Sein und Schein

 

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Kapitel 12: Mass für Mass

 


Das gesamte Klassenzimmer war voller Rauch und Dampf. Die Schüler husteten und keuchten.
"Raus hier, alle!" drang die befehlende Stimme des Zaubertranklehrers durch den Nebel. "Jeder vergewissert sich, dass sein Nachbar da ist - und nun raus hier!"
Nach Luft ringend stolperten die Gryffindors und Slytherins halb blind aus dem Raum. Im Flur holten sie erleichtert Luft und verteilten sich an den Fenstern.
Snape versuchte, mit dem Zauberstab den undurchdringlichen Nebel zu lichten. Zwecklos. Sich ein Stück seiner Robe vor das Gesicht haltend eilte er durch die Reihen der nun leeren Bänke auf der Suche nach zurückgebliebenen Schülern. Beinahe stolperte er über einen von ihnen. "Wer, bei Merlin, ist denn das!" schnaubte er. "Potter! - Haben Sie nichts anderes zu tun als mir das Leben schwer zu machen? Ich sagte raus hier!"
"Professor Snape, Neville ist umgekippt und ich -" Harry bekam einen Hustenanfall und sprach nicht weiter. Snape sah auch so, dass Longbottom unter den Tisch gerutscht und offensichtlich nicht bei Bewusstsein war.
"Fassen Sie mit an, Potter!"
Gemeinsam schafften sie den reglosen Jungen hinaus, wo er alsbald wieder zu sich kam.
Der Lehrer strich seine Robe glatt und warf mit einer leichten Kopfbewegung seine Haare zurück. "Longbottom, was haben Sie jetzt wieder angestellt? Verwechseln Sie nicht meinen Unterrichtsraum mit Macbeths Festung. Hier schalte und walte noch immer ich!" blaffte Snape den Jungen an. Seine schwarzen Augen starrten feindselig auf die zusammengeschreckte Gestalt.
"Sir, ich ähm ..." Ron versuchte sich bemerkbar zu machen.
"Was!" schnauzte Snape ihn an.
Ron fuhr zusammen. Er hob vorsichtig die Hand. "Sir, ich wollte nur ..."
"Machen Sie den Mund zu Weasley, Sie entziehen der Luft Sauerstoff!" giftete der Zaubertrankmeister ihn ungehalten an.
Draco und seine beiden Freunde beobachteten vom Flurfenster aus genüsslich die Szene. "Longbottom, dieser Idiot, hat wieder eine seiner unschätzbaren Qualitäten unter Beweis gestellt" feixte der junge Malfoy. "Das wird Punkteabzug geben."
Und in der Tat, schon verteilte Snape Minuspunkte für Longbottom, der den Unterricht wieder zu einem kreativen Erlebnis gemacht hatte, für Potter, der sich noch im Zimmer aufhielt, obwohl er längst hätte draußen sein müssen und für Weasley, der ihm laufend ins Wort fiel.
"Longbottom, Sie werden diese Sauerei in meinem Klassenzimmer nach Ihrem Unterricht wieder beseitigen und dann holen Sie sich von mir Ihre Strafarbeit ab."
Für Neville brach eine Welt zusammen. Blasser als sonst versuchte er einigermaßen Haltung zu wahren. In Gedanken ermahnte er sich zaghaft: Du bist ein Gryffindor! Aber irgendwie half das nicht wirklich. Er fühlte sich noch immer wie ein Todeskandidat. Da trösteten auch die mitleidigen Blicke der anderen Hausgenossen nicht.
"Haben wir uns verstanden?"
"Ja, Sir."
"Der Unterricht ist beendet. Auf Ihre Sachen werden Sie erst mal verzichten müssen. In den nächsten drei Stunden kann keiner den Raum betreten. - Und nun verschwinden Sie alle! - Aus meinen Augen!"
Mit finsterem Blick blieb Snape vor der Tür des Klassenzimmers stehen und sah der schwatzenden Horde von Versagern nach, die ihn zweimal pro Woche heimsuchten. Potters Jahrgang war eine einzige Katastrophe und deren Vorsitzender trug den Namen Longbottom.
Der Zaubertrankmeister gab sich einen Ruck, er musste den benachbarten ehemaligen Unterrichtsraum herrichten, bevor die nächste Klasse kam.

Derweil stiegen Harry, Ron, Hermine und Neville die Stufen zum siebenten Stock hinauf, wo sich der Eingang zum Gryffindor-Turm befand.
"Was hast du denn wieder angestellt?" fragte Hermine kopfschüttelnd. "Ich stand doch daneben. Es lief doch alles gut und es stimmte bis auf die kleinste Unze. Ich versteh das nicht."
Longbottom schniefte vor sich hin und versuchte erst gar nicht nach einer Erklärung zu suchen. Irgendetwas wird schon falschgelaufen sein. Vielleicht hat er ja einmal zu intensiv in den Kessel geschaut? Oder er hatte den Bösen Blick gegen Zaubertränke. Vielleicht wäre es besser, sie würden ihn von der Schule werfen. Alles war besser als Snape wegen einer Strafarbeit zu begegnen.
Mitten in seiner gedanklichen Standpauke bekam er nicht mit, was Ron sagte, bis er gegen Harry stieß, der abrupt stehen geblieben war. Neville hätte ihn fast umgerissen. "Was ist?" fragte er verstört.
"Es war dein Kessel, Ron?" fragte Harry noch einmal nach. "Aber warum hast du es nicht gesagt? Das war nicht schön von dir."
Jetzt verzog Ron ziemlich sauer das Gesicht. "Was glaubst du weswegen ich die 10 Punkte Abzug bekommen habe? Ich versuchte doch der alten Krähe zu sagen, dass es mein Kessel war. Schon vergessen?" Ron intonierte den Zaubertranklehrer "Und 10 Punkte für Weasley, weil der mir laufend ins Wort fällt - Vielleicht halten Sie jetzt endlich den Mund!"
"Heißt das, ich habe diesmal nichts falsch gemacht?"
"Tut mir leid!" Ron legte seinen Arm um Neville. "Es war meine Schuld."

