Harry Potter und das Sonnenamulett

 

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Kapitel 9: Die Akte Snape




Als Violet Fenwick die Große Halle verließ, freute sie sich auf einen ruhigen Abend in ihrer Wohnung. Der erste Unterrichtstag lag hinter ihr. Violet würde noch eine Weile mit James spielen, bis es für das Kind Zeit zum Schlafen gehen wurde. Dann würde sie sich noch einmal bei einem guten Glas Rotwein die Aufzeichnungen für den morgigen Unterricht durchsehen und schließlich, nach einem heißen Bad, früh zu Bett gehen. Als sie das Wohnzimmer betrat, stellte Violet mit Erleichterung fest, dass James im Moment kein Interesse an dem lärmenden Spielzeug vom Nachmittag hatte. Er saß, friedlich vor sich hinsummend, in seinem Kinderstuhl. Nach den Flecken auf Winkys Schürze zu schließen hatte die Hauselfe James gerade mit Brei gefüttert.

"Mama", rief James fordernd und streckte seine Arme nach ihr aus. Violet nahm ihren Sohn auf den Schoß und begann, ihm aus seinem Lieblingsbilderbuch vorzulesen.

Kaum eine Viertelstunde später klopfte es an die Bürotür. Seufzend erhob sich Violet, ihren Sohn auf dem Arm, und ging in ihr Büro hinüber.
"Was wollen Sie denn hier?", fragte Violet unfreundlich, als sie Snape erkannte.
"Von Wollen kann überhaupt keine Rede sein", erwiderte dieser barsch, "der Schulleiter hat angeordnet, dass ich Ihr Kindermädchen spielen soll."
"Was soll das denn heißen?"
"Los, kommen Sie mit, wir müssen zum Hauptquartier. Beeilen Sie sich, wir sind spät dran."
"Sie meinen wohl, Sie sind spät dran", entgegnete Violet ätzend, "hätten Sie mir nicht schon vorhin in der Großen Halle Bescheid sagen können?"
"Hätte ich", antwortete Snape mit einem gehässigen Grinsen. Violet funkelte den Zaubertränke-Meister wütend an.

"Buch", sagte James fordernd.
"Winky liest mit dir das Buch weiter", Violet seufzte resigniert, "Mama muss noch einmal weggehen." Violet gab ihrem Sohn einen Kuss und wollte gerade Winky bitten, sich um ihn zu kümmern, als sich James am Arm seiner Mutter festklammerte und in ein ohrenbetäubendes Geschrei ausbrach.
Snape sagte genervt: "Beeilen Sie sich, ich möchte nicht wegen Ihnen zu spät kommen."
"James, hör jetzt auf damit! Mama kommt bald wieder!"
"Ich kann Professor Dumbledore auch gerne ausrichten, dass Sie aus familiären Gründen verhindert sind", sagte Snape mit einem hinterhältigen Lächeln, das seine Lippen kräuselte, "ich bin ohnehin der Meinung, dass Mütter mit kleinen Kindern besser zu Hause bleiben sollten."
"Sparen Sie sich Ihre unqualifizierten Bemerkungen. Ich hole mir nur noch eine Jacke, dann bin ich soweit." Doch James dachte nicht daran, sich zu beruhigen. Jeder Versuch seiner Mutter, ihn von ihrem Arm gleiten zu lassen, hatte schlimmeres Geschrei zur Folge. Snapes kalter, starrender Blick verunsicherte Violet irgendwie, was sie immer mehr in Rage brachte. Dies übertrug sich natürlich auch auf ihren Sohn.

In der nächsten Sekunde wandte James seine Aufmerksamkeit der Wohnzimmertür zu. Von dort war auf einmal ein lärmender Spektakel zu hören. Winky hatte einen Turm aus den verhexten Bausteinen gebaut und diesen umgestoßen. Nun konnte James nicht schnell genug an den Ort des Geschehens kommen. Violet warf der Hauselfe einen dankbaren Blick zu. Snape zog verächtlich eine Augenbraue hoch, als wollte er sagen: "Nicht mal deinen Sohn hast du im Griff."

Die beiden Lehrer verließen schweigend das Schloss. Als sie über die Ländereien in Richtung Hogsmeade liefen, bemerkte Violet verärgert, dass sie nun doch ihre Jacke vergessen hatte, es war unangenehm kühl an diesem Septemberabend. Als sie vielleicht fünf Minuten gegangen waren, blieb Snape stehen. "Wir können disapparieren, hier enden die Schutzzauber von Hogwarts." Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er mit einem lauten Plopp-Geräusch. Violet ärgerte sich einmal mehr über Snapes Unhöflichkeit, dann folgte sie ihm.

Den Bruchteil einer Sekunde später standen sie in der schmuddeligen Strasse vor dem Hauptquartier des Phönix-Ordens. Snape machte das vereinbarte Klopfzeichen an der Haustür. Sofort wurde die Tür geöffnet und Tonks stand vor ihnen. "Kommt rein. Die Anderen sind schon alle da, Dumbledore will anfangen." Die Neuankömmlinge folgten der jungen Aurorin hinunter in die Küche. Dort waren die anderen Ordensmitglieder schon versammelt.

Nachdem Dumbledore die Anwesenden begrüßt hatte, gab er das Wort an Kingsley Shacklebolt: "Es gibt beunruhigende Nachrichten aus den nördlichen Bergregionen", begann dieser in seiner ruhigen, bedächtigen Sprechweise, "einige kleinere Siedlungen haben sich um Hilfe an das Ministerium gewandt. Ein paar Rotaugentrolle haben sich zusammengerottet und ziehen plündernd durch die Lande. Es ist nicht auszuschließen, dass sie in Voldemorts Auftrag angestachelt wurden. Aus der Gegend um Plymouth wird gemeldet, dass es Auseinandersetzungen zwischen kleineren Koboldtrupps gegeben hat. Es ist davon auszugehen, dass Voldemort überall kleinere Nebenschauplätze inszeniert, um unsere Kräfte zu zerstreuen."

"Mit den Rotaugentrollen dürften wir doch schnell fertig werden, so dämlich, wie die sind", sagte Bill Weasley geringschätzig.
"Unterschätz diese Trolle nicht", warnte Moody, "irgendwann im 18. Jahrhundert haben diese Kerle ganze Landstriche verwüstet, als sie ihre Revolution gegen das Ministerium gemacht haben. Sie mögen zwar nicht besonders schlau sein, aber dafür sind sie umso verschlagener und grausamer. Außerdem wissen wir nicht, mit welchen dunklen Zaubern Voldemort an ihnen herummanipuliert hat."

"Was können wir jetzt tun?", fragte Arthur Weasley.
"Wir werden die Lage beobachten und abwarten", sagte Dumbledore, "das Ministerium hat sicher schon eine Abordnung wegen des Troll-Problems losgeschickt?"
"Ja", bestätigte Kingsley, "heute Nachmittag."
"Bei den Kobolden können wir nur weiter hoffen, dass wir sie überzeugen können, uns zu vertrauen. Vor allem dürfen wir unsere Aufmerksamkeit nicht vom Ministerium und von Hogwarts ablenken lassen. Ich glaube zwar nicht, dass Voldemort im Augenblick schon so stark ist, dass er die Schule angreifen würde, aber dass das sein langfristiges Ziel ist, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Zur Zeit machen mir die Zentauren viel größere Sorgen. Sie haben sich bis jetzt immer aus den Streitigkeiten der Menschen herausgehalten, doch wenn es noch zu weiteren Zwischenfällen, wie im Sommer, kommt, würde ich nicht mehr ausschließen, dass sie eine aktive Rolle einnehmen werden, wie immer die auch aussehen mag, jedenfalls nicht zu unseren Gunsten. Aus diesem Grunde müssen wir alles vermeiden, was die Zentauren provozieren könnte." Dumbledore warf Hagrid, dem Lehrer für die Pflege magischer Geschöpfe und Wildhüter von Hogwarts, einen forschenden Blick zu. Hagrid, der selbst Halbriese war, hatte im letzten Schuljahr zum großen Missfallen der Zentauren seinen "kleinen" Bruder - immerhin war er etwa fünf Meter groß - von einer Mission bei den Riesen mitgebracht und im Verbotenen Wald von Hogwarts angesiedelt.
"Aber Grawpy ist mittlerweile richtich manierlich geworden", protestierte Hagrid, "ich hab wirklich schon überlegt, ob ich nach einer Freundin für ihn suchen soll, wo er doch immer so allein ist."
"Ich untersage dir so etwas aufs Strengste", erwiderte Dumbledore scharf, "so eine Aktion könnte zur Zeit unsere gesamte Sache gefährden."
Hagrid senkte seinen Blick und machte ein trauriges Gesicht, sagte aber nichts mehr zu der Angelegenheit.

"Wie weit ist denn das Ministerium mit der Sicherung von Askaban?", wandte sich Dumbledore wieder an Kingsley.
"Sie bilden eine Menge Sicherheitstrolle aus, denn sie haben vor, die Dementoren durch Sicherheitstrolle zu ersetzen. Außerdem gibt es Gerüchte, dass die in der Mysteriumsabteilung schon seit Jahren an einem System arbeiten, das es ermöglicht, Gefangene ohne Fesseln, feste Mauern oder Bewacher fest zu halten. Es funktioniert mit irgendwelchen komplizierten Bindezaubern, doch darüber ist nichts in Erfahrung zu bringen. Zur Zeit ist es jedenfalls noch so, dass die Gefangenen in den Ministeriumskerkern sicherer sind, als in Askaban."
"Das haben wir gesehen, wie sicher sie dort sind", bemerkte Snape sarkastisch.

