Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 8: Hindernislauf



Nachdem Stella beim Abendessen von Dumbledore vorgestellt worden war, füllte sich vor ihr die Tafel mit allerlei Köstlichkeiten. Sie hatte allerdings keinen Hunger. Sie fragte sich die ganze Zeit, was Snape ihr aufbrummen würde!

Ihr Blick schweifte an den Lehrertisch und sie musterte die ganzen Lehrer, die an der Tafel saßen. Dumbledore saß in der Mitte, links neben ihm eine ältere Dame mit einem spitzen Hut, die zwar streng aussah, jedoch auch etwas Gütiges an sich hatte. Neben ihr saß ein ziemlich durchsichtiger Zauberer, anscheinend ein Geist und daneben Snape!

Er blickte allerdings nicht sehr düster drein. Im Gegenteil. Irgendwie zeichnete sein Gesicht ein zufriedenes Lächeln. Sie war sich fast sicher, dass er sich gerade ausmalte, was er ihr alles aufbrummen würde.

Stella sah, wie er gerade an einem Maiskolben aß und seinen Blick durch die Halle schweifen ließ. Dieser erreichte auch irgendwann den Slytherin-Tisch und somit auch sie.

Als er Stella erblickte, umspielte immer noch dieses Lächeln seine Lippen. Allerdings war dies ein sehr zynisches Lächeln und Stella erschauderte einen Moment.

Sie schob ihren Teller von sich. Nun war ihr entgültig das bisschen Hunger, das sie hatte, vergangen. Sie sah sich an ihrem Tisch um und fand, dass dort ziemlich düster dreinblickende Schüler saßen. Ein kleiner Dicker und ein großer Dicker starrten Stella die ganze Zeit an. Eine Weile hatte sie sich das gefallen lassen. Inzwischen hatte sie aber wirklich genug davon, so angestiert zu werden und begann zu sprechen:

"Sehe ich aus, als ob ich vom Mars sei?

Der Eine starrte sie immer noch an, und der Andere begann zu reden.

"Nein", sagte er grimmig, "du siehst nur so aus, als ob du nicht zu uns passt!"

"Na und?", erwiderte sie sauer, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass sie das auch fand und fragte die beiden wer sie seien.

"Crabbe und Goyle!"

"Vornamen gibt es bei euch wohl nicht, wie? Ach, ihr braucht sie mir gar nicht zu sagen, ich habe nicht die Absicht, mich sonderlich viel mit euch abzugeben!"

Die beiden starrten sie verdutzt an und eigentlich würde jetzt, wenn er da wäre, Draco mit Sicherheit eine schöne Bemerkung loslassen, aber dieser war nicht da und so beschloss Grabbe ihn so gut wie möglich nachzuäffen.

"Warts nur ab, du ....." Ihm fiel kein Wort ein, mit dem er sie beleidigen konnte und sagte dann weiter: "Wir werden uns schon noch sprechen, alleine! Und dann wünschst du dich nur noch nach Hause zurück!" Jedoch bekam er keine drohende Stimme hin und irgendwie Klang eine Drohung aus seinem Mund einfach nur lächerlich!

Stella musste sich ein Lachen verkneifen. Der Kerl war ja eine Witzfigur par Exellence!

Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass Snape hinter sie getreten war. Erst als seine Stimme ertönte, zuckten alle zusammen.

"Mr. Crabbe, 10 Punkte Abzug für Slytherin wegen Bedrohung einer Hauskameradin!" Er warf Crabbe einen äußerst bösen Blick zu, der diesen erblassen ließ.

"A-aber Sir, sie können doch nicht MIR ...!"

"Was ich kann, bestimme noch immer ich selbst! Seien Sie also gewarnt!", sagte er mit besonders eisiger Stimme.

Stella sah Snape verwundert an. 'Er nimmt mich in Schutz? Warum, um alles in der Welt, tut er das?' Sie konnte darauf keine Antwort finden, fand es jedoch äußerst befriedigend, da dieser Crabbe wohl nun ruhig sein würde!

Er wand sich nun an Stella und warf ihr einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte, drehte sich um und war verschwunden.

