Sonne, Mond und Blitz

 

 

Zurück

 

Zurück zur 
Startseite


 

Kapitel 6: Verlorene Tage

 

Der Raum war niedrig und von Fackeln erhellt. , vertraut und doch... diese Schmerzen... Sie krallte sich in den Holzbalken zu ihrer Seite bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. Zwei Frauen zur Rechten zwei zur linken hielten sie mit aller Gewalt an Arm und Bein fest. "Aaaah, ffffff...", "weiter, weiter, du wirst doch nicht aufgeben, weiter..." Sie hatte das Gefühl zerrissen zu werden, die zahnlose Alte mit den dick mit Erde eingestrichenen Zöpfen und dem rotbraunen Muster auf ihrem Körper kniete vor ihr am Boden. "Nochmal, gleich hast du's, man sieht schon den Kopf! Weiter!" Sie wusste nicht, ob sie sich vor Schmerz aufbäumen sollte oder in Ohnmacht versinken, die anfeuernden Rufe der Frauen waren das einzige, was sie am Atmen erhielt. Dann plötzlich sah sie ganz klar sie spürte in sich etwas wie ein Klattern der Knochen, Schultern, Ellbogen, Füße... es war draußen. Sie drohte wegzusinken vor Erschöpfung. "weiter, weiter noch die Plazenta, nicht aufhören..." Noch einmal das Gefühl als rutschte etwas aus ihr heraus, dann überfiel sie unendliche Müdigkeit. "Hey, willst du dein Kind nicht begrüßen?" Die alte Frau legte ihr das Baby auf den Bauch und durchtrennte mit einem Messer die Nabelschnur. Dann warf sie eine Hand voll Runen auf den Boden und murmelte vor sich hin." Dein Mädchen soll Umbra heißen. Ihr Weg führt ins Schattenreich." " Nein" schrie sie, "nein warum tut ihr mir das an?" 

"Nein!" mit einem Schrei erwachte Solaris. Sie war kreideweiß und völlig fertig. Ein Albtraum – es war nur ein Albtraum, doch alles wirkte so reell, so verdammt echt. Sie schritt zum Waschbecken, füllte ihre Hände mit eiskaltem Wasser und bettete ihr Gesicht darin. Hatte sie ein Kind? War das ihre Familie diese Frauen im Traum. Sie strich mit ihren Händen über ihren Körper, hatte sie einen Mann? Gedankenverloren ging sie hinab zum Speisesaal. Sie ignorierte die begrüßenden Worte der anderen und schaufelte eine Portion Schinken mit Speck in sich hinein. Ihr war danach. Dann saß sie einige Minuten in sich versunken an ihrem Platz. Die anderen sahen sie mit Erstaunen, wagten aber nicht sie anzusprechen. "der hat's aber die Petersilie verhagelt" flüsterte Ron Hermione zu. Solaris warf ihnen einen grantigen Blick zu und verließ den Raum eiligst. 

Sie schaute auf ihren Plan: "Zaubertränke", das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sicher würde Snape ihr den ganzen Tag vergällen und sie spüren lassen, welch ein Affront es war ihm den Zaubertrank unterzujubeln, wenn auch ohne Absicht. Sie betrat den Kerker und versuchte möglicht unbehelligt an ihren Platz zu gelangen, doch Snape hatte sie schon erspäht und begrüßte sie zuckersüß "einen wunderschönen Morgen wünsche ich, ich hoffe Sie haben wunderbar geschlafen..." "morgen" erwiderte sie knapp und setzte sich. Der trank verlieh ihm wohl beste Laune, sein Gesicht strahlte wie am Vorabend, er hatte ungewohnt für ihn tatsächlich eine grüne Robe an und durchmaß dynamisch den Raum. Völlig aufgekratzt stand Snape an seinem Pult tigerte hin und her und dozierte mit wachsender Begeisterung über heilkräftige Tränke und deren hochpotente Zutaten. Sie versuchte eine Zeit lang zu lauschen, wurde aber von ihren Gedanken wieder zu ihrem Albtraum gezogen. Sie glaubte auch jetzt noch den Schmerz zu verspüren. Sie versuchte sich an weitere Details aus dem Raum zu erinnern, sich die Gesichter der Frauen zu vergegenwärtigen. 

