Die Schwarze Rose

 

 

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Kapitel 9:: Rückkehr nach Hogwarts

 


Erzählt von Muriel Stern

Die Schattengestalt kam langsam näher. Fest umklammerte ich meinen Zauberstab. Je näher die Gestalt kam, desto seltsamer sah sie aus. Irgendwie schien sie Schwierigkeiten zu haben, sich auf den Beinen zu halten. Noch ein paar Schritte und dann.......... Severus? Es war Severus. Erschöpft hatte er sich gegen die Mauer sinken lassen, die Augen hatte er geschlossen. Er sah furchtbar aus. 
Ich trat ein paar Schritte näher und liess meinen Zauberstab sinken. Wie konnte ich nur denken, dass es die Schattengestalt aus meinen Träumen sein könnte. Ein Todesser hier in Hogwarts, lächerlich. Sofort wandte ich meine Gedanken aber wieder Severus zu. 
"Severus?" sagte ich leise, als ich auf ihn zu trat. Er schien mich im Halbdunkel des Korridors nicht erkannt zu haben. Seine Augen flackerten wild und er zog seinen Zauberstab. Halbherzig hielt er ihn auf mich gerichtet, dann plötzlich glitt er ihm aus den Händen, als wenn sein Gewicht zu schwer geworden wäre. 
Er liess seinen Kopf wieder gegen die Wand sinken, schloss die Augen und glitt dann langsam der Mauer entlang zu Boden. Seine Kleidung war nass, dreckig und zerrissen. Ich eilte hinzu und kniete mich neben ihn. 
"Was, was ist passiert?" flüsterte ich und berührte sein Gesicht. Die Haut war eiskalt und er zitterte. 
"Muriel..... ich...." er öffnete seine schwarzen Augen. Sie waren verschleiert vom Schmerz. 
Genau in diesem Moment kam Professor Dumbledore die Treppe herunter. 
"Severus!" rief er und eilte herbei. 
"Schnell, wir müssen Ihn hinein schaffen," befahl ich. 
Dumbledore zog seinen Zauberstab und öffnete die Tür zu Snape's Büro. Mit einem weiteren Zauberspruch beschwor er eine Trage herauf, auf die wir Severus legten. Er stöhnte. Wir brachten Ihn ins Schlafzimmer und legten ihn vorsichtig auf sein Bett. 
"Wir müssen ihm die nassen Kleider ausziehen," sagte ich zu Dumbledore. 
"Das mache ich schon. Holen Sie Madame Pomfrey, schnell!" ernst sah er mich an. 
Mit einem Letzten besorgten Blick auf Severus verliess ich eilends den Kerker und begann zu rennen. Durch den langen, kalten Korridor, dann die Treppe hinauf in die Eingangshalle. Die Krankenstation konnte nicht weiter entfernt liegen. Leise fluchte ich vor mich hin, als ich die nächsten Treppen hinauf hetzte. Auch das Kleid, das ich trug, war nicht gerade ideal für solche Abendteuer. Aber wer konnte schon ahnen, dass so etwas passieren würde? 
Atemlos erreichte ich den Flur, auf dem die Krankenstation lag. Keuchend blieb ich kurz am Geländer stehen, um meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. "Ich muss weiter," murmelte ich leise vor mich hin und hastete zur Tür, die auf die Station führte. Ich klopfte. Als keine Antwort kam, hämmerte ich so fest wie ich konnte gegen die Tür. Dies schien zu wirken. Hinter der Tür vernahm ich ein Geräusch und schon blickte ich in das verschlafene Gesicht von Madame Pomfrey. 
"Was ist los? Warum stören Sie mich um diese Zeit?" fragte sie unfreundlich. 
"Bitte, Sie müssen mitkommen, schnell! Professor Snape.... er ist verletzt!" keuchte ich. 
"Hören Sie, mein Kind," sagte die ältere Frau leicht verärgert zu mir. "Um diese Zeit mag ich solche Witze nicht. Auch wenn Halloween ist!" 
Sie wollte mir die Türe vor der Nase zuschlagen, aber ich hatte bereits einen Schritt nach vorne gemacht und packte Madame Pomfrey bei den Schultern. Der Gedanke an Severus, der verletzt unten im Kerker lag, war für mich unerträglich. 
"Hören Sie!" zischte ich. "Ich mache keine Witze! Nehmen Sie Ihre Tasche und dann gehen wir in den Kerker! Sofort!" 
Sie sah mich einen kurzen Moment schockiert an, dann drehte sie sich um, ergriff die Tasche und kam mit. Gemeinsam eilten wir die Treppen hinunter. 
Plötzlich fragte mich Madame Pomfrey: "Was ist passiert? Ist er wieder betrunken die Treppe hinunter gefallen?" In ihrer Stimme hörte ich eine Art Verachtung. 
"Was?" fragte ich schockiert. "Nein!" Der Gedanke kam mir vollkommen abwegig vor. Severus betrunken die Treppe hinunterfallen? Auf was für Ideen kam Madame Pomfrey da bloß. 
"Ist vielleicht sein Bein wieder schlimmer geworden? Kann ich mir zwar fast nicht vorstellen, nachdem ich Professor Snape heute Mittag diesen starken Entgiftungstrank eingeflösst habe." überlegte sie kopfschüttelnd weiter. 
"Entgiftungstrank? Wieso Entgiftungstrank? Sein Bein?" stirnrunzelnd blickte ich sie von der Seite an. 
"Gegen die Vergiftung natürlich, mein Kind." sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, als wenn das jeder wüsste. 
Ich hasste es, wenn sie mich "mein Kind" nannte, doch noch bevor ich etwas erwidern konnte erreichten wir den Kerker. 

