O my soul

 

 

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Kapitel 1: Eine wundersame Einmischung




Oh Leben, wie kannst du sterben?
Oder fortbestehen in einem Grabe?
Du, welches das Königreich des Todes zerstörst,
Oh Herr
Und die Toten aus Hades´ Gestaden erhebst.
Womit wird ein junger Mann seine Wege regeln?
Indem er sich an deine Worte hält.


~ John Taverner, Wehklagen und Loblieder




Es war schließlich geschehen. Er würde sterben. Er wusste nicht, wem er danken sollte, doch er sagte: "Danke .... danke."

Severus sagte es einfach, sein Atem wurde zu Dampf in der Kälte, gleich einem Geist im flüchtigen Mondlicht.

Er blickte auf zum dunklen Himmel und er hätte gelächelt, wäre er dazu fähig gewesen, doch seine Muskeln reagierten nicht mehr. Es war nicht so schlimm, sterben. Es tat nicht einmal weh. Natürlich, Schnee und Eis hatten seinen Körper taub gemacht, so weit, dass dieses Dunkle Mal beinahe schwieg. Es pochte ein wenig, aber das war nichts mehr, nun. Nur noch ein verhallender Schrei.

Würde Dumbledore wissen, dass das Ende gekommen war? Er schien immer alles zu wissen ... Würde er es ahnen, irgendwie?

Würde er trauern?

"Es tut mir Leid, Albus. Ich konnte nicht ..."

Tränen, eiskalt auf seiner Haut, gefroren, als sie seine Schläfen erreichten. Es war besser so. Tod war der einzige Erlöser.

Er war so müde. Es wurde schwerer und schwerer, merkte er. Schlafen ...

Und keine Träume mehr.

Das Zittern hörte auf. Ja; er war beinahe dort.

***



Warte.

Etwas war anders, ganz plötzlich.

Er versuchte zu sprechen.

Dann ein Geräusch, sanft gesprochene Worte, deren Sinn er nicht erfassen konnte, und eine behutsame Hand auf seiner Stirn.

Ein oranges Glimmen zerstörte die Perfektion absoluter Dunkelheit. Und Wärme, Wärme ... Kribbeln, auf seinem ganzen Körper, und ein Hauch von Schmerz, langsam wachgerufen aus seinem Schlummer, sich in seinen Gliedern entfachend mit wachsender Intensität. Die Hitze von außen wurde erwidert von einem inneren Feuer; seine Zähne begannen zu klappern und sein Körper erbebte.

"Wo …" Der samtene Klang seiner Stimme war verschwunden, ersetzt von einem rauen Krächzen. Was war passiert? Karkaroff ... Er hatte nach Karkaroff gesucht, und ...

Das Dunkle Mal flackerte auf. Seine Augen weiteten sich, und sein Rücken begann zu schmerzen. Er versuchte zu schreien, doch das einzige Geräusch, das seiner Kehle entkam, war ein Zischen.

Die Stimmen schwollen an, alarmiert, und er spürte mehr Hände auf seinem Körper, die ihn festhielten. Dunkle Schemen rund um ihn, er konnte die Gestalten nicht ausmachen.

"Macht, dass es aufhört .... aufhören!" sagte er.

"Sie sind krank, wir helfen Ihnen, bleiben Sie ruhig, bitte", sagte eine der schwarzen Gestalten, diesmal auf Englisch. "Haben Sie keine Angst."

Bald überrollte Schwäche Severus´ unkontrollierte Bewegungen und er lag still, zitternd vor entsetzlichen Schmerzen, und weinte. Der Tod würde kommen, doch er verweigerte ihm die Annehmlichkeiten eines eisigen Grabes und band ihn stattdessen auf den Scheiterhaufen.

"Mein Name ist Vater Nikolski. Sie sind verletzt worden. Erinnern Sie sich? Wir fanden Sie in den Gärten, vor einer Woche."

Severus blinzelte, sah den Mann klar und dann wieder verschwommen in seinem Blickfeld, wie eine Illusion. Er meinte einen silbernen Bart zu sehen, ein schimmerndes Etwas auf der schwarzen Robe ...

"Brennt .... es .... das .... das Mal." Er verzog das Gesicht "Helft mir ..."

Doch helfen konnte ihm niemand. Das wusste er nur zu gut, dennoch bettelte er, um Erleichterung, um Gnade, getrieben von dem versengenden, unerträglichen Schmerz.

Severus hörte es kaum, als der Mann sprach. "Ich werde, mein Kind. Wir werden dich von diesem Bösen befreien."

Da waren ein Rascheln von Roben, schleppende Schritte und eindringliches Flüstern. Hände ergriffen seine Schultern, seine Handgelenke, seine Knöchel. Dann sprach der Priester wieder in dieser fremden Sprache, und Wasser wurde auf Severus´ Arm geschüttet.

Er sog die Luft ein. Ein scharfer, gewaltiger Krampf ließ seinen Körper erzittern, und das Brennen auf seinem Arm ließ nach und verschwand schließlich völlig, ganz so, als wäre es nie mehr gewesen als ein Funke, den der Wind nun ausgeblasen hatte.

***



"Sind Sie wach?"

Severus bewegte sich wieder, und seine Lider zuckten. Er blickte sich um. Da war Feuer im Herd. Das Fenster war gestreift von Frost. Seltsame goldene Abbildungen an den geweißten Wänden schienen auf ihn herabzustarren, und unerklärlicherweise trösteten ihn deren Antlitze.

Ein großer, in Schwarz gekleideter Mann lächelte ihn an. Er sah irgendwie bekannt aus ... "Wie fühlen Sie sich, Severus?"

"Ich ... Woher wissen Sie meinen Namen?"

"Ich erhielt eine Nachricht. Sie war an mich adressiert, und handelte von Ihnen."

Severus´ Augen weiteten sich. "Eine Eule ... Wurde sie von einer Eule gebracht? Ich muss sie lesen -"

Er versuchte aufzustehen, aber schaffte es nicht. Es war, als wäre der letzte Rest an Stärke aus seinem Körper verschwunden.

"Sie müssen liegen bleiben, und machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe eine Antwort für Sie geschickt", antwortete der Mann. "An Ihren Direktor, Dumbledore. Er weiß, dass für Sie gesorgt wird, ich habe ihm alle notwendigen Informationen gegeben."

"Wo bin ich?"

"Im Kloster des heiligen Johannes Chrisostohm. Ich bin Vater Nikolski."
Severus hob leicht eine Braue. "Ich habe diesen Namen schon einmal gehört."

"Sie lagen in einem sehr schweren Fieber, als ich mich das erste Mal vorstellte", sagte Vater Nikolski.

"Wie lang ... wie lang bin ich hier?"

"Fast einen Monat."

Severus erbleichte. Nun war sein Auftrag bestimmt gescheitert. Und was war mit Voldemort - hatte der Dunkle Lord versucht, ihn herbeizurufen? Wieder machte Severus Anstalten, aufzustehen, doch der heilige Mann legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Sie sind sicher", sagte er. "Strengen Sie sich nicht unnötig an."

"Sie verstehen nicht, ich muss …"

"Essen Sie. Das ist das erste, was sie jetzt tun müssen, und vielleicht können wir, nachdem Sie sich ausgeruht haben, einige Fragen beantworten."


 

 

 Kapitel 2

 

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