Sonne, Mond und Blitz

 

 

Zurück

 

Zurück zur 
Startseite


 

Kapitel 17: Der große Knall

 

Die Party war voll im Gange. Fred und George Weasley wollten ihren letzten Geburtstag auf Hogwarts gebührend feiern. Jetzt schlichen über ein Dutzend übermütige Schüler die Treppen rauf zum Astronomieturm. Feuerwerk um Mitternacht wäre der krönende Abschluss... Solaris ließ sich in die Geheimnisse der Pyrotechnik einweisen und war ganz hibbelig vor Erwartung. Schlimmstenfalls gäbe es ein wenig Ärger von Dumbledore, aber bei einem Geburtstag würde er wohl auch mal ein Auge zudrücken. Die Schüler erreichten die Plattform. Fred zog unter seinem Umhang ein ganzes Bündel Feuerwerkskörper hervor, George und Ron einige Flaschen zur Starthilfe. Ginny kicherte unaufhörlich... 

Snape hatte eine total miese Laune und zudem bohrende Kopfschmerzen. Etwas Luft würde ihm gut tun. Er machte sich auf den Weg zum Astronomieturm. Da verbrachte er gerne Zeit zum Nachdenken. Er hörte das Getuschel und Gelächter von weitem. Als er die Plattform betrat, zischten bunte Kugeln und Wirbel in den nachtblauen Himmel begleitet vom uuuh und aah der Kids. Heute hatte er keinen Sinn für die Schönheit. "Ihr spinnt wohl komplett!" rief er kreischend, "da soll doch ein Donnerwetter dreinfahren!" Er hob seine Hände und löste damit einen mächtigen schwarzen Zauber aus. Der Himmel verzog sich, es grollte und mit einem lauten Knall entluden sich Blitze direkt über den Schülern. Es begann zu hageln, ein Wind fegte ihnen mit Eiseskälte entgegen. Die Schüler schrieen wild durcheinander, ließen alles stehen und liegen und flohen nach innen. Solaris drehte sich noch einmal nach Snape um. Der stand fassungslos inmitten diesem Unwetter und blickte zum Himmel, dann konzentrierte er sich und kämpfte darum die Geister, die er rief, wieder loszuwerden. Es war ein Schauspiel der besonderen Art, ein Kampf der Gewalten. 

Snapes Donnerwetter hatte sich in Windeseile in der Schule herumgesprochen. Nahezu alle Schüler und Lehrer waren von diesem Schauspiel wach geworden. 

Dumbledore wartete schon auf Snape, als dieser völlig fertig die Treppen herunter kam. 

"Für eine solche Demonstration schwarzer Magie könnte ich Sie nach Askaban schicken lassen, war das nötig, Severus, das war nur eine kleine Geburtstagsfeier?" 

Snape schwieg betreten. 

"Nicht einmal ein Wort dazu?" 

"Ich weiß nicht... ich verstehe nicht..." murmelte der Lehrer. 

"Ich lasse es heute bei einer Verwarnung, sollte das noch einmal vorkommen, werde ich ernste Maßnahmen ergreifen, tut mir leid, Severus, aber Sie als Vertreter konsequenten Handelns sollten das verstehen." 

Wie ein geprügelter Hund verzog sich Snape in sein Zimmer. Er hatte wieder ein Stück über die Kräfte der Troidischen Magie gelernt. Er würde seine Gedanken besser in Zaum halten müssen, sonst würde das katastrophal enden. 

Solaris hatte eine Nachricht vorgefunden, Snape wolle sie dringend sprechen. Eigentlich hatte sie vorgehabt nach Hogsmeade zu gehen und die Woche mit einem Besuch bei einer Zauber-Wanderausstellung abzuschließen. Doch sie hatte das Ereignis der Woche noch zu gut in den Knochen um nicht zu wissen, dass Snape Hilfe brauchte. Mit seinen Stimmungen war er eine Zeitbombe, die zu explodieren drohte. 

Sie fand ihn im Labor mit der Zubereitung von einem Fiebertrank für die Krankenstation beschäftigt. "Komm rein, mach die Tür zu, du kannst mir hier gleich mit dem Abfüllen helfen..." begrüßte sie Snape unwirsch. 

