Die Schwarze Rose

 

 

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Kapitel 7: Halloween

 

Erzählt von Muriel Stern

Ich sass in der Grossen Halle und beobachtete die Schüler, wie sie langsam in kleinen Gruppen eintrafen und die Dekoration bestaunten. 
Fast den ganzen Tag hatte ich mit den Lehrern die Grosse Halle für das heutige Fest dekoriert. Die verzauberte Decke war jetzt ganz schwarz geworden und die Sterne leuchteten. In der einen Ecke war ein wunderschöner Mond erschienen. Schwärme von Fledermäusen flogen durch die Halle und liessen einige der Mädchen erschreckt kreischen, als sie tief über die Tische kamen. Überall auf den Tischen standen ausgehöhlte und mit verschiedenen Gesichtern versehene Kürbisse. In ihrem inneren leuchteten Windlichter. Dies waren die einzigen Lichtquellen bis auf die vereinzelten Fackeln an den Wänden. Sie zauberten die verschiedensten Schatten auf die Wände. An einigen Stellen fanden sich Spinnweben, die den Gruseleffekt noch verstärkten. Es gab Literweise Kürbissaft, verschiedene Kuchen und natürlich würde es ein tolles Festessen geben. Die Geister von Hogwarts waren schon voll in Fahrt und flogen kreuz und quer durch die Grosse Halle. 
Ich war noch etwas zu früh. Die anderen Lehrer waren noch nicht eingetroffen. Vermutlich kämpften diese noch mit ihren Halloweenkostümen. Ich selbst trug ein grün-silbernes Hexenkleid und einen passenden Hut. Die Haare liess ich in wilden Locken über meine Schultern fallen und hatte ein passendes Make-up gewählt. Mit grün-silbernem Lidschatten und schwarzem Lippenstift war ich vermutlich nicht fehl am Platz. 
Den ganzen Tag über hatte ich weder Severus noch Professor Dumbledore gesehen. Nicht beim Frühstück und auch nicht beim Mittagessen. Was trieben die Beiden bloss? Arbeiteten Sie vielleicht an einer Verkleidung für Halloween? Ich wusste es schlicht und einfach nicht. Ich blickte auf meine Uhr Zwanzig Minuten nach Sieben. Um halb Acht würde das Fest beginnen. Also würde Severus wohl bald auftauchen müssen. 
Plötzlich musste ich an den Leitartikel im Tagespropheten denken und ein Gefühl von Genugtuung durchflutete mich. Zwei Todesser hatten sie erwischt und gleich kurzen Prozess mit ihnen gemacht. Ein bitterer Nachgeschmack brachte es aber trotzdem mit sich. Einer dieser Mörder hatte es geschafft zu entwischen. Er wurde nur verletzt. "Ich hoffe dass sie diesen Kerl noch kriegen!" dachte ich hasserfüllt. Es war Zeit, die Welt von diesen kaltblütigen Killern zu befreien. "Zu gerne wäre ich dabei gewesen. Vielleicht hätte ich diesen Mistkerl erwischt." dachte ich für mich selbst und ein bitteres Lächeln umspielte meinen Mund. 

Erzählt von Albus Dumbledore

Auf der Bettkannte sitzend, strich ich eine Haarsträhne aus Severus's Gesicht. Wieder fluchte ich vor mich hin. Er hatte doch tatsächlich das Gegenmittel an sich selbst getestet. 
Poppy hatte Severus zuvor einen ziemlich starken Trank gegen die Vergiftung in seinem Bein eingeflösst. Vielleicht lag es daran, dass er sehr heftig auf das Gegenmittel reagiert hatte. Als er dann noch das Veritaserum geschluckt hatte, wurden die Nebenwirkungen immer stärker. Zuerst schien ihm nur schwindlig zu sein, dann bekam er starke Schmerzen, begann zu zittern und zum Schluss verlor er das Bewusstsein. Der Trank an und für sich hatte funktioniert. Ich war beeindruckt. Bislang hatte ich noch kein Mittel gekannt, das stark genug war, die Wirkung des Veritaserums aufzuheben. Severus war ein Meister seines Fachs. Dies musste ich neidlos zugestehen. 
Ich hatte Severus in sein Schlafzimmer gebracht, ihn auf das Bett gelegt und mit einer warmen Decke zugedeckt. Sein Puls war in Ordnung, also sass ich einfach auf seinem Bett und beobachtete ihn. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Die Gesichtszüge vollkommen entspannt. Der Frieden dauerte aber nicht lange. Schon bald zeigten sich einige Falten auf seiner Stirn, seine Atmung wurde schneller und er wurde unruhig. Er hatte wieder einen seiner Alpträume. Seine inneren Dämonen schienen ihn nie in Frieden zu lassen. Immer wieder zerrten sie an seiner gequälten Seele. Schweiss trat auf Severus's Stirn. 
Beruhigend legte ich eine Hand auf seine Schulter, manchmal half das ein wenig. Dieses Mal aber nicht. Die Dämonen waren zu stark. Leise begann ich Severus's Namen zu flüstern. Vielleicht würde er spüren, dass er nicht allein war. 

