzug ihn an der verschwitzten Haut an seinem Hals traf, wurde ihm klar, was es war. In seinem ganzen Leben, hatte Severus immer lange Haare gehabt, außer einmal, als die Weasleyzwillinge sie ihm so angesengt hatte, dass er sie schneiden musste. Natürlich hatte er sie gleich darauf wieder magisch nachwachsen lassen, doch an das ungewohnte Gefühl von der Luft, die ungehindert seine Ohren und den Nacken getroffen hatte, erinnerte er sich gut. Selbst wenn er in seltenen Fällen mal die Haare zusammenband, war da nicht dieses Gefühl. Das konnte nur eines bedeuten. Seine langen Haare waren weg. Severus erinnerte sich nicht daran, dass sie ihm von Malfoy abgeschnitten worden waren, aber nach einer Sekunde verjagte er die Gedanken daran. Er hatte wahrlich andere Probleme als kurze Haare. Zum Beispiel, wie er aus dem Bett kam, ohne gleich vor Schwindel auf die Nase zu fallen.

"Wo willst du denn hin, Snape?"

Abgekämpft schloss Severus die Augen. Black.

Der Gryffindor trat soeben durch die Tür und näherte sich ihm. "Sag bloß, dir gefällt der Zimmerservice nicht, dass du abhauen willst."

"Verschwinde, Black", murrte Severus und gab sein Bestes, den Animagus böse anzustarren. Wenn ihm nicht noch immer schwindelig wäre, dann wäre Severus sicher rot angelaufen. Warum musste ihn Black gerade jetzt sehen, wo er noch schwächer aussah, als sonst.

"Du wiederholst dich, Snape. Aber so schnell wirst du mich nicht los."

Black griff nach Severus' Beinen, hievte sie zurück auf das Kissen und deckte sie wieder zu, nicht einmal abwartend, ob der Slytherin dies überhaupt wollte.

"Madame Pomfrey hat dir starke Schmerzmedikamente gegeben. Muggelzeugs. Solange du die intus hast, werden sie dich zu fest benebeln, als dass du aufstehen könntest. Und ohne ginge es wegen der Schmerzen nicht. Also lass es sein und mach uns beiden das Leben nicht schwerer als es ohnehin ist."

Severus konnte diesen bevormundenden Ton Blacks nicht ausstehen. Er wünschte sich nur, dass der andere Mann ihn endlich in Ruhe lassen und verschwinden würde. Zu seiner Überraschung blickte Sirius jedoch nur für eine Minute auf ihn hinunter, als wäre er etwas ekeliges, worin er soeben getreten war. Dann drehte er sich wortlos um und verließ das Zimmer.

Severus' Pause vor Black währte jedoch nur einige Minuten, in denen er entmutigt zur Decke starrte. Er konnte noch nicht einmal mehr alleine aufstehen. Er wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass man ihn lieber hätte sterben lassen.

Und dann kam Black auch schon wieder zurück, ein Tablett in den Händen. Er setzte das Tablett auf den kleinen Tisch und zog diesen näher ans Bett. Severus beachtete seine Handlungen nicht und ließ seinen Blick stur auf dem Gryffindor.

"Pomfrey sagte, dass du versuchen solltest ein wenig zu essen, wenn du aufwachst", sagte Black mit etwa so viel Enthusiasmus, wie ihn ein Schüler aufbrachte, der von einer bevorstehenden Prüfung sprach.

Severus beäugte den Teller und das Glas Wasser, wobei er sich Mühe gab, nicht zu sehnsüchtig darauf zu starren. Natürlich hatte er Durst und beim Anblick des Wassers schluckte er schmerzhaft und obwohl der tiefe Teller bloß eine klare Suppe zu enthalten schien, machte sich sein Magen sogleich mit einem verräterischen Knurren bemerkbar.

Mit einem Ruck riss er den Blick von dem Teller und auf das leise gebellte Lachen Blacks, fühlte er das Blut in seine Wangen schießen. Schon wieder hatte er es geschafft, sich zu demütigen.

"So wie es aussieht, hast du wirklich Hunger. Wenn du nett ‚Bitte' sagst, dann helfe ich dir auch."