Die Tür zum Klassenraum stand weit offen. Kleine Nebelschwaden hingen noch wie Spinnweben in den Ecken, doch die Luft war wieder klar. Professor Snape sah auf Neville Longbottom, der zaghaft den Raum betrat. Hinter ihm tauchte ein roter Haarschopf auf: Ron Weasley.
"Mister Weasley, ich habe Sie nicht zu dieser Party geladen", bemerkte Snape mit kalter Gelassenheit.
Neville sackte förmlich in sich zusammen und senkte den Kopf. Rons Gesichtsfarbe wechselte zwischen rot und blass hin und her. Wieso hatte er sich von Hermine überreden lassen mit Neville zu gehen, um seine Schuld zu bekennen? Solche Art Patriotismus stand ihm nicht sonderlich - Gryffindor hin, Gryffindor her.
"Ich, also -. Die Sache ist die -. Ich meine - ", stotterte er verlegen.
Der Zaubertrankmeister trat langsam näher und musterte die beiden Schüler mit einem boshaften Blick. "Haben Sie in den letzten Jahren nicht gelernt, in zusammenhängenden Sätzen zu sprechen, Weasley?"
"Es ist wegen Neville -" Die ganze zurechtgelegte Erklärung war wie weggeblasen. Unter Snapes durchdringenden Blicken dehnte sich ein Vakuum in seinem Kopf aus. Unaufhaltsam und alles verdrängend. Endlich würgte er mit dem letzten Rest Vernunft, die ihm blieb, seine Erklärung heraus. "Es war meine Schuld, Sir, mein Kessel hat den Rauch verursacht."
"So?" Snape sah von einem Schüler zum anderen. Longbottom schien sich nur aus reinem Selbsterhaltungstrieb aufrecht zu halten. Seine Hände hatten sich fest in seinen Umhang geklammert, so dass die Knöchel weiß hervortraten. Weasley drohte wohl gleichfalls umzukippen, wenn da nicht die offene Tür in seinem Rücken wäre.
Der Zaubertrankmeister konnte sich ein herablassendes Lächeln nicht verkneifen. "Haben Sie für diesen misslungenen Rettungsversuch Strohhalme gezogen, Weasley?" wollte er wissen. Bevor Ron antworten konnte, machte Snape kehrt und ging zu seinem Pult zurück. "Mir ist das egal. Meinetwegen leisten Sie Longbottom bei diesem hier", er deutete mit dem Arm in die Runde, "Gesellschaft. Und was die Strafarbeit angeht, so findet sich auch eine Aufgabe auf Ihrem bescheidenen Niveau."
"Klasse!" raunte Ron seinem Freund zu. "Ich habe es gewusst, aber Hermine glaubt ja die alte Krähe besser zu kennen. Jetzt sitzen wir beide in der Patsche."
"Was ist?" hörten die beiden Snapes ungeduldige Stimme. "Fangen Sie endlich an. Sie wissen ja schon aus Erfahrung, wo die Putzsachen liegen."

Nach etwa zwei Stunden unter der misstrauischen Aufsicht des Zaubertranklehrers räumten Ron und Neville Eimer und Lappen beiseite. Das Klassenzimmer duftete widersprüchlich nach Zitronen und Kirschen. Eigentlich wollte Ron nur Zitronenduft ins Wischwasser zaubern, aber Neville war ihm dazwischen geraten und nun roch es auch nach Kirsche. Snape gefiel weder die eine noch die andere Variante, enthielt sich aber jeglicher Initiative, sondern bedachte die beiden Jungen nur mit einigen seiner gehässigen Kommentare.
"Wir sind fertig, Sir!" Ron und Neville traten an das Pult heran, an dem Snape mit seiner Feder in einem Buch schrieb. Er musterte die beiden, und dann ließ er noch einmal seine scharfen Augen durch das Klassenzimmer gleiten.
"Hier, Ihre Strafarbeit." Er gab beiden jeweils ein Pergament mit einer Aufgabenstellung. "Studieren Sie die Grundlagen für diesen Zaubertrank und morgen Nachmittag werden Sie mir zeigen, wie es mit der praktischen Seite Ihrer Fähigkeiten aussieht."
Langsam stiefelten die beiden Jungen die Treppen aus dem Kerker hinauf.
"Wir haben nicht viel Zeit dafür!" stöhnte Ron, als er auf das Pergament mit seiner Strafarbeit sah.
"Ha, als ob Zeit mein Problem wäre!" Die Stimme von Neville war fast weinerlich. "Ich weiß ja nicht einmal, wo ich anfangen soll."
"Dann halte dich ganz einfach an Hermines Grundsatz. Im Zweifelsfall: geh in die Bibliothek."
"Ob Hermine uns hilft?"
"Natürlich!" kam es von Ron aus tiefster Überzeugung. Das war sie ihm nach diesem Nachmittag schuldig.

***



Neumond. Schon wieder, überlegte Snape und begab sich zum Treffpunkt der Todesser.
Lady Gwenda wartete bereits im Wald auf Severus und lächelte ihn an, als er fast direkt vor ihr apparierte. Im ersten Moment zuckte Snape zurück. Sein Gegenüber war nicht minder erschrocken. Gwenda hatte nicht bemerkt, dass Snape den Zauberstab gezogen und die Spitze auf sie richtete, bevor sie auch nur ein Wort über die Lippen brachte. Das war unheimlich und erinnerte sie daran, wie schnell ihr düsterer Freund mit dem Stab war.
Severus selbst konnte sich gerade noch bremsen einen Fluch auszusprechen. Er kommentierte die Situation mit einer ihm typisch spöttischen Geste. Seine Augenbrauen gingen nach oben und mit kaltem Blick musterte er die Frau. "Zum Muggel mit dir, Gwenda."
"Danke, gleichfalls. - Du hättest mich fast umgebracht!" gab die Frau in dem fließenden langen Gewand zurück. "So was nehme ich persönlich."
"Was lauerst du mir auf? Es hätten auch Auroren sein können."
"Ich wollte mit dir gemeinsam zu unserem Meister gehen."
Snape gefiel es nicht, wie Gwenda das Wort Meister betonte. Ihre ehrgeizigen Pläne wirkten sich negativ auf seine eigenen Missionen aus. Sie sprach zwar nie offen darüber, aber er hatte schon im Februar verstanden, was in dem schönen Köpfchen dieser Frau vorging. Der Zaubertrankmeister betrachtete Gwenda von der Seite, als sie beide schweigend das kurze Stück zum Treffpunkt der Todesser gingen. Kurz vor der Lichtung streiften sie sich ihre Roben über.
Mit der Maske in der Hand blieb Gwenda stehen. "Wie ich sehe, hast du dich von deinen Verletzungen recht gut erholt. Hat es mit dem Apparieren geklappt?"
Snape brummte eine unbestimmte Antwort. Musste sie ihn an jene Nacht und Voldemorts Flüche davor erinnern? Ihm taten noch immer etliche Knochen weh, und ab und an kam es zu der einen oder anderen Nachwirkung der Flüche. Glücklicherweise waren ihm solche Anfälle bisher während des Schulbetriebes erspart geblieben.
"Du siehst wirklich gut aus!" hörte er sie sagen. Missmutig bedachte er Gwenda mit einem kritischen Blick.
Sie verstand. "Na ja, deine Haare sind fettig - wie immer, und deine Nase ist zu groß - auch wie immer", spottete sie gutmütig und ließ dabei ihr helles Lachen erklingen, während sie die Maske aufsetzte. "Ansonsten aber wirkst du gut erholt."
Wieder dieses Lachen. Er hörte es gerne.
"Du treibst deine Spielchen mit mir!" stellte Severus sachlich fest, während er Gwenda behilflich war die Kapuze über den Kopf zu ziehen. Für einen Moment glitt seine Hand durch ihr langes Haar. Danach setzte er sich gleichfalls die Maske auf und streifte die Kapuze über.
Die beiden trennten sich. Gwenda ging in den Inneren Kreis, während sich Snape am Rande der Lichtung unter die anderen Anhänger mischte. Er spürte noch immer unter seinen Fingern die Berührung von ihrem Haar. Ein seltsames Gefühl war das und es ließ ihn nicht los.

