Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 4: Wahrheiten



A/N: Ich weiß, das viele Charaktere ein wenig OOC sind, aber ich muss sie ja irgendwie einbringen, und so sehe ich sie eben. Ron und Draco sind nur ein Jahr älter als Amalys, Voldemort ist gefallen und es gibt offiziell keine Deatheater mehr. Habe ich das vergessen zu erwähnen? Sorry, und nun viel Spaß...

Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, schwiegen wir beide eine Weile. Jeder in seinen Gedanken versunken. Schließlich drehte er sich zu mir um und meinte ganz nebenbei: "Habe ich eigentlich erwähnt, dass meine Freundin auch von Muggel abstammt?"
Ich war nur erleichtert. Er nahm es so einfach auf, als hätte ich ihm nur vom Wetter erzählt. Es tat gut, endlich wieder ehrlich sein zu können. Die Lügen und das ganze Maskieren war mir nicht recht. Das war ich einfach nicht.
Obwohl ich heftig zu blinzeln begann, konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich biss mir auf die Lippen, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Erschrocken sah mich Ron an.
"Shh. Es ist ja alles gut. Shh."
Dann nahm er mich in seine Arme und wiegte mich wie ein Kleinkind. Diese Geborgenheit hatte ich schon sehr lange nicht mehr gespürt. Er roch gut, ein bisschen nach Schokolade und Punsch. Und ich ertappte mich bei dem Wunsch, dass er nicht vergeben sein sollte. Das tat mir gleich darauf wieder leid, denn er schien wirklich sehr glücklich zu sein. Es wäre einfach nicht fair, ihn als geringstes Übel zu wählen.
Nachdrücklich machte ich mich von ihm los und wischte mir unsicher über die Augen. Als ich ihn wieder ansah, begann er laut zu lachen. Ich war irritiert und verstand die Welt nicht mehr.
"Was ist los?"
Ihm liefen Tränen über die Wangen und er schüttete sich aus. Mühsam um Beherrschung ringend gluckste er fröhlich: "Deine ganze Farbe im Gesicht ist total verlaufen! Du siehst aus wie ein Clown."
Erschrocken fasste ich mir ins Gesicht und machte damit alles nur noch schlimmer. Er konnte gar nicht mehr aufhören und schnappte immer wieder verzweifelt nach Luft. Seine Heiterkeit war ansteckend und ich fand mich in seinen Armen lehnend ebenfalls laut lachend wieder.
Die Beobachter am Fenster hatte ich nicht gesehen. Mutter und Grandma sahen mich wohl schon als zukünftige Mrs. Weasley. Denn zufrieden lächelnd mischten sie sich wieder unter ihrer Gäste.

