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Kapitel 5: Von Pyjamas und Professoren

 

In dieser Nacht habe ich nicht viel geschlafen.
Ich hätte allen Grund gehabt zu schlafen. Zum einen will ich am Montag mit Hagrid nach Beauxbatons reisen. Zum anderen muss ich zurechtkommen mit dem, was ich mir vorgenommen habe - Severus im Fall von Harrys Cruciatus harmlos zu machen. Doch Snapes dunkle Augen verfolgen mich immer noch - so erfüllt von Verletztheit und Enttäuschung.
Oder besser, ich werde nicht von Severus' Augen verfolgt, sondern von meinen eigenen Gefühlen. Ich sollte mich schuldig fühlen. Was auch immer es für Götter gibt, so wissen diese, dass es genug Gründe gibt, mich schuldig zu fühlen und dass ich genug Erfahrung damit habe, mich schuldig zu fühlen.
Doch ich fühle mich kein bisschen schuldig.
Drei Mal bin ich aufgestanden, um mich selbst mit Schlaftränken zu beruhigen. Drei Mal bin ich wieder ins Bett gegangen. Irgend etwas arbeitet hier - etwas hat sich aufgebaut seit meiner ersten Konfrontation mir Severus am vergangenen Morgen. Und was immer es ist, ich spüre, es muss aufgeklärt und nicht zurückgedrängt werden in die Unsichtbarkeit.
Schließlich erhebe ich mich und mache mich auf den Weg zur Bücherei. Die runden Kerzen leuchten bei meinem Eintritt auf, wozu sie ja auch verzaubert wurden. Doch ich wähle kein Buch aus. Statt dessen gehe ich in meinem Schlafanzug durch den Flur, lasse mich in einen gemütlichen Ledersessel fallen und starre verschwommen auf die Wand voll gebundener Bände. Ich spiele mit dem Rand meines Schlafanzugs. Es ist mein Lieblingsanzug mit den goldenen Schnatzen, die sich bewegen und flattern, offensichtlich in willkürliche Richtungen fliegend wie helle leuchtende Schrauben. Ich habe vor, Harry einige Pyjamas und vielleicht einen Bademantel in demselben Muster zum Geburtstag zu schenken. Ich habe ihm zum Geburtstag nie so ein Geschenk gegeben und ich denke, ich kann das Ministerium dazu bringen, sein lebenslanges Quidditchverbot bis Ende Juli aufzuheben, ich werde die Bestätigung hierfür und die Kleidung in einen Karton tun. Es soll eine Geste der Versöhnung sein. Ich weiß nur noch nicht, wie ich verhindern soll, dass er den Karton einfach ungeöffnet wegschmeißt, wenn er sieht, wo er herkommt.
Ich nehme an, dass ein Schulleiter seinen Schülern wirklich keine Geburtstagsgeschenke geben sollte. Doch wenn es um Harry geht, verschwindet meine Geduld was tugendhafte Gesellschaftsstandards angeht einfach.
//Nun, es schadet nie, das Lamm zu mästen, bevor es zum Schlachter kommt.//
WAS!
//Oder würdest du den Spruch "die Hörner des Sündenbockes zu vergolden, bevor man ihn zum Sterben in die Wüste bringt" bevorzugen?//
Tom, ich....
Der Klang seines Lachens erfüllt meine Gedanken. Nicht des jungen Toms diesmal, sondern des alten. Derjenige, der wirklich im Wesen des Hasses gewachsen ist. Derjenige, der Harrys Geist gefangen hielt im Ministerium, während er mir zurief, ich solle sie beide töten.
//Oh, das ist echt unbezahlbar! Der große Dumbledore zwitschert umher und denkt über den Pyjama des Jungen nach!//
Ich liebe diesen besonderen Jungen zufällig.
//Sagst du. Nun, ein kleiner Rat. Nehmen Sie seine Robe. Sie wird unbenutzt aussehen und Sie können sie danach jemand anderem geben.//
Wonach?
//Nachdem er tot ist, natürlich.//
NEIN!! HARRY WIRD NICHT STERBEN! ER WIRD GEWINNEN!!!