Ich hätte doch lieber nach Hogsmeade gehen sollen, dachte sich Solaris und richtete die Flaschen auf dem Pult her. Gedankenverloren strich sie über die Granitplatte und wartete bis Snape mit dem Kessel kam. Sie legte ihm einen Holzuntersetzer hin und reichte ihm den Schöpflöffel. Die fertigen Flaschen verkorkte sie fest und siegelte sie mit Wachs. 

"Sie haben mich rufen lassen..." 

"Wie soll ich anfangen... bei deiner Prüfung... hast du verdammt gute Arbeit geleistet, du warst mit Hingabe dabei, obwohl du das Mittel nicht herstellen wolltest..." 

"Der Vorgang absorbiert mich total, Konzentration pur mit allen Sinnen..." 

"Ich habe deine Hände verfolgt..." 

"... und haben Sie es gespürt?" 

"Ja, das ist eine ungeheuere Bereicherung; ... ich soll dir Meisterkurse geben, doch bin ich etwas überfordert..." 

"das war doch nicht all ihre Kunst..." 

"Das was ich dir voraus habe, ist lange Jahre Erfahrung und die Arbeit mit Tränken, die dem neuen Mittel, das du da gebraut hast, an Gefahr mindestens ebenbürtig sind. Die kreative Seite etwas ganz neues zu entwerfen statt altes zu modifizieren ist ein anderer Punkt, eine absolute Stärke von mir..." 

"Wo liegt dann das Problem?" 

Snape räumte langsam das Pult leer. "Nicht nur du gerätst an deine Grenzen, wenn wir zusammen sind, sondern auch ich." Er kam näher. "Ich schlafe kaum mehr.." 

"Das liegt doch eher an..." 

"nur an dir, vergiss ihn!" Er packte sie an den Oberarmen und drückte sie ans Pult. "Diese Troida-Magie bringt mich noch in Teufelküche. Dieses Donnerwetter hatte ich wirklich nicht bewirken wollen... es geschah einfach..." 

"Sie haben viel Energie... Sie sollten sie vielleicht sinnvoller einsetzen..." 

Er beugte sich über sie. "Etwa so? .." Er küsste sie sanft auf die Lippen. Sie antwortete zärtlich. Langsam wurde er fordernder und zog sie eng an sich. Sie öffnete ihre Lippen für ihn und schloss die Augen. Sein Griff lockerte sich, seine Hände glitten ihren Rücken hinunter und an der Seite wieder hoch. Mit seinen Daumen liebkoste er die Haut, die er unter dem dünnen Stoff spürte, die Spitzen, die sich durch das Oberteil zu drängen schienen. Sie krallte sich in seine Schultern und spürte seinen Händen und Lippen nach. Sie roch den vertrauten Duft von Sandelholz, der sich mit Fiebertrank vermischt hatte. Er schmeckte herb, doch sie wollte nicht von ihm lassen. Er strich über ihre Kehle und öffnete einen Knopf ihres Gewandes. Noch einen und noch einen und verfolgte die Spur mit seinen Lippen. Sie zog den Atem ein und drückte sich noch fester an Snape, der mit dem Gesicht zwischen ihre Brüste tauchte. Er war hungrig nach dieser Frau sie hielt all seine Sinne gefangen, er war unfähig noch zu denken. "Kannst du deinen Spruch von der Verwandlungsprüfung noch einmal wiederholen?" grinste er. Sie löste sich von ihm und flüsterte "mollitur!" Er drückte sie unsanft auf das Lager aus Leder, Fell und Kissen und schaute ihr tief in die Augen.. "Deine letzte Chance nein zu sagen, ich glaube nicht, dass ich bald noch fähig bin darauf zu hören..." 

Sie machte eine Handbewegung in der Luft, die an das Zerreißen von Papier erinnerte und rechts und links von Snape fiel hälftig seine Garderobe zu Boden. 

"Ich nehme das als ja?" 

