A Promise To Be Better

 

 

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Kapitel 14



Montagmorgen wurde damit verbracht vorsichtig das ganze Treffen mit Voldemort durchzugehen. Dumbledore stöberte und stocherte in jedem Wort, um versteckte Botschaften auszugraben.

Es waren keine da.

Alles in allem schien Snapes originales Statement, er sei ein Ärgernis und eine Belustigung für den dunklen Lord, die beste Zusammenfassung der gesamten Begegnung zu sein. Voldemort war böse, launisch und noch immer geneigt, jeden Anhänger, der ihn enttäuscht hatte, sehr zäh zu attackieren. Sogar Wurmschwanz, der ein sehr hilfreiches Instrument gewesen war und der dunklen Seite dazu verhalf wieder an Stärke zu gewinnen, wurde mit viel Verachtung behandelt. Malfoy erhielt sicherlich keine Gunst.

Der Mann namens Gibbons schien auf festem Boden zu stehen. Außerdem war er sehr daran interessiert, dass seine Botschaft Dumbledore erreichte, daher hatte er nach den Wächtern gerufen.

Der Schulleiter wiederholte gerade die Entscheidung Gibbons' Snape in den Verbotenen Wald zurückzubringen, als der Zaubertränkemeister sich entschuldigte und ins Badezimmer ging. Er kam blass und schwindelig zurück.

"Nur ein bisschen Übelkeit, Albus", sagte Snape nebenbei als Entschuldigung.

Sofort echoten Barnes Worte in seinem Kopf, wie zerbrechlich der Zauberer sei. Er hatte die Mission mehr als normalerweise in Einzelteile zerlegt und Snape so folglich gezwungen, jeden Moment wieder und wieder zu erleben. Rasch durchquerte er den Raum und half dem zitternden Mann zurück zur Couch.

"Ich denke wir sind das oft genug durchgegangen Severus. Warum legst du dich nicht für ein Weilchen hin?" Schon hatte Dumbledore seinen Freund in seinen Schoß gebettet. Snape war beinahe grau.

"Du kannst mir mehr Fragen stellen, Albus. Alles an was ich für dich erinnern kann." Er zitterte noch immer und Dumbledore zog die Decke über ihn und wickelte ihn warm ein.

"Du hast all mein Fragen beantwortet, Severus. Entspann dich ein wenig." Mit einem schnellen Wink seiner Hand rief er einen der Tränke, die Barnes dagelassen hatte, zu sich. Er gab ihn in etwas Wasser und animierte den Zauberer freundlich es zu trinken.

Langsam verschwanden die Krämpfe. Snapes Farbe besserte sich wieder und sein steifer Körper fing an, sich zu entspannen. Ruhig strichen Dumbledores Finger durch dunkles Haar, zupften Knötchen heraus. Er hatte gebadet, aber er hatte sich nicht um sein Haar gekümmert. Wie konnte Dumbledore das übersehen? Es war fettig, aber gekämmt.

Dumbledore realisierte, dass er mit Barnes sprechen musste.

Als der Heiler mittags eintraf fand er beide Männer noch immer auf der Couch. Snape schlief, eng an den Schulleiter gedrückt. Dumbledore las die stets vorhandene Post.

"Bereit zum Unterrichten, Albus?", fragte Barnes fröhlich. Er bemerkte, dass der ältere Mann nicht sofort antwortete, sondern erst seine Arbeit beiseite legte und dann die freien Hände auf den schlafenden Zauberer legte. Hmmmm. Das Radar des Heilers war aktiviert.

"Hattet ihr eine erholsame Nacht?", versuchte Barnes eine neue Frage, bewegte einen Stuhl zur Couch, so dass er seinen Patienten untersuchen konnte.

"Severus hat durchgeschlafen, zur Abwechslung keine Alpträume", sagte Dumbledore ruhig.

