O my soul

 

 

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Kapitel 2: Verflucht



"Aber ich…" Severus´ Stimme verlor sich, und er seufzte. Da war etwas so Friedvolles an diesem Raum, an Vater Nikolskis Gegenwart, dass er nicht länger diskutieren wollte. Und, das seltsamste Gefühl, eine Minderung, eine Abwesenheit jener Bitterkeit, die so viel seines Daseins ausmachte. Er konnte es nicht erklären, also gab er es auf. "Vielleicht ein wenig Suppe ... Vater. Ich fühle mich ... sehr schwach."

"Ja. Das ist natürlich. Sie müssen wieder zu Kräften kommen. Es ist nicht nützlich, sich momentan um etwas anderes zu sorgen - Ihr Direktor ist übrigens der gleichen Ansicht."

Severus nickte. Außerdem konnte er in seinem jetzigen Zustand ohnehin nichts gegen Voldemort oder Karkaroff ausrichten.

Ich kann mir auch … erlauben zu heilen. Dieses eine Mal ...

Vater Nikolski klopfte Severus auf die Brust. "Sehr gut."

***



Es war Abend, als Severus erneut aufwachte.

Ein Mann saß in einem Sessel am sprühenden Feuer; er hielt etwas das aussah wie ein Seil, an dem eine Menge Knoten festgemacht waren, und diese glitten einer nach dem anderen zwischen seinem Daumen und Zeigefinger entlang, und seine Lippen bewegten sich beinahe lautlos.

Severus hielt seine Augen halbgeschlossen und blickte prüfend auf die goldenen Bilder, die an den Wänden hingen. Eines stellte eine Frau dar, die ein Kind hielt oder eher etwas, das aussah wie die Miniaturausgabe eines ausgewachsenen Mannes. Das Bild daneben war ein weiteres Portrait, das eines Mannes mit feierlicher Miene, der einen blauen Umhang über einer roten Tunika trug und ein Buch hielt. Der gleiche Mann war auf verschiedenen anderen Gemälden zu sehen. Auf einem Thron sitzend, zum Himmel emporsteigend oder an ein Kreuz genagelt.

Dann nahm etwas Severus´ Aufmerksamkeit in Anspruch; ein goldenes Glitzern. Er warf einen verstohlenen Blick nach unten. Wo sein Dunkles Mal war, umgab eine Binde seinen Arm; darüber lag ein Kreuz, mit einem weißen Band festgemacht.

"Was ist das?"

Der Mann, der über Severus gewacht hatte, erhob sich aus dem Sessel.

"Verzeihung. Ich habe nicht bemerkt, dass Sie aufgewacht sind. Ich bin Bruder Theodosius."

"Ich habe das vorhin nicht gesehen", murmelte Severus. "Warum ist mein ... mein Arm eingebunden? Hat das - hat es ... geblutet?"

"Das ist, weil -"

Bruder Theodosius wurde durch Vater Nikolski unterbrochen, der den Raum betrat.

"Der Professor ist eben aufgewacht, Vater", sagte Bruder Theodosius.

Vater Nikolski lächelte ihn an. "Sie sehen besser aus, Severus."

"Vater ..." Seine Augen glitten über seinen Arm. "Was ist in jener Nacht passiert … in der Sie mich fanden?"

"Nun, ein Wunder, mein Kind. Natürlich."

"Ein Wunder."

Vater Nikolski nickte.

"Ich verstehe nicht", sagte Severus.

"Lassen Sie mich Sie etwas fragen. Dieses Mal, Sie erhielten es aus freiem Willen, nicht wahr?"

Severus zuckte zusammen. "Ja."

"Aber es war eine Entscheidung, die Sie bereut haben."

"Ja."

"Nicht weinen. Jeder trägt so ein Mal, wissen Sie, nur sieht es bei jedem anders aus. Jeder von uns hat irgendwann einmal eine falsche Entscheidung getroffen."

Ein raues Lachen entkam Severus´ Brust.

"Eine falsche ... Entscheidung. Sie klingen, als wäre das eine Kleinigkeit. Sie haben das Mal gesehen, nicht wahr? Haben Sie es gut angesehen? Es gibt ... es gibt nichts Schrecklicheres auf der Welt als dieses Mal. Es ist das Siegel des absolut Bösen. Und ich wollte es. Ich wollte es mehr als alles andere."

"Sie sind müde. Es ist nicht gut, sich aufzuregen. Und es ist nicht notwendig, Severus -"

"Wenn Sie wüssten, was ich getan habe, würden Sie mich auf der Stelle hier hinauswerfen. Sie würden sich nicht einmal die Mühe machen, mir etwas zum Anziehen zu geben. Ich bin ... verflucht."

"Junger Mann, Sie müssen sich beruhigen, und sagen Sie nicht solche Worte. Vielleicht sollte ich Ihnen zeigen, wie Sie sich verändert haben."

 

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