Blacks Stimme triefte förmlich vor Spott.

Wut mischte sich in Severus' Scham und er konzentrierte sich darauf, diese zu schüren. Mit Wut wusste er umzugehen, aber die Scham konnte er nicht ertragen.

"Ich habe es dir schon vorher gesagt, Black. Ich brauche deine verdammte Hilfe nicht", knurrte er, mit gesenktem Kopf zu Black hochstarrend. Hätte er noch seine langen Haare gehabt, wären sie ihm bei dieser gut geübten Bewegung halb ins Gesicht gefallen und hätten seine dunklen Augen noch bedrohlicher aussehen lassen. Dieser Effekt war nun zunichte.

Black jedoch grinste ihn nur überheblich an; jede Minute, in der er Severus hilflos sehen konnte, schien er unheimlich zu genießen. Genauso wie damals in der Schule.

Der Gryffindor ignorierte Severus' Protest und setzte sich, sich übertrieben mütterlich benehmend auf die Bettkante. Er nahm den Teller und den Löffel, ohne Snape jedoch eine Sekunde aus den Augen zu lassen. "Aber, aber Snivelly. Solche harschen Worte, wenn ich dir nur helfen will? Ich bin wirklich tief verletzt."

Severus konnte diesen Ton Blacks nicht ertragen. Er redete sich ein, dass ihn die Selbstherrlichkeit des Gryffindors wütend machte, doch es war etwas anderes, was seine Brust zusammenzuschnüren schien und sein Herz schneller schlagen ließ. Es war die vollkommene Hilflosigkeit seiner Situation. Black konnte alles mit ihm machen und so wie es aussah, genoss er eben dies genauso fest, wie es Malfoy vor ihm getan hatte.

Und es gab nichts, was Severus dagegen tun konnte.

Black hatte noch immer sein genüssliches Lächeln auf dem Gesicht, als er den Löffel mit Suppe füllte, daran pustete und ihn dann Snape vor das Gesicht hielt.

"Komm schon, Schniefelus. Sei ein guter Junge. Es ist auch bestimmt nicht mehr so heiß, dass du deine Lippen verbrennst."

Severus hatte das Gefühl, dass er bald explodieren würde.

"Hau verdammt noch mal ab, Black. Lieber hungere ich, als deine Hilfe anzunehmen."

Wenn er das Lächeln von Blacks Gesicht gehabt haben wollte, dann hatte er das erreicht, denn die Züge des Gryffindors verdunkelten sich sofort. "Du hast keine Ahnung was Hunger überhaupt bedeutet, Snape. Ich habe zwölf Jahre lang tagelang gehungert, nicht wissend, ob man mich endlich vergessen hatte, und ob jemals wieder jemand die Zelltür öffnen würde, also stell dich bloß nicht so an."

Nun wurde Severus wirklich wütend. Was erlaubte sich dieser verdammte Gryffindor, seinen Aufenthalt bei Malfoy mit Askaban zu vergleichen. Lieber hundert Jahre Askaban...

"Fang jetzt bloß nicht an, dich bei mir auszuheulen, Black. Hau bloß ab. Ich habe dich nicht gebeten, hier zu sein.
ICH KOMME SEHR GUT ALLEINE KLAR!"

Noch als er dies herausschrie, wusste er wie armselig er klang. Mit seinen dick verbundenen Händen hätte er noch nicht einmal selber essen können, wenn die Handteller nicht durchbohrt gewesen wären. Doch das war im Moment nicht wichtig. Er konnte eher den Hunger ertragen, als Blacks arrogantes Gehabe. Durch die Infusion würde er wohl kaum verdursten und verhungern und das nagende Gefühl in seinem Magen konnte er ebenso gut ignorieren wie die Trockenheit in seinem Mund und im Hals.

"Du kommst also alleine klar?" blaffte Sirius, während er wütend vom Bettrand aufsprang. Er ließ den Löffel mit einem klappernden Geräusch in den Teller zurückfallen und griff nach Snapes linkem Arm. Den zog er hoch und legte die Hand an den Teller. "Dann halte ihn doch selber!"