Erzählt von Albus Dumbledore

Ich hatte befürchtet, dass das passieren würde. Den ganzen Abend, von dem Zeitpunkt an, an dem Severus das Fest verlassen hatte, fühlte ich mich, als wenn ich auf glühenden Kohlen sitzen würde. Es war klar, dass Voldemort eine Erklärung wollte und für Geduld und Nachsicht war er nicht gerade bekannt. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass das Gegenmittel seine Wirkung nicht verfehlte. 
Als ich Severus vorhin draußen hatte liegen sehen, dachte ich dass es um ihn geschehen wäre. Mein Magen hatte sich sofort verknotet. Doch wie ich dann feststellen konnte, lebte er noch. Gott sei dank. 
"Severus?" fragte ich sanft. 
"....Ja....noch da...." krächzte er. 
"Ich werde Ihnen nun die nassen Kleider ausziehen. In Ordnung?" 
Er nickte leicht, öffnete aber nicht die Augen. Also begann ich, sobald ich ihn aus dem schmutzigen Umhang befreit hatte, sein Hemd aufzuknöpfen. Um es ganz auszuziehen, musste er sich aufsetzen. Er stöhnte. Als ich das Hemd entfernt hatte, sah ich auch warum. Die Haut an seinen Seiten war großflächig schwarz verfärbt. Es schienen einige Rippen gebrochen zu sein. 
Ich zog scharf den Atem ein. 
Severus sah mich an und schien meinen Blick zu deuten. "Das......... waren Malfoy.... und seine Freunde....." keuchte er, als er sich wieder in die Kissen sinken liess und die Augen wieder schloss. Selbst das an sich sanfte Kerzenlicht schien ihn zu schmerzen, doch ich brauchte die Helligkeit, um ihn zu untersuchen. 
Es war offensichtlich, dass er mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert worden war. Die Verletzungen sprachen Bände. Auch die extreme Lichtempfindlichkeit war ein typisches Zeichen dafür. 
"Das Gegenmittel hat also funktioniert?" fragte ich sanft. 
"Ja...... es hat seine Feuer..... Feuertaufe gegen den Veritas-Fluch...... bestanden.... Andernfalls.... wäre ich kaum noch..... am Leben," seine Stimme klang heiser. "Der dunkle Lord.... ist sich wieder sicher....., dass ich ihm treu..... ergeben bin." 
"Gut gemacht, Severus," mit meinem Zauberstab versuchte ich das Ausmaß der Verletzungen abzuschätzen. Schon bald bemerkte ich, dass es dieses Mal schlimmer war. Die inneren Verletzungen schienen enorm zu sein. Die Zeit drängte. Wo Madame Pomfrey nur blieb? 
Ich deckte Severus mit einer warmen Decke zu. Sein Zittern schien stärker zu werden. Mit einer knappen Bewegung meines Zauberstabs, entfachte ich ein prasselndes Feuer im Kamin. 
Endlich hörte ich Schritte und Madame Pomfrey betrat den Raum, dicht gefolgt von Muriel. 