***



Am nächsten Morgen bzw. Mittag wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen auf. Das lag wohl an den Gläsern Punsch und dem ein oder anderen Glas Champagner. Wankend tappte ich ins Badezimmer und erschrak. Ich trug noch immer die verschmierte Kriegsbemalung und meine Augen waren gerötet. Sogar für meine Verhältnisse sah ich einfach nur schlecht aus.
Eine warme Dusche später fühlte ich mich schon ein wenig besser. Ich hatte einen riesigen Hunger und wollte sehen, was die Küche hergab. Mutter und Oma saßen im Esszimmer und diskutierten lebhaft über den Erfolg der vergangenen Nacht. Als ich eintrat, wandten sie sich zu mir um und lächelten wohlwollend. Gar nicht gut! Ich hatte das ekelhafte Gefühl, irgendetwas ging mal wieder gehörig schief.
"Guten Morgen?"
"Guten Morgen, Liebes."
"Hast du gut geschlafen?"
Wie nett und lieb sie sich nach meinem Wohlbefinden erkundigten... Hier war wirklich etwas nicht in Ordnung.
Und schon prasselten ihre lebhaften Worte auf mich ein... und ich hatte noch nicht einmal gefrühstückt.
"Gut, sie sind nicht so reich wie die Malfoys, aber herrlich reinblütig!"
"Ein wirklich guter Fang."
"Und der junge Weasley ist recht gut gewachsen!"
"Wer hätte das gedacht? Wieder ein potenter junger Rotschopf in der Familie! Das kann nur gut sein!"
Ma und Grandma plapperten freudig drauflos und ich verstand irgendwie kein einziges Wort. Was war mit Ron? Und woher wollten sie wissen, wie potent er war?
"Ähm?"
Endlich hatte ich wieder ihre ganze Aufmerksamkeit.
"Was ist mit Ron?"
Sie tauschten wissende Blicke und liebevoll umarmten sie mich. Für einen Moment gab ich mich der trügerischen Hoffnung hin, dass wirklich alles gut sein würde.
"Jetzt müssen wir nur noch einen Termin festlegen!"
Schon wandte sich Selene wieder ab und kramte geschäftig in den Papieren auf dem Tisch. Sie fischte und verwarf, lachte und kicherte ausgelassen vor sich hin. Jetzt schwante mir endlich, was los war. Nun ja, am Morgen konnte schließlich nicht jeder gleich fit sein.
"Aber Ron und ich werden nicht heiraten..."
Es war, als hätte man plötzlich unser Haus ins Standbild gezwungen. Sie erstarrten zu Salzsäulen und drehten sich sehr langsam um. Ihre Blicke waren teils geschockt, teils unsicher. Das war nicht gut und sie taten mir auch leid. Offensichtlich hatten sie schon eifrig Pläne geschmiedet.
"Was meinst du damit?"
Meine Mutter klang nur ungenügend beherrscht und Oma setzte gleich noch eins drauf. "Aber Liebes, natürlich tut ihr es... wir haben euch doch gesehen."
Doch sie wirkte jetzt längst nicht mehr sicher, was genau sie wirklich gesehen hatten. Zwei ausgelassene junge Menschen, mehr nicht. Keine Versprechen, keine Küsse - nichts dergleichen. Das war wohl nicht der richtige Augenblick, um zu fragen, ob es noch Rührei gab? Bei den geschockten Blicken verging selbst mir irgendwie der Appetit und ich wäre gerne zurück ins Bett gekrochen. War es dafür schon zu spät? Ein kurzer Blick in die flammenden Augen der beiden und ich verwarf diesen Wunschtraum gleich wieder.
Ich setzte mich an den Tisch und malte mit den Fingern kleine Muster in die Spitzendecke. Ihren Blicken wich ich dabei geschickt aus. Als sie jedoch einfach nur dastanden und mich anstarrten, sah ich schließlich doch zu ihnen: "Es tut mir leid, aber ich habe nie gesagt..."
"Nein, das hast du nicht."
Wenigstens Grandma schien es richtig zu sehen, aber sie wirkte so enttäuscht, dass es mir wirklich in der Seele weh tat. Nie wollte ich eine der Beiden verletzten, aber ich verstand auch nicht, warum alles so überstürzt passieren musste.
"Mutter, was sollen wir jetzt machen? Ich habe Malfoys schon abgesagt! Lucius gehört nicht zu der Sorte Mann, der darüber einfach hinweg sieht!"
Das empörte Vibrieren ihrer Stimme quälte mein Trommelfell und ich spürte ihren verachtenden Blick auf mich gerichtet. Was bitte wollte den Lucius von mir? War der nicht über viele Ecken mein Onkel? Oder war es Neffe? Irgendwie war hier jeder mit jedem verwandt, wenn man nur tief genug in die Vergangenheit sah. Ziemlich inzestuös diese ganze Familie.
"Ich hätte sie sowieso niemals diesem Schlächter anvertraut!"
Grandma klang zornig und sie schlug hart mit der Hand auf den Tisch. Ich hatte selbst schon einige Geschichten über ihn erfahren... er war ein Deatheater gewesen, hatte Muggel gefoltert und so weiter. Nicht gerade ein netter Mensch, obwohl er mir bis zu einem gewissen Grade ganz normal vorkam.
"Was sollen wir denn sonst machen? Jetzt haben wir allen abgesagt! Woher sollen wir jetzt einen Kandidaten nehmen?"
Ma klang nicht weniger aufgebracht und sie redeten wieder mal, als wäre ich gar nicht da. Aber sollten sie doch weiter Pläne schmieden und über mein Leben bestimmen... noch war nicht aller Tage Abend. Irgendwann würde sich die Situation sicher wieder entspannen, und wenn nicht, konnte ich immer noch ausziehen.
Ich liebe meine Familie, aber ich werde mich sicher nicht in etwas drängen lassen, was ich nicht will. Seufzend nahm ich meinen Kaba und die Schokoplätzchen, mein Bett erwartete mich und vielleicht hatte sich später wieder alles beruhigt. Ein kurzer Blick zu meiner Familie, die sich nun lautstark angiftete - oder eben auch nicht.
Selbst als ich die Treppe zu meinen Räumen hochging, konnte ich noch immer Wortfetzen ihres Gespräches mitanhören.
"Vielleicht wenn wir,...."
"Das klappt doch nie!"
"Malfoy entschädigen..."
"... dämlicher Bastard ohne Ehre..."
"Snape!"
"... auf keinen Fall!"
"... damit abfinden, das wir..."
"... Freunde von früher?"
Das konnte ja noch heiter werden! Doch nun würde ich erst mal eine Runde schlafen.


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