Severus starrte Black mit geweiteten Augen an, seine Wut einer angstvollen Hilflosigkeit weichend. Wie dachte sich der Idiot das? Wie sollte er den Teller festhalten können?

Black versuchte Severus' Finger mit Druck um den Tellerrand zu biegen. Dann griff er nach Severus' anderem Arm und brachte die Hand auf die andere Seite des Tellerrandes, bevor er zurücktrat.

Der Teller balancierte nun zwischen Severus' total gefühlslosen Händen und schwankte bedrohlich, die Suppe darin gefährlich umherschwappend. Severus tat alles, um das Suppengefäß besser zu fassen, doch seine Hände gehorchten ihm nicht und auch die Unterarme schienen langsam an Kraft zu verlieren. Mit aufsteigender Panik beobachtete er, wie der Teller auf der einen Seite abzurutschen begann und als er versuchte, ihn fester zu halten, rutschte er komplett aus seinem Griff und die ganze heiße Flüssigkeit entleerte sich, als der Teller umgekehrt auf seiner Brust landete und spritzte ihn, die Decke und die Leinen unter ihm komplett nass.

Severus bekämpfte die Tränen, die in seine Augen stachen. Tränen, die nichts mit der Temperatur der Suppe zu tun hatte, die heiß auf seiner Haut stach. Dessen war sich Severus kaum richtig bewusst.

"Du verdammter Mistkerl, Black!" schrie er seinen Gegenüber stattdessen an. Black durfte ihn auf keinen Fall weinen sehen. Das wäre zuviel für ihn. "Ich werde dafür sorgen, dass du den Dementoren ausgeliefert wirst und deine Seele verlierst, und wenn es das Letzte ist, was ich tue, das schwöre ich dir!" Es war Severus egal, dass er eine Todesdrohung gegen Sirius aussprach. Im Moment hasste er Black genauso stark wie Voldemort. Genauso stark wie Malfoy.

Black schnaubte. "Du bist selber Schuld, Snape. Seit du aufgewacht bist benimmst du dich nicht anders als ein schmieriger Bastard. Nicht den Hauch von Dankbarkeit. Eure Sorte Menschen ist immer gleich. Ihr alle!"

Und mit diesem Ausruf, stürmte Black türkrachend aus dem Raum.

***



Ein kollektives Luftschnappen ging durch die Ränge des Quidditchstadions und Hunderte von Zuschauer sprangen wie von der Feder geschnellt hoch, als Isabelle Laroth, Ravenclaws neue Sucherin, ihren Besen plötzlich scharf nach rechts riss und zum Ende des Spielfeldes raste, wo ihr eine Horde von blau-weiß gekleideten Schülern entgegenjubelten.

"Laroth scheint den Schnatz entdeckt zu haben und rast mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit über das Spielfeld, während Malfoy sich noch immer mit White am anderen Ende herumschlägt!" dröhnte die Stimme des Ansagers über die Menge.

"Malfoy, du inkompetenter Idiot. Du sollst den Schnatz suchen und nicht gegnerische Spieler anrempeln!" Rons Stimme war durch sein andauerndes Rufen schon heiser und nun schüttelte er wütend die Faust gegen den Sucher der Slytherins, der sich über ihren Köpfen bemühte, sich aus einem Gerangel mit einem gegnerischen Schläger zu befreien.

Als er es endlich schaffte und der anderen Sucherin hinterher raste, lehnte sich Isabelle am gegenüberliegenden Ende des Feldes bereits auf ihrem Besen vor und griff mit angespanntem Gesicht nach etwas, was sie von ihrem Standort nicht erkennen konnten.

Dann jedoch jubelten die Ränge der Ravenclaws laut auf und Laroth hielt etwas kleines, Goldenes triumphierend in die Höhe.

Durch die Gryffindors ging ein allgemeines Stöhnen, während die Slytherins laut "Betrug" und "Schiebung" riefen.

"Verdammt Malfoy, du bist ja so ein Idiot", schimpfte Ron lautstark.