Erzählt von Severus Snape

Es war eine kalte, regnerische Nacht. Ich fror und war bis auf die Knochen durchnässt. Wie spät es genau war wusste ich nicht, aber Mitternacht war bereits vorbei, vielleicht war es zwei Uhr morgens? Wer weis. Gerade erst sechzehn geworden, sollte ich eigentlich um diese Zeit in meinem Bett in Hogwarts liegen. Stattdessen kniete ich in einem dunklen Wald irgendwo in England auf dem schlammigen Boden, meinen rechten Arm umklammernd der immer noch schmerzte. Vor einigen Stunden hatte ich das dunkle Mal erhalten. Man hatte es mir mit einem Fluch der nicht rückgängig zu machen war, eingebrannt. Ich roch noch immer den Gestank von verbranntem Fleisch. Ich war für immer unverwechselbar gezeichnet. Ab dieser Nacht gehörte ich Voldemort und nichts würde jemals etwas daran ändern können... 
Lucius Malfoy war es, der mich hierher geschleppt hatte. Nur widerwillig war ich mitgegangen. Ich wollte es im Grunde nicht, hatte aber keine andere Wahl. Er zwang mich dazu und nun hatte ich meinen ersten Mord begangen. Noch immer konnte ich es nicht fassen, was ich getan hatte. Der Junge der sterben musste, war nicht viel älter als ich gewesen. Auch er hatte zu den Todessern gehört. Er hatte seine Fehlentscheidung rückgängig machen wollen. Er wollte aussteigen. Voldemort ließ keinen seiner Todesser je wieder gehen. Voldemorts eisige Stimme klang immer und immer wieder in meinen Ohren. "Damit Du sehen kannst was passiert, wenn Du auf die Idee kommen solltest uns zu verlassen, wird Dir die Ehre zuteil werden, als erste Deiner Handlungen als Todesser, diesen Verräter zu töten!" Daraufhin erklang ein grausames Lachen. Ich sah noch immer das Gesicht dieses Jungen vor mir. Er war ebenfalls ein Schüler aus Hogwarts. Wie aus weiter Ferne hörte ich mich die Worte des Todesfluchs rufen und mit dem grünen Blitz der erstmals aus meinem Zauberstab schoss, starb auch ein Teil von mir selbst. Wie sollte ich bloß zurück nach Hogwarts gehen? Wie konnte ich Professor Dumbledore noch in die Augen sehen? Er würde sofort wissen, was geschehen war. Ich schämte mich dafür. Ich schämte mich für meinen schwachen Willen. Warum hatte ich mich Lucius nicht energischer widersetzt? Warum hatte ich das mit mir geschehen lassen und warum hatte ich diesen Mord ausgeführt? 
Ich kniete im kalten Regen und hatte die Hände vor mein Gesicht geschlagen. Alle anderen Todesser waren schon lange weg. Ich war allein auf der Lichtung zurückgeblieben. Zitternd stand ich langsam auf. Es half nichts, ich musste zurück nach Hogwarts... 
Plötzlich fühlte ich, wie mich etwas an der Schulter berührte und ich hörte meinen Namen. Keuchend und mit rasendem Herzklopfen schoss ich aus dem Schlaf hoch. 
"Severus! Severus, es ist alles in Ordnung!" 
Ich drehte den Kopf und sah in die besorgt blickenden Augen von Albus Dumbledore. 
Eine halbe Stunde später... 
Dumbledore hatte mir geholfen, mich soweit wieder frisch zu machen, dass ich auf das Fest gehen konnte. Ich fühlte mich zwar immer noch müde und ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber ich musste mich sehen lassen, damit kein Verdacht aufkommen konnte. 