Da Stella immer noch nicht wusste, wo sich sein Büro befand und da sie befürchten musste, dass sie an diesem Tisch dazu auch keine Antwort bekommen würde, stand sie eilig auf und folgte Snape in gebührendem Abstand. So würde sie am schnellsten sein Büro finden. Sie hoffte, dass er sich nun auch unverzüglich dort hin begab und sah, dass Snape schnell um eine Ecke lief und auf der rechten Seite hinter einer Tür verschwand.

'Hmm', dachte sie, 'dass wird dann wohl der Kerker sein!'

Stella lief vor die Tür hin und klopfte an.

Nichts.

"Komisch, wieso ruft er nicht herein?"

Sie klopft wieder.

Immer noch nichts.

Entschlossen öffnete sie die Tür und stand - im Herrenklo!

"Oh, Gott!" Sie schlug sich die Hand vors Gesicht und wollte unverzüglich den Rückzug antreten. Da die Tür hinter ihr allerdings zugefallen war, verfehlte sie den Griff und sah mit Entsetzen, wie sich die eine Toilettentür öffnete und Snape heraustrat und sich gerade seinen Umhang glatt stricht.

Severus fühlte sich irgendwie beobachtet. 'Auf der Toilette?', schalt er sich. Wer sollte ihn hier schon beobachten! Die maulende Myrte etwa?

Er war gerade aus der kleinen Zelle herausgetreten und nahm in seinen Augenwinkeln eine Person wahr, die an der Eingangstür stand.

Severus blickte auf und starrte Stella verdutzt an.

"Was machen Sie hier auf der Herrentoilette?", fuhr er sie wütend an. "Bin ich Ihnen etwa so ans Herz gewachsen, Miss Maris, dass Sie mich sogar bis hierher verfolgen müssen?", fragte er sie sarkastisch.

Stella entkam nur ein: "Ähhh .... V-Verlaufen!"

Endlich hatte sie den Türgriff erwischt und stürzte nach draußen. Schräg gegenüber war eine Nische. Unterhalb des großen Fensters verkroch sie sich, peinlich berührt, in ein schattiges Eck.

Sie schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. 'Nie wieder, wirklich nie wieder kann ich diesem Mann unter die Augen treten! NIE!' "Oh, Gott, das ist so peinlich!" Sie stöhnte auf und spürte entsetzt, dass jemand neben sie getreten war.

'Ich will gar nicht wissen, wer es ist!', dachte sie matt, wusste aber, dass es nur er sein konnte.

Sie war rot angelaufen. Bis unter die Haarspitzen.

Zum wiederholten Male spürte sie Snapes Hand an ihrem Oberarm, der sie hochzog.

Stella konnte ihm nicht in die Augen schauen.

"Jetzt stellen Sie sich nicht so dumm an, Miss Maris!", vernahm sie seine tiefe Stimme. "Glauben Sie mir," sagte er verächtlich. "Ich werde sicherlich niemandem von unserem Tête à tête auf der Toilette berichten!"

Als Antwort entfuhr Stella nur ein "Hmpf ....!" Angesichts der Tatsache, dass Snape sie erwischt hatte, wie sie ihm gefolgt war, hatte sie ihre Stimme verloren.

"Und jetzt folgen Sie mir!", sagte er bestimmend, fuhr mit wehendem Umhang herum und lief davon.

Bedrückt schlich Stella hinter ihm her. Würden die Peinlichkeiten, die sie beide miteinander austauschten, denn niemals ein Ende nehmen? Verängstigt lief sie hinter ihm her und musste zu ihrer Überraschung feststellen, dass er an einem Treppenabsatz auf sie gewartet hatte.

Severus beobachtete sie, wie sie da, ohne ihn anzuschauen, zu ihm lief. Ihm war klar, dass ihr dies äußerst peinlich war. Er dachte an seine ganzen Peinlichkeiten, die auf der Reise passiert waren und war der Meinung, dass sie allmählich mal quitt sein müssten mit all den Hindernissen, die sie erlebt hatten.

Severus wusste nicht warum er es tat, doch er trat zur Seite und ließ ihr den Vortritt, die Treppen zu seinem Kerker hinunterzugehen.

Stella mied verlegen seinen Blick und betrat die Treppe. Sie war einige Stufen hintergelaufen und bemerkte mit Verwunderung, dass eine der Stufen unter ihr nachgab.

Stella sank tiefer und tiefer.

"Was, um Himmelswillen ist das?" Sie schrie entsetzt auf.