//Es ist zu spät für Sie, sich zu belügen, oh großer und weiser Albus. Ihr wertvoller Harry hat so eine Chance die nächsten zwei Schuljahre zu überleben wie ein Flubberwurm im Kampf mit einem von Hagrids knallrümpfigen Krötern.//
"NEIN!" Ich merke nicht, dass ich laut geschrieen habe, bis mein Fuß ausschlägt und einen nahestehenden Leseständer umwirft, wobei Papiere in alle Richtungen fliegen. Ich stehe auf.
"NEIN...ER...WIRD...NICHT...STERBEN!!!" Ich greife die Lehne meines Stuhls, reiße daran, hebe ihn hoch und schmeiße ihn beachtlich weit in den Raum.
//Das haben Sie auch über Sirius Black gesagt. Schauen Sie wo er nun ist... In einem Schnellzug zur Farm für junge Hunde im Himmel.//
"NEEEIN!!!" Ich greife mir einen anderen Stander und schmeiße ihn dem Stuhl nach. Dann greife ich den Stuhl gegenüber des Ständers und er folgt ihm.
//Zwei Stühle und zwei Ständer, nicht viel im Vergleich zu der Leistung deines Schatzes. Aber er ist ja auch jünger.//
Ich greife nach dem dritten Stuhl, doch plötzlich fühle ich mich müde.... und alt. Ich lehne mich vor, die Hände auf den Armen und schnappe nach Luft.
//Soll ich Ihnen sagen, weshalb es Sie nicht kümmert, unseren geliebten Tränkemeister gedemütigt und verraten zu haben? Es ist, weil Sie wissen, dass er auch bald sterben wird. Sie sind in seinem Falle nur eher bereit, es zu akzeptieren.//
"Nein." Diesmal klingt es wie ein Wimmern.
//Sie blubbern Harry gegenüber immer etwas von Liebe. Wo war die Liebe für unseren armen gequälten Severus heute Nachmittag?//
Ich mache ein Geräusch, wie ein Fisch, der an Land zu atmen versucht.
//Liebe, mein lieber Professor, hat in dieser Welt wenig Macht, trotz des Unsinns, den Sie Harry immer erzählen. Doch es ist okay. Es wird ihn dazu bringen, williger zum Schlachter zu gehen.//
"Er wird nicht sterben." Ich flüstere, denn mein Hals ist plötzlich verschlossen.
//Es gibt nichts wie diese wertvolle Liebe, Albus. Da ist nur Dumbledore, der Mächtige, und seine Schema. Und Dumbledore hat entschieden, dass Snape gedemütigt werden MUSS, denn Harry DARF nicht bestraft werden. Natürlich hat Dumbledore keine Probleme damit, Harry zehn Jahre lang im Schrank hausen zu lassen. Das macht ihn sensibel und verletzlich für dieses ganze Helden- und Rettungsszenario.//
"Ich liebe ihn."
//Natürlich tun Sie das. Sitzen Sie deshalb hier und sorgen sich um seinen Bademantel, während er bei Muggeln gefangen ist, die ihn hassen?//
"Ich liebe ihn."
//Es macht es bequemer, dies immer wieder zu sagen, doch Sie glauben es nicht wirklich, weil es nicht stimmt.//
"Doch."
//Er nützt Ihnen. Doch machen Sie sich nicht selbst zum Dummkopf.//
"ICH LIEBE IHN!"
//Oh, Ich nehme an, er ist ein gutes Kuscheltier. Weshalb geben Sie ihm statt eines Pyjamas nicht ein Hundehalsband mit Leine mit dem Hogwartswappen? Sie können ihm beibringen Männchen zu machen, zu betteln, sich zu rollen und Pfötchen zu geben. Ich wette, er würde sogar Ihre Latschen im Mund herum tragen..//
Sei leise.
//Nein, es ist viel zu spaßig. Geben Sie´s zu, was sie wirklich wollen, ist, dass Harry ein hübsches Halsband trägt, sich neben ihrem Stuhl zusammenrollt und schnurrt, wenn sie seinen Bauch streicheln. Dann verlangen Sie von ihm, seinem Feind die Kehle aufzureißen und wenn er dies überlebt hat, darf er noch ihre Hände lecken, bevor Sie ihn zerstören. Tiere, die ihre Aufgabe überleben sind eine Last.//
HALT´S MAUL!