"Hat noch jemand etwas zu berichten?" Dumbledore blickte in die Runde. Keiner der Anwesenden machte Anstalten, das Wort zu ergreifen. "Dann beenden wir das heutige Treffen. Zuvor habe ich jedoch noch ein dringendes Anliegen: Wie ich vorhin schon gesagt habe, gehe ich davon aus, dass Voldemort über kurz oder lang Hogwarts angreifen wird. Daher müssen wir dafür sorgen, dass unsere Schutzschilde und Abwehrzauber zuverlässig arbeiten und, so weit als irgend möglich, undurchdringlich sind. Violet, Severus, Remus; ich beauftrage euch, drei damit, diese Aufgabe zu übernehmen. In, sagen wir, einer halben Stunde, erwarte ich euch in meinem Büro. Wir werden zusammen das Sicherungssystem theoretisch durchgehen, so dass ihr die notwendigen Informationen für eure Arbeit habt. Allen einen guten Heimweg und viel Glück."

Violet traute ihren Ohren nicht. Sie war tief gerührt von dem Vertrauen, das Albus Dumbledore in sie setzte. Doch gleichzeitig verspürte die Ex-Aurorin ein tiefes Unbehagen. Wie konnte der Schulleiter Snape mit so einer heiklen Aufgabe betrauen? Wenn Snape nun doch auf der dunklen Seite stand? Violet nahm sich vor, dass sie ihre Anstrengungen verstärken würde, um herauszufinden, was der Zaubertränke-Meister wirklich im Schilde führte. Wenn sie heute Abend endlich alleine in ihrer Wohnung sein würde, würde sie in Ruhe darüber nachdenken, was sie unternehmen wollte. Darüber, dass sie mit Remus Lupin zusammenarbeiten würde, freute sich Violet. Sie kannte ihn zwar nur oberflächlich, doch war ihr der besonnene, manchmal melancholisch wirkende Zauberer in den abgetragenen Umhängen sympathisch. Violet blickte sich nach Snape um und bemerkte, dass dieser bereits die Küche verlassen hatte.

"Violet, stell dir vor, was heute Nachmittag passiert ist!" Molly Weasley kam freudestrahlend auf die jüngere Frau zu, "Percy hat mir einen Brief geschrieben!" Molly lächelte glücklich. "Er schreibt, dass er Arthur und mich besuchen will, sobald ihm seine Pflichten im Ministerium Zeit dazu lassen. Das ist doch ein Anfang, nicht wahr? Der Junge hat sicher eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat. Ach, ich bin so froh!"
"Das freut mich für dich, Molly", erwiderte Violet zögernd, "aber wo wollt ihr euch treffen? Du kannst ihn doch schlecht hierher einladen?"
"Nein, natürlich nicht, aber da die Kinder jetzt wieder in der Schule sind und wir unsere Schutzvorrichtungen erneuert haben, werden wir morgen wieder in den Fuchsbau ziehen. Ich freue mich darauf, endlich wieder zu Hause zu sein! Ich darf gar nicht daran denken, wie der Garten und das Haus aussehen, wo wir so lange nicht da waren! Mach's gut, Violet, ich muss packen. Und viel Glück. Gib James einen Kuss von mir." Mit diesen Worten wandte sich Molly ab und verließ ebenfalls die Küche.

"Kommen Sie, Violet." Remus Lupin war neben die Lehrerin getreten. "Lassen Sie uns zusammen zum Schloss gehen." Violet folgte dem Zauberer. Sie verließen das Hauptquartier und disapparierten. Am Rande der Ländereien von Hogwarts materialisierten sie sich wieder. Als sie schließlich das Büro des Schulleiters betraten, wurden Violet und Remus schon von Snape und dem Direktor erwartet. "Setzt euch." Dumbledore zeigte auf zwei Sessel mit rotem Chintz-Bezug, "Eine Tasse Tee?" Beide nickten. Dumbledore schnippte mit seinem Zauberstab und zwei Tassen dampfenden Tees erschienen vor ihnen auf dem Tisch. Violet griff dankbar nach ihrer Tasse und tat vier Stücke Zucker hinein. So liebte sie den Tee: Heiß, süß und stark! Sie nippte an dem Getränk und spürte, wie sich eine wohlige Wärme in ihrem durchgefrorenen Körper ausbreitete. Die Porträts ehemaliger Schulleiter von Hogwarts an den Wänden gaben vor, tief zu schlafen, doch Violet wusste von früheren Besuchen in diesem Büro, dass sie hellwach waren und alles aufmerksam verfolgten, was hier besprochen wurde. Dumbledore erhob sich, nahm ein zusammengefaltetes Pergament aus einem Wandschrank und breitete es auf seinem Schreibtisch aus. Violet warf einen Blick darauf und stellte verwundert fest, dass es völlig leer war. Der Schulleiter zog seinen Zauberstab und murmelte einige unverständliche Worte in einer fremden Sprache. Das Pergament begann sich zu kräuseln und ein leises rascheln ging von ihm aus. Als Violet wieder hinsah, war eine Karte von Hogwarts und den dazugehörigen Ländereien zu erkennen. Überall waren Symbole eingezeichnet. "Dies ist die Karte, auf der alle Schutzzauber für Hogwarts vermerkt sind", wandte sich Dumbledore erklärend an Violet. Snape und Lupin schienen mit dieser Karte bereits vertraut zu sein. "Wir werden jetzt die Symbole gemeinsam durchgehen. Es versteht sich von selbst, dass ihr die Notizen, die ihr euch macht, so verschlüsselt und schützt, dass kein Dritter etwas damit anfangen kann."

Die nächsten anderthalb Stunden verbrachten sie mit der theoretischen Besprechung der Schutz- und Sicherungssysteme. Violet atmete erleichtert auf, als Dumbledore mit einer Bewegung seines Zauberstabes die Karte wieder löschte und das Pergament in den Schrank zurücklegte. Die Ex-Aurorin war zwar mit den meisten hier verwendeten Schutz- und Abwehrzaubern vertraut, doch heute war es für sie ein langer, ereignisreicher Tag gewesen und es fiel Violet zusehends schwerer, sich zu konzentrieren.

"Heute ist eine sternenklare Nacht, geradezu ideal für eure Aufgabe, die Systeme auf den Ländereien zu überprüfen", stellte Dumbledore fest. Violet unterdrückte ein Seufzen. Soviel zu dem Thema gemütlicher Abend am heimischen Herd!
"Wir sollten uns tarnen", sagte Snape, "man kann nie wissen, ob irgendwelche Spione der dunklen Seite in der Nacht herumschleichen."
"Der Desillusionierungszauber wäre sinnvoll", meinte Lupin.
"Und ich habe einen Trank, der diesen Zauber verstärkt", ergänzte Snape.
"Hast du es geschafft, den Unsichtbarkeitstrank zu brauen, Severus?", fragte Dumbledore.
"Nein, Albus. Ich arbeite zwar an diesem Trank, aber bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, ihn fertig zu stellen. Dieser Trank hier verstärkt, wie ich bereits gesagt habe, die Wirkung des Desillusionierungszaubers. Er wirkt aber nur für eine Stunde."
"Gut", sagte Dumbledore, "tarnt euch mit dem Zauber und dem Trank und geht an die Arbeit."

Violet war wider Willen beeindruckt. Snape musste ein außergewöhnlich begabter Zaubertrankbrauer sein, wenn er sich an den Unsichtbarkeitstrank wagte. Seit Generationen versuchten Zauberer immer wieder, bislang ohne Erfolg, dieses Gebräu herzustellen. Wie Violet einmal in einem alten Buch gelesen hatte, hatte Felicitas, die Findige, die zur Zeit Merlins gelebt hatte, diesen Trank erfunden. Da er jedoch so kompliziert war, dass es schon zu verheerenden Unfällen gekommen war, wenn man nur den kleinsten Fehler in der Reihenfolge oder Menge der Zutaten machte beziehungsweise wenn man den Trank einnahm, war er im elften Jahrhundert verboten worden. In den alten Schriften waren nur noch Bruchstücke des Rezeptes erhalten.

Die drei Zauberer verließen das Büro des Schulleiters. Violet und Remus warteten in der Eingangshalle auf Snape, der in sein Labor gegangen war, um den Tarnungstrank zu holen. Als er wieder bei den beiden Anderen war, reichte Snape jedem eine kleine Phiole. "Remus, kümmere du dich um den Zauber und dann trinkt das hier", sagte er barsch. Lupin zog seinen Zauberstab und belegte sie mit dem Desillusionierungszauber. Als Violet das Gefühl hatte, als wäre ein Ei auf ihrem Kopf zerschlagen worden und etwas Kaltes liefe ihr den Rücken hinunter, entkorkte sie die Phiole und trank. Das Gebräu schmeckte intensiv nach faulen Äpfeln und ein Kribbeln, so, als würden einem die Glieder einschlafen, verbreitete sich in Violets Körper. 'Jetzt hat er mich vergiftet', dachte Violet entsetzt, doch das Gefühl ebbte wieder ab und eine Empfindung, als würde Violet schweben, blieb zurück. Als die Lehrerin an sich heruntersah, stellte sie fest, dass sie sich nur noch schemenhaft und durchsichtig wahrnehmen konnte. Sie folgte den beiden Zauberern hinaus ins Freie.

