Die Schwarze Rose

 

 

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Kapitel 28 - Die Schwarze Rose

 

Am nächsten Tag...

Erzählt von Lucius Malfoy


"Du hast also endlich den Namen der verantwortlichen Aurorin ausfindig gemacht?", fragte Voldemort gefährlich leise.

"Ja, My Lord." Demütig senkte ich mein Haupt. "Es war Muriel Stern."

"Aha..." Voldemort erhob sich aus seinem Sessel und schlich lautlos um mich herum. Dicht hinter mir blieb er stehen. Ich fühlte, wie sich die kleinen Härchen auf meinem Nacken aufrichteten, als sein Atem meine Wange streifte. "Und?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Was sagt mir das? Rätselraten mag ich überhaupt nicht, Lucius."

Mein Mund wurde trocken und ich zwang mich zu einer raschen Antwort. "Muriel Stern ist die Professorin für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts."

"Das ist ja interessant. Ein Schäfchen Dumbledores..."

Ein hinterlistiges Lächeln trat auf meine Lippen. "Das ist noch nicht alles, My Lord. Mein Sohn Draco hat mir berichtet, dass sie eine Liaison mit unserem verehrten Tränkemeister hatte, bevor dieser in die Hände des Ministeriums geraten ist." Endlich hatte ich meinen Trumpf ausspielen können. Severus hatte etwas getan, was der Lord nicht so einfach hinnehmen würde. Er hatte sich mit dem Feind eingelassen. Nun würde er sicherlich die Gunst des Lords verlieren. Unzählige Todesser waren wegen weitaus geringeren Vergehen hingerichtet worden. Doch anstelle dem wutverzerrten Gesicht und dem Schrei nach Vergeltung, brach Voldemort urplötzlich in schallendes Gelächter aus.

Stirnrunzelnd beobachtete ich wie der Lord lachend zu seinem Sessel zurück schlenderte und sich glucksend hineinfallen liess. "Da ist unser Giftmischer ja einem schönen Vögelchen auf den Leim gekrochen, nicht wahr, mein lieber Lucius? Ein Todesser und eine Aurorin! Und da sage noch mal einer, dass Liebe nicht blind macht!" Fast gelangweilt fuhr der Lord fort: "Du weißt, was du zu tun hast, Lucius. Worauf wartest du noch?"

Ich nickte gehorsam, verbeugte mich kurz und verliess den Saal. Gerade als ich die Tür öffnen wollte, wurde sie von aussen aufgerissen. Ich hob den Blick und sah direkt in das verhasste Gesicht des Tränkemeisters. Obwohl ich mir bewusst war, dass er es schaffen würde, traf mich die Erkenntnis, dass er bereits wieder auf den Beinen war, doch wie ein Schock. Dunkle Schatten lagen unter Severus' Augen, aber das waren ausser seiner noch immer leicht verfärbten Gesichtshälfte, die einzigen äusserlich sichtbaren Anzeichen seiner Gefangenschaft in Askaban. "Severus", grüsste ich ihn mit erzwungener Höflichkeit und drückte mich an ihm vorbei. Ich spürte, dass er mich aufhalten wollte, doch da klang schon Voldemorts Stimme aus dem Saal. "Giftmischer! Worauf wartest du!" Schadenfroh grinste ich vor mich hin. Zudem hob die Aufgabe, die vor mir lag, meine Stimmung um ein zehnfaches.

Draussen vor den Toren blieb ich kurz stehen, zog meinen Zauberstab und disapparierte, mit dem Ziel: Hogwarts.


Erzählt von Helena Thornton



Nachdenklich blickte ich in den kleinen Handspiegel und befühlte mit den Fingern vorsichtig die linke Wange. Ausser einer kleinen roten Linie, die vermutlich zurückbleiben würde und einer leicht bläulichen Verfärbung, war von dem Fluch nichts mehr zu sehen, der mich bei der Befreiungsaktion in Askaban getroffen hatte. Ich hatte mehr Glück als Verstand gehabt. Der Fluch hatte mich nur gestreift. Wenn er mich voll erwischt hätte, würde ich entweder noch immer im St. Mungos Hospital liegen oder befände mich eventuell bereits eins achtzig tief unter der verschneiten Erde des Ministeriums-Friedhofs. Auch wenn es nicht der unabwendbare Fluch gewesen war, hatte doch genügend Kraft in ihm gesteckt um einigen Schaden anzurichten.