"Ich habe den Trank für den traumlosen Schlaf ein wenig modifiziert. Er kommt noch in den REM-Schlaf aber jede starke Emotion wird unterdrückt", kommentierte Barnes ein wenig stirnrunzelnd, als er die Unruhe in dem schlafenden Mann las.

"Irgendwelche Probleme heute morgen?", fuhr der Heiler fort, als er den leeren Magen und den folgenden leeren Verdauungstrakt bemerkte. "Hat er gefrühstückt?"

"Oh, er hat ein gutes Frühstück gegessen. Er hat nur alles davon wieder verloren. Wir gingen seinen Besuch bei Voldemort durch und ich habe ein wenig zu sehr gedrängt. Ihm wurde übel", gab Dumbledore zu. "Als er sich aus der Toilette schleppte, grau und furchtbar aussehend, es ging ihm noch immer schlecht, da sagte er, er würde mehr Fragen beantworten, all meine Fragen", flüsterte der alte Zauberer.

"Er möchte Sie erfreuen, Albus und in Ihren Diensten stehen", sagte Barnes, als er in die geheilte Lunge vordrang und nach Schwächen suchte. Das meiste sah gut aus, er musste den Professor nur sobald als möglich dazu bringen zu essen. Oder ihm wieder eine Glukoseinfusion geben.

Den schlafenden Mann verlagernd, schlüpfte Barnes als Kissen auf seinen Platz und befreite den Schulleiter, damit dieser unterrichten konnte. Dumbledore liebkoste das Gesicht des Zaubertränkemeisters. Snape schrak zurück, dann streckte er sich ein wenig und sah mit sehr trüben Augen auf. Er nahm Notiz von seinem Freund und lächelte ein wenig, als er anfing zu gähnen.

"Verlassen?", fragte er durch das Gähnen. Beide Augen öffneten sich nun und ruhten auf Dumbledore. Snape wusste durch den Energiefluß, dass der jüngere Heiler sich um ihn kümmerte.

"Ja, ich gehe nur hinunter und unterrichte die Zweitklässler", erklärte der Direktor. Snape runzelte die Stirn.

"Ich sollte das tun, Albus. Ich kann gehen und meine Klassen unterrichten", protestierte der Zauberer. Barnes begann ruhig, ihn zu beruhigen, änderte den Energiefluß leicht.

"Ja, ich weiß Severus. Aber im Moment ist es wichtiger, dass du dich ausruhst und mit Jeffrey sprichst. Übrigens", und Dumbledores Lächeln verbreiterte sich, "ich genieße es zu unterrichten. Es ist viel spaßiger als die Post zu lesen und zu beantworten!"

Snape erwiderte das Lächeln, vom Heiler besänftigt. Er sah zu, wie Dumbledore seinen äußeren Umhang überzog.

"Ich werde bald zurück sein", der Schulleiter schlüpfte aus der Tür und hinunter zum Mittagessen.

"Nun, Severus, vielleicht sollten wir auch etwas essen?", zwang Barnes den schläfrigen Zauberer freundlich.

"'K", stimmte der Tränkemeister zu und mit ein wenig Hilfe stand er von der Couch auf und ging, um sich für das Essen zu waschen. Barnes gab eine vorsichtige Essensbestellung an einen schelmischen und schmucken Dobby.

"Dobby bringt Professor Snapes Lieblingsfrüchte", verkündete der Elf, als er das Essen brachte. Der Tisch bot nun Suppe, Sandwiches, Dosenpfirsiche und Tee dar. Ein Krug mit Eiswasser vervollständigte das Gedeck.

Barnes sah zu, wie Snape mehrere Löffel Dosenpfirsiche nahm.
"Ich habe nie gewusst, dass du konservierte Pfirsiche magst, Severus", kommentierte der Heiler.