Snape, der ihr in dem halbdunklen Kerker dicht gefolgt war, hatte nun ebenfalls die Stufe erreicht. Er hatte völlig vergessen, dass es hier ja die Trickstufen gab, die einsanken. Leider war auch er, aus versehen, auf die selbe Stufe getreten, da Stella so abrupt gestoppt hatte. Nun sank auch er mit einem Bein ein.

"Das kann doch nicht wahr sein!", entfuhr es ihm wütend.

Stella, die ihr Gleichgewicht verloren hatte, griff nach dem nächstbesten Halt und dieser war nun mal Snapes Oberkörper!

Sie klammerte sich panisch an ihn und schrie entsetzt: "WAS ist das hier?"

Entsetzt fuhr es ihr in den Kopf, dass sie hier nun sterben würde. Verschlungen von einer Treppenstufe! Mit dem Menschen, den sie am meisten hasste!

England war ein Fiasko! Dieser Schüleraustausch war dem Untergang geweiht! Im wahrsten Sinne des Wortes.

Severus hatte nun auch seine Arme um ihren Oberkörper gelegt und drückte sie fest an sich, weil er so verhindern wollte, dass sie noch mehr herumstrampelte und noch tiefer einsank.

Sein Mund war dicht an ihrem Ohr und er flüsterte ihr mit ruhiger Stimme zu: "Bleiben Sie ganz ruhig, bitte bleiben Sie ruhig, ich werde uns schon wieder aus dieser misslichen Lage befreien!

Er roch ihr Haar. Es war immer noch ein schwacher Duft von Lavendel darin und unwillkürlich wurde er wieder an das Ereignis des Vortags erinnert, als sie ihm schon einmal so nah war.

'Am liebsten würde ich sie wieder ..!' Er riss sich zusammen und verjagte den absurden Gedanken. Stella hatte wirklich aufgehört sich zu bewegen. Sie war nicht mehr fähig dazu. Er hatte sie fest an sich gepresst und ihr Gesicht ruhte zwischen seinem Hals und Kopf.

Sie spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Sie fühlte, wie die Ader in seinem Hals pulsierte. Und wieder vernahm sie seinen herben Geruch, gegen den sie so machtlos war. Sie hatte alles um sich herum vergessen. Sie vergaß, in welcher misslichen Lage sie sich befand. Sie war einfach nur eingehüllt von ihm.

Auch Severus hielt sie einen Moment länger fest als nötig, kam jedoch dann wieder zur Vernunft und drückte sie von sich weg.

"Ich werde jetzt versuchen, uns aus dieser misslichen Lage zu befreien! Einverstanden?", knurrte es leise an Stellas Ohr.

Sie nickte schwach.

Severus griff vorsichtig nach seinem Zauberstab, zielte ihn auf das Treppengeländer und sprach einen Zauberspruch, bei dem sich der Stab in ein Seil verwandelte und sich um das Geländer schlang. Er zog zuerst sich aus der Stufe heraus und griff dann Stella fest unter die Arme und zog sie nach oben.

Zitternd lehnte sich Stella, als sie endlich wieder festen Boden unter sich spürte, an die Wand. Snape lehnte an der anderen Seite und blickte sie wieder mit einem unergründlichen Blick aus seinen schwarzen Augen an.

"Ich glaube", sagte er mit belegter Stimme, "wir vertagen Ihr Nachsitzen auf die nächsten Tage! Sie werden mir zustimmen, dass wir wohl beide inzwischen genug voneinander haben!"

Stella war, als sie seine Worte hörte, irgendwie enttäuscht und doch erleichtert, gehen zu können. Sie hatten beide nun genug voneinander!

Sie erlaubte es sich, ihn anzuschauen und schenkte ihm ein vorsichtiges, dankbares Lächeln, nickte ihm zu und lief vorsichtig, immer auf die Stufen achtend nach oben.

Sowohl Snape als auch Stella hatten vergessen, dass sie noch vorgestellt werden sollte. Ihr war es egal! Sie hatte nicht Lust, noch näher mit anderen Slytherins in Kontakt zu kommen. Der unfreiwillige Kontakt zu Snape kostete sie schließlich schon alle Zeit und Kraft.

Sie lief so schnell sie konnte zu ihrem Haus und in das rosa Turmzimmer. Auf einmal war sie unendlich müde und wollte nur noch schlafen. Was sie Minuten später dann auch tat.

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