"Fangen wir am Rande des Verbotenen Waldes an", sagte Snape. Er eilte den anderen voraus, Lupin folgte ihm. Violet versuchte, Schritt zu halten, doch konnte sie die beiden Zauberer, die ebensolche Schemen waren, wie sie selbst, kaum erkennen. Es war nun etwa fünfzehn Jahre her, dass sie die Schule verlassen hatte und das Gelände war ihr nicht mehr so vertraut, wie zu ihrer Schulzeit. Violet konzentrierte sich darauf, die beiden Schatten vor sich nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei versäumte sie es jedoch, auf den Weg unmittelbar vor sich zu achten. Auf einmal stieß sie mit dem Fuß gegen etwas Hartes, stolperte und fiel hin. Sie gab einen erschrockenen Aufschrei von sich. Die beiden Zauberer drehten sich um und kamen zu ihr zurück.

"Passen Sie gefälligst auf, wo Sie hintreten", schnauzte Snape sie wütend an, "ich weiß nicht, womit ich es verdient habe, mit solchen Dilettanten zusammenarbeiten zu müssen. Stehen Sie endlich auf, damit wir anfangen können." Ohne eine Erwiderung abzuwarten, wandte sich Snape ab.

"Haben Sie sich verletzt", fragte Lupin und blickte Violet, die sich wieder erhoben hatte, besorgt an.
"Nein, Remus, ich bin nur über diese blöde Baumwurzel hier gestolpert, ich habe mich nur erschrocken." Sie warf Remus einen dankbaren Blick zu.

"Ist das hier ein Stell-dich-ein im Sternenschein oder wollen wir arbeiten?", fragte Snape zynisch. "Kommt endlich, ich hab keine Lust, die ganze Nacht hier draußen rumzustehen."
"Kommen Sie, Violet, nehmen Sie meinen Arm", bot Remus mit einem freundlichen Lächeln an.
"Oh, der Werwolf spielt den edlen Ritter. Wie romantisch", kommentierte Snape mit öliger Stimme, "Aber vergiss nicht, dass du hier bist, um zu arbeiten. Ich habe nämlich keine Lust, alles alleine zu machen."
Violet holte Luft, um eine wütende Entgegnung zu machen, doch Remus legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm: "Beachten Sie ihn nicht weiter und lassen Sie uns jetzt mit unserer Inspektion anfangen. Wenn ihr euch jetzt streitet, stehen wir wahrscheinlich morgen Früh noch hier. Ich hatte einen anstrengenden Tag und bin froh, wenn wir fertig sind." Violet schluckte ihren Ärger hinunter, nahm sich jedoch vor, es der Fledermaus bei passender Gelegenheit heim zu zahlen. Über eine Stunde inspizierten sie nun die verschiedenen Schutzzauber rund um das Schloss und machten sich gelegentlich Notizen im Schein ihrer Zauberstäbe. Als die Drei ihre Runde beendet hatten, vereinbarten sie, dass jeder von ihnen einen Teil der Schutzzauber im Innern des Schlosses überprüfen sollte und dass man sich zu einer weiteren Lagebesprechung am Mittwochabend um sieben Uhr in Snapes Büro treffen würde. Violet wäre zwar ein späterer Zeitpunkt lieber gewesen, weil sie so wieder einmal keine Zeit für ihren Sohn haben würde, doch war dieser Vorschlag von Snape gekommen und Violet war einfach zu müde, um sich weiter mit ihm auseinanderzusetzen. Sie wollte jetzt nur noch in ihr Bett!

Es war weit nach Mitternacht, als Violet endlich ihr Wohnzimmer betrat. Sie ging zu dem Kinderbett ihres Sohnes hinüber und stellte fest, dass James friedlich schlief.

Auf einmal hörte sie ein ungeduldiges Klopfen an der Fensterscheibe. Sie öffnete das Fenster und eine große Schreieule flog herein. Violet löste einen offiziell aussehenden Brief vom Bein der Eule und gab ihr Wasser und einen Eulenkeks, den sie aus ihrer Schreibtischschublade nahm. Der Vogel trank etwas, nahm den Keks in den Schnabel und flog dann sofort durch das offene Fenster davon. Violet setzte sich auf das Sofa und öffnete den Brief, nichts Gutes ahnend.

Zaubereiministerium
- Abteilung für Disziplinarangelegenheiten
Professor Violet Verbena Fenwick, Hogwarts, Schule für Zauberei und Hexerei
, las Violet,
Betreff: Disziplinarische Anhörung wegen Befehlsverweigerung während eines Einsatzes

'Das hat mir heute gerade noch gefehlt', dachte Violet erbittert, bevor sie weiterlas:

Sehr geehrte Professor Fenwick,

gegen Sie wurde die Beschuldigung der Befehlsverweigerung und des eigenmächtigen Handelns während eines Einsatzes als Aurorin erhoben. Bitte finden Sie sich am Donnerstag, dem vierten September um vierzehn Uhr zu einer disziplinarischen Anhörung, in deren Rahmen Sie Gelegenheit haben werden, sich zu den gegen Sie gemachten Anschuldigungen zu äußern, im Zaubereiministerium Abteilung für Disziplinarangelegenheiten, Raum 312, ein.

Mit freundlichen Grüssen
Dolores Jane Umbridge, erste Untersekretärin des Ministers für Zauberei, Leiterin der Abteilung für Disziplinarangelegenheiten


Violet konnte es nicht fassen! Hatte dieser Dawlish ihr wahrhaftig ein Disziplinarverfahren angehängt! Und dann war ausgerechnet Dolores Umbridge jetzt die Leiterin der Disziplinarabteilung! Schlimmer hätte es kaum kommen können. Diese selbstgerechte, krötenartige alte Jungfer war damals für ihre Beurlaubung mitverantwortlich gewesen. Violet schob die Gedanken an diese Ereignisse energisch von sich, nicht jetzt auch noch darüber grübeln. Bei genauer Betrachtung konnte Umbridge ihr jetzt nicht ernsthaft schaden, die Mission war erfolgreich gewesen. Das Ganze war eher als eine Schikane zu betrachten. Violet schätzte die Situation so ein, dass Dolores Umbridge einfach die Gelegenheit genutzt hatte, um ihr gegenüber ihre Macht zu demonstrieren. Hoffentlich würde sich diese Anhörung nicht so lange hinziehen, dass Violet zu spät zu ihrem Nachmittagsunterricht kommen würde. Snape würde sicherlich ein Gesicht machen, als wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag gefallen wären, wenn er von dieser Sache erfuhr.

Snape! Violets Gedanken wandten sich in eine ganz andere Richtung. Sie hatte sich vorgenommen, darüber nachzudenken, wie sie etwas über seine wahren Absichten und Loyalitäten herausfinden konnte. Ministerium, Stanley, kam ihr eine Idee: Stanley O'Brian, mit dem sie damals zusammen die Aurorenausbildung gemacht hatte, war vor einigen Monaten befördert worden. Er war jetzt in einer leitenden Position in der Abteilung für magische Strafverfolgung. Violet war einmal in Stanley verliebt gewesen und hatte, naiv, wie sie gewesen war, angenommen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhen würde, bis Stanley ihr eines Tages völlig arglos gestanden hatte, dass er sich mit Corina McAlpine, einer mandeläugigen, langbeinigen Schönheit aus der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit verlobt hatte. Stanley hatte bis dahin nicht einmal bemerkt, was Violet für ihn empfand. Violet hatte damals gute Miene zum bösen Spiel gemacht und Stanley und sie waren Freunde geblieben. Viele Jahre später hatte Violet ihm einmal, benebelt von einigen Gläsern Rotwein, von ihren damaligen Gefühlen erzählt und sie hatte die Empfindung, dass er sich seither ihr gegenüber irgendwie schuldig, zumindest leicht unbehaglich, fühlte. Eigentlich neigte Violet nicht dazu, mit solchen Gefühlen zu spielen, doch jetzt würde es ihr vielleicht etwas nützen. Wenn ich wirklich herausfinden sollte, dass Snape in Wahrheit auf der dunklen Seite steht, könnte ich so viele Leben retten", rechtfertigte sie sich selbst. Sie wollte Stanley bitten, ihr Snapes Akte aus der Abteilung für magische Strafverfolgung zu besorgen. Aufgrund seiner Position hatte Stanley sicher Zugang zu den alten Akten über die Todesser-Prozesse von Damals. Vielleicht fand sie hier einen Hinweis.

Energisch ging Violet in ihr Büro hinüber, setzte sich an den Schreibtisch und zog ein Stück Pergament zu sich heran. Sie tauchte eine Feder in das bereitstehende Tintenfass und schrieb:

Hallo Stanley,
am Donnerstag habe ich im Ministerium zu tun. Es wäre schön, dich mal wieder zu sehen. Bitte schreib mir, ob und ggf. wo wir uns in der Mittagspause treffen können.
Herzliche Grüsse
Violet


Violet versiegelte den Brief und legte ihn auf den Schreibtisch. Morgen Früh, vor dem Unterricht, würde sie ihn mit einer Schuleule abschicken.