Snape betrachtete sie verwundert. Er hatte es aufgegeben sich gegen den Zauber der Liebeswurz zu wehren und war den Tag voller Elan angegangen. Doch sie sah aus als hätte sie den Zauber einfach abgestreift, als wäre er ins Gegenteil umgekehrt, nein, als würde sie schlafen! "Das ist doch die Höhe" brüllte er Solaris an. Sie sollten sich in der Nacht nicht so viel herumtreiben, wie können sie nur im Unterricht schlafen!" Sie war hochgeschreckt und murmelte etwas unverständliches. "Auch noch frech werden? , Sie werden diese Stunde heute Nachmittag nacharbeiten, gleich um 4, wenn sie mit Ihren anderen Stunden fertig sind, 15 Punkte Abzug für Gryffindor!" Snape fuhr irritiert mit seinem Vortrag fort immer ein wachsames Auge auf Solaris. Sie zählte die Minuten bis die Stunde vorbei war. 

In der Mittagspause verschwand Solaris in der Bibliothek. Sie musste Gewissheit erlangen. Nach einigem Suchen fand sie das Buch, das sie suchte. "Frauen, ihr Körper, Sexualität und Geburt". Hermione eine Regalreihe weiter schaute erstaunt auf den Titel. Oh oh, wenn sie tatsächlich so weit mit Malfoy gekommen ist, dann kommt sie aber gewaltig mit den Schulregeln in Konflikt... Sie wollte Solaris daraufhin ansprechen, doch als sie ihre finstere Mine entdeckte zog sie sich strategisch zurück. 

Zwei Minuten vor 4 stand Solaris vor der Kerkertür. Verschlossen. Hoffentlich hatte er sie vergessen... Doch da kam Snape um die Ecke appariert. Wenigstens war sie pünktlich... Sein alter Grimm war wieder in ihm hochgestiegen, so langsam wurde die Wirkung des Trankes schwächer. Er hatte sich schon eine besondere Aufgabe für Solaris ausgedacht... Als er sie hereinließ betrachtete er sie näher. Sie sah entsetzlich aus, käseweiß, Augenringe, zittrige Finger. Was war nur los mit ihr. "Sie können mir bei einem besonderen Trank assistieren. Ich bestehe allerdings darauf, dass Sie sich klar an meine Anweisungen halten..." Sie nickte und machte sich daran die Zutaten, die Snape nannte, zu memorieren und dann zu holen. Sie war Ewigkeiten damit beschäftigt Wurzeln zu zerkleinern und Schlangenzähne zu zermahlen, während Snape ganz bedächtig Feuer machte und einige schon fertig gefüllte Ampullen in das mit Wasser verquollene Agar-Agar im Kessel füllte, ganz konzentriert rührte er um. Nach und nach verlangte er leise die vorbereiteten Sachen von ihr und gab sie unter stetem Rühren dazu. Ein aromatischer Duft erfüllte den Raum, phosphorgrüne Dämpfe stiegen aus dem Kessel und hüllten das Labor in ein unwirkliches Licht. Solaris reichte Snape die letzte Gabe und schaute fasziniert zu, wie er dastand – der Meister der Zaubertränke - wie nach dem Genuss des Liebestranks schien ihr das Blut in den Kopf zu schießen, sie ließ es zu und genoss den stillen Moment der Übereinstimmung. 

Plötzlich verengten sich Snape's Augen, er verkrampfte sich und ließ den Rührstab in den Kessel fallen. Schmerzverzerrt griff er sich an den linken Unterarm und wimmerte leise vor sich hin. Solaris riss ihre Augen weit auf. Sie hatte das Gefühl, man würde ihr den Körper entzweireißen und ein Messer hineinstoßen. Ohne zu wissen warum griff sie nach Snape's Arm und schrie ihn an: "Nein tu das nicht, ich bitte Dich tu's nicht, nein nicht das...!" ihre Stimme brach und sie sank in sich zusammen auf den Boden. Snape atmete schwer, als er die auf dem Boden liegende Frau betrachtete. Ihr Gesichtsausdruck war so verzweifelt. Was wusste sie? Ein Bild kam in ihm hoch, wie lange war das her – 15 Jahre, diese Verzweiflung, dieser Schrei war ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen. War sie das? Wer hatte die Geister der Vergangenheit wieder wachgerufen? Er musste gehen. Vorsichtig bettete er ihren Kopf auf ein Kissen. Dann machte er seinen Trank fertig und stellte ihn ins Regal. Der Schmerz in seinem Arm steigerte sich bald in's Unerträgliche. Er kramte ein Fläschchen Vergessen aus einem Schrank und flößte ihr die Flüssigkeit ein. Unschlüssig blickte er umher, dann nahm er sie auf den Arm und disapparierte mit ihr in den Garten. Weiter. Welche Aufgabe würde Voldemort von ihm verlangen? Was noch vor Minuten seine Schönheit ausgemacht hatte war verschwunden. Bleich mit Magenweh machte er sich auf den Weg. 