Seufzend legte ich den Spiegel zurück in die Schreibtischschublade und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Es tat gut, endlich von dieser verdammten Gefängnisinsel runter zu sein. Meine beinahe schon chronischen Kopfschmerzen waren dadurch nicht verschwunden, aber wenigstens tobten sie nicht mehr ganz so heftig, wie in Askaban.

Ich griff nach der Akte, die vor mir lag, und blätterte abermals an den Anfang zurück. Am Vortag war Albus Dumbledore, der Direktor von Hogwarts hier im Ministerium aufgetaucht. Dumbledore liess einige unschöne Anschuldigungen gegen das Ministerium fallen, welche Fudge mit meiner Unterstützung vehement zurückgewiesen hatte. Schlussendlich hatten wir Dumbledore dann den Beweis für den Einbruch zeigen müssen, anders hätten wir ihn nicht dazu bringen können, uns glauben zu schenken. Der Ausbruch war magisch aufgezeichnet worden. Die Aufzeichnungsanlage wurde damals nach Blacks Ausbruch aus Askaban eingebaut. Auch wenn viele diese Anlage für überflüssig hielten, waren wir in diesem Falle froh gewesen, dass wir darauf hatten zurück greifen können.

Wieder und wieder ackerte ich mich durch die Verhörprotokolle. Und nur widerwillig kam ich zu dem Schluss, dass wir Severus Snape zu unrecht diesen Verhörmethoden ausgesetzt hatten. Doch wer von uns hätte wissen können, dass er wirklich ein Spion für unsere Seite war? 'Fudge hätte es gewusst', schoss es mir wieder und wieder durch den Kopf. Aber sah sich Fudge alle Gefangenen, die nach Askaban kamen an? Nein. Er sah sich nie irgend welche Gefangenen an.

Ich hob meinen Zauberstab und liess mir zum wiederholten Male die magischen Aufzeichnungen des Verhörs vorspielen. Widerwillig musste ich zugeben, dass es einige Ungereimtheiten im Fall Severus Snape gegeben hatte, aber ich hatte nicht darauf reagiert. Das war mein Fehler gewesen. Hätte ich es erkennen müssen?
Resigniert liess ich die Akte zurück auf den Tisch fallen, stoppte die Aufzeichnung und erhob mich. Müde griff ich nach meinem Winterumhang. Für heute würde ich Feierabend machen. Es brachte nichts mehr, noch länger über allfällige ‚Wenn' und ‚Aber' nachzudenken. Was geschehen war, war geschehen.

"Agentin Thornton! Halt, warten Sie!" Ich hielt inne und drehte mich um. Verwundert erkannte ich den jungen Auroren, der seine erste Praktikumwoche bei uns ableistete. Keuchend lief er mir entgegen. "Miller? Was ist los?"

"Ein Einsatz! Jetzt sofort!" Mit geröteten Wangen sah er mich strahlend an. "Todesser..." Er schnappte nach Luft. "Wir haben gerade eben einen Tipp bekommen. "Einsatzbesprechung in...", gehetzt schob er seinen Ärmel nach hinten und blickte auf seine Uhr, "in siebeneinhalb Minuten."

Genervt verdrehte ich die Augen, als der junge Mann weiterhetzte. 'Wie lange lässt du das noch mit dir machen?', fragte ich mich in Gedanken, zornig, weil er mich noch erwischt hatte. Ich hatte mich auf einen gemütlichen Abend, bei einem Gläschen Wein gefreut. Diese Vorstellung war weit aus angenehmer gewesen, als die Aussicht stundenlang in dieser Eiseskälte durch den Dreck zu robben und auf Todesser zu warten, die mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit eh nicht auftauchen würden. In der letzten Zeit hatten sich diese Falschmeldungen gehäuft, so dass bereits vermutet wurde, dass sich ein Angestellter aus der Führungsetage einen Scherz daraus gemacht hatte, die Auroren aufs Feld zu jagen, damit sie nicht ‚anstaubten', wie der Tagesprophet im Zusammenhang mit einigen Fehlschlägen so schön angemerkt hatte.