"Hab ich immer", murmelte er. Er aß eine Scheibe, bevor er nach einem halben Sandwich griff. Für eine Weile aßen sie in gemeinschaftlichem Schweigen. Barnes hielt ein Auge auf seinen Patienten; Snape dachte über etwas nach. Seine Augen waren sehr distanziert.

"Einen Sickel für deine Gedanken, Sev", neckte der Heiler, er wollte einen Weg in die intimen Gedanken des Mannes finden.

Augen kamen zurück in die Gegenwart, Snape sah seinen Doktor an.

"Nur eine alte Erinnerung", begann er das Thema aufzugeben. Aber Barnes drängte freundlich.

"Ich würde es gerne hören. Vielleicht hilft es uns mit deiner Wut", sagte der Heiler. Er fragte sich, ob der Tränkemeister antworten oder den Wunsch ignorieren würde.

"Ich erinnere mich daran, wie ich konservierte Pfirsiche gegessen habe, als ich ein Kind war", antwortete er schließlich.

"Ich hab das Gefühl, dass das keine sehr schöne Erinnerung ist?", bezweifelte Barnes.

"Ich weiß nicht, ich meine sicherlich ist es nicht schlecht konservierte Pfirsiche zu essen", zuckte Snape die Achseln. Barnes griff nach der Teekanne und schenkte frischen Tee in beide Tassen.

"Nicht schlecht, an und für sich nicht. Was geschah wenn du konservierte Pfirsiche gegessen hast?", lenkte Barnes die Nacherzählung.

Snape seufzte. Er realisierte, dass der Heiler ihm nur helfen wollte. Etwas davon nach außen ans Licht zu bringen würde ihn zuletzt zumindest herausfinden lassen, ob das was ihm widerfahren war gut oder schlecht war. Er wusste es wirklich nicht; es waren seine einzigen Erfahrungen, wie Kindheit sein sollte.

"Nichts geschah. Meine Eltern waren verreist, zu einer Versammlung oder Konferenz, für eine Woche. Ich war zu der Zeit, an die ich mich erinnere, fünf. Sie waren oft verreist." Er trank von dem heißen Tee und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Tun Menschen so etwas, verlassen ihre Kinder um für ein paar Tage oder eine Woche woanders zu sein? Sie waren nie länger als zwei Wochen auf einmal weg", sagte der Zauberer vernünftig.

"Leute reisen. Wo sind deine Eltern so oft hingefahren? War es Teil ihres Jobs?", fragte Barnes.

"Dad hat immer nach den neuesten Tränken Ausschau gehalten. Er war sehr gefragt, weißt du. Berühmt für seine Tränke", sagte Snape schnell.

"Wer blieb bei dir?", fragte Barnes frei heraus.

"Wer bei mir blieb? Niemand. Ich habe mich selbst um mich gekümmert", antwortete Snape als er nach einem Keks griff, den Dobby auf den Tisch gestellt hatte, derweil er leere Platten und Schüsseln abräumte.

"Wirklich? Kein Hauself oder Diener?" Warnende Fahnen wehten bei dieser Erklärung.

"Mutter hat den Hauself mit sich genommen. Vaters Diener reiste natürlich mit ihm. Wozu braucht ein Kind einen Diener? Mutter sagte, dass ich lernen müsse, mich selbst um mich zu kümmern, dann würde ich Diener zu schätzen wissen, wenn ich älter sei." Snape sah zu dem Heiler hinüber, um dessen Reaktion zu sehen. Er war so aufgezogen worden, dass er glaubt, es sei normal immer allein zu sein.

Barnes war ein sehr guter Heiler. Er reagierte weder positiv noch negativ. Dies ermutigte Snape weiterzusprechen.

"Ich konnte den Herd nicht bedienen bis ich älter war, aber ich konnte die Konservendosen und Päckchen öffnen. Außerdem waren Milch und Saft in der Kältekammer. Ich kriegte meine eigene Frühstückskost und solches. Manchmal ließ der Hauself mir Kuchen oder Kekse zurück." Er lächelte bei der Erinnerung.