//Was ist Severus für eines deiner Tiere? Eines das seinen Nutzen überlebt hat - oder gerade dabei ist? Ich gebe zu, Harry ist hübscher.//
Ich wollte Severus nie weh tun.
//Sie hätten mich fast getäuscht - und ihn auch.//
"Master Albus. Ist alles OK?"
Mein Kopf schnellt hoch. Iris hat die Bücherei betreten und sieht mich überrascht an. Sie trägt ein Tablett.
"Ich habe Licht im Büchereifenster gesehen und wollte Master Albus einen Snack bringen." Sie erblickt die umgeworfenen Möbel. "War Harry Potter hier, Master Albus?"
"Er, nein Iris."
"Es sieht so aus." Sie bedenkt mich mit einem unergründlichen Blick, verfolgt das Thema aber nicht weiter. "Warum schläft Master Albus nicht?"
"Ich denke nur über Dinge nach, Iris."
"Sie sorgen sich wegen des stinkenden Snape, oder?" Iris legt das Tablett ab und betrachtet mich mit in die Hüften gestemmten Händen.
"Professor Snape, Iris." Das letzte, wofür ich sorgen kann, ist, dass Severus Respekt durch seine Titel erhält.
"Sie sorgen sich wegen des stinkenden Professor Snape, oder?" Iris scheint kein bisschen verwirrt.
"Das ist nicht sehr nett, Iris."
"Es ist wahr. Professor Snape stinkt immer nach Hexenkessel."
//Punkt für sie.//
In der Tat. Ein ständiger Gestank um einen herum ist nun einmal eine Gefahr, wenn man Tränkemeister ist.
"Professor Severus will nicht glücklich sein", fährt Iris fort, viel Getue um das Tablett machen, von dem sie einen Teller und Besteck nimmt, "es ist also keine gute Idee, sich um ihn zu sorgen."
Wie direkt kannst du eigentlich sein, Iris.
"Da sind noch andere Dinge, Iris."
Ich habe keine Angst davor, dass Snape etwas Drastisches tut. Seine Gründe zur Loyalität liegen zu tief. Doch er wird in Zukunft wohl garstiger sein. Und was wir am wenigsten brauchen sind weitere kleinere Ablenkungen.
Iris zuckt die Achseln. "Der stinkende Professor Severus mochte den guten Harry Potter nie. Iris weiß nicht warum, aber so ist es. Der stinkende Professor Snape muss erwachsen werden und auch so handeln."
"Um fair zu sein,"
habe ich wirklich diese Unterhaltung?
"Harry hat ihn provoziert."
Iris ist wenig beeindruckt. "Der gute Harry Potter ist fünfzehn", sie bringt mir den Teller mit mundgerechten Sandwichs, "der stinkende Snape ist vierunddreißig. Wenn der stinkende Snape immer noch nicht gelernt hat mit Ungezogenheit klarzukommen, sollte er sich einen anderen Job suchen."
Doch es ist schlimmer als nur einfach Ungezogenheit, Iris. Das ist der Punkt..
"Wer würde dann Zaubertränke unterrichten, Iris?" Ich lächle, um die Stimmung zu erhöhen.
"Das ist eine gute Frage, Master Albus. Professor Severus macht es nichts, dass er stinkt und das können nicht viele von sich sagen. Und er versteht sich mit den Slytherins."
Das tut er.
"Und Master Albus muss einen neuen Verteidigungslehrer finden... SCHON WIEDER!" Sie sieht zur Decke und seufzt.
Ich ahme ihre Geste nach. Was das betrifft, hatte ich spektakuläre Fehlgriffe. Quirrell hat es geschafft, Voldemorts Substanz ins Schloss zu bringen, direkt unter meiner Nase, und in meiner Hast, die Situation zu korrigieren habe ich Gilderoy Lockharts Bewerbung angenommen und musste dessen Wert ins Gesicht sehen. Es ist wirklich schlecht, dass Lupin nicht wiederkommen kann, doch die Eltern wären dagegen. Eine weitere Schwierigkeit, die nur Dank Snape besteht - obwohl er wenig Grund hat, Lupin leiden zu können.
Und seit wann gehört es zum professionellen Verhalten, jemanden leiden zu können? Iris hat Recht, der Mann benimmt sich wie ein Kind.