Das Treffen begann unmittelbar nachdem Gwenda in den Kreis trat. Voldemort erschien und seine Anhänger begrüßten ihn mit der üblichen Demutshaltung. Severus hegte plötzlich den Verdacht, dass seine schöne Begleiterin mehr als einen Grund hatte, auf ihn zu warten. Wenn sie nach ihm ihren Platz einnahm, kam er nicht zu spät. Unter der Maske wurde Severus blass. Voldemorts Warnung, er solle nie wieder als Letzter erscheinen, hatte er noch in böser Erinnerung. Wofür ging Gwenda so ein Risiko ein?
Der Gedanke beschäftigte den Meister der Zaubertränke während des ganzen Treffens, bis seine Aufmerksamkeit von etwas anderem gefangen genommen wurde: Voldemort.
Der Dunkle Lord befahl Snape vor sich. Severus blieb in angemessener Entfernung stehen und beugte kurz das Knie vor seinem Herrn, dann stand er unaufgefordert wieder auf. Er hatte früher seine Position bei den Todessern nur deswegen so schnell erreicht - und gehalten - weil er immer einzuschätzen verstand, wie weit er Voldemort entgegentreten konnte. Zuviel Unterwürfigkeit war nicht förderlich für eine Karriere als Todesser. Allerdings wäre eine falsche Beurteilung der Situation ein fataler Fehler, den er nun wirklich nicht mehr überleben konnte. Der Zaubertrankmeister hatte lange über sein weiteres Vorgehen nachgedacht. Er kam zu der vagen Annahme, dass Voldemort ihn wohl noch eine Weile leben lassen würde, nachdem er seinen Frust über ihn im letzten Monat an seinen Gästen ausgelassen hatte. Sechs Todesser gegen sein Leben. Gwenda stellte sich als eine harte Unterhändlerin heraus. Er wusste nicht, dass er so viel wert war.
"Du wirkst erstaunlich schnell erholt", bemerkte Voldemort scheinbar gleichgültig. Seine roten Augen blitzten jedoch bedrohlich auf, als wäre Snapes wieder hergestellte Gesundheit eine persönliche Beleidigung für ihn. Dessen Dreistigkeit, sich nicht vor ihm in den Staub zu werfen, ignorierte er allerdings. "Ich hoffe", diesmal wurde die Stimme des Lords beinahe einschmeichelnd, "du bist jetzt wieder in der Lage, mir angemessen zu dienen."
Snape beugte das Haupt und richtete seinen Blick auf den Saum von Voldemorts Gewand. "Befehlt, Meister!" brachte er überzeugend hervor.
"Ja, ich befehle. Du wirst dieses verdammte Bild zerstören. Da du unfähig bist, es mir zu bringen, vernichte es im Schloss. Ich dulde keinen Aufschub mehr."
"Es soll geschehen, Meister!"
"Ich werde dich alsbald zu mir rufen, und dann berichtest du mir wie das Bild zerstört wurde."
"Wie Ihr wünscht!" Severus sah vom Boden auf und wartete auf die Erlaubnis gehen zu dürfen. Doch Voldemort betrachtete nur schweigend den Meister der Zaubertränke. Schließlich war seine Stimme wieder zu vernehmen.
"Du hast dich wirklich erholt. Ich frage mich, ob du nicht etwas in deinen Kesseln gebraut hast, was sich gegen meine Flüche richtet. Ich warne dich Giftmischer, wage es nicht, mich noch mehr zu provozieren! - Geh zu dem Platz, der dir gebührt!"
Damit war Snape entlassen.

Nach dem Treffen der Todesser blieben Snape und Gwenda einen Moment zusammen auf der Lichtung stehen. Die Erde roch würzig und angenehm nach Frühling. Die ersten Sonnenstrahlen hatten sie die letzten Tage erwärmt und vorzeitiges Grün hervorgelockt. Der Waldboden war weich und voller Kraft.
"Kommst du mit uns jagen?" fragte Gwenda unvermutet. Sie nahm die Maske ab und sah Snape lächelnd an. Sternenlicht spiegelte sich in ihren Augen. "In Birmingham gibt es ein nettes adrettes Ehepaar. Er ein Muggel und sie eine kleine Hexe. Sie haben letzte Woche mit viel Aufsehen geheiratet und nun wollen sie niedliche, kleine, süße Schlammblüter in die Welt setzen.
Also wirklich, wenn eine Hexe schon einen Muggel heiraten will, dann sollte sie es nicht an die große Glocke hängen. Ist wie eine Einladung für unseren Meister, oder?"
"Heute?"
"Ist doch eine schöne Nacht zum Sterben!" Aus ihrer Seitentasche zog sie eine schwarze Blüte hervor. Spielerisch ließ Gwenda sie durch ihre schlanken Finger gleiten. "Ist sie nicht schön?" Mit diesen Worten streifte Gwenda ihre Kapuze vom Kopf und steckte sich die Blüte in das helle Haar. "Und so passend für den Anlass!"
Severus betrachtete einen Moment nachdenklich die Träne der Nacht. Er steckte die Maske weg und schob die Kapuze zurück. "Wer ist noch dabei?"
"Rickmer - du kennst ihn nicht. Er ist ein Neuling und braucht praktische Übung. Aber wenn du lieber mit mir allein jagen willst, dann werfe ich Rickmer aus unserem Team raus." Gwendas Augen begannen jetzt vor Vorfreude zu strahlen. "Ja, lass uns allein gehen - wie früher!"
In Severus Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wie konnte er es verhindern, dass Gwenda heute Nacht nach Birmingham ging? Wahrscheinlich gar nicht. Aber wenn ein Anfänger dabei war, könnte er vielleicht die Aktion zum Scheitern bringen und es so aussehen lassen, als wäre dieser Rickmer schuld gewesen? Blitzartig entwickelte Snape Pläne, so schnell wie er sie wieder verwarf. Am Ende jedoch entschied er sich, mit nach Birmingham zu apparieren, in der Hoffnung, dass er dort eine Lösung fand, dieses junge Paar zu retten.
"Mit einem Anfänger?" Der Zaubertrankmeister überlegte. "Könnte daneben gehen, aber wie soll er es sonst lernen? - Wie heißt das junge Paar?" wollte er wissen. Seine Stimme wurde langsam vor scheinbarer Aufregung lauter, aber Severus merkte das nicht einmal. "Und die genaue Adresse?" verlangte er zu wissen. Ein böses Lächeln huschte über sein Gesicht. Er schnaubte zufrieden. "Du hast dich gut vorbereitet, meine Schöne!" bemerkte er mit einem sarkastischen Unterton. "So eilt denn der Tod auf schwarzen Schwingen zu seinen Opfern durch die Nacht!" Für einen kurzen Moment sah der Zaubertrankmeister zum dunklen Nachthimmel empor. "Du hast doch die Adresse und das Haus in Birmingham überprüft? Wie wolltest du vorgehen?"
"Wir nehmen wie immer die Tür und klopfen höflich an." Die Begeisterung in Gwendas Stimme war für Severus unerträglich, dennoch gelang ihm ein Lächeln.
"Und wo steckt dieser Rickmer?"
"Er wartet bereits am üblichen Treffpunkt. Komm, mein düsterer Freund, es ist an der Zeit!" Mit diesen Worten verschwand Gwenda mit einem leisen Plop von der Lichtung.
"Ja, das ist es." Severus sah noch einmal zum sternenübersäten Nachthimmel hinauf. Er hatte bemerkt, wie ein Vogel lautlos davongeflogen war. "So eilt denn der Tod auf schwarzen Schwingen zu seinen Opfern durch die Nacht! - Fliege Ka, beeil dich, bring Dumbledore die Nachricht. Vielleicht reicht die Zeit noch aus, um die beiden zu retten."

