phoenixfedern

 

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Kapitel 11



Am nächsten Morgen machte ich mich als erstes auf den Weg in die Winkelgasse. Anstatt den Weg durch den Tropfenden Kessel zu nehmen, apparierte ich direkt hinter die Steinmauer. Tom's seltsames Benehmen von meinem letzten Besuch war mir noch zu gut in Erinnerung, als das ich noch einmal testen wollte, ob es sich verändert hatte.

Den Vormittag verbrachte ich damit, meine Einkaufsliste abzuhaken. Ich abonnierte verschiedene Zeitungen, den Tagespropheten und den 'Meister der Zaubertränke', ein eingängiges Fachblatt, mit dessen Redakteur ich früher eng befreundet gewesen war. Nachdem ich in einem gut ausgestatteten Laden Kessel, Zutaten, Bücher ect. erstanden hatte, begann ich nach Möbeln zu suchen.

Einen Großteil der Möbel meiner Eltern hatte ich zu Kleinholz verarbeitet. Nichts in diesem Haus sollte mich mehr an sie erinnern. Schließlich fand ich einen Schreibtisch, schöne Bücherregale, Sessel, Sofas, Bilder und ein großes Bett. Unter den neidischen Augen des Verkäufers verkleinerte ich die Gegenstände, stopfte sie in meine Tasche und machte mich auf die Suche nach etwas zu essen.

In einem kleinen Café genehmigte ich mir eine Tasse Tee, verschob das Essen auf später, und ging zu einem kleinen Büro, das Hauselfen vermittelte.

Früher hatten in dem großen Haus bis zu zwanzig Elfen gearbeitet. Da das Haus aber so lange leergestanden hatte, waren sie alle weitergezogen und hatten sich andere Arbeitgeber gesucht. Ich konnte zwar kochen - es gab keinen allzu großen Unterschied zwischen Zaubertränken, die eine bestimmte Zeit kochen mussten, und Salzkartoffeln (Longbottom wäre in der Lage gewesen, beides explodieren zu lassen) - musste aber eingestehen, dass ich zu faul dazu war.

"Professor Snape!" Noch während ich die Anzeigen der Elfen, die Arbeit suchten, studierte, rief mich eine fiepsige, kleine Stimme. Wann hatte mich das letzte mal jemand mit meinem ehemaligen Titel gerufen? Ich drehte mich um.

Vor mir stand eine kleine Hauselfe, die ich noch gut aus meiner Zeit in Hogwarts kannte. Ich zermaterte mir das Hirn, um ihren Namen wieder zu finden, konnte mich aber nicht daran erinnern. Derweil stand das kleine Geschöpf mit den Tennisball großen Auge vor mir, und starrte mich freudig an. "Professor, wie schön, wie schön.. Gypsy sucht Arbeit.. Braucht Professor Snape Gypsy?"

Ich hatte mich schon immer gewundert, warum Hauselfen immer wieder ihren eigenen Namen erwähnen - aber jetzt kam mir eben diese Erwähnung sehr passend.

Kaum fünf Minuten später hatte ich drei Hauselfen engagiert - eigentlich hätte eine genügt, aber die kleinen Wesen fühlten sich in Gemeinschaft am wohlsten, und für Hauselfen hatte ich immer eine kleine Schwäche gehabt.

Noch bevor ich alle meine Einkäufe hatte erledigen können, wurde es Zeit für meinen kleine Besuch im Ministerium. Der Termin hatte mir nicht sonderlich gut gepasst.

Für das Ministerium hatte ich noch nie eine außerordentliche Sympathie empfunden. Die Dummköpfe hatten immer versucht Voldemort wegzuleugnen. Selbst, als seine Auferstehung offensichtlich geworden war, hatten sie sich geweigert, zu bemerken, dass sie die Situation längst nicht mehr unter Kontrolle hatten. Hätten sie früher gemerkt, dass sie falsch lagen, es hätte vielleicht nicht so viele Tote gegeben. Aber sie hatten es nicht bemerkt. Und jetzt, als Voldemort tot war, und so viele mitgenommen hatte, jetzt führten sie sich auf, als wäre es ihr Verdienst. Sie tanzten auf den Gräbern derjenigen, die sie gerettet hatten. Und sie bemerkten es noch nicht einmal.

Der Hauptsitz des Ministeriums für Zauberei war ein großer Bau, mit einem Säulenvorbau und einer gigantischen Treppe. Lächerliche Demonstration ihrer Macht, weiter nichts.