"Wie oft wurdest du allein gelassen?", fragte Barnes in seinem ungezwungensten Tonfall.

"Sie schienen jede Woche oder alle zwei fort zu sein. Du weißt ja wie das ist, ein paar Tage zuhause, dann weg zu einem Vortrag. Vater war sehr begehrt und gefragt", sagte er mit achselzuckend.

"Nun, ich denke deine Mutter hat zwischen den Reisen sicher viel Zeit mit dir verbracht, Spiele gespielt oder vorgelesen?", fragte Barnes.

"Nicht wirklich. Sie war immer sehr beschäftigt mit irgendwas und ich schien sie nur bei ihrer Arbeit zu stören. Ich erinnere mich noch daran, dass ich bestraft wurde, wenn ich zuviel Lärm gemacht habe. Ich denke, ich war ein lautes Kind", fügte er mit einem erneuten Achselzucken hinzu.

Warum bekam Barnes nur das Gefühl, dass dieser stets stille Zauberer schon beim Heranwachsen genauso leise gewesen war?

"Nun, Severus, du machst mir nicht grade einen lauten Eindruck", sagte er herzlich.

"Ich war. Mutter und Vater beharrten beide darauf. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich in den Wandschrank gesperrt wurde, weil ich Amok gelaufen bin." Snape wollte, er musste nicht, Barnes glauben lassen, dass dies eine normale Strafe war. Er hatte niemals jemandem davon erzählt, er empfand es als beschämend für seine Eltern, dass sie so ein schlechtes Kind hatten. Der Heiler reagierte auf diese Erklärung nicht, er trank nur von seinem Tee.

"Ich habe so sehr versucht leise zu sein, wenn sie zuhause waren, zu lesen, ihnen aus dem Weg zu gehen, bis sie mich riefen. Ich denke, ich konnte es einfach nicht", sprudelten die Worte nun aus seinem Mund.

"Nun, warst du denn aktiver als deine Nachbarskinder oder Cousins?", fragte Barnes nach Vergleichen.

"Wir hatten keine Nachbarn, zumindest keine nahen. Und die Familie, wir haben sie nie besucht. Mein Vater hatte sich mit seiner Familie überworfen, als er jünger war; ich wusste nie was vorgefallen war. Meine Mutter war ein Einzelkind. Ihre Eltern kamen nie zu unserem Haus. Das einzige Mal, an das ich mich erinnere, dass wir sie besuchten, haben ich etwas getan, Saft verschüttet und den Teppich ruiniert, glaube ich, wir sind nie wieder hingefahren. Zumindest, ich bin nie wieder hingefahren." Snape war verzweifelt, dass Barnes zustimmen würde, was für ein schreckliches Kind er war. "Was sonst könnten Eltern mit so einem fürchterlichen Kind anfangen? Ich habe immer geglaubt, ich sei glücklich, weil andere Kinder immerhin geschlagen wurden." Snape sah den Heiler an um eine Reaktion zu sehen, irgendeine Reaktion. Ihm war konstant gesagt worden, was für eine schreckliche Plage er doch war, er war immer wertlos gewesen, war niemals gut gewesen. Er hatte so sehr versucht sie beide zufrieden zustellen. Er hatte in der Schule sein Bestes gegeben (und überall die besten Noten erhalten). Aber bis zu dem Tag, an dem seine Eltern starben, hatte er nie, niemals auch nur Akzeptanz erhalten. Sicherlich passierte dies in vielen Familien.

"Woher wusstest du, dass andere Kinder geschlagen wurden? Du hast selbst gesagt, du warst nie mit anderen Kindern zusammen", fragte Barnes, während er von seinem Tee trank.

"Ich denke, meine Mutter hat es mir gesagt, ich bin mir da ziemlich sicher. Vater hat nie so direkt mit mir gesprochen, bis ich nach meinem siebten Schuljahr in Hogwarts heimkam. Er sagte, dass es Mutters Aufgabe war sich um mich zu kümmern", erinnerte sich Snape.