***



Am Dienstagmorgen nach dem Frühstück machten sich Harry, Ron und Hermine schon einige Minuten vor ihren Klassenkameraden auf den Weg zu Pflege magischer Geschöpfe. Es war ein strahlender Herbstmorgen und für die Jahreszeit noch einmal erstaunlich warm.

"Hallo, ihr Drei. Alles in Ordnung?", begrüßte Hagrid die drei Gryffindors, als sie bei seiner Hütte anlangten.
"Ja, danke, alles klar", sagte Ron, "und bei dir? Und was macht Grawpy?"
"Bei mir is alles bestens und mein kleiner Bruder hat schon richtig gute Manieren, sag ich euch. Tut mir so leid, dass der immer so allein is, aber Dumbledore hat mir ausdrücklich verboten, ihm 'nen Spielkameraden zu suchen."
"Komm bloß nicht auf dumme Gedanken, Hagrid", sagte Hermine spitz, "ich meine, das könnte doch echt gefährlich werden, oder?"
"Ne, ne, Mädchen, mach dir da mal keine Sorgen", erwiderte Hagrid traurig, "gegen eine ausdrückliche Anweisung von Dumbledore würde ich nie handeln."

Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf Hagrids Gesicht aus und er kam auf Harry zu und schlug ihm mit seiner riesigen Pranke auf die Schulter. Harry ging ein wenig in die Knie. "Herzlichen Glückwunsch zur Ernennung als Captain der Quidditch-Mannschaft! Ich bin mächtig stolz auf dich! Und, glaub mir, deine Eltern und Sirius wären das auch."
Bei der Erwähnung von Sirius war Harry zusammengezuckt und er presste die Lippen fest zusammen, um seinen Gefühlen nicht zu freien Lauf zu lassen. Wann würde es endlich aufhören, so furchtbar weh zu tun, an Sirius zu denken!?
"Tut mir leid, Harry", sagte Hagrid schnell und senkte den Blick.

In diesem Augenblick sahen sie, dass die anderen Schüler in kleinen Gruppen zu ihnen herüberkamen. Harry stellte zu seiner großen Verwunderung fest, dass sich auch Draco Malfoy und seine ständigen Begleiter Crabbe und Goyle dazu entschlossen hatten, Pflege magischer Geschöpfe auch in diesem Schuljahr weiter zu besuchen, wo sie doch gegen Hagrid so eine offensichtliche Abneigung hatten. Auch Pansy Parkinson und Blaise Zabini waren unter den Schülern.

"Na toll", sagte Ron, "jetzt müssen wir uns mit denen auch noch rumärgern. Ich dachte, die wären wir wenigstens in diesem Fach los."
"Blaise ist doch ganz nett", erwiderte Hermine, "es hat mir wirklich Spaß gemacht, gestern in Zaubertränke mit ihr zu arbeiten."
"Eine Slytherin, die nett ist? Das gibt's doch gar nicht." Ron schüttelte entschieden mit dem Kopf.
"Ronald Weasley", sagte Hermine mit erhobener Stimme, "hast du denn die Warnungen des Sprechenden Hutes schon wieder völlig vergessen? Genau das ist es doch, was er meinte. Wir sollen alle zusammenarbeiten, um die dunklen Mächte abzuwehren."
"Ich werd nie mit Slytherins zusammenarbeiten", erklärte Ron entschieden, "die laufen doch sowieso alle zu du-weißt-schon-wem über und außerdem..."
"Jetzt hör endlich mit diesem du-weißt-schon-wem-Unsinn auf", unterbrach ihn Hermine gereizt, "und nenn ihn gefälligst beim Namen! Und du solltest wirklich aufhören..."

Harry wandte sich genervt von den beiden Streitenden ab. Es war immer das gleiche mit ihnen. Glücklicherweise waren nun alle Schüler vor Hagrids Hütte versammelt und Hagrid wandte sich an die Klasse: "Morgen alle zusammen. In diesem Jahr beginnen wir erst mal mit 'n paar theoretischen Stunden." Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Klasse. Auch Harry musste, wenn er ehrlich zu sich war, zugeben, dass er froh darüber war, dass Hagrid mit seiner Vorliebe für Monster nicht wieder irgendein Vieh angeschleppt hatte, bei dem man Gefahr lief, gebissen, getreten, verbrannt oder schlimmeres zu werden.
"Es is so schön warm heute Morgen. Setzt euch hier auf die Wiese, damit wir anfangen können." Hagrid zeigte auf die sonnenbeschienene Wiese direkt neben dem Kürbisbeet.

"Sprechen wir heute über Drachen?", fragte Dean Thomas, nachdem sich alle eingerichtet hatten.
"Nee, über Drachen reden wir in der nächsten Stunde. Heute will ich euch was über andere magische Wesen, nämlich über Elfen erzählen."
"Ich dachte schon, wir würden über Schlammblüter reden", sagte Draco Malfoy leise und warf dabei Hermine einen gehässigen Blick zu, "wäre doch wichtig, dass wir sie in diesem Fach behandeln, wo die Schlammblüter doch eindeutig zu den magischen Geschöpfen zu rechnen sind." Einige der anwesenden Slytherins feixten zustimmend, doch Harry sah, dass Blaise beschämt auf ihre Füße blickte. So, als wäre ihr Dracos Verhalten äußerst unangenehm. Ron hatte seinen Zauberstab gezogen und richtete ihn auf Draco. Harry ergriff Rons Arm und hielt ihn fest: "Nicht, Ron! Merkst du denn nicht, dass Malfoy uns nur provozieren will? Aus irgendeinem Grund will er uns in einen Streit verwickeln. Lass ihn jetzt. Irgendwann werden wir's ihm schon heimzahlen." Ron ließ seufzend seinen Zauberstab sinken.

"Malfoy, hör auf damit, deine Mitschüler zu beleidigen", sagte Hagrid böse, "das nächste Mal zieh ich dir Punkte ab."
"Um die Sache klar zu stellen", erwiderte Draco gedehnt und warf Hagrid einen geringschätzigen, überlegenen Blick zu, "habe ich nur eine allgemeine Meinung geäußert, ohne jemanden persönlich anzusprechen. Oder kann sich etwa jemand erinnern, dass ich den Namen einer anwesenden oder abwesenden Person genannt habe?" Draco blickte triumphierend in die Runde und einige seiner Slytherin-Anhänger warfen ihm bewundernde Blicke zu.

"So, dann woll'n wer ma mit dem Unterricht beginnen", sagte Hagrid.
"Kommen die Hauselfen auch in der Prüfung vor?", fragte Lavender Brown.
"Ich hab nich gesagt, dass wir heute nur über Hauselfen reden", sagte Hagrid.
"Gibt es etwa auch noch andere Elfen?" Hermines Wangen glühten vor begeisterter Erwartung.
"Jetzt lasst mich doch ma der Reihe nach erzählen", bat Hagrid, "natürlich gibt es noch andere Elfen, oder besser gesagt, es gab sie. Naja, es gibt sie immer noch, aber wir Zauberer können sie nicht mehr sehen." Harry sah, wie Draco Malfoy bei dieser etwas verworrenen Rede hinter vorgehaltener Hand mit seinen Slytherin-Kumpanen verachtungsvolle Blicke austauschte.

"Vor langer Zeit", fuhr Hagrid fort, "vielleicht tausend Jahre, bevor diese Schule hier gegründet wurde, waren die Wälder und Wiesen voller Elfen. Ihre Magie war sehr stark und sie ham in tiefer Einheit und Verbundenheit mit der Natur gelebt. Wenn die Elfen Menschen, egal, ob Muggel oder Zauberer, begegnet sind, waren sie immer freundlich zu ihnen. Es is oft vorgekommen, dass die Elfen Leuten, die sich verirrt haben, geholfen ham. Die Elfen ham fröhliche Feste auf den Waldlichtungen gefeiert und jeder, der ihnen zuschaun wollte, war ihnen herzlich willkommen. Die Elfen und die Zauberer tauschten ihre Magie aus und vieles, was wir heute über heilende Kräuter wissen, haben unsere Vorfahren von den Elfen gelernt.

Aber dann ham sich die Zeiten geändert. Die Wege der Muggel und der Zauberer ham sich getrennt. Die Muggel fing'n an, aus Habgier immer mehr Wälder abzuholzen, ohne Rücksicht auf die Elfen oder andere Wesen zu nehmen. Sie gingen so weit, zu behaupten, dass diese Wesen überhaupt nich existieren würdn. Das Ergebnis war, dass sich die Elfen immer weiter zurück gezogen ham und die Muggel sie dann wirklich nich mehr sehen konnten. Zwischen Zauberern und Elfen gab es damals viele Freundschaften. Viele Elfen hatten sich sogar freiwillig dazu bereit erklärt, den Zauberern und Hexen zu dienen. Beide Seiten ham ihren Nutzen von der Sache gehabt. Die Zauberer konnten von den magischen Fähigkeiten der Elfen lernen und es war gut, so ein fröhliches, kindliches Wesen um sich zu ham, wenn man selber vielleicht n bisschen schwermütig war. Und die Elfen waren froh über den Schutz, den ihnen die Zauberer vor anderen gefährlicheren Wesen, wie zum Beispiel den Trollen, boten.