Erzählt von Severus Snape

Ich fühlte, wie ich auf mein Bett gelegt wurde. Albus hatte Muriel zu Madame Pomfrey geschickt. Anschliessend hatte er mir die nassen Sachen ausgezogen und mich mit einer schweren Decke zugedeckt. 
Mir war kalt und ich zitterte. Selbst nachdem Albus den Kamin entzündet hatte, fror ich noch immer. Das Zittern wurde stärker. Mit aller Macht versuchte ich es zu unterdrücken. Ich fürchtete mich vor diesem Zittern, das langsam aber sicher unkontrollierbar wurde. Ich fürchtete mich davor, was es bedeutete. Angst und Schmerz können die Seele eines Menschen zerstören. Das Zittern ist der Vorbote des Grauens, das nur darauf wartet, entfesselt zu werden. 
Die Augen hielt ich vorsorglicher Weise geschlossen. Das Kerzenlicht bereitete mir ansonsten brennende Schmerzen. Dies war eine der Nachwirkungen, die der Cruciatus-Fluch mit sich brachte. 
Meine Kehle war ganz rau und mein Mund fühlte sich trocken an. Als ich Albus auf seine Fragen antworten wollte, brachte ich nur knapp ein Krächzen zustande. 
Ich hörte Geräusche. Das mussten Madame Pomfrey und Muriel sein. Ich vergass alle Vorsicht und öffnete die Augen, was ich sofort bereute. Der Schmerz, der mich daraufhin durchflutete, liess mich leise stöhnen. 
Alsbald fühlte ich Madame Pomfrey's kühle Hand auf meiner Stirn. Das Gefühl, in guten Händen zu sein und umsorgt zu werden, beruhigte mich und ich versuchte einige der Gesprächsfetzen, die durch den hämmernden Schmerz in meinem Kopf drangen zu verstehen. 