"Und, was hast du so mit dir angestellt? Wenn deine Eltern so oft fort waren? Hattest du Angst? Warst du einsam?", fragte Barnes.

"Ich habe viel gelesen. Alle Tränkebücher meines Vaters. Mum hatte auch sehr viele Bücher. Viel über dunkle Magie", fügte Snape hinzu.

"Und?", drängte Barnes nun ein wenig.

"Ich nehme an, ich war einsam. Ich weiß, dass ich erst Angst hatte die Treppe zu meinem Schlafzimmer hochzugehen und so. Manchmal", flüsterte Snape, "manchmal hab ich einfach im Wohnzimmer geschlafen, wenn ich mir sicher war, dass Mutter diese Nacht nicht heimkommen würde. Ich konnte das Licht nicht anmachen bis ich älter war. Es wurde sehr dunkel, wenn all die Vorhänge geschlossen waren."

Dies war eine Erklärung die seine Mutter belastete, die sie definitiv später erforschen mussten. Vielleicht nachdem sie die Behauptungen seines Vaters, dass es die Aufgabe der Mutter sei, Kinder groß zu ziehen, diskutiert hatten. Jetzt musste er zunächst das Verlassen des Kindes durcharbeiten.

"Wie lange wurdest du in dem Wandschrank gelassen? Haben deine Eltern dich rausgelassen?" Barnes änderte die Gangart ganz leicht. So lange er Snape dazu bekommen konnte offen über seine Kindheit zu sprechen, würde er es tun. Soviel wie möglich herausbekommen.

"Nie länger als einen ganzen Tag. Ein paar Mal über Nacht. Ich denke, ich muss etwas wirklich fürchterliches getan haben", sagte er achselzuckend.

Barnes wurde nun wütend. Ein Kind stundenlang in einem dunklen Wandschank lassen? Ein Kind tagelang allein gelassen, ohne dass sich jemand darum kümmerte? Einem Kind glaubend gemacht, es sei normal so allein und ungeliebt zu sein? Kein Wunder, dass Snape so wütend war. Hogwarts musste für ihn völlig verwirrend gewesen sein und dann musste er all die sozialen Fertigkeiten, die er nicht kannte, versuchen nachzulernen! Was für ein leichtes Ziel für Hänseleien. Und obendrein wusste er so früh schon so viel über die dunklen Künste, war in Slytherin und auch noch ein Einzelgänger. Für Leute, die soziale Interaktionen gewohnt waren, die es gewohnt waren, Leute um sich zu haben, die Akzeptanz und Zuneigung gewöhnt waren, war dieses eine dunkle Kind unnahbar.

Kein Wunder, dass er sich Dumbledore so stark verpflichtet hatte. Dort bekam er Akzeptanz und Zuneigung. Obwohl, all die Jahre in der Schule, mit all den Streichen, die er entweder gelegentlich ignoriert oder verdrängt hatte, mussten weh getan haben. Er war in dem Glauben aufgewachsen, er sei wertlos; es wurde widerlegt von der einzigen Person, die sich um ihn kümmerte. Barnes hatte eine Menge zum Nachdenken, besonders wie er damit fortfahren sollte, Snape zu beraten.

"Severus, in all deinen Erfahrungen als Schüler hier in Hogwarts und als ein Lehrer, hast du jemals vermutet, dass andere Kinder anders behandelt wurden?" Der Heiler sah den Zauberer genau an.

Er traf auf Schweigen. Die Augen entwischten ihm und waren voller Zorn? Selbsthass? Es war schwer zu entscheiden.

"Ich, ich habe mich das gefragt, in letzter Zeit oft. Besonders als ich ein Erstklässler war. Aber dann nahm mich Albus beiseite, wenn ich in Schwierigkeiten war und sprach mit mir. Ich fühlte mich hinterher immer besser. Er hatte immer Zeit für mich, wenn ich jemanden zum Reden brauchte", gab Snape schließlich zu.