"Iris weiß es", die Elfe schnippt mit den Fingern, "Master Albus kann Harry Potter die Verteidigungsklassen unterrichten lassen. Dobby sagt, er war sehr gut darin bei Master Albus' Armee."
"Er ist fünfzehn, wie du schon sagtest, Iris."
Iris lächelt. "Und er hat dem bösen Tom Riddle schon oft gegenübergestanden. Wer kann das noch von sich sagen?"
Guter Punkt..
"Harry wird mit den kommenden paar Jahren genug zu tun haben, Iris. Da braucht er nicht noch die Verantwortung des Lehrens."
Das Glöckchen, das anzeigt, dass jemand unten das Passwort genannt hat, erklingt. Ich lege den Teller nieder und eile in mein Büro, Iris folgt dezent. Warum ist zu dieser Zeit jemand hier? Als dies das letzte Mal geschah....
Das letzte Mal, als das geschah, dachte ich, ich würde Arthur Weasley wegen eines Schlangenbisses verlieren und Harry durch Besessenheit.
Ich renne fast.
Ich betrete mein Büro, um Minerva bereits dort vorzufinden. Sie ist immer noch vollständig gekleidet und sieht aus wie jemand, der schlafen sollte, es aber nicht kann.
"Oh, es tut mir Leid, Albus, habe ich Sie geweckt? Ich habe das Licht in den Fenstern Ihrer Bibliothek gefunden."
"Sie haben mich nicht geweckt, Minerva." Ich sinke in meinen Stuhl, schwach wegen der Erleichterung, dass es sich nicht um einen Notfall handelt. "Ich bin froh, dass Sie da sind." Ich gebe ihr ein Zeichen, sich zu setzen.
"Ich dachte, wir sollten die Ereignisse des Tages noch mal besprechen." Ihr Ton ist normal, doch ihre Augen sind dunkel vor Sorge. "Für eine Weile könnte dies unsere letzte Chance dazu sein."
Ja, das ist möglich. Morgen werde ich nach Beuxbatons reisen und sie muss eine Mission für den Orden erledigen.
"Es ging nicht so gut, wie ich gehofft hatte", gebe ich zu. "Ein weiterer Fehler eines alten Mannes."
"Wie das denn Albus?"
In der Tat, wie denn? Auf so vielen Wegen.
Ich antworte nicht. Sie sitzt still und respektiert mein Schweigen.
"Wissen Sie, dass ich Harry gesagt habe, dass ich vergessen hatte, dass manche Wunden zu tief gehen, als dass sie heilen könnten? Ich nehme an, ich habe es heute wieder vergessen."
"Du hast erwartet, Severus zeigt Verstand?" Sie klingt ein wenig skeptisch.
"Ich hatte gehofft, er würde die Fakten akzeptieren." Ich lächele müde.
"Er war nie dafür bekannt, Fakten vor seine Gefühle zu stellen." Minerva schnieft verachtungsvoll. Die starre Disziplin, die bei Verwandlungen benötigt wird macht es manchmal schwer, Leute zu verstehen, deren Gedanken ihre Gefühle kontrollieren.
Vielleicht ist das mein Problem, der Grund dafür, dass ich in den letzten Monaten so viele Fehler gemacht habe. Ich war schließlich mal Verwandlungslehrer.
"Wie der Cruciatusfluch?" Ich lächele wieder, bitter diesmal.
"Wie der Fakt, dass Harry James Potters Aussehen und Lily Evans Augen besitzt!" Minerva schließt ihre Augen kurz, Erinnerungen überkommen sie. "Ich weiß, es ist hart für den Mann, aber..."
"Härter als Sie denken, Minerva", sage ich sanft. Ein Bild blitzt auf....
Severus, weinend und hysterisch in meinen Armen.
"Das ist keine Entschuldigung." Ein Richter, der den Tod ausspricht mag ungefähr mit derselben Stimme sprechen wie Minerva.
Iris tritt ein, bevor ich antworten kann. Sie trägt ein größeres Tablett und ihr folgen zwei weitere Elfen, die Körbe tragen.
"Iris bringt mehr Essen", sagt sie, das offensichtliche feststellend. "Geht es Professor Minerva gut?"
"Sicher, danke, Iris", antwortet Minerva freundlich.