Sie antwortete nicht. Sie begann mit ihren Händen über seine Haut zu streichen. "Colores" murmelte sie und begann sein sichtbar gewordenes Farbmuster zu bearbeiten. "Colores" murmelte auch Snape und widmete sich leidenschaftlich seinen Phantasien. Langsam tastete sich Solaris vom blutrot zu nachtblau ins hellrot vor. Wie gut er roch, wie gut er sich anfühlte. Sie konnte seinen Puls am Hals hektisch schlagen fühlen als sie mit ihren Lippen darüber fuhr. Sie öffnete sich und ließ sich in den Taumel der Gefühle fallen. Sie versanken ineinander und begegneten sich in der Tiefe. Solaris öffnete ihre Augen weit. Das war damals aber nicht so –was hatte man ihr mit diesen Drogen vorenthalten –fürchtete man, sie könne davon nicht mehr lassen... das war gar nicht so... sie fühlte die steigende Spannung bis sie vermeinte weit weit weg ins Universum zu fliegen... 

Snape betrachtete ihr Gesicht. Sie sah so weit entrückt aus. So etwas hatte er noch nie erlebt, Raffinesse, ja, Technik, ja, er kannte sich durchaus aus. Doch das... es war als hätte ihn die Flut weggeschwemmt, untergetaucht, treiben lassen auf endlosen Wellen, er hatte sich fallen lassen in dies Bündnis der Wärme mit all seiner Hingabe. 

Solaris erwachte aus ihrem Taumel wandte sich Snape zu und fuhr sanft die Konturen seines Gesichts nach. Sie strich mit dem Handrücken über seine Wangen, die Kinnlinie entlang und küsste ihn zärtlich, während sie ihre Finger in seinen Haaren vergrub. Sie stützte sich auf und blickte ihm direkt in die Augen... "Severus..." 

Seine Augen verdunkelten sich und er zog sie auf sich. Er hatte noch eine Menge Energie sinnvoll zu nutzen... 

Solaris lag auf dem Diwan ausgestreckt, die Haare fächerförmig um sie ausgebreitet, der Körper zusammengerollt wie ein Kind. Feine Schweißperlen hatten sich auf ihrer Haut gebildet und sie roch definitiv nach ihm. Snape saß an der Bettkante und grübelte. Wie sie Severus gesagt hatte... Sie war ganz sein, ganz sicher ... er küsste sie auf die feuchte Stirn... was für ein wunderbarer Zauber sie verband... Zauber... 

Als Solaris aufwachte spürte sie sofort die veränderte Stimmung. Snape tigerte im Labor hin und her. 

"Severus, was ist?" 

Er wirkte todunglücklich. "Tut mir leid, es war ein wundervoller Tag, unbeschreiblich, doch ich muss mir über eins noch klar werden... IMPERIO!" 

Solaris versank überrascht in die Tiefe Leichtigkeit und Wärme des Fluches. 

"Zeig mir, dass du mich wirklich liebst.." hörte sie seine Stimme weit entfernt. Trauer durchflutete ihre Sinne, sie löste sich in Tränen auf, die sich in Wut wandelten, sie spürte dem Donnerwetter Snapes innerlich nach und befreite sich mit einem zornigen Donnerschlag. 

"Du hast nichts kapiert, Severus, gar nichts. Erwartest du hinter jeder Zuwendung nur Zauberei und Hinterhalt, meinst du irgendjemand könnte mir befehlen dich zu lieben, mich an dich zu verlieren, mich fallen zu lassen wie eben? Willst du wissen wie gut ich dich mit Zauber binden kann, Severus???" schrie sie ihn an. 

Sie erhob ihre Hände mit großem Schwung und sagte ganz ruhig und konzentriert "OIREPMI!" Sie beobachtet wie seine Haltung sich veränderte als er vom Fluch ergriffen wurde. Mal sehen, wie er mit einem Spiegelfluch umgehen würde. Das würde ihm genug Zeit zum Nachdenken geben. Sie holte tief Luft und presste mühsam ihre letzten Worte heraus bevor sie mit einem Handgriff angezogen verschwand: "steh auf einem Bein bis es dir abfault... Du hast meine Grenzen zu weit überschritten, fahr zur Hölle, Severus Snape..." Mit Wucht knallte sie die Labortür hinter sich zu. 