In jener Nacht gab es in Birmingham einen unschönen Zwischenfall, berichtete am nächsten Morgen der 'Tagesprophet' und bedauerte den Tod eines Muggel, der mit einer jungen Hexe verheiratet gewesen war. In dem Artikel hieß es weiter:

"Seine Gattin erlitt schwerste Flüche und wird nun im Sankt Mungo Krankenhaus versorgt. Verantwortlich für diesen feigen Überfall waren Anhänger von Dem- dessen-Name-nicht-genannt-wird. Sein grünes Zeichen leuchtete über dem Haus des erst kürzlich getrauten Paares und verbreitete in der Nachbarschaft Angst und Schrecken.
Auroren aus Birmingham, die erstaunlich schnell vor Ort waren, lieferten sich mit den Todessern eine wilde Verfolgungsjagd. Leider gelang es ihnen nicht, die Attentäter zu stellen. Bei der anschließenden Untersuchung fand man im Haus eine 'Träne der Nacht'. Die Auroren vermuten, dass sie von den Todessern absichtlich dort zurückgelassen wurde."


Albus Dumbledore schob die Zeitung von sich weg. Sein Blick traf auf seinen Lehrer für Zaubertränke. "Ka war so schnell geflogen wie er konnte. Er war völlig erschöpft. Aber ich bekam einfach niemanden vom Ministerium an den Kamin. Als endlich Auroren aufbrachen, war es zu spät." Der Schuldirektor sah über den Rand seiner Brille hinweg abschätzend auf Snape. Der jedoch saß nur in seinem Sessel und starrte auf seine ausgestreckten Füße.
"Es war nicht Ihre Schuld!" bemerkte Dumbledore.
Snape zuckte einsilbig mit den Schultern. "Es ging schnell." Langsam stellte er die Tasse auf das kleine Tablett zurück und stand auf. "Ich habe jetzt noch einen Termin mit zwei Gryffindors. Wenn nichts weiter ist, Albus, würde ich gern gehen."
"Nein, ich habe nichts mehr."
Severus verabschiedete sich mit einem Nicken und verschwand lautlos aus dem Büro des Direktors. Albus sah auf die wieder geschlossene Tür und dann zu seinem Phönix. "Er ist seltsam, findest du nicht auch, Fawkes? Ich frage mich, was er verheimlicht."
Fawkes gurrte beruhigend. "Oh, ich bin überzeugt, dass er alles versucht hat, um die beiden Unglücklichen zu retten." Langsam strich er mit der Hand über die roten Federn des Vogels. Noch einmal sah er nachdenklich zur Tür.

***



Der Zaubertrankmeister sah sich am Nachmittag die Aufzeichnungen der Gryffindors an. Zumindest stimmten die Rezepturen für die beiden Tränke. Das war schon mal erfreulich. "Also gut, meine Herren. Weasley, Sie setzen sich mit Ihrem Kessel nach rechts außen, Sie, Longbottom, bleiben in meiner Nähe und setzen sich in die erste Reihe ganz links. Sie dürften für Ihre Arbeit nicht länger als eine Stunde brauchen. Wenn Sie nicht weiter wissen, dann fragen Sie mich, bevor hier wieder was explodiert. Im Gegensatz zu Ihnen brauche ich meinen Unterrichtsraum noch eine Weile."
Hilfesuchend sah Neville zu Ron, der die Schultern zuckte und an den zugewiesenen Platz trat.
Zunächst verlief alles ruhig, wenn auch Snape mehrfach von seiner eigenen Arbeit aufschreckte, weil Longbottom regelmäßig vor Angst etwas fallen ließ. Zuerst den Kessel, der scheppernd über den Boden rollte, dann ein Messer. Als er versuchte, es aufzufangen, schnitt er sich daran und stieß vor Schreck gleich eines der Reagensgläser um, das auf dem Steinboden zersprang.
Die beiden Gryffindors hielten sich heroisch tapfer, besonders Neville, während der Zaubertrankmeister seine Aufzeichnungen beendete. Für Longbottom wurde es erst wieder ungemütlich, als Snape an seinen Tisch trat und kritisch beobachtete, wie er langsam Zutaten neben Zutaten bearbeitete und nacheinander in den Kessel gab.
"Welche Farbe sollte der Trank haben?" fragte Snape.
"Milchig weiß."
"Und was ist das für eine Farbe da in Ihrem Kessel?"
"Gelb!" stotterte Neville.
"Hm, und ich dachte schon, Sie sind farbenblind. Schütten Sie das Zeug weg, Longbottom, und fangen Sie von vorne an."
Ron spürte, dass Snape hinter ihm stand und ihm über die Schulter schaute. Er musste nicht in den Kessel sehen, um zu wissen, dass mit seinem Zaubertrank auch etwas schief gelaufen war. "Ich kann es mir nicht erklären, Sir!" versuchte er die Anklage von Snape vorab abzumildern. Vielleicht stimmte ihn ja sein Mea Culpa gnädiger?
"Ich auch nicht", zischte der Zaubertrankmeister. "Sie sollten keinen Pudding kochen, sondern einen Zaubertrank brauen. - Kippen Sie das Zeug weg und fangen Sie neu an."
Snape blieb in Rons Nähe. Er stützte sich mit dem Rücken an einem Regal ab und betrachtete mit verschränkten Armen die beiden Jungen.
"Wie kommt es nur, Weasley, dass Ihre älteren Brüder etwas von Zaubertränken verstehen, Sie sich aber als solch eine Niete erweisen?"
Ron zuckte zusammen. Er hasste es, mit Bill oder Charlie verglichen zu werden. Sie waren die Helden der Familie und die Zwillinge und er .... Bill war sogar einer von Snapes Lieblingsschülern gewesen - zumindest, soweit ein Gryffindor bei dem Hauslehrer der Slytherin beliebt sein konnte. Na ja, und Percy lief sowieso außerhalb jeder Wertung. Wie sagte George immer so schön: Ein schwarzes Schaf muß jede Familie haben. Der Gedanke an den überkorrekten und maßlos eifrigen Percy erheiterte Ron. Snape jedoch machte dem rasch ein Ende. "Was ist daran so komisch?"
"Nichts, Sir!" beeilte sich Ron zu versichern und begann eifrig, planlose Geschäftigkeit zu verbreiten.
"Und was Sie angeht, Longbottom, erinnere ich mich, dass Ihre Großmutter eine ganz bekannte Apothekerin war. Ist da nichts bei Ihnen hängen geblieben?"
Neville drehte sich um, trotz der Angst vor seinen Lehrer regte sich Unmut in ihm. "Lassen Sie meine Großmutter aus dem Spiel!" nuschelte er verzweifelt.
Verdutzt schauten Ron und Snape zu dem Jungen hinüber.
"Ah, dann kennen Sie den Vorwurf bereits?" gab Snape beiläufig zurück. "Und wann gedenken Sie, dieses Defizit zu beheben?"
Aber Nevilles beherzter Widerstand war bereits wieder in sich zusammengebrochen. Er senkte den Kopf und stellte den Kessel wieder auf das Feuer an seinen Platz.
Snape stieß sich von dem Regal ab und zog seinen Zauberstab aus dem Umhang. "Lassen Sie das." Er wedelte kurz mit dem Stab und Nevilles Feuer ging aus.
"Kommen Sie beide nach vorne zu meinem Arbeitstisch. Wir werden jetzt zusammen einen Trank brauen." Nein, diese Idee gefiel dem Zaubertrankmeister gar nicht, aber er konnte nicht ewig warten, bis diese beiden Gryffindors es endlich kapiert hatten. Ein Blick in die Gesichter der Jungen sagte ihm, dass sie seine riesige Begeisterung teilten. Natürlich!
Er stellte einen großen Kupferkessel auf den Tisch und begann die Zutaten aufzuzählen, die er benötigen würde. "Longbottom, Sie holen von nebenan aus dem Vorbereitungsraum folgende Kräuter und Zutaten ..." Snape zählte sie auf. "Weasley, Sie besorgen Reagenzgläser, zwei kleinere Kessel aus Silber und mehrere mittlere Schälchen aus dem Regal. Wir brauchen dann noch ein Sieb, Messbecher und die Feinwaage."
Eine Unmengen Zubehör und Zutaten begannen sich auf der großen Arbeitsplatte zu stapeln, während Snape in einem Buch auf seinem Pult blätterte und dabei immer wieder seine Aufzeichnungen konsultierte, an denen er bis vor kurzem noch gearbeitet hatte.
Er war darin so tief versunken, dass er eine Zeit lang die beiden Schüler vergaß.
Ron und Neville standen dicht beisammen und versuchten so unauffällig wie möglich zu sein. "Verstehst du das?" flüsterte Neville leise.
"Nein, keine Ahnung, was das werden soll. Nach einer Strafarbeit sieht das aber nicht aus, oder?"
"Ich weiß nicht!" Neville vermutete noch immer so etwas wie einen Hinterhalt von Snape und wappnete sich gegen das Unvermeidliche. Er wollte noch etwas hinzufügen, verstummte jedoch, da der Zaubertrankmeister aufschaute und zuerst auf den Tisch sah und dann auf sie.
"Das ist ein Chaos auf dem Platz dort!" stellte Snape fest. "Habe ich nicht schon seit Ihrem 1. Schuljahr immer wieder gesagt, dass Ordnung überlebenswichtig ist?" Nach einem kurzen Moment deutete Snape mit einer knappen Kopfbewegung auf den Tisch. "Sie beide spielen doch Schach und Sie, Weasley, haben ja bekanntermaßen Professor McGonagalls Partie auf dem Weg zum Stein der Weisen gewonnen. Stellen Sie sich also vor, der Tisch wäre Ihr Schachbrett. Dann haben Sie gerade munter die weißen und die schwarze Steine gemischt aufgestellt und dazu die Bauern und Offiziere vertauscht. Was glauben Sie wohl, wie sich diese Schachpartie entwickeln wird?"
Keine Antwort, nur die nachdenklichen Gesichter der beiden Jungen.
"Also sortieren Sie erst mal die Steine auseinander. Gerätschaften auf die eine Seite, Zutaten auf die andere. In der Mitte und um den Kessel herum bleibt der Platz frei."
Snape sah zu, wie Weasley und Longbottom sich eifrig an die Arbeit machten.
"Und nun sortieren Sie Offiziere und Bauern auseinander - also ordnen Sie sie entweder nach ihren Gruppierungen an oder nach der Reihenfolge in der Sie sie benutzen wollen. - Entscheiden Sie selber."
"Wir kennen doch die Reihenfolge gar nicht!" wagte Ron einen Einwand.
"Denken Sie nach, Weasley! Überlegen Sie, welche Eigenschaften die Zutaten haben, welche sich nicht miteinander vertragen oder für was sie verwendet werden. Danach müssten Sie eine grobe Ordnung bereits herstellen können."