Da es nun sowieso kein Zurück mehr gab, liess ich die Eingangstür wieder zufallen und begab mich zum Konferenzraum, um zu hören, um was es sich heute Nacht handeln sollte.

Erzählt von Remus Lupin



Während Muriel die Schutzflüche von der Tür zu ihren Räumen nahm, versuchte ich sie noch immer von meinen Ansichten zu überzeugen. "Thornton's Version ist glaubhaft, Muriel. Ohne Zweifel. Warum sollte sie lügen?"

"Pha!", gab Muriel giftig zurück, stiess die Tür auf und trat ein. Mit einem legeren Schlenker ihres Zauberstabs, entzündete sie das Feuer im Kamin und entfachte die magischen Fackeln. "Ich kenne Thornton, Remus! Der traue ich alles zu! Die würde sogar ihre eigene Mutter verkaufen, wenn sie einen Nutzen daraus ziehen könnte!" Wütend wandte sich die Aurorin zu mir um. "Sie will gesehen haben, wie jemand Sev aus dem Gefängnis von Askaban geholt hat? Sei bitte nicht so naiv, Remus. Askaban ist sicher."

Ich öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch mit einer gebieterischen Geste, bedeutete sie mir zu schweigen.

"Ich weiss, was du sagen willst. Black ist auch von der Insel entkommen. Aber vergiss nicht, er hat zwölf Jahre dort gesessen, ehe er einen Fluchtweg fand. Und wäre er nicht ein illegaler Animagus gewesen, wäre es ihm niemals gelungen."

Entgeistert starrte ich Muriel an. "Woher weißt du...?", fragte ich mit heiserer Stimme.

"Ich bin kein blondes Dummchen, Remus. Also behandle mich auch nicht so. Ich habe die Geschichte verfolgt. Und irgendwann im Laufe meiner Nachforschungen habe ich es herausgefunden."

"Du hast nachgeforscht? Warst du denn auf Sirius Black angesetzt? Hast du jemandem davon erzählt?"

Muriel strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Ja, ich habe letzten Frühling nachgeforscht und nein, ich war nicht auf Black angesetzt. Ich tat es, um meine eigene Neugier zu befriedigen. Ich wollte wissen, wie es jemandem gelingen konnte, aus dem wohl meist gefürchtetsten Gefängnis zu entfliehen. Und um deine Fragen ganz zu beantworten, ich habe niemandem etwas von meinen Erkenntnissen erzählt."

Ich sah die junge Frau stirnrunzelnd an. "Wieso nicht?"

"Ganz einfach. Zum einen hätte ich meine Zeit nicht mit diesen Nachforschungen vergeuden dürfen und zum anderen hat Black genügend Ärger am Hals, wenn sie ihn schnappen. Glaub mir, da spielt es keine Rolle mehr, ob er ein illegaler Animagus ist, oder nicht."

Müde fuhr ich mir übers Gesicht. Ich hatte nicht die Energie, jetzt auch noch über Sirius zu diskutieren. Die letzte Nacht hatte mich erledigt. Es war seit langem wieder einmal eine Vollmondnacht ohne Wolfsbanntrank gewesen. Ein kalter Schauer lief mir beim Gedanken an die Verwandlung über den Rücken. Was würde geschehen wenn Severus nicht wieder zurück kam?

"Remus!" Muriels Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Was?"

"Ich sagte: Sev hingegen, ist kein Animagus, weder ein registrierter, noch ein illegaler. Wie also zum Henker, sollte er aus Askaban rauskommen?"

Seufzend liess ich mich auf die Couch nieder. "Wir haben die Beweise gesehen, Muriel. Sie haben nach dem damaligen Vorfall mit Black ein magisches Überwachungssystem im Zellenblock eingebaut. Die Aufzeichnungen belegen Thorntons Aussage. Zwei Todesser haben es geschafft, in Askaban einzudringen und Sev zu befreien oder zu entführen, wie auch immer man das sehen mag."

"Schon mal etwas von Beweismanipulation gehört, Remus?"

Ich schüttelte den Kopf. Soviel Sturheit war mir nur selten begegnet. Eigentlich kannte ich nur einen einzigen, ebenso sturen Menschen. Severus....

Ein leises Klopfen an der Fensterscheibe unterbrach unseren Disput. Wir sahen einander erstaunt an. War es nicht schon etwas spät für Eulenpost?