Doch jetzt kommt die dunkle Seite der Sache: Borumäus, der Verschlagene, der ein berüchtigter Schwarzmagier war, hat im sechsten Jahrhundert einen Zauber entwickelt, mit dem er die heutigen Hauselfen erschaffen hat. Dieser Schwarzmagier hat an einem Elfen, der ihm vertraut hat, rumexperimentiert, bis er das Wesen so weit hatte, dass es völlig seinem Willen unterworfen war und an die Familie des Schwarzmagiers für immer gebunden war. Dieser dunkle Zauber ist so mächtig, dass er auch auf die Kinder von Elfen, die mit ihm belegt waren, übergeht, bis heute. Boromäus ist ein reicher Mann geworden, denn er ließ Elfen einfangen, belegte sie mit seinem Zauber und verkaufte sie an andere Zauberer. Bald hatte man rausgefunden, dass das ein einfacher Weg war, um an billige Sklaven, die alle Arbeiten für einen erledigen mussten, zu kommen.

Die freien Elfen versuchten, so gut es ging, gegen diese Behandlung zu kämpfen. Da ihre Magie sehr stark war, konnten sie den Zauberern eine Weile Widerstand leisten und die Zauberer hatten auch einige Verluste, doch dauerhaft hatten die Elfen keine Chance. Die freien Elfen wurden von den Zauberern gejagt und sie zogen sich immer mehr zurück. Dank ihrer Magie ist es ihnen schließlich gelungen, sich auch für Zauberer und Hexen unsichtbar zu machen. Nur wer die Elfen achtet und ehrliche Absichten hat, dem zeigen sie sich auch heute noch manchmal. Ihre Magie ermöglicht es ihnen, in die Herzen der Menschen zu sehen."

"Warum hab ich über dieses Thema nichts in der Bibliothek gefunden?", fragte Hermine aufgeregt.
"Naja", sagte Hagrid bedächtig, "das ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Zauberer und Hexen und niemand will sich so gerne damit beschäftigen. Es gibt nur sehr wenige Bücher darüber und die sind sehr alt und meistens in Privatbesitz. Professor Dumbledore hat zwei Bücher, in denen was über Elfen steht, die hat er mir ausgeliehen."
"Darf ich die auch mal haben?", wollte Hermine wissen.
"Frag Professor Dumbledore, Mädchen. Er wird sie dir sicher leihen, aber ich darf sie niemandem weitergeben."

"Aber wenn die Elfen auf so eine niederträchtige Weise zu Sklaven gemacht worden sind", ereiferte sich Hermine, "muss doch dringend etwas geschehen, damit sie endlich befreit werden und diese Ungerechtigkeiten aufhören!!! Ich werd mir neue und wirkungsvollere Aktionen für B.Elfe.R überlegen und ich erwarte, dass zumindest ihr beiden", sie blickte Harry und Ron fordernd an, "mir dabei helft!"
"Hermine. So einfach is das nun auch wieder nich", sagte Hagrid beschwichtigend, "du kannst die Hauselfen nich von heute auf morgen einfach so befreien. Damit würdest du sie ins größte Unglück stürzen. Schau dir doch bloß mal Winky an, was aus der geworden ist, nachdem Bartemius Crouch ihr Kleider gegeben hat. Der Zauber und die Jahrhunderte lange Erziehung von Generation zu Generation und natürlich auch die Behandlung der Zauberer hat die Hauselfen zu dem gemacht, was sie heute sind. Sie glauben, ihre Ehre verlangt es von ihnen, unter allen Umständen ihrem Herrn zu dienen, auch, wenn sie noch so schlecht behandelt werden."

"Ja", feixte Draco, "diese Hauselfen sind so dämlich, dass sie es noch nicht einmal anders haben wollen. Das mit den freien Elfen ist doch Unsinn! Die sind selber schuld, wenn die sich haben so unterbuttern lassen. Ich bin stolz darauf, dass meine Großtante Elladora die Familientradition begründet hat, Hauselfen zu köpfen, die zu alt sind, um ein Teetablett zu tragen. Der Bruder meines Vaters hat…."
"Deine schmutzigen Familientraditionen interessieren uns nich, Malfoy", unterbrach ihn Hagrid schroff.

"Aber ich will nicht glauben, dass es gar keine Möglichkeit geben soll, diesen armen Wesen zu helfen", empörte sich Hermine.
"Gibt es schon", brummte Hagrid, "das is ja auch der Grund, warum ich euch das alles hier erzähle. Ich will euer Verständnis für diese Geschöpfe wecken."
Draco Malfoy sah Hagrid an, als würde er ihn am liebsten nach St. Mungos einweisen lassen.
"Viele von euch haben in ihren Familien Hauselfen", fuhr Hagrid fort, "und sie verdienen unser Mitgefühl. Wir sollten sie mit Achtung behandeln, dann können sie zu unseren Freunden werden und nach und nach ihr Sklavendasein hinter sich lassen. Natürlich müssen sie wegen des dunklen Zaubers auch so für euch arbeiten und sich eurem Willen beugen, doch wenn man eine Elfe zum Freund hat, kann man erstaunliche Dinge erleben."

"Haben die heutigen Hauselfen denn noch etwas von den magischen Fähigkeiten der freien Elfen behalten?", fragte Blaise Zabini. Harry fiel zum ersten Mal auf, dass sie eine angenehme dunkle Stimme hatte.
"Oh ja, Miss Zabini. Zum Beispiel gelten für sie keine Zauber, die verhindern, dass man apparieren oder disapparieren kann. Man sagt auch, dass manche Hauselfen auch heute noch über Heilkräfte verfügen. Die Hauselfen verfügen über noch mehr Magie, von der man nichts weiß, weil sich einfach kein Mensch die Mühe macht, sich damit zu beschäftigen. Doch da is noch 'ne ganz, ganz wichtige Sache, die sich aber erst durch die Jahrhunderte lange Bindung der Hauselfen an ihre Familie entwickelt hat. Eine Hauselfe hat immer und unter allen Umständen die magischen Fähigkeiten, ihren Herrn zu finden, egal, an was für einem geheimen Ort er sich auch aufhalten mag. Die Magie der Hauselfen ist so stark, dass sie auch andere Leute zu ihrem Herrn führen könnten, wenn er in Gefahr ist und der Elf nicht alleine damit fertig werden kann. Aber auch die freien Elfen hatten so eine starke Verbindung zu ihren Freunden, dass sie fühlen konnten, wenn diese in Gefahr waren. Darüber gibt es einige interessante Berichte in den zwei Büchern, die ich gelesen hab."

"Aber, was ich noch nicht ganz verstehe ist, wie kommt es, dass Dobby und Winky so unterschiedlich auf ihre Befreiung reagiert haben?" Hermine rieb sich die Stirn und blickte Hagrid nachdenklich an.
"Naja, einmal ist Dobby ein ganz anderer Typ als Winky. Und dann ist da die Sache mit der Achtung, von der ich vorhin gesprochen hab. Harry hat Dobby gleichwertig behandelt. Wie Dobby mir einmal stolz erzählt hat, hat Harry ihm damals sogar angeboten, auf seinem Bett zu sitzen."
Nun blickte Draco Harry so an, als würde er an dessen Verstand zweifeln. In diesem Moment war die Glocke vom Schloss her zu hören und Hagrid beendete die Stunde.

***



Am Donnerstag, nachdem die vierte Stunde beendet war, packte Violet Fenwick eilig ihre Unterlagen zusammen. Sie hatte von Stanley einen Brief erhalten, in dem er vorschlug, sich um viertel nach eins in einem kleinen Café in Muggel-London, das sich ganz in der Nähe der scheinbar defekten Telefonzelle befand, die der Eingang zum Zaubereiministerium war, zu treffen. Die Zeit war zwar sehr knapp, denn für zwei Uhr war ja schon der Anhörungstermin im Ministerium angesetzt, doch wenn Violet gleich zur Sache kam, musste es einfach klappen. Sie würden sich ohnehin noch einmal treffen müssen, damit Stanley ihr die geforderte Akte übergeben konnte, vielleicht war dann Gelegenheit, sich etwas ausführlicher zu unterhalten. Um Zeit zu sparen hatte Violet beschlossen, sich einen der Schulbesen auszuleihen. Sie war eine ganz passable Fliegerin, hatte es aber in der letzten Zeit versäumt, sich um einen eigenen Besen zu kümmern. Violet nahm den Sauberwisch, den sie sich in der letzten großen Pause von Madam Hooch hatte geben lassen, aus dem Garderobenschrank in ihrem Büro, öffnete das Fenster, bestieg den Besen und flog in Richtung des Verbotenen Waldes. Als sie die Stelle, an der die Schutzzauber endeten, erreicht hatte, landete die Lehrerin auf dem weichen Waldboden. Violet hob ihren Zauberstab, tippte damit den Besen an und konzentrierte sich auf ihr Bürofenster. Der Besen erhob sich und flog in Richtung des Schlosses zurück. Dann disapparierte Violet und materialisierte sich Sekundenbruchteile später in der Winkelgasse.

Sie durchquerte den "Tropfenden Kessel", ohne sich weiter umzusehen und steuerte dann zielstrebig auf die kleine Seitenstraße, in der sich das Café befand, zu. Es war genau viertel nach eins, als Violet dort ankam. 'Hoffentlich ist Stan pünktlich', dachte Violet etwas aufgeregt, als sie den kleinen aber gemütlich wirkenden Nebenraum des Cafés, in dem Stan sie erwarten wollte, betrat. Doch ihre Sorge war unbegründet.