Obwohl Snape selber am Kessel stand und sich von den Gryffindors zuarbeiten ließ, kamen sie nur langsam voran. Meistens war es Longbottoms ratloses Gesicht, das den Zaubertranklehrer veranlasste, die Schritte zu wiederholen oder zu erklären. Dabei benutzte er immer wieder die bildliche Sprache des Schachspiel. Das zumindest schien Longbottom zu verstehen.
"Betrachten Sie die Drachenschuppen als etwas sehr wertvolles, wie die Dame. Sie sind universell einsetzbar, aber warum sie vergeuden, wenn es einfachere Zutaten auch tun? Denken sie daran; den Zaubertrank herzustellen ist das Spiel, die Reihenfolge der Zutaten ist Ihre Strategie. Sie sind gegenüber dem Gegner im Vorteil, denn Sie kennen die Wirkung aller Zutaten - zumindest sollten Sie sie kennen. Und daher wissen Sie auch Longbottom, was passiert, wenn Sie Ihre Strategie mitten im Spiel ändern."
"Der Kessel explodiert?"
"Das ist durchaus möglich und in Ihrem Fall sehr wahrscheinlich. Also haben Sie das Spiel verloren. - Weasley, geben Sie jetzt die zerkleinerten Kaulquappen dazu, aber langsam, damit es nicht spritzt."
Snape arbeitete weiter an dem Trank, von dem er nur gesagt hatte, dass es sich um ein neues Heilelixier handelte. Und je mehr er sich darauf konzentrierte, um so weniger boshafte Kommentare waren von ihm zu hören. Ron kam nicht umhin, Snapes Hingabe für diese Arbeit zu bewundern. Da wurde nicht einfach ein Trank gemischt, wie er es selbst im Unterricht tat. Was er bei Snape beobachtete, war wirkliche Magie. Die beiden Gryffindors konnten es spüren, wie sich um sie herum die Luft geradezu mit ihr aufzuladen schien. Unglaublich, Ron hätte das nie für möglich gehalten, selbst Neville konnte sich dieser neuen Faszination nicht entziehen. Manchmal hatte er so etwas bei seiner Großmutter erleben können, wenn sie, selten genug, selber noch einen Trank braute. Irgendwie war es ihm vertraut, und so vergaß er sogar für einige Zeit seine Angst vor Snape und hörte auf zu zittern.

Die drei wurden von einem Hauselfen unterbrochen, der plötzlich hinter dem Zaubertranklehrer stand und mit leicht gebeugter Gestalt und zittrigen Ohren zu Snape hinauf sah. "Sir, entschuldigen Sie die Störung, Sir, Professor. Ähm, es ist Zeit für das Abendessen. Tobby wollte nur daran erinnern, Sir!"
"Hm?" Snape runzelte die Stirn wegen der Unterbrechung und sah auf seinen Hauselfen hinab. "Na und?" fragte er noch immer mit den Gedanken bei seinem Zaubertrank.
"Die Schüler sollten vielleicht ... Tobby wollte nur daran erinnern."
"Ja, richtig. - Longbottom! Weasley! Sie können verschwinden. Wir werden demnächst die beiden Tränke, die Sie heute hätten brauen sollen, behandeln. Stellen Sie sich wenigstens dann nicht so dämlich an." Snape hatte zu seinem üblichen Umgangston zurückgefunden.

***



Es war einer der wärmsten Tage bisher. Rund um das Schloss taute nun endlich auch der letzte Schnee. Die Frühlingssonne lockte selbst den mürrisch dreinblickenden Zaubertrankmeister aus seinem Kerker. Er saß auf der Slytherin-Tribüne beim Quidditchspielfeld und beobachtete seine Hausmannschaft beim Training. Nach der langen Winterpause wirkten die Jungen ziemlich träge und eingerostet. Es war fraglich, ob sie es diesmal schaffen würden, den Quidditch-Pokal zu gewinnen. Wenn Malfoy nicht immer so blind vor Hass auf Potter wäre. Seine Aufmerksamkeit sollte dem Schnatz gelten, nicht diesem verdammten Gryffindor.
Snape sah sich das Training noch eine Weile an, dann stand er auf und ging zum Schloss zurück.