Muriel öffnete das Fenster und liess den Überbringer ein. Es war ein Rabe mit glänzendem Gefieder. Elegant liess sich das Tier auf dem Schreibtisch nieder. Als Muriel den Umschlag von seinem Bein binden wollte, pickte der Vogel blitzschnell nach ihren Fingern. "Hey, lass das!", rief Muriel und band den Umschlag vorsichtig los. Kaum hatte sie das Lederband gelöst, breitete der Rabe auch schon die Flügel aus und verschwand hinaus in die dunkle Nacht. Während ich aufstand und hinüber ging, um das Fenster zu schliessen, öffnete Muriel den Umschlag. Kurz blickte ich dem merkwürdigen Tier hinterher, welches elegant die westliche Turmspitze umkreiste und dann am Nachthimmel verschwand.

"Du hattest recht, Remus. Die Todesser sind in Askaban eingedrungen und haben ihn rausgeholt."

Ich wandte mich zu ihr um und erstarrte. In ihrer Hand hielt Muriel eine schwarze Rose.

"Oh mein Gott...", flüsterte ich. Mit ein paar Schritten hatte ich Muriel erreicht, nahm ihr die teuflische Blume aus der Hand und warf sie auf den Schreibtisch. "Lass uns sofort zu Albus gehen. Er muss das erfahren. Jetzt gleich." Meine Stimme zitterte. Mein Zusammentreffen mit den Todessern im Pub, war mir noch lebhaft in Erinnerung.

"Remus", sanft nahm Muriel mein Gesicht zwischen ihre zarten, warmen Hände, "lass Albus seine Ruhe. Er braucht seinen Schlaf, genauso wie du. Die letzte Nacht hat dich erschöpft und es nutzt keinem etwas, wenn einer von euch plötzlich zusammenbricht. Geh und schlaf dich aus. Wir können morgen über die weitere Vorgehensweise diskutieren. Mach dir keine Sorgen. Ich bin hier in Sicherheit. Hier im Schloss kann mir nichts geschehen. Hm? Leg dich hin, wir überlegen uns morgen was wir tun können, in Ordnung?"

Müde stimmte ich ihr zu. Sie hatte recht. Meine Verwandlung lag knapp 24 Stunden zurück und ich fühlte mich wie zerschlagen. Und Albus hatte die Reise nach London ebenso sehr erschöpft. "Pass auf dich auf, Sternchen. Bis morgen früh..." Ich küsste sie auf die Stirn und verliess ihre Räume.

"Bis morgen früh...", hörte ich ihre sanfte Stimme, als sich die Tür hinter mir schloss.


Erzählt von Muriel Stern



Als sich die Tür hinter Remus geschlossen hatte, verriegelte ich sie mit einem Schutzzauber und lehnte mich gegen das feste Holz. Jetzt erst, als Remus weg war, erlaubte ich mir eine Reaktion. Als Aurorin wusste ich, dass es früher oder später passieren konnte - passieren würde. Es war ein Berufsrisiko. Doch erst jetzt, als eine schwarze Rose auf meinem Schreibtisch lag, wurde ich mir dessen bewusst, was dies eigentlich bedeutete. Mein Ende war besiegelt. Die Frage war nur noch wann und wo ich ihnen in die Falle tappte. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass es mich bei einem Todesserüberfall erwischen würde. Ein kurzer Avada Kedavra und Muriel Stern wäre Geschichte. Aber nun?

Meine Gedanken jagten sich. Was würden die Todesser mit mir anstellen, wenn sie mich in die Finger kriegten? Foltern? Vergewaltigen? Würden sie mich so lange quälen bis ich um Gnade flehte? Würden sie mir überhaupt Gnade zuteil werden lassen? Wohl eher kaum. Zu oft hatte ich gesehen, wie diese Teufel mit ihren Opfern umsprangen. ‚Gnade' fehlte offensichtlich im Wortschatz der Todesser.

So sehr ich auch versuchte, meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken, es gelang mir nicht.

Würde Severus dabei sein? Ganz bestimmt würde er das. Vielleicht würde sogar ihm die zweifelhafte Ehre zu Teil werden, mich zu töten. Wer könnte es ihm verdenken? Hatte nicht ich ihn eigenhändig in die Hölle geschickt? Was erwartete ich nun von ihm? Dass er sich schützend vor mich stellen und einen Heldentod sterben würde?