Die ganze schwarze Gemeinschaft war schon versammelt, Snape reihte sich gerade an seinen Platz ein, als Lord Voldemort den Saal betrat. Tödliches Schweigen beherrschte den Raum. Irgendetwas war vorgefallen. 

Voldemorts Stimme klang gefährlich ruhig "Fobos, Terroras, Peurier, ihr Bericht bitte!" Zögerlich traten die drei Männer vor. "Wir hatten sie fast erwischt, diese Mudbloods hatten tatsächlich die Frechheit uns Wanzen einzuschleusen. Den Spion haben wir mitgebracht." Sie schoben einen jungen wild entschlossen dreinblickenden Mann in die Mitte. "und der Rest...?" "Erledigen wir sofort, wenn die Versammlung vorbei ist... sie waren schwer bewaffnet..." 

" Die Versammlung ist für euch schon vorbei. Diese Halbmuggels sind über alle Berge. Ihr sein Stümper!!!" 

Die Männer wollten zurückweichen, doch der Kreis um sie hatte sich bedrohlich geschlossen. Voldemort zog aus der Tasche eine Runenschachtel, öffnete sie und schüttete die Zeichen auf den Boden. 

Snape erbleichte. "Severus, gib uns die Ehre und sorge dafür, dass uns diese Kreaturen nicht mehr vor die Augen kommen!" Er lachte unheimlich. Snape trat vor atmete noch einmal tief durch hob seinen Zauberstab fixierte die 4 Männer mit finsterem Blick und sagte leise "Avada Kedavra". Im gleißend grünen Licht zuckten die Männer kurz und fielen tot zu Boden. 

"Gut, dass man sich doch noch auf einige von euch verlassen kann" krächzte Voldemort, hob seinen Stab und löste die Leichen in nichts auf. Er zog Snape an seine Seite "hast du den Trank fertig um den ich dich gebeten habe?" Snape zog eine kleine Flasche aus seinem Umhang "das dürfte zumindest zeitweise den Schaden eindämmen, ich bin an der Entwicklung eines neuen Tranks dran, doch die Ergebnisse sind noch ziemlich mager..." 

"Was stehst du dann noch herum, ich brauche dich nicht mehr" 

Snape disapparierte. 

Es war spät geworden, zum Essen brauchte er jetzt auch nicht mehr gehen. Ihm hatte es eh den Appetit verschlagen. Diese Art von Exekution ging ihm an die Nieren. Auch wenn es Deatheater waren, es waren schon viel zu viel Tote auf seiner Liste. Er ging am See spazieren, lehnte sich an eine Weide und dachte an den Nachmittag. Hatte Solaris gewusst was er tun sollte oder war es nur eine Ahnung. Irgendwann musste er sie wohl zur Rede stellen... Er erinnerte sich an ihre kindliche Haltung als sie am Boden lag, an ihren eigenartigen Blick am Morgen, daran wie sich ihr Körper angefühlt hatte, als er sie im Arm trug. Er schlug mit den Fäusten auf den Baum ein, haute seine Stirn dagegen. Zeit für sein Elixier. Und irgendwann würde er Dumbledore bitten ihn von seinem Auftrag zu entbinden. Er spürte seine Kräfte schwinden, jedes mal mehr war eine Überwindung, die hin aufs höchste beanspruchte. Er würde wieder tagelang brauchen sich zu erholen. Verlorene Tage. 



Kapitel 5

 Kapitel 7

 

Zurück