"Nun haben wir gar keine Chance mehr auf den Pokal", fiel auch Harry enttäuscht ein.
Dass die Gryffindors die Slytherins anfeuerten, lag daran, dass Ravenclaw das einzige Haus war, das bis jetzt alle seine Spiele gewonnen hatte. Gryffindor hatte gegen Slytherin verloren, wogegen diese Hufflepuff unterlegen waren. Wenn Ravenclaw nun dieses Spiel auch verloren gehabt hätte, wäre von den Siegen her Gleichstand und Gryffindor hätte durch ihren Punktedurchschnitt das andere Haus überholt.

"Seht es positiv", sagte Hermine. "Wir liegen immer noch vor Slytherin und dass sie gegen Hufflepuff verloren haben, tut denen sicher mehr weh."

"Wette, dass Snape durchdrehen wird, wenn er davon erfährt", sagte Ron mit einem leichten Lächeln, das jedoch sofort wieder verschwand. "Tschuldigung, Leute", fügte er etwas ernüchtert hinzu.

Das Thema Snape war schon seit einiger Zeit eine heikle Angelegenheit, nachdem was alles passiert war und selbst zu Rons offener Abneigung gegenüber dem Lehrer hatten sich so etwas wie Schuldgefühle gemischt.

"Wir sollten reingehen", unterbrach Hermine nach einer Weile die unangenehme Pause. "Es wird kalt. Colin und Ginny sind auch schon reingegangen."

"Was wohl kaum etwas mit dem Wetter zu tun hat", murmelte Ron missmutig. Dass er nicht sehr glücklich über den neuesten Freund seiner kleinen Schwester war, war schon lange bekannt. Colin war in seinen Augen noch zu kindisch, um eine ernsthafte Beziehung zu führen.

"Sei nicht so ein Spielverderber", schimpfte Hermine. "Die Beiden haben sich gern, das sieht man."

"Ja, ja. Zumindest für diesen Monat."

"Ron, du bist manchmal einfach so romantisch wie ein Stück Holz", stöhnte Hermine.

Sie waren gerade, zusammen mit einem Strom anderer enttäuschter Gryffindors, an zwei Auroren vorbei auf den Rasen hinuntergetreten, als Harry im Schatten der Tribüne Albus Dumbledore erblickte, der sich mit einem besorgt aussehenden Hagrid unterhielt.

"Seht mal."

"Hagrid sieht etwas beunruhigt aus", kommentierte Hermine, als sie an seine Seite trat.

"Was die wohl besprechen?"

"Lass es uns herausfinden, Ron", antwortete Harry und machte sich auf, zu den Lehrern hinüber zu gehen.

"Oh Harry", begrüßte sie Hagrid, als er sie erblickte und zwang ein recht misslungenes Lächeln auf sein Gesicht. "Der Direktor hat mir soeben von Professor Snape erzählt und dass sich Sirius um ihn kümmert."

Also das war es, was den Wildhüter besorgte. Das tat es wohl jeden, außer Dumbledore. Dennoch hatte Harry das Gefühl, dass es mehr war, was den Halbriesen so besorgt aussehen ließ. Normalerweise vertraute er Dumbledores Entscheidungen blind und auch hatte Harry noch selten miterlebt, dass sich das Gesicht Hagrids nicht sofort aufhellte, wenn er sie sah. Selbst wenn er Sorgen hatte.

"Bist du in Ordnung, Hagrid?" fragte er.

"Ich...Nun.." Er warf einen kurzen Blick auf Dumbledore, bevor er sich nervös am Kopf kratzte. "Ich mache mir einfach Sorgen, mit du-weißt-schon-wer, was Professor Snape wiederfahren ist und so, weißt du."

Harry hob die Augenbrauen in einer klaren Geste, dass er dem Halbriesen nicht glaubte.

"Severus hatte eine etwas unruhige Nacht. Aber nun geht es ihm wieder besser."
Harry sah auf den Direktor, der die Information mit müder Stimme aber einem gutmütigen Lächeln gab. Wahrscheinlich erinnerte er sich gut daran, was beim letzten Mal passiert war, als er etwas vor Harry geheim hielt. Auch fiel Harry nun auf, wie übermüdet der alte Zauberer aussah. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und er wirkte etwas bleich.

"Was ist passiert?" fragte Hermine.