"Hallo Violet. Freut mich riesig, dich mal wieder zu Gesicht zu bekommen!" Ein großer breitschultriger Mann Anfang dreißig mit einer blonden Zottelmähne und blauen Augen war bei ihrem Eintritt aufgesprungen und schloss Violet nun in eine bärenhafte Umarmung. "Setz dich, Mädchen. Ich hab dir schon einen Tee bestellt. Möchtest du auch einen Whiskey?"
"Nein, danke, ich brauche gleich noch einen klaren Kopf, wenn ich ins Ministerium gehe."
"Mensch, Violet, erzähl wie geht es dir? Wir haben uns ja nicht mehr gesehen, seit du damals das letzte Mal nach Afrika gegangen bist."
"Danke, Stan, mir geht's ganz gut, es ist viel passiert, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben und ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Erzählen anfangen soll. Das würde auch den Rahmen einer Mittagspause sprengen. Wie du sicher schon gehört hast, bin ich jetzt Lehrerin für die Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts. Ansonsten hast du sicher auch schon einiges über mich, wie zum Beispiel meine Beurlaubung im letzten Jahr, durch die Gerüchteküche erfahren."
"Was machst du denn mitten an einem Unterrichtstag im Ministerium?"
Violet erzählte ihm von der bevorstehenden Anhörung.
"Oh Mädchen", sagte Stan teilnahmsvoll, "du scheinst aber in der letzten Zeit das Pech magisch anzuziehen."
"Wie geht's bei dir?", wechselte Violet das Thema.
"Alles bestens", antwortete Stan mit einem strahlenden Lächeln, "ich bin, wie du sicher mitbekommen hast, im Mai zur Abteilung für magische Strafverfolgung versetzt und befördert worden. Ich habe, schon während meiner Zeit als Auror viele Vorschläge hinsichtlich der Effektivierung der Bewachung der Gefangenen gemacht. Leider hat man nicht schon früher auf mich gehört, aber jetzt tut man es endlich. Ich habe schon lange die Meinung vertreten, dass es ein schwerer Fehler war, sich zu sehr auf die Dementoren zu verlassen."
"Bis jetzt scheinen deine Methoden aber noch nicht besonders erfolgreich zu sein", erwiderte Violet, "wenn man bedenkt, dass euch die Todesser immer wieder reihenweise entwischen."
"Schon", Stan nippte nachdenklich an seinem Whiskey, "aber du kannst auch nicht erwarten, dass man von heute auf morgen das gesamte System umstellen kann. Glaub mir, spätestens in drei Monaten wird keiner mehr abhauen." Stan beugte sich zu Violet herunter und flüsterte verschwörerisch: "Wir haben die Überwachungssysteme, an denen du damals in der Mysteriumsabteilung auch mitgearbeitet hast, weiter ausgetüftelt und bald kommen sie zum Einsatz." Stan lehnte sich befriedigt in seinem Stuhl zurück.
"Und was macht deine Familie?", fragte Violet.
"Auch bestens. Ich bin einfach rundherum zufrieden. Steve und Mandy besuchen jetzt beide die Muggel-Grundschule und Corina arbeitet seit gestern wieder halbtags im Ministerium."
"Das freut mich", sagte Violet. 'Nu komm endlich zur Sache', schalt sie sich innerlich, 'spätestens in zehn Minuten musst du dich auf den Weg zu der Anhörung machen und du bist noch keinen Schritt weiter. Zu Smalltalk ist jetzt keine Zeit!'

Als hätte Stanley ihre Gedanken gelesen, blickte er seine ehemalige Kollegin mit einem verschmitzten Lächeln an und sagte: "Violet, nun komm endlich raus damit. Ich seh dir doch an der Nasenspitze an, dass du nicht nur hier hergekommen bist, um mit mir Neuigkeiten über Beruf und Familie auszutauschen."
"Du kennst mich einfach zu gut, Stan", erwiderte Violet, ebenfalls lächelnd, "ja, du hast recht, ich will wirklich was von dir: Bei unserer Freundschaft, Stan, und allem, was wir schon miteinander erlebt haben, bitte ich dich darum, mit niemandem über das zu sprechen, was ich dir jetzt erzähle, auch dann nicht, wenn du nicht auf meine Bitte eingehen solltest."
"Is doch klar, Mädchen", brummte Stan. Alle Tische in dem Raum waren voll besetzt, so dass sie nicht befürchten mussten, dass sich irgendjemand für ihr Gespräch interessieren beziehungsweise zufällig etwas davon mitbekommen könnte. "Ich habe den Verdacht", begann Violet vorsichtig, "dass einer meiner Kollegin in Hogwarts für Voldemort arbeitet."
Stanley blickte Violet erwartungsvoll, aber auch etwas ungläubig an.
"Ich habe den Verdacht, dass Severus Snape ein doppeltes Spiel spielt."
"Violet", sagte Stan bedächtig, "ich kann diesen schmierigen Kerl auch nicht leiden, aber er ist doch damals freigesprochen worden."
"Ja, ich weiß", erwiderte Violet ungeduldig, "weil sich Dumbledore für ihn verbürgt hat. Aber was, wenn er in Wahrheit immer noch ein Todesser ist? Wenn er nur so tut, als wäre er auf unserer Seite?"
"Was soll ich denn deiner Ansicht nach tun, soll ich ihn aufs gerate Wohl festnehmen lassen?"
"Bitte hör mich zu Ende an, Stanley. Wie ich dir vorhin erzählt habe, war ich bei der Aurorengruppe, die den Hogwartsexpress begleitet hat. Voldemort muss gewusst haben, in welchem Wagen der junge Potter saß. Als der Junge aus dem Zug ausstieg, tauchten die Dementoren gleich an der richtigen Stelle auf."
"War Snape denn auch im Zug?"
"Nein, aber ich gab die Information, in welchem Wagen sich Potter befand, an Dumbledore weiter, nachdem der Zug Kings Cross verlassen hatte und Dumbledore hat einige Lehrer darüber informiert, für den Fall, dass wir Hilfe brauchen würden." Violet war gezwungen, die Wahrheit etwas zu verbiegen, denn sie durfte nicht mit Stanley eigenmächtig über die Aktivitäten des Ordens sprechen. "Außerdem", fuhr Violet fort, "ist da noch die Sache mit dem geplanten Angriff der Todesser auf das Ministerium, der dann doch nicht stattgefunden hat, weil Voldemort offenbar Wind von den Verteidigungsplänen des Ministeriums bekommen hat."
"Woher weißt du von dieser Sache?"
"Eine frühere Kollegin hat mir davon erzählt", log Violet, "ich denke einfach, dass Snape so tut, als wenn er für unsere Seite spioniert, dass aber seine wahren Loyalitäten bei Voldemort liegen. Und jetzt komme ich endlich zur Sache, Stanley: in deiner Position dürfte es doch für dich nicht schwer sein, mir Snapes Strafakte von damals zu besorgen. Ich möchte die Akte einmal durchgehen, weil ich das Gefühl habe, ich könnte irgendeinen Hinweis darin finden."
Stanley zog scharf den Atem ein: "Natürlich könnte ich dir eine Kopie der Akte besorgen, aber dir ist doch wohl klar, dass mich das meinen Job kosten kann, wenn's herauskommt."
"Ich traue dir so viel Scharfsinn zu, dass du das zu verhindern weißt, Stanley."
Stanley sah sie immer noch zweifelnd an: "Du weißt, dass es mir schwer fällt, dir eine Bitte abzuschlagen, Mädchen, aber ich glaube, das Risiko in dieser Sache ist größer, als der eventuelle Nutzen."
Violet nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Teetasse. Ihr blieb keine andere Wahl. Sie musste ihren letzten Trumpf ausspielen, obwohl ihr klar war, dass sie sich damit aufs Glatteis begab. Violet konnte nur hoffen, dass Stanley wirklich Stillschweigen über ihr Gespräch bewahren würde. "Professor Dumbledore hat eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit dem Sicherungssystem von Hogwarts beschäftigen soll. Snape gehört dieser Gruppe an. Ich brauche dir wohl nicht zu erklären, wie viele unschuldige Kinder leiden müssen, wenn Snape auf der falschen Seite steht und Voldemort unsere Sicherheitssysteme verrät. Du hast selbst zwei kleine Kinder, Stanley. Überleg einmal, ob du immer noch der Meinung bist, dass das Risiko höher, als ein eventueller Nutzen ist."
Stanley seufzte und sah Violet gequält an: "Also gut, ich werde dir eine Kopie der Akte machen. Komm nach deiner Anhörung noch einmal hierher, bevor du wieder nach Hogwarts zurückkehrst, ich werde hier auf dich warten."
"Danke, Stanley", sagte Violet erleichtert, "ich wusste, dass du mich verstehen würdest."

***



Fünf Minuten später stand Violet im Vorzimmer der Leiterin der Disziplinarabteilung.
"Sie müssen warten, bis die Erste Untersekretärin und Abteilungsleiterin bereit ist, Sie zu empfangen", sagte eine ältliche Sekretärin mit wasserstoffblond gefärbten Haaren in leicht näselndem Ton. Sie hatte ein ausdrucksloses Porzellanpuppengesicht, bei dessen Anblick Violet das seltsame Gefühl überkam, die dicke Schminkschicht müsste bei der kleinsten Bewegung ihrer Gesichtsmuskeln Risse bekommen. Nachdem die Sekretärin Violet diese Auskunft gegeben hatte, ließ sie sie einfach stehen und begann, einen dicken Stapel Pergamentrollen zu sortieren, der auf ihrem Schreibtisch lag.