Draco bremste in der Luft seinen Nimbus ab und sah den Hauslehrer unter dem Schlosstor verschwinden. "Ich dachte schon, er geht nie", brummte er. Die anderen Teammitglieder schwebten neben ihrem Sucher. Der Kapitän nickte. "Also gut, machen wir eine kurze Pause. Dann geht es aber weiter mit dem Training."
Die sieben Slytherins ließen sich zu Boden gleitend und stiegen erleichtert von den Besen ab.
Keiner von ihnen bemerkte ihren Hauslehrer, der sie aus dem tiefen Schatten des Schlosstores beobachtete und boshaft den Mund verzog. Schließlich drehte sich Snape wieder um und beschloss, einen neuen Termin in seinen Kalender einzutragen: Quidditchtraining. Seine Anwesenheit würde die Jungs wohl mehr anspornen.
In der Eingangshalle traf der Lehrer für Zaubertränke auf Bill Weasley. "Da sind Sie ja, Professor."
Snape blieb abwartend stehen und hob die Augenbrauen. "Und?"
"Ich bin endlich mit dem Bild soweit. Jetzt wäre es gut, wenn zur Unterstützung noch zwei drei andere Zauberer dabei wären. Zur Sicherheit. Der Direktor ist leider nicht da, aber Professor McGonagall und Professor Flitwick kommen in den 5. Stock. Madam Pomfrey ist auch unterwegs, falls ihre Hilfe gebraucht wird. Wäre schön, wenn Sie mit dabei sind. Wenn es eine Falle gibt, die uns der Dunkle Lord noch beschert hat, sind Sie wahrscheinlich der erste, der sie erkennen und neutralisieren kann."
"Sehr schmeichelhaft", spottete Snape, aber er folgte Weasley die Treppen hinauf.