Erzählt von Muriel Stern

Als wir das Schlafzimmer betraten, öffnete Severus die Augen. Aber der sanfte Schein der Kerzen schien ihm Schmerzen zu bereiten, denn er schloss sie gleich wieder und stöhnte. 
Sofort eilte Madame Pomfrey hinzu und legte ihm fürsorglich die rechte Hand auf die Stirn. Sie blickte Dumbledore ernst an. 
"Wann ist das passiert?" fragte sie besorgt. 
"Könnte ein bis zwei Stunden her sein. Wir haben ihn gerade erst gefunden." antwortete Dumbledore wahrheitsgetreu. 
Professionell untersuchte sie ihn weiter. Mit einem kleinen Lichtstrahl aus ihrem Zauberstab kontrollierte sie Severus's Augen. Der Schmerz, der dieses Licht in ihm verursachte, liess ihn zusammenzucken. 
Mir war spätestens jetzt klar, was das bedeutete. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Der Cruciatus-Fluch. Aber wie konnte das geschehen? Wo war Severus gewesen und vor allem, wer hatte ihm das angetan und warum? 
Sie zog die Decke von dem zitternden Körper. Der Luftzug liess die Kerzen ein wenig flackern. 
"Autsch," dachte ich für mich, "sieht nicht gut aus." Er schien in eine brutale Schlägerei geraten zu sein. Aber es schien mir seltsam, da er sich doch hatte hinlegen wollen. Jetzt sah ich auch die Wunde an seinem linken Bein. Es war eine Stichwunde. Viel verstand ich nicht davon, aber dies war klar. Als Aurorin hatte ich einige dieser Verletzungen gesehen. 
Madame Pomfrey nahm einen rotbraunen Stein aus ihrer Tasche und legte ihn auf ihre Linke Hand. Die Rechte liess sie sachte über Severus's Körper gleiten. Ein seltsames Leuchten ging von dem Stein aus. Manchmal stärker, manchmal schwächer. 
"Was tut sie da?" fragte ich Dumbledore leise. 
"Das ist der Stein der Hera, damit sucht sie nach inneren Verletzungen. Der Stein tastet die Organe von innen her ab. Je stärker das Leuchten, desto schwerer die Verletzung." erwiderte er flüsternd. 
Ich nickte und beobachtete die Untersuchungen weiter. An verschiedenen Stellen leuchtete der Stein auf. Als Madame Pomfrey dann über den Bereich der Nieren strich leuchtete der Stein hell auf und Severus schrie vor Schmerz. Ich eilte hin, kniete mich neben ihn und ergriff seine linke Hand. Er drückte sie so fest, dass die Knöchel weiss wurden. 
"Das hatte ich befürchtet," murmelte Madame Pomfrey und sah uns ernst an. 
Sie beugte sich über ihre Tasche und nahm verschiedene Flaschen heraus. In einen Kelch, den sie ebenfalls aus ihrer Tasche zog, goss sie zuerst eine grüne, dann eine rote und schlussendlich eine violette Flüssigkeit. Sie sprach ein paar Zauberformeln und streute ein glitzerndes Pulver in den Trank. Ein unangenehmer Geruch ging von dem Kelch aus, dessen Inhalt nun ein ekliges Braun-Schwarz angenommen hatte. 
"Direktor, könnten Sie ihn bitte stützen, damit er dies trinken kann?" fragte Madame Pomfrey und setzte sich neben Severus auf das Bett. 
Dumbledore nickte und kam ebenfalls ans Bett. "Severus, ich werde Ihnen helfen, sich aufzusetzen. Madame Pomfrey hat einen Trank zubereitet, den Sie jetzt schlucken sollten." sagte Dumbledore leise, während er ihm eine Hand sanft auf die Schulter legte. "Bereit?" 
"..Ja..." presste Severus hervor. 
Dumbledore half ihm hoch und setzte sich schräg hinter ihn, so dass er sich anlehnen konnte. Madame Pomfrey hielt ihm den Kelch an die Lippen. Severus begann in kleinen Schlucken zu trinken. Wenn ich den Ausdruck auf Severus's Gesicht richtig deutete, musste der Trank scheußlich schmecken. 
Als er den Kelch endlich geleert hatte, half ihm Dumbledore sich wieder hinzulegen. Die Anstrengung hatte Severus den Schweiß auf die Stirn getrieben. Bald darauf begann sich sein verkrampfter Körper zu entspannen. Der feste Griff um meine Hand lockerte sich. 
"Mit dem Trank hat er jetzt ein starkes Schmerzmittel und etwas zur Heilung der inneren Verletzungen bekommen. Fürs erste sollte dies genügen." sagte Madame Pomfrey. "Er wird jetzt einige Stunden schlafen." 
"Wie sieht es aus Poppy?" fragend sah Dumbledore die Heilerin an. 
"Am schlimmsten erwischt hat es die Niere, aber mit dem Trank wird es bald heilen. Gegen das Andere kann ich nicht viel ausrichten. Die Nachwirkungen des Cruciatus-Fluchs müssen von selbst abklingen, das wissen Sie genauso gut wie ich." sagte Madame Pomfrey. 
Sie beugte sich wieder über ihre Tasche und nahm eine Flasche mit roter Flüssigkeit heraus. "Schocklöser" schoss es mir durch den Kopf. Durch meine eigenen Erfahrungen wusste ich, dass dies einige Linderung bei den Nachwirkungen des Fluchs bewirken konnte. 
Madame Pomfrey öffnete die Flasche und schüttete etwas von der Flüssigkeit in ihre rechte Hand, dann stellte sie die Flasche hin und begann Severus's Oberkörper zu bearbeiten. Sanft massierte sie die Flüssigkeit ein. Zuerst auf der Brust dann am linken Arm und schlussendlich am Rechten. Sie hob den Arm ein kleines bisschen an um auch den unteren Teil zu massieren. 
Da passierte es..... Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Auf seinem rechten Unterarm da..... da war das dunkle Mal unverwechselbar eingebrannt. "Severus, ein Todesser!" schoss es mir durch den Kopf. Langsam löste ich meinen Blick von seinem Arm und sah zu Madame Pomfrey, die einfach weitermachte, als ob nichts geschehen wäre. Meine Augen suchten jetzt das Gesicht von Dumbledore. Er stand mit dem Rücken zu uns und suchte irgendetwas auf dem Schreibtisch, der nicht weit entfernt stand. Niemanden schien es zu kümmern, dass Severus das dunkle Mal trug. Ich war schockiert. Mein Mund war ganz trocken geworden und meine Knie begannen zu zittern. Wo war ich nun wieder hinein geraten? Das Puzzle begann sich zusammen zu fügen. Die nächtlichen Ausflüge, der Artikel in der Zeitung, die Stichwunde in Severus's Bein und schlussendlich, der Cruciatus-Fluch. Dies alles stand nun in einem völlig neuen Licht. Aber warum machte sich niemand etwas daraus? Meine Gedanken überschlugen sich. Gebannt starrte ich auf das dunkle Mal. 
Madame Pomfrey hatte derweil die Massage beendet und verschloss die Flasche mit einem Korken. Vorsichtig zog sie die Decke wieder über Severus's Körper und steckte sie auf der Seite fest. Die Heilerin stand auf und nahm ihre Tasche. 
"Diese Flüssigkeit müsste alle zwei Stunden auf den Oberkörper aufgetragen und einmassiert werden." wandte sie sich an Dumbledore und an mich. 
Dumbledore drehte sich um, nickte und Madame Pomfrey verliess den Kerker. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. 
"Er sollte diese Nacht nicht allein bleiben," ihre Stimme klang besorgt. 


 

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