Violet begann, im Zimmer auf- und abzugehen. Nirgends stand ein Stuhl, auf den sie sich hätte setzen können. 'Das ist typisch Umbringe', dachte die Exaurorin wütend, 'die hässliche Kröte will ihre Überlegenheit ausspielen. Ich darf mich bloß nicht provozieren lassen und die Beherrschung verlieren, das will die doch nur.'
Es war bereits zehn nach zwei, als plötzlich Dolores Umbridges zittrige, mädchenhaft hohe Stimme magisch verstärkt mitten im Raum ertönte: "Sie können jetzt die Beschuldigte hereinschicken, Audrey."
"Gehen Sie hinein", sagte die Porzellanpuppe und zeigte auf eine Tür.
"Wird auch Zeit", murmelte Violet ungehalten vor sich hin, "ich habe heute noch etwas anderes vor."
"Es steht Ihnen nicht zu, Kritik an dem Verhalten der Abteilungsleiterin zu äußern", sagte die Sekretärin mit ihrer leicht näselnden Stimme und machte eine tadelnde Geste mit ihrer rechten Hand, so, als würde sie ein ungezogenes Kind zu Recht weisen. "Und jetzt gehen Sie endlich hinein, man lässt die Abteilungsleiterin nicht warten."


Violet atmete tief durch und betrat das Büro von Dolores Jane Umbridge. Die Inhaberin des Büros saß hinter ihrem Schreibtisch, ein zuckersüßes Lächeln auf ihren Lippen. "Guten Tag, Professor Fenwick", flötete sie, "ich danke Ihnen, dass Sie die Güte hatten, meiner Einladung zu folgen. Bitte, nehmen Sie Platz." Sie streckte einen dicken Wurstfinger aus und zeigte auf einen unbequem aussehenden niedrigen Holzstuhl mit steiler Rückenlehne, der vor dem wuchtigen Schreibtisch stand.
Violet setzte sich und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Außer ihr und Umbridge befanden sich noch Dawlish, der selbstgefällig mit einer Feder spielte, und eine junge, unscheinbare Protokollführerin, die wohl gerade erst die Schule verlassen hatte, im Zimmer.
"Nun lassen Sie uns zur Sache kommen", fuhr Umbridge fort, ihr Lächeln war womöglich noch eine Spur süßlicher geworden, "schließlich will ich nicht dafür verantwortlich sein, dass Ihre Schüler auf Sie warten müssen." Sie warf der Protokollführerin einen auffordernden Blick zu, woraufhin diese sofort eifrig zu schreiben begann.

"Professor Violet Verbena Fenwick, Ihnen wird zur Last gelegt, dass Sie am Sonntag, dem ersten September während eines Einsatzes als Mitglied eines Aurorenteams auf dem Bahnhof von Hogsmeade die Dienstpflichtverletzung der Befehlsverweigerung und des eigenmächtigen Handelns begangen haben." Dolores Umbridge machte eine Pause und tupfte sich mit einem rosa Spitzentaschentuch geziert die Nase.

"Ich habe eine derartige Dienstpflichtverletzung nicht begangen", sagte Violet mit fester Stimme, "die Mission ist erfolgreich..."
"Chrm, Chrm", ließ Dolores Umbridge ein kleines hüstelndes Räuspern vernehmen. "beendet worden", fuhr Violet fort, ohne das Räuspern zu beachten. "Wir haben sieben Todesser unschädlich gemacht, die Dementoren vertrieben und Potter ist sicher in Hogwarts angekommen."

"Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Wort erteilt zu haben", sagte Umbridge mit einem leicht tadelnden Unterton, was sich bei ihrer zittrigen Kleinmädchenstimme irgendwie lächerlich anhörte.

"Und ich war der Meinung, dass ich hierher bestellt wurde, um meinen Standpunkt in der Angelegenheit darzustellen."

"In § 5 der Disziplinarordnung ist eindeutig bestimmt, dass die Leiterin der Disziplinarabteilung - und das bin ich - oder eine von ihr beauftragte Person die disziplinarische Anhörung bei Dienstpflichtverletzungen leitet. Ich wünsche nicht, unterbrochen zu werden. Antworten Sie bitte nur auf meine Fragen, ja?" Violet verkniff sich eine weitere Antwort. Eine weitere Diskussion würde nur unnötig Zeit kosten und wäre völlig sinnlos, da Umbridge nun mal im Augenblick die bessere Position hatte.

"War Jeremy Dawlish bei besagtem Einsatz Leiter des Teams?" Der Gesichtsausdruck von Dolores Umbridge erinnerte Violet nun an eine Kröte, die begierig darauf ist, gleich ein besonders fettes Insekt zu verspeisen.
"Ja, aber..."
"Hat er Ihnen den ausdrücklichen Befehl erteilt, im Fall eines Angriffs, sei es im Zug oder auf dem Bahnhof, für die Sicherheit der Schüler zu sorgen?"
"Ja, schon, aber..."
"Haben Sie auf dem Bahnhof in Hogsmeade die aus dem eindeutigen Befehl von Mr. Dawlish resultierende Aufgabe, den Abtransport der Schüler in den Kutschen zu überwachen, übernommen?"
"Nein, aber ich..."
"Dann ist die Angelegenheit doch eindeutig geklärt." Umbridge machte nun ein Gesicht, als hätte sie die fette Beute nun endlich verspeist. "Einen klareren Fall von Befehlsverweigerung kann ich mir kaum vorstellen. Ich bitte Sie nun um eine Äußerung, Mr. Dawlish."

Dawlish verbeugte sich leicht vor der Leiterin der Abteilung für Disziplinarangelegenheiten, bevor er zu sprechen begann: "Ich war mir völlig darüber im Klaren, welch wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe mir der Minister mit der Leitung dieser Mission übertragen hatte. Da habe ich mir natürlich genau überlegt, wen von meinen Untergebenen ich mit welcher Aufgabe betraue. Mit Rücksicht darauf, dass Violet Fenwick wegen ihrer Schwangerschaft und späteren Beurlaubung schon seit längerem an keinem aktiven Einsatz mehr Teil genommen hat, habe ich sie mit der Beaufsichtigung der Schüler beauftragt. Ich konnte schließlich nicht riskieren, jemanden, der nicht voll einsatzfähig ist, in erster Linie im Kampf einzusetzen."

"Dann frage ich Sie, Dawlish", sagte Violet mit leiser Stimme, jedoch jede Silbe betonend, "wo Sie gesteckt haben, als die Dementoren auftauchten. Ich konnte doch gar nichts anderes tun, als einzugreifen. Hätte ich etwa zusehen sollen, wie sie Potter in die Enge trieben, nur um Ihren dämlichen Befehl zu befolgen?"

"Das tut hier nichts zur Sache", sagte Dolores Umbridge, "es geht hier nur darum, dass Sie einem eindeutigen Befehl zuwider gehandelt haben."
"Darf ich noch etwas ergänzen, Abteilungsleiterin?" Dawlish blickte Umbridge fragend an.
"Aber natürlich, wenn es sachdienlich ist."
"Ich möchte noch darauf hinweisen, dass meine Zweifel an der Kampfkraft von Violet Fenwick durchaus berechtigt waren. Sie hat im entscheidenden Augenblick vergessen, mit Antiapparationszaubern zu arbeiten, was beinahe zur Folge gehabt hätte, dass die Todesser ihr Ziel, Potter zu entführen, erreicht hätten."

"Dann frage ich Sie noch einmal, Sie kampferfahrener Held. Wo waren Sie denn im entscheidenden Augenblick des Kampfes?" Violet hatte Mühe, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, so wütend war sie inzwischen.
"Und ich sage Ihnen noch einmal", erwiderte die Abteilungsleiterin und kostete dabei jedes Wort genüsslich aus, "dass das hier überhaupt nichts zur Sache tut. Sie haben mit Ihrer Aktion grob fahrlässig gehandelt und dabei Harry Potter, dessen Sicherheit und Wohlergehen uns doch wohl allen ein wichtiges Anliegen ist, unnötigerweise in Gefahr gebracht."

"Das sagen ausgerechnet Sie", schrie Violet nun, jeglichen Vorsatz der Zurückhaltung außer Acht lassend, "Sie, die vor gut einem Jahr keinerlei Skrupel hatten, Dementoren auf den Jungen zu hetzen."

"Stopp", kreischte Umbridge, "das hier gehört nicht ins Protokoll! Hören Sie sofort auf, zu schreiben und streichen die letzten Sätze!"
Die Protokollführerin, die bis jetzt eifrig geschrieben hatte, ließ verängstigt die Feder sinken.
"Nehmen Sie diese Anschuldigung sofort zurück, Fenwick", zischte Umbridge böse.

"Warum sollte ich? Wie mir kürzlich erst zu Ohren gekommen ist, sollen Sie ja sogar Ihre Tat am Ende des letzten Schuljahres vor einer Gruppe von Schülern selbst zugegeben haben."