Die fünf Zauberer betrachteten das große Gemälde von Lockhart. Außer, dass sich darin nichts mehr bewegte wie bei einem Muggelbild, schien es unverändert.
Nein, das stimmte nicht ganz. Snape trat näher heran und erkannte, dass die Mauern des Schlosses viel heller geworden waren. "Interessant!" murmelte er. "Wie ich sehe, haben Sie die Flüche um die Fenster in der Großen Halle aufheben können. Zumindest scheinen sie verschwunden."
Bill nickte und trat hinzu. Wie viele Stunden hatte er in diesem kleinen Raum verbracht und ewig auf das Bild gestarrt, Beschwörungsformeln und Gegenzauber murmelnd? Er wusste es nicht mehr. Erwartungsvolle Blicke richteten sich auf ihn. Es war so still, dass die Zauberer von weitem das Lachen der Kinder auf den Fluren der Schule hören konnten.
"Bitte treten Sie etwas zurück und halten Sie die Zauberstäbe bereit, für den Fall, dass etwas schief geht." Bill holte tief Luft und zog auch seinen Stab heraus. Er richtete ihn auf das Bild und sah noch einmal zu den Lehrern hinter sich. "Fertig?"
"Fertig!" bestätigten sie.
"Merlin steh uns bei!" Bill Weasley begann etwas zu murmeln, und sein Zauberstab fing augenblicklich an zu glühen. Das Licht sammelte sich immer mehr in der Spitze und schwebte von dort, wie an einem dünnen Faden gehalten, auf das Bild zu. Es berührte die Leinwand und kroch wie ein tastender Tentakel bis zum Schloss. Dort schien das Licht zu verharren.
Die Beschwörungsformel schien etwas zu bewirken, denn der Lichtstrahl begann sich langsam in das Bild zu bohren. Um eines der großen gemalten Fenster bildete sich ein leuchtender Kreis.
Um den Kreis herum schien das Bild dunkler zu werden. Die Zauberer konnten sehen, wie sich etwas, aus allen Seiten des Schlosses kommend, auf den Lichtrand zu bewegte und versuchte, den Kreis zu durchbrechen. Bills Beschwörungen wurden lauter, aber die Lehrer konnten nichts von dem verstehen. Er sprach in einer ihnen fremden Sprache.
Sie erkannten aber, dass Bill Weasley all seine Kraft einsetzen musste, um den Bannflüchen am Rande des Lichtkreises zu widerstehen. In seiner Hand zitterte der Zauberstab, dennoch ließ der junge Zauberer ihn beharrlich auf das Bild gerichtet.
Snape beobachtete aufmerksam das Gemälde. Seinen scharfen Augen war eine Veränderung aufgefallen. Unmerklich und doch ... Langsam trat er näher heran, die verwunderten Blicke der anderen ignorierend.
"Es bewegt sich", sagte er überrascht. Die Wetterfahne auf dem Schloss wippte etwas und dieser dumme Lockhart verbreiterte sein Lächeln. Immer mehr Details schienen sich zu verändern.
"Weasley, unterbrechen Sie den Kontakt. Das Bild beginnt wieder zu leben. Es wird Sie mit reinziehen."
"Ich habe es gleich, Professor!"
"Unsinn, wir müssen das Bild erst wieder erstarren lassen."
"Ich habe es gleich, das Fenster ist fast frei."
Der Meister der Zaubertränke sah auf das von Licht umrahmte Fenster. Es wirkte, als würde es sich öffnen. Am Rand des Schutzlichtes jedoch drängte sich Dunkelheit. Dort, wo ein größerer Druck herrschte, drohte das Licht schon zu verblassen.
Snape war unschlüssig. Neben sich gewahrte er plötzlich Professor Flitwick. Der Lehrer für Zauberkunst sah zu ihm auf. "Ein Erstarrungszauber der dritten Kategorie. Auf drei!"
Die beiden Männer hoben die Stäbe. Flitwick zählte und dann sprachen beide den Zauber gegen das Bild aus. Doch der Strahl aus ihren Stäben prallte von dem Bild ab und hätte die beiden Lehrer erwischt, wenn Snape nicht zur Seite gesprungen wäre und Flitwick sich nicht auf den Boden geworfen hätte.
"Ein Schutzfeld?" Flitwick nahm das persönlich. "Bei allen Elementen, nicht mit mir."
Er rappelte sich auf, klopfte seine Sachen ab und murmelte etwas. Er begann zu schweben. "Severus, Minerva, Sie übernehmen noch einmal den Erstarrzauber auf drei. Ich werde mich derweil um das Schutzfeld kümmern."
Entschlossen trat Minerva McGonagall neben Severus Snape. Seite an Seite richteten sie die Zauberstäbe auf das Bild. Lockhart zappelte darin schon unruhig mit dem Kopf, konnte aber zum Glück noch nicht reden.
Flitwick zählte und dann trafen drei Lichter auf das Gemälde. Für einen Moment sah es so aus, als würde das Schutzfeld zusammenbrechen und der Erstarrzauber beginnen zu wirken. Doch dann prallten die Lichter zurück. Der Zauberkunstlehrer wurde ein wenig durch die Luft gewirbelt bis er gegen Severus prallte, der ihn auf den Boden stellte.
Erwartungsvoll sahen alle zu Bill Weasley, dem inzwischen der Schweiß auf der Stirn stand. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung und seine Hände umfassten den Zauberstab so stark, dass jegliches Blut daraus verschwunden war und die Fingerknochen bleich hervorstachen.
"Gleich, nur noch ein, zwei Augenblicke, aber Sie müssen mir diesen Lockhart vom Hals halten", presste Bill hervor. Der Kampf gegen die Flüche kostete seine ganze Kraft. "Ich spüre das Bild, wie es an mir zerrt. Sobald der Kerl winken kann, ist es aus."
"Noch mal." Snape stellte sich auf, McGonagall daneben und an seine andere Seite trat nun mit grimmigem Ausdruck Madam Pomfrey. "Ich bin zwar in solchen Dingen nicht sehr gut, aber ich denke, auch die kleinste Hilfe kann von Nutzen sein."
"Wir nehmen einen Erstarrzauber der vierten Kategorie", ordnete Snape nun an. Die beiden Frauen betrachteten ihn besorgt.
"Severus, wenn der auf uns zurückfällt und wir ihn voll abbekommen, haben wir ein echtes Problem", gab McGonagall zu bedenken.
Snape nickte. "Gut, Sie und Poppy stellen sich seitlich hinter mich. Wenn der Zauber misslingt, kann ich ihn am schnellsten abblocken. Und wenn nicht, trifft es nur einen von uns."
"Severus!"
"In den Dunklen Künsten habe ich mehr Erfahrung als Sie - schon vergessen? Außerdem bin ich allein schneller als wir alle zusammen, Minerva! - Professor Flitwick, sind Sie bereit?"
"Oh ja!" schnarrte der kleine Zauberer grimmig. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt und schwebte bereits in der Luft. "Auf drei!"
Flitwick durchbrach die Schutzwand, und die drei anderen Zauberer jagten einen der stärksten Erstarrzauber durch sie hindurch. Bill schöpfte neue Hoffnung. Er spürte, wie das Zerren des Bildes an ihm nachließ. Mit letzter Anstrengung brach er dann auch den letzten Fluch um das Fenster herum. Für eine Weile blendete das Licht seines Zauberstabes grell auf und hüllte den Raum in weiße Strahlen.
Etwas stieß Bill zurück, und er fiel auf den Boden. Flitwick bekam einen Stoß, fing sich aber noch rechtzeitig ab, bevor er gegen die gegenüberliegende Wand prallte. Langsam schwebte er herab.
Professor McGonagall und Madam Pomfrey wurden von Snape umgerissen und krachten zusammen unsanft auf den Steinboden.
Sie alle wurden von dem Licht geblendet. Stöhnend schirmten sie die Augen ab oder wandten sich von der Lichtquelle weg. Bis auf Flitwick hatten alle ihre Zauberstäbe verloren, die klappernd heruntergefallen waren.
Fluchend rieb sich Bill den linken Ellenbogen. Um ihn herum drehte sich alles und nur langsam lichtete sich der Nebel in seinem Kopf. Noch immer halb blind tastete er nach seinem Zauberstab, aufs äußerste entschlossen, nicht aufzugeben.
Madam Pomfrey schimpfte leise vor sich hin und wühlte sich aus einem schwarzen Umhang, der offensichtlich zu Severus Snape gehörte. "Ich hoffe, Sie liegen bequem", keifte sie und schob den Arm von Snape beiseite.
"Nicht besonders." Er war einige Bruchteile zu langsam gewesen mit seinem Schutzzauber. Jetzt rieb sich Severus die Brust, wo die Reflexion des Fluchs ihn glücklicherweise nur in abgeminderter Form gestreift hatte. Neben sich hörte er McGonagall stöhnen. "Alle behaupten, Sie wären ein eher schmächtiger langer Kerl, aber dafür wiegen Sie ganz schön. - Gehen Sie endlich runter von mir."
Der Zaubertrankmeister bekam von der Lehrerin für Verwandlungskunst einige unangenehme Stupser in den Rücken, die ihn motivieren sollten, schneller ihren Wünschen nachzukommen.
"Sind das vielleicht Ihre spitzen Knie in meinem Kreuz?" Snape verzog das Gesicht und versuchte sich zu bewegen.
Nichts.
"Na prima, das auch noch!" Diesmal klang seine Stimme überaus gereizt. "Bedaure Madam, aber ich habe wohl doch zu viel von dem Fluch abbekommen. Ich kann meine Beine nicht bewegen!"
"Erstarrt? Wie eine Beinklammer?" fragte Professor Flitwick.
"So etwa."
"Das kriege ich hin. Warten Sie, Severus." Der Professor für Zauberkunst schwebte zu dem seltsamen Knäuel aus Leibern und Armen.
McGonagall versuchte, sich mit Hilfe von Madam Pomfrey aus ihrer misslichen Lage zu befreien. "Geben Sie zu, Severus, das ist wieder einer Ihrer gemeinen Slytherin-Späße! Da Sie gegen Gryffindor nicht gewinnen können, wollten Sie so mal ganz oben auf sein!"
"Sie haben ja einen Knick im Zauberstab", knurrte Snape und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Madam Pomfrey hatte sich hinuntergebeugt und ihre Arme unter McGonagalls Achseln gelegt. Sie versuchte, ihre Kollegin unter Snape hervorzuziehen. Bill derweil half dem Zaubertrankmeister sich etwas aufzurichten und stützte ihm den Rücken. "Besser so?" fragte er verunsichert.
"Viel besser!" meinte Snape mit einem verächtlichen Blick auf McGonagall. "Und das ist nicht gerade Ihr Verdienst!"
"Danke gleichfalls!" giftete die Hauslehrerin der Gryffindors zurück.
Flitwick stand vor seinen Kollegen und betrachtete Snapes Beine. "Kein Gefühl? Kein Schmerz?"
Snape schüttelte den Kopf, so dass die Haare hin und her flogen.
"Gut, also probieren wir erst mal den einfachsten Spruch aus." Der kleine Lehrer für Zauberkunst richtete seinen Stab auf Snapes Beine und murmelte etwas. Ein weißer Strahl traf den Zaubertrankmeister.
Der Hauslehrer der Slytherins bedachte Flitwick mit einem kritischen Blick und dann seine Beine. Vorsichtig zog er seine Knie an. Ein heftiger Schmerz gleißte durch das linke Bein. Unwillkürlich zog Snape heftig Luft durch die Zähne.
"Die alte Verletzung, Severus?" fragte Madam Pomfrey besorgt.
"Nicht wichtig." Snape versuchte es noch einmal, diesmal blieb der Schmerz aus. Erfreut hob er die Augenbrauen. "Wer sagt's denn? Weasley, helfen Sie mir auf."
Der junge Mann zog Snape auf die Beine. Doch das linke gab nach und der Zaubertrankmeister knickte ein. "Zum Muggel damit!" fluchte er laut.

"Was wird denn hier gespielt? Oh Scharade?"
Die fünf verdutzten Lehrer sahen erstaunt auf und blickten genau in Gilderoy Lockharts aufreizend lächelnde Visage. Hinter ihm standen die beiden Hufflepuff-Mädchen und George Weasley, der sich redlich bemühte, sein schelmisches Grinsen zu verbergen. Der Anblick der Lehrer am Boden hätte seiner Meinung nach für die Ewigkeit festgehalten werden müssen. Wo war dieser Colin Creevey, wenn man ihn mit seinem Fotoapparat wirklich brauchte?
Sein Grinsen verging erst, als er Snapes grimmigen Blick gewahr wurde.
Lockhart stolzierte herum. "Aber wie kommen wir denn nur in diesen verstaubten Raum?"
Der Zaubertrankmeister stieß Bill in die Seite. "Machen wir, dass wir hier wegkommen", zischte er und humpelte auf Weasley gestützt davon.
Einen Flur weiter atmeten die beiden Männer erleichtert auf.
"Noch heute wird das Bild zerstört."
Bill nickte zustimmend. "Was werden Sie Voldemort sagen, wenn er danach fragt?" wollte er wissen.
Snape senkte den Kopf und dachte nach. "Mir wird schon eine passende Geschichte dazu einfallen. Der Lord wird zufrieden sein."