In kurz andauernder Geschäftigkeit räumen die Elfen meinen Schreibtisch frei, legen ein Tischtuch auf ihn, und schaffen es, einen beeindruckenden Stapel kalter Sandwiches und Getränke auf den Tisch zu stellen. Nun, größtenteils kalt. Ich sehe, dass die Milch leicht dampft. Iris entlässt ihre zwei Helfer, macht jedoch keine Anstalten selbst zu gehen.
"Iris hat mich daran erinnert, dass wir wieder einen neuen Verteidigungslehrer benötigen", sage ich leichthin, als wir uns daran machen, das Essen zu probieren. Als ich keine Antwort bekomme, sehe ich zu Minerva. Sie schaut äußerst interessiert auf mein Nachthemd und ich bemerke, dass es das erste Mal ist, wo sie die sich bewegenden Schnatze sehen kann.
"Ich habe daran gedacht, Harry einen Mantel und einen Pyjama mit demselben Muster zu geben", gestehe ich, als ich mir in Glas warme Milch nehme. "Denken Sie nicht, es würde auch in Gryffindorfarben auffallen?"
"Err, ja Albus." Sie sieht ein wenig krank aus.
"Wie auch immer", ich nehme mir ein Sandwich, "ich hoffe, dass ich das Quidditchverbot bis zu seinem Geburtstag aufheben lassen kann. Ich könnte ihm die Bestätigung dafür und die Klamotten zur selben Zeit geben."
"Ja", Minervas Gesicht erhellt sich, "das wäre wunderbar."
"Auf der anderen Seite", sage ich schelmisch, "will Iris, dass er unterrichtet, also wird er vielleicht keine Zeit zum Quidditch spielen haben."
"Oh, aber Harry Potter MUSS Quidditch spielen, Master Albus!", unterbricht Iris leidenschaftlich, "und er muss sein Schläfchen halten!"
"Pardon?", fragt Minerva völlig verwirrt.
Iris erklärt ihr den Plan für Harrys "Heilung". Ich erwähne ihren Vorschlag, dass Harry Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichten soll.
"Meine Güte", bemerkt Minerva trocken, "du musst viel darüber nachgedacht haben, Iris."
"Alle Hauselfen haben darüber nachgedacht", entgegnet Iris voll Leidenschaft, "und dann kam uns dieser gute Plan in den Sinn."
"Nun..", Minerva sucht offensichtlich nach etwas, das sie sagen kann.
"Wen sollen wir uns für die Verteidigungsklassen holen?", schneide ich das Thema wieder an.
"Gute Frage", sagt Minerva. "Ich nehme an, sie würden Severus in Betracht ziehen? Es würde helfen, seinen Stolz zu besänftigen."
"Ich bin nicht sicher", gebe ich zu. "Es würde ihn glücklich, oder zumindest glücklicher machen, doch ich habe meine Bedenken dabei, Severus zu viel mit diesem Thema zu tun haben zu lassen. Es könnte das schlimmste in ihm zum Vorschein bringen."
"Ich verstehe. Doch seien Sie fair, Albus. Wenn sein derzeitiger... er...nicht so wichtig." Iris sieht unserem Austausch neugierig zu.
Es macht nichts, ich weiß, was sie sagen wollte. Wenn es nicht Severus' dunkelste Seite hervorbringt, wenn er als Todesser fungiert, wird nichts dazu in der Lage sein.
"Notiert", sage ich. "Das ist eine Idee. Gibt es noch andere? Natürlich außer Harry als Lehrer." Ich nicke Iris zu.
"Ein Auror wäre ideal. Wir könnten Moody haben",
Ich zucke zusammen bei der Erinnerung an einen weiteren Fehler.
"...oder einen aktiven Auror. Ich bezweifle, dass das Ministerium dagegen ernste Einwände haben kann bei diesen Umständen."
"Den einzigen Auroren, denen ich dabei vertrauen würde, wären Tonks oder Kingsley und die werden woanders gebraucht - genau wie Moody."
"Und, wir müssen uns bald entscheiden", seufzt Minerva. "Wenn nur Remus..."
"Ich weiß."
"Iris hat das Büro von der bösen Umbridges ausgeräumt", wirft die Hauselfe ein, "es ist bereit für den nächsten Lehrer."
