Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 5: Der geniale Plan oder Kandidat Nummer eins



"Liebes wach auf!"
Ein leichtes Rütteln an der Schulter weckte mich. Es kam mir vor, als wäre ich eben erst eingeschlafen. Als ich meine Augen öffnete, sah ich Grandma an meinem Bett sitzen.
Verflucht, hoffentlich hatte sie Acky nicht gesehen... ein schneller Blick, und ich konnte mich entspannen. Die kleine Hauselfe hatte sich wie immer völlig unter der Decke verkrochen und man sah lediglich eine leichte Ausbeulung.
Acky war noch sehr klein und seit ich sie weinend unter meinem Bett gefunden hatte, schlief sie fast jede Nacht dicht an mich gepresst. Es war tröstlich, dass sie immer für mich da war. Auch wenn ich ihren Gedankengängen nicht folgen konnte und sie nicht selten mein Lacken mit Marmelade verschmierte.
"Was gibt es Grandma?"
Sie lächelte mich nachsichtig an und ich wusste, sie kannte mein kleines Geheimnis.
"Wir haben eine Möglichkeit gefunden, damit alles gut wird."
"Welche?"
Ich rieb mir die verklebten Augen und hoffte, dass es nicht wieder irgendetwas mit zu engen Kleidern und Stelzenschuhen zu tun hatte.
"Komm lieber mit runter, sonst wacht Acky noch auf."
Ohne es zu wollen, errötete ich leicht. "Bitte erzähl Mama nichts davon. Sie mag Hauselfen nicht sehr."
"Nein, werde ich nicht."
Nachdem ich zugestimmt hatte, bald nachzukommen, zog ich mich schnell an und drückte der Kleinen ein Kissen an den Rücken. SO würde sie mich wenigstens nicht vermissen.

***



"... Also wird deine Mutter die Sache nun in die Hand nehmen."
Selene sah mich abwartend an und Oma wirkte zufrieden. Ich war mir nicht sicher, ob mir das gefiel. Sie wollten tatsächlich einen Heiratsvermittler für mich engagieren, und während dieser nach etwas passendem suchte, dürfte ich auf die Universität. In London! Sie wollten mich wirklich - endlich - Literatur studieren lassen. Das war klasse, spitze, traumhaft. Wäre da nicht der bittere Nachgeschmack, den dieser Vermittler in mir hervor rief.
"Das ist toll! Denke ich. Und wer wird der Vermittler sein?"
"Severus Snape!"
Mir fiel die Kinnlade herunter und mein Blick wanderte zwischen den Beiden hin und her. Hatten sie vielleicht etwas getrunken? Geraucht?
"Aber ich dachte, der mag uns nicht?"
"Tut er auch nicht. Aber er war sehr von Selene eingenommen..."
"Und deshalb wird er das machen?"
"Wenn ich ihn darum bitte, wird er alles für mich tun."
Mutter war sehr selbstsicher und mit einer fast schon arroganten Handbewegung war die Sache beschlossen. Wer war ich denn, dass ich über mein eigenes Leben entscheiden wollte? Aber London war schon nicht schlecht. Leider konnte ich nicht mehr in das laufende Semester einsteigen.
"Wann darf ich dann gehen?"
"Warum hast du es so eilig?"
Ich hatte Oma verletzt. Das hatte ich nicht gewollt, aber je eher ich hier weg kam, desto schneller würde ich diesen ganzen Unsinn vergessen. Von wegen Heirat und so. Das konnte sich noch ewig hinziehen, von mir aus sogar noch länger. Ich grinste.
"Du musst vorher natürlich noch ein paar Dinge für uns tun...."
War ja zu erwarten gewesen. Und wie sie mich so mit ihren kühlen Augen maß, würde es mir wohl nicht gefallen.
"Und was?"
"Wir stellen dir noch ein paar wirklich nette junge Männer vor, und du wirst sehr nett zu ihnen sein. Verstanden?"
Zweimal nett in einem Satz... das bedeutet, sie waren nicht nett, und alt. Wahrscheinlich hatten sie schon Haare eingebüsst und konnten seid Jahren ihre Füße nicht mehr sehen. Aber egal, wenn es die Sache beschleunigen würde!