Ich schlug die Hände vors Gesicht und liess mich zitternd an der Tür entlang zu Boden gleiten. Meine Augen begannen zu brennen und unaufhaltsam strömten Tränen über meine Wangen. Stumm sass ich da und überliess mich meinem Selbstmitleid und der Trauer über mein verpfuschtes Leben. Die Angst vor dem was mir bevorstand, schnürte mir beinahe die Luft ab. Wieder hörte ich die Stimme meiner Mutter, die mich beschwor Lehrerin oder Apothekerin zu werden. Alles, bloss nicht Aurorin. "Was willst du dich diesen Gefahren aussetzten? Geh nicht zum Ministerium, nicht als Aurorin! Bitte! Warum willst du dich mit diesen Todesserbestien herumschlagen?"
"Warum habe ich damals nicht auf dich gehört, Mum...", flüsterte ich leise und wischte mir die Tränen vom Gesicht.

Ein wenig später, als ich mich etwas beruhigt hatte, sass ich vor dem Kaminfeuer, hatte die Beine an die Brust gezogen und betrachtete die dunkle Blüte der Rose. Unschuldig und schön, glänzten ihre Blätter im Schein der Flammen. "Kaum zu glauben, dass so etwas schönes, den Tod zu bedeuten hat", flüsterte ich, legte die Rose neben mich auf den weichen, hellen Teppich und griff nach dem Weinglas. "Severus....", sagte ich sanft, als ich die dunkle Färbung des Rotweins betrachtete, "auf dass wir uns bald wiedersehen…" Würzig und stark, breitete sich der Geschmack des Weins in meiner Kehle aus und erinnerte mich schmerzlich an meinen Geliebten, welchen ich so schändlich verraten hatte. Hatte sich Severus ebenso gefürchtet, als ich ihn den Männern von Abteilung 7 überlassen hatte?

Ein lautes Klopfen an der Tür liess mich zusammenfahren. Beinahe hätte ich das Glas fallen gelassen. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits nach Mitternacht war. Mit einem letzten Schluck leerte ich das Glas, erhob mich und ging zur Tür. Vorsorglich zog ich meinen Zauberstab und rief: "Wer ist da?"

"Bitte machen Sie auf, Professor Stern! Ich bin's, Draco Malfoy! Es ist ein Notfall!" Seine Stimme klang verzweifelt und so öffnete ich.

"Was tust du denn hier, Draco? Du solltest längst im Bett sein."

"Professor Stern, entschuldigen Sie, aber Crabbe hat eine Dummheit begangen und da Professor Snape nicht da ist und Ihre Räume am nächsten liegen, dachte ich..."

"Schon gut, Draco! Beruhige dich!", unterbrach ich den nervösen Jungen. "Was ist geschehen?"

"Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen, Professor! Er stirbt vielleicht, wenn wir hier noch länger rumstehen!" Der blonde Slytherin drehte sich um und rannte den Korridor entlang davon.

Hastig griff ich nach meinem Umhang, liess die Tür hinter mir ins Schloss fallen und jagte Draco hinterher. Er rannte durch die Eingangshalle und riss die schwere Eingangstür auf.

"Er ist bei den Gewächshäusern!", rief Draco, als er mein Zögern bemerkte und rannte weiter.

Leise vor mich hinfluchend folgte ich ihm die Treppe hinunter und hinaus auf die Ländereien.

Als ich die Gewächshäuser erreichte, erkannte ich meinen tödlichen Fehler. Doch da war es bereits zu spät. Draco blieb stehen und drehte sich lächelnd zu mir um: "Darf ich dir Muriel Stern vorstellen, Vater?"

Aus dem Schatten lösten sich fünf dunkel gekleidete Gestalten in weiten Umhängen. 'Todesser!', schoss es mir durch den Kopf. Der Mann in der Mitte liess die Kapuze zurückfallen. Im fahlen Schein des Mondlichts erkannte ich Lucius Malfoy. Die langen blonden Haare fielen seidig über seine Schultern, seine hellen Augen leuchteten und ein charmantes Lächeln umspielte seine Lippen. "Es ist mir ein Vergnügen, Professor Stern."

 

Kapitel 27

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