Als ich einige Minuten vor halb vier die Treppen hinaufstieg und an einer der dicken, weißen Säulen ankam, schwang eine der Glastüren auf, und Arthur Weasley mit seiner Frau und Harry Potter im Schlepptau verließen das Gebäude. Ich ging einen Schritt zur Seite, grüßte Weasley, und wollte gerade weitergehen, als er vor mir stehen blieb.

"Ah, guten Tag, Mr. Snape. Sie haben eine Vorladung?" Ich nickte. Weasley schüttelte den Kopf, und wandte sich dann an seine Frau. "Molly, geh schon mal mit Harry vor... ich muss noch kurz etwas mit Mr. Snape besprechen." Mrs. Weasley nickte, nahm Harry am Arm und wollte mit ihm gehen. Aber Harry Potter rührte sich nicht vom Fleck.

"Mr. Snape... könnten wir uns heute Abend sagen wir.. .zum Abendessen treffen? Ich müsste etwas mit Ihnen besprechen... es gibt etwas, wofür ich ihre Hilfe benötige.. wäre Ihnen das Recht?" Ohne weiter nachzudenken, willigte ich ein. "Gegen 20:00, ähm.. ich würde gerne ein Muggelrestaurant wählen.. wegen der Geheimhaltung. Kennen sie 'Red's'? Nein? Das liegt in der Oxford Street. Wir treffen uns am besten dort, Sie wissen, an diesem Platz.. dort können Sie ungesehen hinapparieren." Ich zuckte die Schultern. "Warum nicht." Weasley lächelte. "Sehr gut. Dann bis heute Abend. Und, ähm.. Muggelkleidung.. Sie wissen schon." Ich seufzte. "Natürlich. Glauben Sie, ich appariere mitten auf der Oxford Street in wehenden Roben? Am besten noch mit gezücktem Zauberstab, Spitzhut und einem Raben auf der Schulter. Bis heute Abend, Mr. Weasley."

Damit wollte ich mich eigentlich umwenden und gehen, wurde aber von Weasley aufgehalten. Er lachte in sich hinein, nickte noch einmal freundlich, grüßte, und ging. Am Fuße der Treppe stand Molly Weasley, an der einen Hand Harry, in der anderen eine Einkaufstasche. "Molly.. du wolltest doch gehen.." Sie nickte. "Harry wollte nicht."

Mit einem halben Ohr hatte ich diese kleine Unterhaltung gehört, und drehte mich noch einmal um.

Am Fuße der Treppe stand Harry Potter und starrte mich an. Normalerweise machte mir das nichts aus, ich war daran gewöhnt, auf dem Präsentierteller zu sitzen, beziehungsweise zu stehen, aber dieser Blick.. Es lag kein Hass darin, nicht ein Funken Hass. Viel Schmerz lag darin, viel Angst und ein kleiner Hilferuf.

"Hilfe.."

Die leise Stimme aus meinen Traum fiel mir wieder ein, die Stimme, die so leise und so laut um Hilfe gerufen hatte. War es die Stimme von Harry Potter gewesen?

Dann packte Molly Weasley Harry am Arm, und zog den wiederstrebenden Jungen mit sich fort. Immer wieder drehte er sich um, blickte mich an, und stolperte dann weiter. Ich blieb wie magnetisiert am Ende der Treppe stehen, schaute ihm nach, solange, bis ich ihn nicht mehr sah. Dann wandte ich mich um und betrat das Gebäude.

Im Inneren des Gebäudes fragte ich mich bis zu dem Zimmer durch, in das ich bestellt worden war. Schon vor der Tür, die zu dem entsprechenden Gang führte, erwartete mich ein Auror, den ich noch niemals zuvor gesehen hatte.

"Mr. Snape?" Ich nickte. Er schüttelte mir die Hand. "Adrian Doubt, Beauftragter für den Fall Voldemort. Bitte treten Sie ein." Er öffnete die Tür und ließ mich eintreten.

Das Zimmer entpuppte sich als Büro. Ein großes, staubiges und äußerst unaufgeräumtes Büro. Doubt setzte sich hinter den Schreibtisch und bot mir den Besuchersessel an. Kaum das ich saß, begann er zu sprechen. "Entschuldigen Sie, das wir Sie schon so früh hierher zitieren.. erst einmal eine Formsache. Außerdem haben die zuständigen Aufsichtskräfte in Snakt Mungos vergessen, Ihnen das hier zu geben."

Er förderte eine kleinen Pappschachtel zutage und hielt sie mir entgegen. Ich nahm sie, und hob den Deckel ein Stück an. In der Schachtel blitzte etwas Silbern auf, und bevor ich etwas dagegen tun konnte, stieg eine Erinnerung in mir auf, und setzte sich in mir fest.


Kapitel 10

Kapitel 12

 

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