"Schweigen Sie! Dieses Thema ist nicht Gegenstand unserer Erörterung am heutigen Tag. Ich denke, die Angelegenheit ist ausreichend geklärt, so dass wir jetzt zum Schluss kommen können. Angy, das ist jetzt wieder fürs Protokoll:
Professor Violet Verbena Fenwick. Die heutige Anhörung hat zur Überzeugung der Unterzeichnenden - und das bin ich - eindeutig ergeben, dass die gegen Sie erhobenen Anschuldigungen zutreffend sind. Sie werden wegen Befehlsverweigerung und eigenmächtigem Handeln einen Eintrag in Ihrer Personalakte erhalten. Ihnen steht natürlich noch innerhalb von zwei Wochen, nachdem Ihnen das Protokoll zugestellt wird, ein Beschwerderecht direkt beim Minister zu.
Möchten Sie abschließend noch eine Anmerkung machen?"

"Bei Ihrer Voreingenommenheit und Verbohrtheit wäre das reine Zeitverschwendung", antwortete Violet bitter, "dann kann ich ja jetzt wohl gehen und meine Zeit mit sinnvolleren Dingen verbringen."

"Tragisch, tragisch", sagte Umbridge mit einem falschen Lächeln und begann, theatralisch in einem vor ihr auf dem Schreibtisch liegenden Pergamentstapel zu blättern, "Ihre Kariere hat so vielversprechend begonnen, all die Jahre, und nun? Innerhalb kurzer Zeit mehrere unvorteilhafte Einträge in der Personalakte. Wirklich bedauerlich. Und da ist noch etwas, was ich - zu Ihrem eigenen Besten - nicht unerwähnt lassen möchte: Für Ihre Tätigkeit als Lehrerin wäre es sicherlich nicht zum Nachteil, wenn Sie einen solideren Lebenswandel führen würden, ich meine, schon allein wegen der Vorbildfunktion, die Ihr jetziger Beruf mit sich bringt. Mir hat sich da die Frage gestellt, warum die Eule, die Ihnen am Montagabend meine Vorladung überbracht hat, Ihnen den Brief erst weit nach Mitternacht übergeben konnte?"

"Ich wüsste nicht, was Sie mein Privatleben angeht", sagte Violet mit schneidender Stimme, "und ich werde mir vorbehalten, rechtlich überprüfen zu lassen, ob Sie überhaupt die Befugnis haben, Eulen mit Spionagezaubern zu verhexen, um im Privatleben anderer Leute herumzuschnüffeln."

"Aber meine Liebe", Umbridge hatte ihr süßestes Lächeln aufgesetzt, "ich habe nicht aus Neugierde, sondern aus Besorgnis um Sie gehandelt. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie mit Ihrer Aufgabe als Mutter eines unehelichen Sohnes und als Lehrerin nicht einfach überfordert sind."

"Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten", sagte Violet mit vor Wut bebender Stimme und erhob sich, "ich gehe davon aus, dass die Anhörung jetzt beendet ist."

"Ich beende die Anhörung. Aber, wenn Sie keinen wohlgemeinten Rat von mir annehmen möchten, Bitte sehr. Dawlish, begleiten Sie sie hinaus."

Violet hatte das Gefühl, gleich ersticken zu müssen, wenn sie noch länger in diesem Raum blieb. Ohne Dawlish, der diensteifrig aufgesprungen war und ihr einen Arm hinhielt, zu beachten, rauschte sie aus dem Büro der Abteilungsleiterin und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Violet bebte vor ohnmächtiger Wut, als sie weiter durch das Vorzimmer hastete.

"Hoppla, nicht so eilig, junge Frau! War's so schlimm da drin?" Arthur Weasley stand vor Violet und hielt ihre Schulter. "Du hättest mich ja fast über den Haufen gerannt."

"Tut mir leid, Arthur! Aber was machst du denn hier?"

"Das gleiche, wie du, vermutlich, ich bin der nächste Delinquent."

"Was hat die Kröte denn gegen dich?" Violet wunderte sich schon, dass die wasserstoffblonde Porzellanpuppe bei dieser Respektlosigkeit nicht eingriff, doch stellte sie fest, dass die Sekretärin gar nicht im Zimmer war.

"Tja", sagte Arthur mit einem breiten Grinsen, "ich hatte da so ne Kaffeetasse beschlagnahmt, die so verhext war, dass sie sich in der Nasenspitze desjenigen verbissen hat, der aus ihr trinken wollte. Dann begann die Tasse, wilde Freudenschreie auszustoßen und sich immer wilder zu drehen. Ich hatte das Ding noch in meinem Büro stehen, weil ich mir irgendwie in den Kopf gesetzt hatte, den Zauber zu brechen. Das Muster auf der Tasse hat mir so gut gefallen und ich wollte sie Molly mitbringen. Doch dann kam letzten Donnerstag mein Chef zu mir zu einer längeren Besprechung und ich hab ihm 'ne Tasse Kaffee angeboten. Er hat aus Versehen die verhexte Tasse genommen. Als ich das bemerkt habe und ihn warnen wollte, war es schon zu spät. Hinterher sah seine Nase aus, wie ein spiralförmig verdrehter Haselstrauch und er musste von einem Medi-Zauberer behandelt werden. War aber nicht schlimm, in fünf Minuten war die Nase wieder hergestellt."

"Aber das war doch ein Unfall, das ist doch kein Grund für ein Disziplinarverfahren."

"Leider versteht Jones keinen Spaß und er hat die Sache persönlich genommen, hat mich ohnehin auf dem Kieker."

"Hast du die Tasse noch, Arthur? Ich würde sie mir gerne mal ausleihen. Wäre doch nett, sie Snape anzubieten."

"Violet", sagte Arthur tadelnd, "findest du nicht auch, dass du inzwischen entschieden zu alt für dumme Schülerstreiche bist? Außerdem hat Jones die Tasse gleich mitgenommen und sie wurde unwiederbringlich zerstört."
"Schade", sagte Violet.

"Arthur Weasley", ertönte Umbridges magisch verstärkte Stimme im Raum.
"Ich muss in die Höhle des Löwen oder sagen wir lieber, in das Loch der Kröte. Tschüss bis bald."

"Viel Glück, Arthur und bestell Molly einen lieben Gruß von mir."

***



Nachdem Violet gegangen war, bestellte sich Stanley noch einen Whiskey. Er musste noch einmal über das, was er eben gehört hatte, in Ruhe nachdenken, bevor er sich auf den Weg in sein Büro machte. War es wirklich richtig gewesen, Violet zu versprechen, ihr Snapes alte Strafakte zu besorgen? Sicher, bei genauer Überlegung war das Risiko, dass die Sache heraus kam, sehr gering, doch man konnte nie wissen. Außerdem hatte Stan seine Zweifel, ob an der Sache überhaupt etwas dran war. Dumbledore wusste sicherlich, was er tat, wenn er Snape eine derart verantwortungsvolle Aufgabe übertrug. Stanley kannte Violet schon sehr lange und das Mädel war schon immer übertrieben misstrauisch gewesen und neigte dazu, Gespenster zu sehen. Nun ja, vielleicht wäre er genauso, wenn er das erlebt hätte, was sie schon in frühester Jugend hatte erleben müssen. Andererseits - wenn doch etwas an der Sache dran war? Wenn durch irgendeinen dummen Zufall dann offenbar würde, dass er etwas gewusst hatte, hätte handeln können und es nicht getan hatte, würde dies sicher nicht gerade förderlich für seine Karriere sein.

Auf einmal kam Stanley ein blendender Einfall. Ein selbstzufriedenes Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. Warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Er würde, wie versprochen, Violet die Akte besorgen, aber gleichzeitig würde sich Stanley absichern, indem er mit seiner Vorgesetzten, der Leiterin der Abteilung für magische Strafverfolgung, sprach. Amelia Bornes würde sicherlich für vernünftige Argumente zugänglich sein und sein Wort galt etwas bei ihr. Wenn Snape die Sicherungssysteme von Hogwarts kannte und auf der falschen Seite stand, wäre das eine Katastrophe. Es wäre deshalb also kein Schaden, wenn Snape jemand, der ständig in seiner Nähe war, ein bisschen auf die Finger schaute. Und Violet hatte sich ja selbst für diesen Job angeboten. Wenn sich herausstellen sollte, dass Violet Recht hatte, wäre Stan der Mann der Stunde, weil er vorausschauend richtig gehandelt hatte. Wenn nicht, würde die Angelegenheit einfach im Sande verlaufen. Und selbst, wenn dieser Snape auf der richtigen Seite stand und einmal in die Hände der dunklen Seite fallen sollte, war die Information, dass er in die Sicherungs- und Schutzsysteme Hogwarts eingeweiht war, sehr wichtig für das Ministerium.

Stanley würde Violet gegenüber nicht erwähnen, dass er mit seiner Vorgesetzten sprechen würde. Er wollte sie nicht unnötig beunruhigen, denn Stanley war sicher, dass Violet ihre Befugnisse überschritten hatte, als sie ihm erzählt hatte, dass Snape in dieser Arbeitsgruppe war. Stan verspürte leichte Gewissensbisse, wenn er an den Vertrauensbruch Violet gegenüber dachte, doch schob er sie energisch beiseite. Er gab sich selbst eine Rechtfertigung damit, dass sein handeln absolut vernünftig war. Schließlich musste er auch an seine Karriere und seine Familie denken. Aller Wahrscheinlichkeit nach war an der Sache ohnehin nichts dran. Als er an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, erhob sich Stanley zufrieden mit sich selbst, bezahlte die Rechnung und machte sich auf den Weg zum Ministerium.


 Kapitel 8

 Kapitel 10

 

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