***



Den ersten Kandidaten traf ich am Freitag Nachmittag zum Tee. Sie hatten mich wieder in eines dieser verdammten Kleider gestopft - natürlich rosa! Und da saß ich nun, gegenüber von Draco Malfoy und versuchte mir mit spitzen Fingern so viele Schokokekse wie möglich zu angeln.
Wir schwiegen uns nun schon eine Stunde an und die Höflichkeit forderte, dass er noch wenigstens eine weitere Stunde blieb. Wir waren bereits bei der vierten Kanne Tee angelangt und ich wusste einfach nicht, was ich zu ihm sagen sollte.
"Nettes Haus."
Er sah kurz zu mir und trank dann wieder einen Schluck. Gott war dieser Typ herablassend!
Ron hatte mir schon verdammt viel von dieser Slytherin-Schlange erzählt. Aber meine Mutter war ja im gleichen Haus gewesen, und von daher konnte ich wohl kaum Vorurteile aufbauen.
"Ja, danke."
Ich knabberte weiter und hing meinen Gedanken nach.
"Baujahr?"
"Häh?"
Was wollte der schon wieder? Er seufzte auf und wiederholte seine Frage, als wäre ich geistig zurückgeblieben. Dämlicher Vollidiot.
"Keine Ahnung. So um 17. Jahrhundert denke ich mal."
"Tatsächlich."
"Möglich."
Ich sah ihn an, als er nippte und sich einen der Kekse nahm. Seine Lippen schlossen sich um das Gebäck und ich musste zugeben, dass er zwar unmöglich aber sehr hübsch war. Wie er so nachlässig seine weißblonden Haarsträhnen zurück strich und seine blausilbrigen Augen auf mich richtete, war er schon eine Sünde. Er hatte mich dabei ertappt. Ein spöttisches Lächeln auf seinem Gesicht und flammende Röte auf meinem.
"Du bist nicht mein Typ."
Als würde er über das Wetter reden. Und er beleidigte mich hier und verputzte dabei noch eines meiner Lieblingsplätzchen.
"Ach ja? Nun du bist auch nicht mein Typ!"
Er grinste nur dreckig und strich sich mit dem Zeigefinger über die vollen Lippen. Ein paar Brösel blieben daran hängen und er leckte sie langsam ab. Mit einer rosigen, spitzen Zunge. Einige sehr widersprüchliche Gedanken zeichnen Bilder in meinem Kopf... sehr interessante Bilder, das macht mich wütend.
Ich bring ihn um! Es ist mein ernst! Ich erwürge diesen arroganten Bastard.
"Gefällt dir was du siehst?"
"Ich weiß nicht, was du meinst."
Draco zuckt nur mit den Schultern und wirkt sehr ernst als er mit mir richtig zu sprechen begann.
"Ich bin kein geeigneter Kandidat für dieses Spiel. Mag mein Vater das auch anders sehen."
"..."
"Es liegt nicht an dir. Na ja, du siehst nicht gerade toll aus. Braunes Haar, ist ziemlich out. Und deine Augen... wie die meiner Schwester, silberfischchenmässig halt. Die Pubertät hat wohl auch noch nicht richtig eingezogen und außerdem bist du fast lächerlich klein..."
"Ich hab´s kapiert!"
Jetzt musste ich mir schon von diesem Schönling meine gute Laune verderben lassen. Was wusste der schon von Frauen? Ich sehe nicht schlecht aus! Gut, ich bin ziemlich flach und klein, aber Oma meint, das verwächst sich noch. Und außerdem... was geht ihn das an?
Er sah mich lange an und beugte sich schließlich näher zu mir.
"Hey, sieh das doch mal realistisch. Frauen sollten immer besser aussehen als ihre Männer..."
Gleich kratz ich ihm seine schönen Augen aus und schenke sie meiner Mutter zum Geburtstag. Wie kann er es wagen, mich so zu beleidigen? Wenn ich nicht genau wüsste, dass wir beobachtet werden, hätte er schon längst eine geklebt bekommen. Zauberei hin oder her!
Doch er hatte noch lange nicht genug. Mit hochnäsigem Blick redete er weiter, als müsste ich seinen Worte unterwürfig folge leisten. Zum Kotzen!
"Vielleicht wärst du ganz gut für Crabbe oder Goyle? Die sind zwar nicht die Klügsten, aber wenigstens siehst du gegen die fast wie ein Engel aus."
Er tippte sich nachdenklich an sein Kinn und schüttelt schließlich den Kopf.