Wir machten uns zusammen auf den Weg in die Grosse Halle. Mein Magen knurrte laut. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und kam jetzt fast um vor Hunger. 
Professor Dumbledore und ich waren die Letzten, die die Grosse Halle betraten. Aus der Sicht der Anderen in ein scheinbar interessantes Gespräch vertieft, gingen wir sehr langsam durch die Reihen zum Lehrertisch. Langsam genug, dass ich mein Gewicht bei jedem Schritt sorgfältig verteilen konnte, so dass niemand mein Hinken bemerken würde. 
Am Lehrertisch angekommen, begrüßte mich Muriel mit einem strahlenden Lächeln. "Wo warst Du den ganzen Tag? Ich habe Dich nirgendwo gesehen?" fragte sie. 
"Meine Liebe," sagte ich ebenfalls ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht. "Ich musste einige Tränke nachbrauen, die mir ausgegangen waren. Madame Pomfrey hat auch wieder welche benötigt. Solche Tage wie heute nütze ich dann dafür. Wenn ich den ganzen Tag unterrichte, habe ich abends keine Lust noch komplizierte Gebräue herzustellen." Ich hoffte, dass sie diese Antwort befriedigte. 
"Kann ich mir vorstellen." sagte sie und ihre blauen Augen glänzten. 
Sie trug ein atemberaubendes Kleid. Ich konnte es kaum fassen, dass wir ein Paar waren. Was fand diese Frau bloss an mir. Aber ich war mir im selben Augenblick auch bewusst, dass ich mit dem Feuer spielte. So schön sie auch war, so gefährlich konnte sie sein. Ich fühlte, wie ihre Kraft und ihre Selbstsicherheit täglich zunahm. Für immer würde der Bann des Amnesia-Fluchs ihre Erinnerung nicht zurück halten können. Dafür war ihr Wille zu stark. "Hätte ich sie damals bloss getötet," schoss es mir durch den Kopf. Ich schämte mich augenblicklich für diesen Gedanken. Ich liebte sie von ganzem Herzen, aber es hing soviel davon ab, ob sie mich erkannte und insbesondere was sie mit der Information anfing, wenn sie es tat. 
Sie bemerkte, dass mich etwas bedrückte und legte ihre Hand auf meinen Arm. 
"Severus, was ist mit Dir? Du siehst bekümmert aus." Ihre Augen blickten mich ernst an. 
"Nichts, Muriel. Ich bin nur müde und hungrig. Den ganzen Tag habe ich ohne Unterbrechung gearbeitet und jetzt rächt es sich." antwortete ich. "Vermutlich werde ich nach dem Essen hinunter in den Kerker gehen und mich hinlegen." 
"Schade, aber ich verstehe das." Ihre Stimme klang ein bisschen enttäuscht. 
Bevor ich noch etwas sagen konnte, stand Albus Dumbledore auf und eröffnete mit seiner traditionellen Halloweenrede das Festessen. 
Die Teller füllten sich wie von Geisterhand mit den köstlichsten Sachen, die man sich nur denken konnte. 
Ich begann zu essen, spürte aber sofort, dass mein Magen rebellierte und legte die Gabel weg. Dumbledore hatte es bemerkt, während die Anderen genüsslich aßen. Mit einem leisen schnippen mit den Fingern stand ein Glas kalter Milch vor mir. Ich nickte ihm dankbar zu und nahm einen Schluck. Die Milch würde die in Aufruhr geratene Magensäure sicher beruhigen. Nachdem ich das Glas geleert hatte, fühlte ich mich schon ein bisschen besser, machte mich dann aber doch nur über ganz leichte Speisen her. 