***



Das folgende Wochenende nutzte Madam Sprout, überglücklich ihre beiden vermissten Mädchen wieder zu haben, um die Schüler ihres Hause auf ein Eis einzuladen. Hogsmeade war überschwemmt von Hufflepuffs. Die freundlichen Schüler und ihre Hauslehrerin waren so ausgelassener Stimmung, dass der Rest von Hogwarts es vorzog, auf einen Wochenendbesuch in der kleinen Zaubererstadt zu verzichten.
Die Geschwister Weasley quartierten sich mit Hermine und Harry im Schlepptau in Hagrids Hütte ein, der sie überschwänglich mit seinen berüchtigten Plätzchen bewirtete. Professor Gilderoy Lockhart derweilen krallte sich jeden Lehrer, der nicht schnell genug war, um vor ihm fliehen zu können, um ihm von seinem wilden Abenteuer im verwunschenen Gemälde zu erzählen.
Irgendwie schien die Welt von Hogwarts wieder in Ordnung zu sein.

Als am Nachmittag alle Schüler wieder in ihren Häusern waren, entdeckte Hermine als erste den Zettel am Mitteilungsbrett. Auf golden schimmerndem Pergament und mit glitzernder Schrift teilte der Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste die Termine für den schriftlichen ZAG der Klassen 5 und 6 mit.
Nicht einmal eine Woche hatte Lockhart gebraucht, um sich das Fach wieder unter den Nagel zu reißen. Ron, der umgehend ein Wörtchen mit seinem Bruder reden wollte, fand Bill während der Nachmittagsaufsicht in der Großen Halle.
"Was heißt, du machst das Fach nicht weiter? Bill, das kannst du nicht tun!" Ron sah fassungslos seinen Bruder an. Als er wieder zu sprechen begann, überschlug sich seine Stimme vor Empörung. "Du kannst doch nicht das Feld für so einen ... einen ... du weißt schon was ... räumen!"
Bill stützte die Arme auf dem Tisch ab und beugte sich leicht vor. Er sah seinen jüngsten Bruder lachend an. "Ich war nur eine Vertretung und zudem eigentlich wegen des Bildes hier. Es ist Lockharts Platz!"
Ron schüttelte ungläubig den Kopf. Mit den Armen wild herumwedelnd versuchte er, seinem Bruder den Ernst der Lage begreiflich zu machen. "Aber denk doch nur an Hermine. Die ist so verzweifelt, dass sie nicht mal mehr aus dem Mädchenschlafsaal kommen will."
"Tut mir leid, Ron." Bills Blick wanderte von seinem Bruder zu einer Person, die hinter dem Jungen aufgetaucht war.
"Gibt es Probleme bei den Gryffindors oder bei den Weasleys?" Snapes Stimme klang gehässig.
Ron fuhr alarmiert zusammen und wirbelte herum. Bevor er sich noch richtig bedenken konnte, wandte er sich an den Zaubertrankmeister. "Professor Snape, können Sie nichts dagegen tun? Professor Lockhart darf einfach nicht mehr unterrichten. Er ist eine Katastrophe."
Ron holte erschrocken Luft. Das konnte nicht wahr sein. Wieso versank er jetzt nicht ganz schnell im Boden? Hatte er wirklich die alte Krähe um Hilfe gebeten? Schande über Gryffindor.
Statt nun ganz leise und unauffällig zu verschwinden, starrte er weiter den Meister der Zaubertränke an.
"Dann wären Sie mit ihm und Longbottom schon drei. Vielleicht sollten Sie einen Club gründen?"
Snape musterte den Schüler von oben herab. Dem junge Weasley schien es die Sprache verschlagen zu haben. Abwartend hob Snape die Augenbrauen.
"Es war nur so eine Idee!" murmelte Ron verlegen und ergriff nun endlich die Flucht, bevor Snape bemerkte, dass er noch keine Punkte abgezogen hatte.
Der Zaubertrankmeister sah dem Gryffindor nach und setzte sich neben Bill Weasley. "Haben Sie schon eine Idee, wie wir Lockhart loswerden können?"
"Ich arbeite daran, Professor. Aber so lange Dumbledore nicht zurück ist, werden Sie wohl mit dieser Witzfigur auskommen müssen."
"Den Schlamassel haben Sie uns eingebrockt!" grummelte der Hauslehrer der Slytherins. Er ließ trotz des Gespräches wachsam seine Augen durch die Halle schweifen, um eventuelle Regelverstöße der Schüler gewinnbringend für sein Haus zu ahnden. Aber die Rasselbande war auf der Hut. Sehr bedauerlich.
"Wieso ich?" Weasley bedachte seinen Tischnachbarn mit einem erstaunten Blick.
"Sie hätten ihn in diesem verfluchten Bild lassen sollen. Wahrlich, wäre kein Verlust gewesen."
"Ich finde, Ihr rotäugiger Freund hat einen ziemlich schlechten Einfluss auf Sie."
"Ah, Mister Weasley versucht sich in Sarkasmus?" Snapes Augenbrauen gingen in die Höhe. "Interessanter Ansatz."
Schuldbewusst schlug Bill die Augen nieder. "Tut mir leid, Professor, das war nicht fair von mir."
"Erwarten Sie nur nicht, dass Sie für dieses Eingeständnis auch noch Punkte bekommen."
Bill kam auf das eigentliche Thema zurück. "Warum geben Sie Lockhart nicht was aus Ihrem Tränkeregal? Etwas, was ihn ruhig und kooperativ halten könnte. Besser noch, schläfrig und matt."
"Ich glaube kaum, dass es auch nur einen Zaubertrank geben könnte, der Lockhart zu bremsen vermag. - Warum belegen wir ihn nicht mit einem Stummzauber?"
"Wir könnten ihn auch in den Kerker sperren und den Schlüssel wegwerfen."
Jetzt sah Snape doch verärgert aus. "Auf gar keinen Fall. Den will ich nicht in meiner Nachbarschaft haben!"
Einer der Hauselfen unterbrach mit einem diskreten Räuspern das konspirative Gespräch der beiden Lehrer und wies auf das Stundenglas. Es war an der Zeit, die Halle zu räumen, damit die Elfen die Tische reinigen konnten.
Snape und Bill scheuchten die letzten Schüler aus dem Saal.
An der großen Flügeltür blieben sie stehen. "Man könnte ihn auch einladen, bei einer meiner Übungsstunden im Zaubererduell dabei zu sein. Die Schüler sind unerfahren in solchen Dingen und wie leicht geht der eine oder andere Fluch nach hinten los?"
"Ja", bestätigte Bill mit Vorfreude in den Augen, "erst recht, wenn die Gryffindors mit den Slytherins üben würden."
"Ihr Bruder hat nicht zufällig noch seinen kaputten Zauberstab?"
Die beiden Männer trennten sich, um allein über Pläne hinsichtlich ihres ungeliebten Kollegen nachzudenken.



 Kapitel 11

 Kapitel 13

 

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