Dumbledore war dem Wirken der schwarzen Magie in seinem Haus sofort nachgegangen. Er hatte eine vollkommen aufgelöste Solaris vorgefunden, die fluchtartig das Labor verließ. Er merkte dass sie nicht ansprechbar war und ließ sie gehen. Er würde morgen mit ihr sprechen. Was er zu sehen bekam, als er die Labortür öffnete hatte er sicher nicht erwartet. Da stand wie ein Flamingo auf einem Bein sein Meister der Zaubertränke mit einem ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck inmitten seines Labors. Hinter ihm die Prüfungsvariante Bett, die er schon damals leise belächelt hatte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, dann wurde er wieder ernst. Was sollte er nur mit diesem Snape anfangen. Offensichtlich hatten beide schwarze Magie verübt, er hatte Konsequenzen angedroht, er würde nun auch durchgreifen müssen. Am besten man trennt die beiden, damit sie lernen konnten mit ihrem Potential richtig umzugehen. Etwas Begleitung und Training in je einem anderen Umfeld wäre wohl das Richtige für sie... 

"Severus, hören Sie mich? ... hören Sie diese lächerliche Flamingonummer auf..." 

Snape nahm die Stimme wahr, die durch sein Dickicht aus Watte drang. Was hatte sie gesagt... ach es war so einfach... suar lliw hci ... er formte den Satz in seinem Kopf und war frei. Wie ein begossener Pudel stand er vor Dumbledore. 

"Wo ist Solaris...?" 

"Die ist heute nicht mehr ansprechbar..." 

"Ich hab's total versaut!!!" 

"So kann man das wohl sagen. Erzählen Sie mir was los war?" Dumbledore nickte mit seinem Kopf in Richtung Diwan. 

Snape senkte sein Haupt und schwieg. 

"ich hätte ihnen eine Liebesgeschichte durchaus gegönnt, alles auch in geordnetem Rahmen, Unzucht mit Abhängigen ist ein ernstes Thema..." 

"...als wäre sie von mir abhängig..." 

"...formal und real sind zwei verschiedene Paar Stiefel... bei Ihnen ist das vielleicht ein Grenzfall, bei dem ich auch ein Auge zugedrückt hätte, aber zusammen mit der Anwendung schwarzer Magier trotz Verwarnung ist das unmöglich!" 

"Vielleicht kann ich noch mit Solaris sprechen..." 

"Nein, ich schicke heute noch eine Eule an die Institute für schwarze Magie. Sie werden mit ihren Energien umgehen üben, Tag und Nacht, da findet sich schon ein Trainer und erst wenn ich überzeugt bin, dass sie das wirklich meistern, lasse ich Sie zurückkommen! Richten Sie sich darauf ein morgen für mindestens drei Wochen zu verreisen!" 

"Und meinen Unterricht..." 

"Übernehme ich! Gute Nacht, Severus" 

Severus Snape hatte sich auf den Diwan geschmissen und kam sich elend vor. Alles hatte er versaut. Hol dich der Teufel hatte sie gesagt. Er hatte die Saat der Hoffnung, die in seinem Herzen zu keimen begann, mit Füssen getreten, er hatte das allerliebste was ihm je begegnet war zutiefst verletzt, zerstört die Verbindung, die ihm ungeahnte Freiheit und zugleich Hingabe gezeigt hatte. In tiefer Verzweiflung weinte er sich in den Schlaf. 

Solaris fühlte sich unendlich schmutzig. Diese dunklen Mächte klebten an ihr wie Pech. Konnte er wirklich nicht lieben? Sie waren doch so nahe dran, sie hatte ihn gelöst und glücklich gesehen. Sie hatte ihn in den Armen gehalten, war mit ihm eins. Wie sollte das weitergehen? Sie hatte einen Menschen verflucht. Nicht zum üben, nein aus vollem Herzen. Wenn dich die dunklen Mächte nicht töten, dann fressen sie dich von innen auf... Solaris tauchte in den See und blieb dann erschöpft voller Tränen am Ufer liegen. 



Kapitel 16

 Kapitel 18

 

Zurück