Erzählt von Muriel Stern

Gerade eben hatte Severus die Grosse Halle verlassen. Etwas schien mit ihm nicht zu stimmen. Stirnrunzelnd blickte ich ihm hinterher. Scheinbar hatte er den ganzen Tag über gearbeitet. War er wirklich so sehr beschäftigt gewesen, dass er das Frühstück und das Mittagessen hatte ausfallen lassen? Er gab vor, müde und hungrig zu sein. Also müde sah er wirklich aus, das musste ich zugeben. Aber dafür, dass er hungrig gewesen war, hatte er sehr wenig gegessen. Ein Glas Milch und einige Nudeln ohne Sauce hatte er zu sich genommen, kaum genug um ein Kaninchen zu ernähren. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Er lächelte mich zwar an, aber es war kein Lächeln der Freude. 
Vorhin war er dann aufgestanden und sagte, dass er nun in den Kerker ginge um sich hinzulegen. Langsam hatte er sich zwischen den Schülern hindurch einen Weg zum Ausgang gebahnt. Hinkte er ein wenig? Nein, das war sicher Einbildung gewesen. Oder? 
Da ich mir ein bisschen Sorgen um ihn machte, beschloss ich später noch kurz nach ihm zu sehen. 

Erzählt von Severus Snape

Als ich vorhin die Grosse Halle verliess, war ich mit der verwunderten Blicke gewiss, die auf mich gerichtet waren, aber es störte mich nicht. Ich musste mich dringend etwas hinlegen und ausruhen, bevor Voldemort mich zu sich rief. Ebenfalls musste ich das Gegenmittel noch in die bereitstehenden kleinen Röhrchen abfüllen, die ich eigens dafür besorgt hatte. Sie waren fast unzerbrechlich und passten perfekt in die geheime Innentasche meines Umhangs.
Nachdem ich den halben Weg die Treppen hinunter zum Kerker geschafft hatte, hielt ich inne und liess mich auf die Stufen sinken. Ich brauchte eine kurze Verschnaufpause. 
Im Moment war ich absolut nicht auf der Höhe meiner Kräfte. Wie sollte ich in dieser Verfassung dem dunklen Lord entgegen treten? Ich atmete tief durch. "Bloß nicht darüber nachdenken." ermahnte ich mich. 
Ich kämpfte mich wieder auf die Beine und setzte meinen Weg zum Kerker fort... 
Eine Stunde später... 
Leicht dösend lag ich auf meinem Bett. Der wirkliche Schlaf, liess wieder einmal auf sich warten. Aber immerhin konnte ich mich ein bisschen entspannen und versuchen ein wenig Energie zu tanken.
Auch wenn ich damit rechnete, dass Voldemort mich rufen würde, traf mich der Schmerz in meinem Arm trotzdem wie ein Schlag in den Magen. 
"Vielleicht will er ja nur einen kompletten Bericht, über die gescheiterte Mission vor 24 Stunden." versuchte ich mich, während ich mich vom Bett erhob, zu beruhigen. Aber in meinem Innersten wusste ich, dass er Vergeltung suchte. Sein Zorn kannte keine Grenzen. Dies war eine Seite an ihm, die ich schon oftmals erlebt hatte. 
Ich ging ins angrenzende Badezimmer, griff mir einen Lappen und wusch mir das Gesicht. Das eiskalte Wasser fühlte sich gut an und half, meine Lebensgeister wieder zu wecken. Es war das Wichtigste, jetzt so rasch wie möglich einen klaren Kopf zu bekommen. Ich konnte mir keine Fehler erlauben. Angefangen bei dem Gegenmittel bis hin zu meinen Reaktionen auf Voldemorts Fragen. 
Mit einem weißen, flauschigen Handtuch, trocknete ich mir das Gesicht und ging in mein Büro. Den Blick in den Spiegel hatte ich sorgsam vermieden. Wenn ich so aussah, wie ich mich fühlte, dann wollte ich es nicht sehen. 
Auf dem Regal hinter meinem Schreibtisch, standen die fertigen Röhrchen mit dem Gegenmittel. Eines der Röhrchen steckte ich in die Innentasche meines Umhangs, ein Anderes leerte ich in einem Zug. Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag, verbrannte mir dieser Trank fast die Kehle. Der bittere Geschmack schien diesmal noch intensiver geworden zu sein. Mein Magen verkrampfte sich. Ich schüttelte mich, fasste meinen Zauberstab und verliess den Kerker. Aus Erfahrung wusste ich, dass es der dunkle Lord nicht duldete, dass man zu spät kam, also beeilte ich mich. 

Erzählt von Muriel Stern

Es ging schon gegen Mitternacht, als das Fest endlich vorbei war. Nicht das ich mich nicht amüsiert hätte. Im Gegenteil. Es war ein sehr heiterer Abend geworden, aber nun wollte ich doch nach Severus sehen. Irgendwas an ihm hatte mir heute Abend absolut nicht gefallen. Nachdem ich mich von den anderen Professoren verabschiedet hatte, machte ich mich auf zum Kerker. 
Als ich die Tür zu seinem Büro erreicht hatte, klopfte ich leise an. Zum Einen wollte ich ihn nicht aufwecken, zum Anderen aber überwog doch die Sorge, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung sein könnte. 
Als nach mehrmaligem klopfen immer noch keine Antwort kam, verschaffte ich mir den Zutritt zu seinen Räumen. Nicht aus Neugier, sondern aus Sorge um Severus. 
Es kostete mich fast 10 Minuten, alle Zauber die er benützte um die Tür zu sichern, aufzuheben. 
Ich zog meinen Zauberstab und flüsterte: "Lumos". Das sanfte Licht das danach den Raum erhellte, genügte um zu sehen, dass er nicht hier war. Zögernd ging ich weiter in sein Schlafzimmer. Die Bettdecke war verrutscht, so dass ich mir sicher war, dass er sich hingelegt hatte. Aber wo war er jetzt? Nachdem ich jeden Raum sorgfältig abgesucht hatte, begab ich mich wieder hinaus in den Korridor. 
Irgend etwas war hier höchst merkwürdig. Zuerst hatte er fast nichts gegessen, sagte dass er müde wäre und nun war er fort? Nach einigen Minuten entschied ich mich, hier im Korridor auf ihn zu warten. Ich würde ihn zur Rede stellen, sobald er zurück kam. 

 

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