"Was hast du dich gefragt?" Barnes war sich sicher, dass Snape wusste, dass seine Erziehung nicht normal war, aber er hatte gelernt, dies zu ignorieren, ebenso, wie er die Einsamkeit und die Doppelmoral in der Schule ignoriert hatte.

"Ich weiß nicht, vielleicht wie es mit Brüdern wäre? Und Schwestern? Nicht allein zu sein. Auch wenn sie in separate Schränke gesteckt worden wären. Und wenn ihre Väter sie auch geschlagen hätten, wenn sie nicht gut genug waren", sprudelte es peinlich verlegen ob seiner vermuteten Unzulänglichkeiten aus Snape heraus.

Barnes bewegte schließlich seinen Stuhl so, dass er Snape direkt ansehen konnte und ermutigte ihn, seinen Stuhl ebenso zu drehen. Der Heiler lehnte sich vor, stützte sich auf seine Knie und betrachtete einen Moment seine Hände, während er versuchte seine nächste Bemerkung abzumessen.

"Severus, das mag schwer zu akzeptieren sein, aber die meisten Kinder werden nicht in Schränke eingesperrt", begann er.

"Potter schon. Sein Onkel und seine Tante haben ihn in einem Schrank gehalten", sagte Snape sofort, den Heiler nach Zustimmung anbettelnd.

"Harry wurde gezwungen einen Wandschrank als Schlafzimmer zu benutzen. Er wurde nicht so besonders gut behandelt, nachdem was ich gehört habe. Aber ihm war erlaubt zur Schule zu gehen, nach draußen zu gehen und sich in beschränktem Rahmen auch frei zu bewegen. Aber hier geht's nicht um Harry Potter, hier geht's um Severus Snape", sagte Barnes bestimmt und hoffte den unvermeidlichen Vergleich entgleisen zu lassen.

"Er kam nach Hogwarts und jeder mochte ihn. Er hatte Freunde und", Snape stoppte in seiner Hast, sein Atem ging stoßweise und sein Herz fing an schneller zu schlagen.

"Er ist nicht du, Severus. Wir reden über dich. Ich bin nur an dir interessiert." Barnes beugte sich vor, nahm die Hände des Zauberers schützend in die Seinen und spendete ihm Energie, um ihn zu beruhigen. Snape starrte auf ihre verschlungenen Hände. Für einen langen, stillen Moment.

"Als ich anfing hier zu unterrichten, hasste ich Kinder zunächst. Hasste ihre Fröhlichkeit. Albus verbrachte Stunden damit, mit mir zu reden, er versuchte mich dazu zu bringen zu verstehen, was es bedeutete Kind zu sein, neckte mich manchmal. Versuchte mich dazu zu kriegen mit ihm zu spielen. Nach einer Weile habe ich es geschafft mich weitestgehend zurückzuhalten und ich habe nichts mit ihnen gemacht, außer in den Kerkern." Er atmete lange tief und zitternd ein. "Und dann kam Potter. So sehr der goldene Junge, so sehr wie sein Vater. Zu viele Erinnerungen an seinen verdammten Vater und seinen Paten. Remus kann ich tolerieren, ich habe akzeptiert, dass er bei den meisten Streichen und Gemeinheiten nicht dabei war. Besonders, dass er jene Nacht keine Wahl hatte, als Black mich in die Hütte schickte um ihn zu finden." Snape hielt für einen Moment inne, dann fuhr er fort.

"Aber Albus hat wieder mit mir gearbeitet, half mir zumindest nicht länger diese Wut zu schüren. Ich glaubte, ich könnte es geschafft haben, hätte weitermachen können, bis Potter seinen Abschluß gemacht hat und gegangen ist", sagte Snape.