"Das hättest du nicht tun müssen Iris", sage ich überrascht. Obwohl Iris es genießt, den anderen Hauselfen zu helfen, versuche ich ihren freien und unabhängigen Status zu betonen.
"Iris weiß das", meint sie ruhig. "Doch sie wollte sicherstellen, dass Master Albus einige Dinge bekommt - wie die böse Feder."
Exzellente Überlegung.
"Danke, Iris. Ja, die wollen wir natürlich aus dem Verkehr ziehen, nicht?"
Nicht zu erwähnen, dass sie später als Beweismittel nützen könnte.
"Ich wollte auch sichergehen, dass Harry Potters Besen gut aufgehoben ist. Ich brauche den Schlüssel für den Kerker."
"Das ist gut." Ich habe den wachhabenden Troll entlassen, der vor den Räumen patrouilliert hatte, in denen Umbridge Harrys Feuerblitz nach dem Vorfall mit den Zwillingen eingeschlossen hatte. Plötzlich sticht mich etwas.
"Was meinst du mit gut aufgehoben? Hat Harry ihn nicht mitgenommen?"
"Nein, Harry Potter hat den Besen nicht mitgenommen."
Ich tausche einen besorgten Blick mit Minerva. "Hat er die Notiz bekommen, die ich ihm geschickt habe?" Ich hatte Harry einige Tage vorher eine Notiz gesendet, ihm gesagt, er könnte seinen geliebten Feuerblitz wieder haben - noch mehr geliebt dadurch, dass es ein Geschenk von Sirius war.
"Ja, Dobby hat Harry Potter die Nachricht gegeben. Er sagte, dass Harry Potter nur die Achseln gezuckt hat. Dobby ist besorgt, aber er denkt auch, dass Harry Potter bei den Dursleys nie die Chance haben würde zu fliegen. Er hatte sich überlegt, ihn Mr. Potter später in diesem Sommer zu den Weasleys zu bringen."
Minerva runzelt heftig die Stirn. Ich fühle eine plötzliche Angst in meinem Herzen. Das ist ein schmerzvolles Thema für sie nach diesem Jahr!
Doch das ist nicht wie bei Harry.
//Vielleicht sucht er sich den leichten Weg aus dieser Sache hinaus und denkt, Sie würden den Feuerblitz gerne haben.//
Ein Strahl der Angst durchfährt mein Herz. Harry würde nicht... könnte nicht...
"Minerva", meine Stimme ist ruhig, doch ich falte die Hände, um nicht zu zittern, "würden Sie morgen eine kleine Flohpulverreise machen?"
"Nur in den Ligusterweg." Ihre Sorge ist ihr nun ganz deutlich ins Gesicht geschrieben.
"Es ist, weil ich denke, Harry sollte seinen Besen haben."
Und wir müssen wissen, ob es richtig war, ihn per Zug dahin zurück zu schicken.
Minerva versteht mich. "Ich werde ihm den Besen bringen und ihn daran erinnern, dass es nicht erlaubt ist, persönliche Dinge den Sommer über in Hogwarts zu lassen."
"Ja, bitte. Und fragen Sie ihn nach einem vielleicht stattfindenden Gedenkdienst für seinen Patenonkel." Noch ein Fehler. Wir hätten vor der Abfahrt einen Gedenkdienst machen sollen - wenn auch nur für Harry.
Minervas Augen weiten sich und füllen sich mit Tränen. Sie hatte es ebenfalls übersehen.
Manchmal vergessen wir mitten im Menschenleben wie Menschen zu leben.
"Könnten Sie morgens gehen?", frage ich beiläufig. "Ich möchte sicher sein, dass er... Ich möchte seine Meinung hören, bevor ich nach Beuxbatons gehe."
Ich balle meine Hände und schelte mich für meine Dummheit. Harry würde nie so etwas unbesonnenes tun. Wenn er es würde tun wollen, hätte er es schon getan.
Abgesehen davon ist er weder bei Freunden noch Beschützern, sondern bei den Dursleys. Gerade jetzt wird er die volle Wucht des Geschehenen fühlen.
Ich werde mich erst besser fühlen, nachdem meine strenge schottische Freundin mir gesagt hat, es geht ihm gut. Ich kann ihn zwar auch von Hogwarts aus beobachten, doch das braucht viel Energie und Reserven.