"Die zweite Ration des Trankes hat schlecht auf den Fluch reagiert. Aber wie gesagt, es geht ihm wieder besser. Ich will nur so schnell als möglich herausfinden, um was für einen Fluch es sich handelt. Leider werde ich in den nächsten Tagen kaum Zeit haben meine Recherchen zu beenden. Ich muss ins Ministerium. Vielleicht kann uns Severus weiterhelfen, indem er sich erinnert. Poppy, Remus und Minerva wissen Bescheid. Sie werden in meiner Abwesenheit nach ihm sehen und ihn fragen, wenn er etwas besser dran ist."

"Und wenn er sich nicht erinnert? Immerhin war er bewusstlos, als wir ihn fanden. Vielleicht hat Voldemort den Fluch ausgesprochen, als er nicht wach war."

"Das bezweifle ich, Harry. Voldemort wollte sicher, dass Severus mitbekam, wie er ihn verkrüppelt hat. Aber falls es doch so ist, dann muss ich mich auf die alten Bücher verlassen, die ich besorgt habe."

"Wir könnten doch mit den Büchern helfen", schoss es aus Hermine. Ihr Gesicht schien förmlich vor Enthusiasmus zu glühen und Harry wusste nicht recht, ob es daran lag, dass sie helfen konnte, oder daran, dass sie die Aussicht hatte in, bestimmt seltenen, Büchern zu stöbern.

Dumbledore schien ihren Vorschlag zu überdenken und strich sich gemächlich über seinen Bart. "Hmm, ich weiß nicht. Ich bin schon fast durch damit. Eigentlich wollte ich das Letzte diese Nacht durchsehen, aber Severus..." Er sah aus, als würde er, noch während er erzählte, tief in Gedanken versinken und sein Blick wurde leicht abwesend und verdunkelte sich sorgenvoll, doch dann fing er sich wieder und lenkte wieder die gesamte Aufmerksamkeit auf die Schüler vor ihm. "Wie dem auch sei. Die Bücher sind nichts für Sie. Sie sind allesamt über dunkle Magie. Dass es ein dunkler Fluch war, steht außer Frage. Es ist wohl kaum eine Lektüre für einen Schüler, selbst wenn es ein so heller Kopf ist, wie Sie, Miss Granger."

Das wiederum schien Ron gar nicht zu passen. "Haben Sie per Zufall mitbekommen, was wir in den letzten fünf Jahren alles erlebt haben? Vor allem Harry. Denken Sie wirklich, dass uns einige Bücher über dunkle Magie noch wirklich beeindrucken werden?"

"Das ist allerdings auch wahr", antwortete Dumbledore mit einem leisen Glucksen. "In Ordnung. Ich werde das letzte Buch bei Hagrid lassen und ihr könnt es unter dem Schutz des Tarnumhangs bei ihm abholen und mir bei der Suche helfen.
Allerdings...", er hob einen mahnenden Finger, "dürft ihr von den Auroren auf keinen Fall mit solch einem Buch erwischt werden oder ihr könnt vom Ministerium und dem Schulrat von der Schule verwiesen werden. Versteckt es unter allen Umständen immer gut und bringt es sofort zurück, wenn ihr damit durch seit."

"Natürlich, Direktor", strahlte Hermine.

Als sie auf dem Rückweg zur Schule waren und außerhalb von Dumbledores Gehör, schnaufte Ron laut. "Glaubt der doch wirklich, dass wir vor ein paar Büchern Angst haben? Lächerlich."

"Ich hoffe, du bist dir bewusst", sagte Harry mit einem schiefen Lächeln, "dass du uns mit deinem Protest eingehandelt hast, die gesamte Nacht wegen einem Buch um die Ohren zu schlagen."

Rons Kinn klappte nach unten und er blieb geschockt stehen. "Mist, daran habe ich gar nicht gedacht."

***



Anmerkung von Dinu: Haaaaaaaaaaalllllllooooo Leute! Es geht wieder weiter. Sorry für die lange Zeit ohne "Von Mördern und Verrätern", aber die Geschichte ist im Moment in einer ziemlich heiklen Phase und muss genauestens besprochen werden. So, ich hoffe ihr habt euren Spass an diesem Kapitel. *hugztoall*



 

Kapitel 47

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