"Aber Voldemort kam zurück", sagte Barnes.

"Voldemort kam zurück", stimmte Snape zu," und ich musste versuchen zu helfen. Ich hatte schon früher spioniert, ich war sehr gut darin. Aber zu viele erinnerten sich daran, dass Dumbledore in meinem Prozess für mich bürgte. Du kannst dir denken, was geschah? Ich wurde geschnappt. Ich kann die einzige Sache, die ich wirklich kann nicht tun. Ich bin für nichts gut."

Barnes schickte eine Welle Energie durch den Tränkemeister um seine Gedankenlinie effektiv aufzuhalten. Wenn die einzige Sache, in der er gut war, ihm nun von Dumbledore in Abrede gestellt wurde, wusste Barnes, dass er dann noch Jahre mit Snape arbeiten würde.

"Du bist gut, Severus Snape. Egal, in welchem Glauben deine Eltern dich aufgezogen haben. Du hast getan was du konntest und du wirst weiterhin Albus und der Seite des Lichts auf viele Arten helfen. Du bist wundervoll." Er lehnte sich näher zu ihm und fing den zitternden Zauberer in einer Umarmung, zog ihn eng an sich. Snape war für einen Moment steif, dann hing er an dem Heiler und vergrub sein Gesicht in dessen Roben.

Katharsis ist gut und schön, aber nach einigen langen Minuten verlangsamten sich die Tränen und Nasen wurden geputzt. Barnes fuhr fort Snape zu trösten, bis er sich zurückzog. Der Heiler bewegte sich etwas, um an einige Tränke zu kommen und mixte sie in den kalten Tee.

"Ich denke, Severus, du kannst dich für eine Weile ausruhen. Du hast viele alte Verletzungen mit mir geteilt, über die wir in den kommenden Monaten sprechen werden." Er lächelte aufmuntern, als er Snapes Hand berührte, bevor er ihm die Teetasse gab.

"Ich, ich habe niemals wirklich jemandem von meinen Eltern erzählt", bekannte Snape. "Ich hab nie gedacht, dass es wirklich wichtig ist."

"Nun, es ist wichtig. Du musst es erforschen und darüber nachdenken, wie es sich auf dich ausgewirkt hat. Werde dir bewusst wer du bist und was deine wirklichen Möglichkeiten sind. Du bist ein guter Mensch, Severus. Wir müssen dich nur davon überzeugen." Barnes stupste die Tasse an und Snape hob sie und trank in tiefen Schlucken.

"Du könntest immer noch Minze verwenden", grummelte Snape.

"Du könntest es für mich umformulieren", gab Barnes unparteiisch zurück.

Seine Hand ausstreckend zog Barnes Snape hoch und brachte ihn zur Couch.

"Du wirst in ein paar Minuten schläfrig werden. Lass mich dich ein Weilchen halten und deine Träume schützen. Du brauchst den REM-Schlaf aber ich möchte nicht, dass du Alpträume hast", erklärte Barnes.

"Ok", stimmte Snape zögerlich zu. Er wurde müde und er fröstelte. Es war manchmal schwer warm zu bleiben, besonders in den Kerkern, und mit der Kälte kamen die schlechten Träume. Einfach nur warm zu sein, war nahezu ausreichend um die schlimmsten Alpträume abzuhalten.

Barnes legte sich hin, ließ Platz für den Tränkemeister, in den er kriechen konnte. Er schlüpfte unter den Arm des Heilers und kuschelte sich behaglich an seine Schulter. Eine Decke wurde herüber gewunken und bedeckte sie beide. Snape seufzte.

"Ich fühl mich irgendwie benommen", gab er zu.

"Das ist okay. Du bist ein bisschen kalt." Barnes schickte einen kleinen Wärmezauber durch die Decke, der ein würdigendes Seufzen hervorrief.

"Schlaf Severus", ermutigte ihn der Heiler. "Schlaf."

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