"Natürlich, Albus, als erstes. Kannst du mir den Feuerblitz zum Frühstück bringen, Iris?"
"Kein Problem, Professor Minerva."
Ich stehe auf und gehe zu einem meiner Schränke. Auch wenn ich mich immer über die Bücher zu Weihnachten beschwere, manchmal sind sie nützlich. Ein kleines Buch ergreifend, sehe ich mir schnell die Ränder einiger Seiten an.
"Hier Minerva", sage ich, ihr das Buch gebend, "ich möchte, dass sie diese Banne auf die Zauberstäbe des Ligusterweges legen."
Stirnrunzelnd nimmt sie das Buch. Beim Durchblättern der Seiten wird das Stirnrunzeln zu einem Ausdruck der Angst. "Albus, denkst du, er könnte so etwas tun?"
"Nein, tue ich nicht." Ich bete zu den Göttern, dass er es nicht tut. Die Banne warnen vor Depressionen, Selbstverstümmelung und Selbstmord. "Doch wir können nicht zulassen, dass die Dinge einfach so vorbeigehen."
//Sie können ihr jetzt nicht ein gefürchtetes Opfer auftischen, oder?//
Ich versuche nicht zu weinen.
"Alles okay, Albus?" Minervas Stimme ist sanft und ihr Gesicht sagt mir, sie sorgt sich um mich.
Ich versuche beruhigend zu lächeln. "Ich weiß nicht, Minerva, doch ich denke nicht, dass ich in unmittelbarer Gefahr schwebe. Ich wünschte nur, ich wüsste, was ich tun soll."
"Ich verstehe, Albus." Plötzlich sieht Minerva sehr viel älter aus. "Nach all meinen Jahren als Vorstand von Gryffindor bin ich am Ende."
"Brauchen die Professoren einen Rat." Die Frage von Iris trifft uns unvorbereitet. Wir haben vergessen, dass sie noch immer zuhört.
"Ja, tun wir", bestätige ich, hoffend, dass sie etwas von ihrer Hauselfenweisheit mit uns teilen kann..
Doch Iris schüttelt traurig den Kopf. "Das ist sehr, sehr schlimm. Iris wünschte, der dumme Dippet hätte vor Jahren zugehört."
Ich kann nur nicken, da ich mir das Sprechen nicht zutraue.
"Master Albus muss mit jemandem sprechen, der sehr viel über junge Zauberer weiß - viel mehr als Iris oder Professor Minerva oder sogar Master Albus." Die Hauselfe kaut beim Überlegen auf ihrer Lippe.
"Hast du einen Vorschlag, Iris?" Minervas Stimme klingt halbbelustigt und halbernst.
Plötzlich hellt sich Iris Gesicht auf. "Ja, Iris weiß ganz genau mit wem Master Albus sprechen sollte!"
"Und wer ist das?", frage ich halbbelustigt.
Iris sieht mich ernst an. "Wenn Iris es Master Albus sagt, verspricht dieser dann sofort in Bett zu gehen und die Schlafmedizin zu nehmen?"
"Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht noch weitere Gespräche führen werde, Iris."
"Verspricht Master Albus das?" Zur Nachdrücklichkeit der Frage hebt sie ihren Staubwedel.
"Ja, Iris, ich verspreche es."
Sie wedelt wieder mit ihrem Staubwedel. "Verspricht Master Albus auch, Harry Potter zu sagen, was die Hauselfen gesagt haben? Essen und Milch und Schläfchen?" Sie sieht todernst aus.
"Ja, Iris, wenn du jemanden findest, der über mehr Erfahrung und Wissen was junge Zauberer angeht, verfügt als Minerva oder ich, dann werde ich Harry in einem Brief von deinen Empfehlungen berichten." Harry ist viel zu dünn und Milch und Schlaf haben noch keinem geschadet.
"Dann sagt es Iris Ihnen."
Und sie tut es.
Minerva und ich schweigen geschockt.
//Nun...ich...werde...verdammt...sein.//
"Iris", stößt Minerva schließlich hervor, "den jungen Mister Weasley zu fragen ist einfach brillant!"
"Iris weiß das", antwortet die Elfe selbstzufrieden, "und jetzt gehen Sie beide zu Bett."


 

Kapitel 4

Kapitel 6

 

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