"Ach wie dumm! Pansy ist ja mit Goyle zusammen... Aber Crabbe ist noch frei. Klar, seine Mutter ist die Halbschwester seines Vaters Onkel, aber ansonsten ist nichts an ihm auszusetzen. Denke ich."
Mein Kopf glühte, meine Zähne waren gefletscht und er redete weiter, als würde er mir auch noch eine Gefallen damit tun!
"Hör mal! Ich brauche deine Hilfe nicht! Ich mache das ja auch nicht zum Spaß!"
Ich hatte nicht so laut und unhöflich sein wollen, aber er machte mich unglaublich zornig. Als wäre mein Ausbruch das normalste auf der Welt lehnte er sich wieder zurück und lächelte nachsichtig.
"Was grinst du so?"
"Du bist nicht so duckmäuserisch wie ich gedacht hatte."
Er schien ein kleines bisschen beeindruckt, oder vielleicht spielte er auch nur wieder.
"Du bist mit der jungen Weasley zusammen, nicht wahr?"
Zum ersten Mal an diesem Tag schien er verlegen und seine helle Haut färbte sich rosa. Was für ein Anblick! Zum Totlachen.
"Woher weißt du das?"
"Von Ron, er meinte, ihr seid schon etwas über ein halbes Jahr befreundet..."
Er runzelte ungehalten die Stirn und wirkte nicht sehr glücklich. "Stimmt. Aber ich dachte nicht, dass es jemand gemerkt hätte."
"Doch, sieht man ziemlich. Ihr werft euch ständig diese Blicke zu."
Sein nachdenklicher Blick traf mich und ich erwiderte ihn.
"Glaubst du mein Vater hat es auch schon gemerkt?"
Seltsame Frage. Als würde er die Reaktion seines Vaters fürchten. Andererseits, wahrscheinlich unterlag er den gleichen Zwängen wie ich. Auch wenn er ein Zauberer war.
"Ich denke nicht. SO auffällig ist es dann auch wieder nicht."
Irgendwie tat er mir leid, wie er so erleichtert aufseufzte und kurz seine Augen schloss. Er war wirklich sehr schön, fast zu schön für einen Mann.
"Ich liebe sie sehr. Sie ist wie ein Wesen aus einem schönen Traum, aber..."
Seine Augen öffneten sich und ich sah einen warmen Schimmer darin. Er schien es ernst zu meinen und man konnte seine Liebe für sie fast körperlich spüren. Sie konnte sich glücklich schätzen. Auch wenn er wirklich nicht mein Typ war... Gut, ich gebe es ja zu, ich habe keine Ahnung was mein Typ ist. Aber er ist es nicht!
"Aber was?"
"Kein Geld, arm wie die Kirchenmäuse."
"Ist das so schlimm? Du bist doch reich genug."
"Für mich ist es egal, aber meine Familie wird nicht begeistert sein."
"Ich werde niemanden etwas erzählen."
Draco betrachtete mich eine Weile und meinte dann leise. "Danke. Ich wollte vorhin nicht gemein sein... du bist schon in Ordnung."
Na wenn das nicht fast eine Entschuldigung war? Ich lächelte zufrieden und aß ein weiteres Plätzchen. Wir schwiegen uns wieder an, aber wenigstens war es jetzt nicht mehr unangenehm. Ich hatte mich nicht geirrt, mein erster Eindruck von ihm war richtig gewesen - er besaß wirklich Tiefe und ja, ich mochte ihn irgendwie.
Nachdem er höflich meine Hand geküsst hatte und gegangen war, wandte ich mich meiner Mutter zu. Sie und Grandma hatten hinter einer verzauberten Wand Stellung bezogen um sich dieses Treffen genauer anzusehen.
"Also?"
"Ein Malfoy und eine Weasley! Das wird einen ziemlichen Skandal geben."
"Ach, ist es nicht schön? So jung, so schön und so verliebt!"
Wie unterschiedlich konnten Mutter und Tochter eigentlich sein? Ma schien eher angewidert und Oma regelrecht schwärmerisch zu sein.
"Was ist mit mir?"
'Hallo? Ich bin auch noch da! Und Kandidat eins ist nicht interessiert, mehr noch, er ist vergeben! Wie geht's jetzt weiter?'
"Wir haben für heute Abend Fred Weasley zum Essen eingeladen."
Ich grinste. Na wenn das nicht eine herbe Enttäuschung für meine geliebten Oberhäupter geben würde...


Kapitel 4

Kapitel 6

 

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